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Kategorie: Gesundheit


Mit dem Alter wird unser Skelett fragiler, die Knochendichte nimmt ab. Brechen Knochen bei der kleinsten Belastung, leidet man an einer Osteoporose. Ein angemessener Lebensstil kann davor bewahren und auch im Krankheitsfall einiges bewirken.



Dass sie krank sind, merken viele erst, wenn es schon zu spät ist: Gemäss Rheumaliga Schweiz leiden über 400 000 Menschen an einer Osteoporose, der häufigsten chronischen Knochenstoffwechselkrankheit hierzulande. «Da der Knochenschwund schleichend verläuft, spürt man ihn nicht», erklärt Barbara Zindel, Physiotherapeutin FH. «Daher wird die Krankheit häufig erst nach dem ersten Bruch diagnostiziert.» Brechen gar Wirbelkörper oder der Oberschenkelhals, kann das nicht nur starke Schmerzen, sondern auch dramatische Folgen für die Betroffenen haben: «Ein Sturz mit Oberschenkelhalsbruch bedeutet für viele ältere Menschen das Ende der Selbständigkeit», weiss Zindel aus Erfahrung. Nicola Reuschling, Fachärztin für Rheumatologie und Innere Medizin, präzisiert: «Etwa ein Drittel der Betroffenen darf nach einer Schenkelhalsfraktur wieder nach Hause. Ein Drittel muss im Pflegeheim bleiben und ein Drittel stirbt an den Folgekrankheiten wie etwa Infektionen, einer verminderten Herz- und Lungenleistung oder einer Thrombose aufgrund des bruchbedingten Bewegungsmangels.»


Die Wahrscheinlichkeit nach dem 50. Lebensjahr infolge einer Osteoporose einen Knochenbruch zu erleiden, liegt gemäss Rheumaliga Schweiz bei Männern bei 20 und bei Frauen bei über 50 Prozent. Wegen der hormonellen Umstellung ist das Risiko eines raschen Knochenabbaus während und nach den Wechseljahren ungleich höher. «Schuld daran ist der Mangel des weiblichen Sexualhormons Östrogen, das wichtig für den Knochenstoffwechsel ist», sagt Zindel. Da Männer eine höhere Knochendichte haben, steigt ihr Risiko an einer Altersosteoporose zu erkranken, erst etwa ab dem 70. Lebensjahr an.

Knochenschwund | Mit den Wechseljahren erhöht sich das Risiko für einen raschen Knochenabbau. Viel Bewegung wie Treppensteigen und eine gesunde Ernährung können den Prozess verlangsamen.


Ursachen einer Osteoporose

Laut Nicola Reuschling sind genügend Bewegung und eine gesunde Ernährung eine gute Osteoporose-Prävention. Idealerweise sollte diese bereits während der Kindheit und Jugendzeit greifen, wenn unsere Knochen noch im Aufbau sind. Zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr sind sie am stabilsten. Dann nimmt die Knochendichte bei gesunden Menschen um etwa 0,4 Prozent jährlich ab, bei Menschen mit einer Osteoporose um bis zu 4 Prozent pro Jahr. Die Knochenstoffwechselkrankheit baut aber nicht nur Knochensubstanz ab, sondern verändert auch die Struktur der Knochen: Sie werden porös und instabil und können bei der kleinsten Belastung brechen.


Ob man an einer Osteoporose erkrankt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der Knochenalterungsprozess spielt da genauso eine Rolle wie Bewegungsmangel, die falsche Ernährung, zu viel Nikotin und/oder Alkohol; aber auch die individuelle Veranlagung spielt eine wichtige Rolle. Gemäss Reuschling kann ausserdem ein Vitamin-D-Mangel und das daraus resultierende Kalziumdefizit – Kalzium ist wichtig für den Knochenstoffwechsel – den Knochenabbau beschleunigen, genauso wie Langzeittherapien mit gewissen Medikamenten wie etwa Kortison oder Heparin, die sich negativ auf den Knochenstoffwechsel auswirken. «Auch Dauerstress, der die Nebenniere schwächt, kann eine Osteoporose begünstigen», betont Sybille Binder, dipl. Ernährungsberaterin FH.


Osteoporose und Ernährung



  • Empfehlenswert ist eine vollwertige und ausgewogene Mischkost mit mindestens drei Portionen Gemüse täglich.


  • Auf eine bedarfsgerechte Energie- und Eiweisszufuhr achten.


  • Ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche einnehmen, und zwar fetten Fisch wie Hering, Lachs, Heilbutt, Sardine oder Thunfisch, die auch Vitamin D enthalten.

  • Kalzium- und magnesiumreiche Nahrungsmittel essen, z. B. Milchprodukte, grünes Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte und Sojaprodukte. Jugendliche und junge Erwachsene benötigen täglich 1200 mg Kalzium, Erwachsene ab 20 Jahren 1000 mg pro Tag.


  • Genügend warme und lang gekochte Mahlzeiten zu sich nehmen.


  • Kochsalz zurückhaltend verwenden, höchstens 1 TL pro Tag


  • Maximal 2 bis 3 Tassen Kaffee und/oder Schwarztee pro Tag.

  • Maximal 1 Glas Wein oder 2 Glas Bier täglich. Alkoholfreie Tage einschieben.


  • Reinen Zucker und raffinierte Kohlenhydrate nach Möglichkeit meiden.

  • Säure-Basen-Haushalt allenfalls mit zusätzlichen Präparaten stabilisieren respektive ausgleichen

  • Bei Bedarf Nahrungsergänzungsmittel mit den nötigen Mikronährstoffen zu sich nehmen. Quelle: NHK Institut für integrative Naturheilkunde

Nützliche Informationen


Die verschiedenen kantonalen Ligen – siehe www.rheumaliga.ch – bieten in der ganzen Schweiz Kurse für Osteoporose-Gymnastik an. Über die Seite www.sichergehen.ch findet man Kurse in der ganzen Schweiz, die Sturzprävention beinhalten. Allgemeine Informationen zur Krankheit und nützliche Adressen finden sich via www.osteoporose-vorsorge.ch und www.osteoswiss.ch. Wer sein individuelles Osteoporose-Risiko berechnen will, findet via de.wikipedia.org/wiki/FRAX weiterführende Angaben dazu.



Prävention ist wichtig

«Wer ohne erkennbaren Grund an akuten Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule, dem Becken oder der Hüfte leidet, sollte handeln», rät Rheumatologin Reuschling. Je eher eine Osteoporose erkannt werde, desto besser gelinge ein angemessener Umgang mit der chronischen Knochenstoffwechselkrankheit. Vorsorgeuntersuchungen zahlt die Krankenkasse allerdings nur in Ausnahmefällen.

Der Befund erfolgt für gewöhnlich über eine Knochendichtemessung (Osteodensitomietrie). Die Therapie richtet sich nach dem individuellen Krankheitsverlauf und den erlittenen Knochenbrüchen. Sie hilft, den Knochenstoffwechsel anzukurbeln und Folgeschmerzen der Knochenbrüche zu lindern. «Dabei kommen Medikamente zum Einsatz, die den Abbau der Knochensubstanz hemmen, wie etwa Bisphosphonate und Denusomab, oder direkt deren Aufbau fördern, wie beispielsweise Teriparatid und Romosozumab», erläutert Reuschling.


Als wirkungsvolle Prophylaxe wie auch als nicht-medikamentöse Therapie empfiehlt die Expertin viel Bewegung, bei Bedarf ein individuell angepasstes Trainingsprogramm und/oder Hilfsmittel wie Hüftprotektoren und Gehhilfen. Physiotherapeutin Zindel ergänzt: «Treppensteigen, spazieren oder wandern, also Bewegung in aufrechter Körperhaltung, regen den Knochenstoffwechsel durch die Stossbelastung an.» Auch gezieltes Krafttraining im Fitnessstudio stärke Muskulatur und Knochen in jedem Alter und fördere das Gleichgewicht und die Beweglichkeit – eine wichtige Prophylaxe gegen gefährliche Stürze, die etwa durch die Einnahme von Beruhigungsmitteln, infolge Sehstörungen, Muskelschwund oder –schwäche begünstigt werden können. Und «last but not least» stabilisiert und/oder verbessert eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen die Knochendichte nachhaltig auch im hohen Alter.




«Mineralwasser ist nicht förderlich»







gefragt: Sybille Binder








Osteoporose zählt zu den Zivilisationskrankheiten und steht somit in Zusammenhang mit unserer Lebens- und Ernährungsweise. Was es dabei zu beachten gilt, weiss Ernährungsberaterin Sybille Binder, dipl. Ernährungsberaterin FH.

Sybille Binder, welche Ernährungsempfehlungen gilt es, bei einer Osteoporose zu beherzigen?

Als Prophylaxe aber auch Therapie einer Osteoporose sieht die Naturheilkunde eine kalzium- und magnesiumreiche sowie eine basische Ernährung vor. Zurückhaltend konsumieren sollte man Genussmitteln wie Kaffee, Schwarztee oder Alkohol. Sie stören das Säure-Basen-Gleichgewicht und können den Mineralienverlust über die Nieren begünstigen. Genauso wie rotes Fleisch und Zucker, die als entzündungsfördernd gelten.


Welche Lebensmittelinhaltstoffe fördern den Knochenstoffwechsel?

Unsere Knochen sind ein komplexes, elastisches Gefüge und auf die Versorgung mit verschiedenen Mineralstoffen angewiesen. So brauchen sie neben Kalzium auch Magnesium, Vitamin D und andere Vitamine.


Welche Lebensmittel sind da besonders reichhaltig und empfehlenswert?

Grünes Gemüse, Nüsse, Samen, fetter Fisch, Eier, Milchprodukte, Obst und verschiedene Getreideflocken.


Inwieweit empfehlen Sie Nahrungsergänzungsmitteln?

Es spricht vieles für die Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel mit den nötigen Mikronährstoffen. Ergänzend dazu sollten auf dem Speisezettel aber auch Lebensmittel mit ausreichend Mineralstoffen, Proteinen und Vitaminen stehen.


Wie viel und was sollten von Osteoporose Betroffene trinken?

Nicht mehr als sonst, und zwar bis zwei Liter Wasser und/oder ungesüssten Tee täglich. Kontrovers diskutiert wird, wie förderlich der Konsum von kalziumreichem Mineralwasser ist. Wasser sollte eigentlich keine Mineralien liefern, da diese anorganisch sind und vom Körper nicht aufgenommen werden können. Mineralwasser ist also nicht förderlich.

Zur Person

Sybille Binder ist dipl. Ernährungsberaterin FH und dipl. Vitalstofftherapeutin am NHK Institut für integrative Naturheilkunde in Zürich: www.nhk.ch.

Aktualisiert: 24. Feb. 2022

Kategorie: Gesundheit


Einst war die Chiropraktik eine alternative Heilmethode, die von der Schulmedizin nicht anerkannt wurde. Seit 2007 zählt die Methode zu den fünf Medizinalberufen in der Schweiz. Geblieben ist die ganzheitliche Betrachtung des Menschen.




Im Oktober 2016 hob vom Militärflugplatz Dübendorf (ZH) ein Airbus A310 ZERO-G ab. Damals führte die Universität Zürich ihren ersten Parabelflug ab Schweizer Boden zu Testzwecken durch. Der Airbus A310 erzeugte über dem Mittelmeer in bestimmten Flugzonen durch spezielle Manöver einen schwerelosen Zustand. In diesen Parabeln mit abwechselnd steilen Aufstiegen und Sinkflügen wurde während jeweils 22 Sekunden die Erdanziehungskraft überwunden. In dieser kurzen Phase wurden diverse Experimente durchgeführt. Mit an Bord war ein Team von Forschenden aus der Abteilung Chiropraktische Medizin der Zürcher Universitätsklinik Balgrist. Ihr Experiment hatte zum Ziel, Rückenschmerzen besser zu verstehen und aufgrund der Resultate neue Behandlungsmethoden zu entwickeln.


Häufig sind Rückenschmerzen die Folge von Überlastung. Expert*innen gehen davon aus, dass die Schwerkraft dabei eine wichtige Rolle spielt. Deshalb betreffen Schmerzen oft den unteren Rücken, wo vor allem im Sitzen und Stehen grosse Kräfte einwirken. Für ein besseres Verständnis von Rückenschmerzen ist es wichtig, zu wissen, wie die Last, die durch die Schwerelosigkeit hervorgerufen wird, die Stabilität des Rückens beeinflusst. Die kurze Schwerelosigkeit eines Parabelflugs bot die einzigartige Möglichkeit, die Stabilität des Rückens ohne und mit doppelter Erdanziehungskraft zu messen. Mit dem Wissen aus diesen Experimenten sollen neue Behandlungsmethoden für die Chiropraktik entwickelt werden.


Welche Effekte hat die spinale Manipulation, die in der Chiropraktik oft angewendet wird? Was passiert dabei in den Gelenken und im Nervensystem? Welche Botenstoffe werden ausgeschüttet? Was ist die optimale Dosierung für ein gutes Behandlungsresultat? Fragen über Fragen, zu denen immer noch intensiv geforscht wird. Laut Mirjam Baechler, Leiterin Lehre Chiropraktische Medizin an der Universität Zürich, sind das nur einige derzeit noch offene Forschungsthemen in der Chiropraktik. Noch nicht vollständig belegt sind zum Beispiel auch Hypothesen, die sich mit dem Effekt einer chiropraktischen Behandlung auf die inneren Organe beschäftigen.



Körperarbeit | Die Chiropraktorin fokussiert sich auf den Bewegungsapparat und seine Auswirkungen auf das Nervensystem. Die Wirbelsäule – viele Beschwerden haben hier ihren Ursprung – spielt dabei eine zentrale Rolle.


Einst ein autonomer Heilberuf

Hinter der Chiropraktik steht ein manuelles Behandlungsverfahren. Der Begriff wird abgeleitet aus den griechischen Definitionen «cheir» (Hand) und «praktikos» (tätig). Ins Leben gerufen wurde die Chiropraktik durch Daniel David Palmer. Der Magnetopath und Gebrauchtwarenhändler lebte von 1845 bis 1913 in Kanada. Als Geburtsstunde der Chiropraktik gilt jener Zeitpunkt, als Palmer einem Hausmeister die Wirbelsäule im Halsbereich einrenkte und diesen somit von seiner Schwerhörigkeit aufgrund einer Verletzung heilen konnte.


In der Folge entwickelte Daniel Palmer 1895 eine Behandlungsmethode und bald wurde die Chiropraktik zum eigenständigen Heilberuf. In Iowa, USA, rief Palmer eine eigene Schule ins Leben. Der damals noch autonome Beruf, ohne Bezug zur Schulmedizin, entwickelte sich immer mehr zu einer anerkannten Methode. In der Schweiz ist die Chiropraktik seit den 60er-Jahren Teil der Grundversicherung; inzwischen gehört sie zu den insgesamt fünf Medizinberufen, wie Mirjam Baechler erklärt. «Nachdem die Chiropraktik in ihren Anfängen von der Schulmedizin angefeindet wurde, steht sie nun auf einer soliden wissenschaftlichen Basis.» Zu verdanken habe sie diese Entwicklung vor allem den guten Behandlungsresultaten, der wissenschaftlichen Forschung, einer starken Patientenorganisation sowie der interdisziplinären Zusammenarbeit mit anderen Medizinal- und Gesundheitsberufen.


Manuelle Verfahren, mit denen Rückenschmerzen und andere körperliche Beschwerden geheilt wurden, sind schon lange bekannt. Früheste Berichte über solche Heilmethoden sind mehrere tausend Jahre alt und haben im Alten Ägypten ihren Ursprung. Die Chiropraktik wurde dann ab Ende des 19. Jahrhunderts wie oben beschrieben als autonome Disziplin entwickelt – zu einer Zeit, in der parallel auch mehrere andere Therapieformen wie beispielsweise die Osteopathie als Gegenströme zur rein allopathischen Medizin ihre Anfänge hatten.


Das Grundprinzip der Chiropraktik hat sich seit ihrer Gründung durch Daniel Palmer nicht verändert: Es besteht aus der manuellen Arbeit an Knochen, Gelenken, Bändern und Muskeln. «Chiropraktik baut auf dem Grundprinzip auf, dass ein gesunder Körper jeweils das Gleichgewicht, die sogenannte Homöostase, in seinem Inneren wie auch gegenüber seiner Umgebung anstrebt und aufrechterhalten will. Dass Gesundheit also von innen kommt, ist der zentrale physiologische Grundsatz der Chiropraktik», sagt Thomas Vicentini, Chiropraktor und Inhaber der Praxis Vitalistica in Brig (VS). Im Zentrum der Arbeit der Chiropraktik stehe der Bewegungsapparat und seine Auswirkungen auf das Nervensystem. Die Wirbelsäule spiele dabei eine zentrale Rolle, betont Vicentini, sei es über die Verbindung zu den Wirbeln oder zum Nervensystem: «Viele Beschwerden haben ihren Ursprung in der Wirbelsäule.»


Verwandte Methoden der Chiropraktik

Physiotherapie

Die Physiotherapie befasst sich mit der Behandlung von Menschen, die infolge einer Verletzung, einer Krankheit oder einer Behinderung an Funktionsstörungen des Bewegungsapparates, des Nervensystems und der inneren Organe leiden. Auf der Grundlage von spezifischen Analysen der Ursachen der Bewegungsanomalien oder Funktionseinschränkungen werden Behandlungsmethoden abgeleitet. www.physioswiss.ch


Ostheopathie

Osteopathie ist eine Manualtherapie, die auf einer ganzheitlichen Betrachtung des Menschen basiert. Osteopathinnen und Ostheopathen verwenden Diagnose und manuelle Behandlungstechniken, um sogenannte «Funktionsstörungen» zu identifizieren, zu korrigieren oder diesen vorzubeugen. www.fso-svo.ch


Atlaslogie

Atlaslogie ist eine ganzheitliche, sanfte Methode. Ein zentrierter Atlas kann die Wirbelsäulenstatik und somit die Körperhaltung verbessern. Ebenso kann er Nervenkompressionen lösen, damit die Organe und Körperzellen wieder mit genügend Energie versorgt und die eigenen Heilkräfte aktiviert werden. www.atlaslogie.info


Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht

Die Therapie arbeitet gezielt an der Schmerzursache: überhöhte Spannungen in den Muskeln und Faszien, dem elastischen Teil des Bindegewebes. Die drei zentralen Elemente der Therapie sind: Drücken, Dehnen, Rollen. www.liebscher-bracht.com


Craniosacral Therapie

Die craniosacrale Behandlungsform wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Dr. William Garner Sutherland auf der Basis der Osteopathie (Knochenheilkunde) zur «Cranialen Osteopathie» weiterentwickelt. Die Craniosacral-Praktizierenden unterstützen die Klient*innen auf dem Weg zur Selbstheilung mit feinen manuellen Impulsen, die eine Eigenregulierung des Körpers einleiten. www.craniosuisse.ch




Die Hände als wichtigste Werkzeuge

Das Spektrum der chiropraktischen Behandlung ist sehr vielseitig. Vom Neugeborenen bis zur hochbetagten Urgrossmutter können Patient*innen in jedem Alter von dieser Behandlungsform profitieren. Zu den häufigsten Krankheitsbildern, die in der Chiropraktik behandelt werden, zählen laut Dr. Thomas Vicentini unter anderem Rückenschmerzen, Hexenschuss, Halskehre, Kopfschmerzen, Schwindel, Migräne, Sportverletzungen aber auch beispielsweise Koliken bei Babys. Störungen der Gelenkfunktion etwa werden mit dosierten mechanischen Impulsen – chiropraktische Manipulationen genannt – behandelt. Auf diese Weise können die Funktion und die Beweglichkeit der Gelenke und, damit verbunden, die normale Kommunikation des Nervensystems wiederhergestellt werden.


Die Hände des Chiropraktors sind seine wichtigsten Werkzeuge. «Wir verfügen über verschiedene manuelle Techniken, mit denen wir Funktionsstörungen und Schmerzzustände eines Gelenkes beheben können», erklärt Thomas Vicentini. Doch die therapeutischen Möglichkeiten beschränken sich nicht nur auf Manipulationen: Je nach Beschwerden kommen diverse muskuläre und reflektorische Behandlungsmethoden, Gelenkmobilisationen, kraniale Behandlungstechniken und aktive heilgymnastische Massnahmen, Traktionsbehandlungen, Ultraschall- oder Elektrotherapie zum Einsatz. An ihre Grenzen stösst die Chiropraktik laut Vicentini etwa bei schweren strukturellen Veränderungen durch starke Arthrosen oder Unfälle.


Zwei Mythen sind eng mit der Arbeit der Chiropraktik verbunden: Wenn blockierte Flächen eines Gelenks getrennt werden, entsteht ein Knacken. Viele Menschen glauben, das Gelenk selbst würde den «Knacks» verursachen. Dies ist jedoch falsch, denn durch das Trennen der Gelenkpartner voneinander entsteht ein Unterdruck im Gelenk. Bestandteile der Gelenkflüssigkeit verändern deshalb ihren Aggregatzustand und werden gasförmig; in der Folge kommt es zum schmerzfreien Knacken. Als zweiter Mythus ist die chiropraktische Behandlung oft mit der Vorstellung von Kraftaufwand verbunden. Chiropraktorinnen und Chiropraktoren erlernen in ihrem Studium gezielte Techniken, die nichts mit Kraftaufwand zu tun haben. «Obwohl es in der Chiropraktik viele standardisierte Griffe gibt, werden sie in der konkreten Anwendung individuell auf die Physiologie des Patienten wie auch des Therapeuten angepasst», erläutert Mirjam Baechler von der Uni Zürich. Dies bedeute, dass die eigene Physiologie der Therapeutin oder des Therapeuten stets auch einen Einfluss auf die Ausführung der Techniken habe.









gefragt: Dr. Mirjam Baechler








«In der Schweiz sind wir unterversorgt»


Frau Baechler, wie beliebt ist der Chiropraktik-Beruf in der Schweiz?

Derzeit arbeiten in der Schweiz etwas über 300 Chiropraktorinnen und -praktoren. Angesichts der hohen Nachfrage nach Chiropraktik von Seiten der Patient*innen sind wir in der Schweiz leider unterversorgt. Es gibt sogar Kantone ohne Chiropraktik-Praxis.


Was sind die Gründe für diese Unterversorgung?

Für den noch relativ jungen Studiengang in der Schweiz gibt es eine nur beschränkte Anzahl Studienplätze und das Studium im Ausland ist sehr teuer.


Welche Spezialisierungsmöglichkeiten gibt es nach dem Studium?

Zur Auswahl stehen Spezialisierungen in Richtung Sportchiropraktik und Pädiatrie, hinzu kommen diverse Behandlungsmethoden wie zum Beispiel Dry Needling, Neuraltherapie oder Osteopathie.


Zur Person

Dr. Mirjam Baechler ist Leiterin Lehre Chiropraktische Medizin an der Universität Zürich. www.balgrist.ch

Kategorie: Gesundheit


Exotische Früchte sind wegen ihrer schlechten Ökobilanz in Verruf geraten. Deshalb muss man Avocados oder Mangos aber nicht komplett vom Speisezettel streichen. Woraus es beim Einkauf ankommt.






Blitzschnell zubereitet, angenehm sättigend, unschlagbar gesund und immer wieder ein Genuss: Der mexikanische Avocado-Dip Guacamole gehört nicht nur bei Vegetarierinnen oder Veganern zum Repertoire, ob als Apéro-Snack oder Hauptmahlzeit. Darauf zu verzichten, würde vielen schwerfallen, liegt angesichts aktueller Negativ-Schlagzeilen aber nahe: Wer Avocados kauft, gilt als Umweltfrevler – wegen der langen Transportwege und des immensen Wasserverbrauchs beim Anbau. Rund 1000 Liter werden für ein Kilo Früchte benötigt.


«Das Problem ist der Hype, nicht die Frucht an sich», sagt Umweltwissenschaftler Claudio Beretta von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Avocados werden seit Jahrzehnten als begehrtes Superfood vermarktet. Die exponentiell wachsende Nachfrage habe zu Monokulturen geführt. In Mexiko etwa werden jährlich mehrere tausend Hektar Wald für die Avocadoproduktion gerodet, und das illegal. Ein grosses Problem ist zudem der Anbau in Regionen mit Wasserknappheit. Dies führt zu einem sinkenden Grundwasserspiegel und langfristig zu unbrauchbaren Böden.


« Die grosse Nachfrage z. B. nach Avocados oder Papayas führen zu Waldrodungen und Monokulturen.»

Der erdverträgliche Genuss

Dennoch findet es Claudio Beretta falsch, Avocados und alle anderen exotischen Früchte in einen Topf voller Umweltsünden zu werfen. Es gelte zu differenzieren. Klar ist, dass Flugimporte die Umwelt stark belasten. Papayas, bestimmte Mango-Sorten, Passionsfrüchte, Physalis, Litschis oder Babybananen gehören deshalb streng genommen nicht in den Einkaufskorb. Anders sieht es bei Bananen oder Zitrusfrüchten aus, wenn diese Bio- und Fairtrade-Labels tragen und mit Frachtschiffen importiert werden. Hier kann die Ökobilanz sogar besser ausfallen als jene von Schweizer Äpfeln, die mit Pestiziden angebaut und mehrere Monate lang in einem ineffizient betriebenen Kühlhaus gelagert wurden.


Grosser Fussabdruck | Papayas, auch Baummelonen genannt, werden meist mit dem Flugzeug importiert.

Klug kauft deshalb ein, wer ein paar Grundsätze beachtet und sich nach innovativen Bezugsquellen umschaut oben. Am umweltfreundlichsten ist es, zuerst die Vielfalt einheimischer und saisonaler Früchte auszuschöpfen. Zumal diese alle Nährstoffe liefern, die wir benötigen. Avocados oder Mangos kann man sich ab und zu gönnen – als Abwechslung und Ergänzung auf dem Speiseplan und Luxus für besondere Anlässe. So bleibt der Konsum etwas Exquisites und bleibt erst noch erdverträglich.


« Exoten können eine bessere Ökobilanz haben als Schweizer Äpfel, die mit Pestiziden angebaut und mehrere Monate gekühlt gelagert wurden.»




Einheimische und exotische Früchte: Tipps für den nachhaltigen Einkauf


  • Bei exotischen Früchten auf Bio- und Fairtrade-Zertifikate achten. Konventioneller Anbau geht oft mit Kinderarbeit und krebsfördernden Arbeitsbedingungen einher. Besonders pestizid-intensiv sind beispielsweise Ananas-Plantagen.


  • Labels sind eine gute Richtschnur. Einen Schritt weiter gehen Initiativen wie www.crowdfarming.com. Hier lassen sich Avocados oder Mangos zur Erntezeit direkt bei europäischen Produzenten bestellen. Denn Regionen wie das südspanische Málaga sind für tropische Früchte gut geeignet. Pluspunkt: Die jungen Landwirte und Landwirtinnen bauen biologisch an und setzen auf sparsame Bewässerungssysteme. Interessierte können die Farmen besichtigen.


  • Die Hysterie um exotische Superfoods hat bedenkliche Formen angenommen, nicht nur, was die Umweltbelastung betrifft. Wohltuend ist, sich wieder auf das zu besinnen, was vor der Haustüre gedeiht und punkto Geschmack und Nährstoffe ebenso gut oder sogar besser abschneidet. Statt Avocados stehen Baumnüsse, Marroni, Leinsamen, Himbeeren oder Heidelbeeren zur Auswahl.


  • Bei einheimischen Früchten gilt ebenfalls: Produkte aus Monokulturen meiden, Kleinproduzenten und Direktvermarkter berücksichtigen, wenn möglich Biofrüchte bevorzugen oder Bauernhöfe, die ohne Zertifizierung ökologische Produktion betreiben. Und: Nicht zu viel einkaufen, damit nichts verdirbt (weitere Tipps zum Thema siehe www.foodwaste.ch).


  • Eine schöne und nützliche Idee: Seinen Obstgarten anderen für die Ernte öffnen. Auf den Plattformen www.meinobstgarten.ch oder www.mundraub.org. finden sich, manchmal sogar in der Nachbarschaft, Bäume mit pflückreifen Früchten. Es gibt auch Raritäten wie das Wildobst Speierling.


  • Exotische Früchte aus Schweizer Anbau? Auch dies ist eine Möglichkeit. So werden beispielsweise in Allaman (VD) am Genfersee Biokiwis angebaut. Haarlose Mini-Kiwis, die mit Haut gegessen werden, gibt es aus dem Thurgau. Und einzelne Landwirte versuchen es rund um den Bodensee mit Pawpaw-Bananen, die optisch und geschmacklich an Mangos erinnern.










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