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Aktualisiert: 13. Dez. 2021

Kategorie: Heilpflanze


Ehret und preiset das einzig wahre Heilmittel, die vera unica medicina ! So hoch verehrt der Ehrenpreis früher war, wird das Pflänzchen heute fast nur noch von achtsamen Spaziergängern gepriesen, welche das schöne Wegerichgewächs am Wegrand entdecken.


Allerweltsheil | Der Echte Ehrenpreis ist eine äusserst vielseitige Heilpflanze. Er soll sogar vor Flüchen und Behexung schützen. Und Teemischungen verleiht er eine harmonische Note.

Die himmelblauen Ehrenpreisblüten leuchten bezaubernd schön in Rasenflächen und Wiesen. Weltweit gibt es über 450 Arten der Pflanzengattung Ehrenpreis (Veronica). Hierzulande kennen viele die gängigeren Arten wie zum Beispiel den Gamander- (V. chamaedrys) und Acker-Ehrenpreis (V. agrestis) oder den Efeu-Ehrenpreis (V. hederifolia). Diese Arten verwandeln den Boden über weite Flächen hinweg in ein blaues Meer; sie holen, sinnbildlich gesprochen, mit ihren unzähligen zierlichen Blüten den Himmel auf die Erde.

Weniger bekannt ist der Echte Ehrenpreis (Veronica officinalis), der auch Wald-Ehrenpreis genannt wird und in einem hellen blaulila Ton blüht. Bei unseren Vorfahren galt dieser als sehr wichtiges und heiliges Kraut, das als Grundheilkraut, Heil aller Welt oder auch Heil aller Schäden bezeichnet wurde. Das kommt nicht von ungefähr, kam der Echte Ehrenpreis doch bei sehr vielen Beschwerden zum Einsatz.

Noch vor nicht allzu langer Zeit ordnete man den Ehrenpreis den Braunwurzgewächsen (Scrophulariaceae) zu; heute zählt er zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Er mag windgeschützte Standorte, ist sommerwärmeliebend und bevorzugt nährstoffreiche, lehmhaltige Böden. Sein Wesen ist relativ nässescheu und es verabscheut gedüngten Boden. Der Echte Ehrenpreis ist deshalb vorwiegend in trockenen, lichten Wäldern, an Waldrändern, abgeholzten Flächen, Hecken und an Wegrändern zu finden.


Das Pflanzenwesen wahrnehmen

Einen grossen Teil seines Lebens verbringt der Ehrenpreis in unmittelbarer Nähe zu Mutter Erde: Die zarte Pflanze wächst nicht in die Höhe, sondern bildet mit ihren schlängelnden, oberirdischen Ausläufern, die sich immer wieder neu verwurzeln, regelrechte Blütenkissen. Seine Ausläufer und die grünlichen, fast silbriggrauen Blätter sind auffallend weich behaart. Die Laubblätter sind eher breit, eiförmig, gegenständig angeordnet und am Rand leicht gesägt. Erst in der Blütenzeit, von Mitte Mai bis Ende August, streckt sich der Ehrenpreis zum Himmel hoch und beginnt aufzustängeln. So kann er eine Höhe von 10 bis 15 Zentimeter erreichen. Die Blüten wachsen, wie Trauben, an einer Rispe und meist nur im oberen Drittel der Pflanze. Sie bestehen aus vier Kelchblättern, die in zarten Blau-Violett-Lila-Tönen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Wenn ich mich hinsetze, um die feinstoffliche Ebene eines Pflanzenwesens während einer meditativen Kontaktaufnahme auf mich wirken zu lassen, nehme ich den Ehrenpreis als ein schlangen- und drachenähnliches Wesen wahr. Es bewegt sich schlängelnd und meinen Körper umwindend von den Füssen her aufwärts in Richtung Kopf, um in meinem Kopf seine volle Blütenkraft zu entfalten. Dabei nehme ich eine angenehme Reduzierung der Wärme in meinem ganzen Körper wahr, vor allem in meinem Haupt. Ich beginne mich zu entspannen. Die Gedanken und die Welt um mich herum werden still. Dann durchdringt ein leises Raunen, ein zärtliches Flüstern meine Wahrnehmung. Die Atmung wird tief und ich beginne loszulassen. Nach und nach stellt sich ein Gefühl der Ruhe ein. Zufriedenheit und das Gefühl von tiefer Verbundenheit erfüllen mich. Ich fühle mich Ganz. Die Freiheit, die Grenzenlosigkeit des Himmels ist plötzlich zum Greifen nah.


 

Anwendungstipps



● Für eine Tasse Tee braucht es zwei Teelöffel Ehrenpreis: -einfach mit kochendem Wasser übergiessen und 5 Minuten -ziehen lassen. Dreimal täglich je eine 1 Tasse davon trinken. Das treibt den Harn und den Schweiss, wirkt blutreinigend und senkt die Blutcholesterinwerte.

● Für einen Umschlag ein Baumwolltuch in Ehrenpreistee -tränken und dann auf die Wunden oder Hautausschläge legen. Dies hilft gegen Entzündungen und Verletzungen.



● Einen starken Tee kann man auch als Mundspülung und -Gurgelmittel nutzen. Das hilft bei Zahnfleischbeschwerden, Entzündungen und Mandelerkrankungen.

● Ein besonders wirksamer Tee gegen Hautjucken im Alter -besteht aus Ehrenpreis, Baldrianwurzel und Holunderblüten in gleichen Teilen. Ein Esslöffel dieser Mischung mit einer Tasse Wasser in der Pfanne kurz aufkochen und danach 15 bis 20 -Minuten ziehen lassen. Täglich zwei bis drei Tassen trinken. Die Baldrianwurzel beruhigt die Nerven und die Zellen der Haut, was die Reduktion von Juckreiz unterstützt.

● Alle Arten des Ehrenpreises sind essbar und eignen sich für die Wildkräuterküche. Dazu sammle man das blühende Kraut für Salate und Suppen. Getrocknet und grob zerkleinert dient es als herb aromatisches Würzmittel.


 

Für Haut und Atemwege

Ein älterer Name des Echten Ehrenpreises lautet «Grindheil». Das kann man in zweierlei Hinsicht deuten: Zum einen, dass der Ehrenpreis bei Kopfschmerzen eingesetzt wurde – die kühlen Farbtöne der Blüten deuten auf eine beruhigende, erfrischende und entspannende Wirkung der Kopfregion hin. Die Heilpflanze eignet sich also für Menschen, die viel geistige Arbeit verrichten müssen oder bei Nervosität, Schwindel und Schwermut infolge von geistiger Überanstrengung. Sogar bei Gedächtnislücken und zur Stärkung des Erinnerungsvermögens kann ich den «Grindheil» einsetzen. Zum anderen bedeutet «Grind» auch Schorf oder Kruste. Und tatsächlich wirkt der Ehrenpreis innerlich und äusserlich hervorragend bei Milchschorf von Babys. Ebenso bei chronischen Hautleiden wie Ekzemen, Neurodermitis, Schuppenflechte, Krätze, Altersjucken oder Akne. Und auch bei Verbrennungen und entzündeten Wunden verschafft «Grindheil» Linderung.


Ehrenpreis ist mit seiner flächigen Ausbreitung ein wunderbarer Bodendecker. Diese Wuchsart, gepaart mit den zarten, ja schon fast hinfälligen Blüten, signalisiert mir Schutz und Grenzen, was hervor-ragend passt zur Haut. Und da die Haut ein Spiegel unserer Gefühlswelt ist, verwende ich den Ehrenpreis sehr gerne bei Hautproblemen mit emotionalem Hintergrund.

In seiner deutlichen Blattausprägung und der feinen Behaarung wiederum erkenne ich seine lungenstärkende Wirkung. Das bestätigt die Laboranalyse: Der Echte Ehrenpreis enthält viel Aucubin. Dieser sekundäre Pflanzenstoff wirkt stark antibakteriell, entzündungshemmend und reizmildernd. Daher nutze ich den Ehrenpreis gerne bei einer Sommergrippe mit Erkältungsbeschwerden, wie Husten, Katarrh oder Verschleimung der Atemwege. Auch Menschen, die empfindlich auf Schimmelpilzsporen reagieren, können von der Wirkung des Ehrenpreis profitieren.


In seinem schlängelnden Wuchs mit unzähligen Ausläufern erkenne ich zudem ein vermittelndes, verbindendes Prinzip: den Götterboten Merkur. Aber da ist noch mehr versteckt im nicht sichtbaren Bereich, denn einer seiner weiteren Namen, Allerweltsheil, weist mich auf die höhere Oktave des Merkurs hin – quasi auf sein höheres Selbst, den Planeten Chiron. Ihm sind Dünndarm, Stoffwechsel und Unterleib zugeordnet – Unterleibsbeschwerden, Verdauungsstörungen und Darmentzündungen sind sein Gebiet. Chiron werden allgemein Pflanzen zugeordnet, die fast alles heilen können, so wie eben der Echte Ehrenpreis.


Die Kraft des Ausgleichs

Diese dem Ehrenpreis innewohnende Kraft kann mich rasch ins Gleichgewicht bringen. Sie hilft mir, das Energiezentrum zwischen den Augenbrauen, das dritte Auge, weiter zu öffnen, meine Sinne zu schärfen und meine Beobachtungsgabe immer präziser werden zu lassen, um mich noch tiefer mit meiner inneren Göttlichkeit zu verbinden. Auf der psychischen Ebene wirkt der Ehrenpreis der Tendenz entgegen, sich mit selbstkritischen, ständig nörgelnden Gedanken und destruktiven Energien zu belasten. In der alten Volksheilkunde gehörte der Ehrenpreis denn auch zu den «Beschreikräutern». Damit sind Pflanzen gemeint, die gegen das Verfluchen und Verhexen schützen.

Wenn sich schlimme Vorahnungen im Kopf festsetzen oder mich ein Schaudern erfasst als Vorbote eines Übels, kann es helfen, in aller Ruhe durchzuatmen und einen Tee aus Ehrenpreis zu trinken. Dieses wunderbare Pflanzenwesen hilft mir, mich von negativen Gedanken und bösen Geistern abzugrenzen und mich wieder selbst zu spüren. Es hilft auch, meine eigenen Gefühle von den Gefühlen anderer klar zu unterscheiden. Es geht darum, mich frei zu machen vom Urteil anderer und meinen eigenen Weg zu gehen. Wenn jeder eine eigene, stabile emotionale Haltung erlangt, ist ein Leben in Gemeinschaft besser lebbar.


Der Ehrenpreis ist allgemein ein wunderbarer Verbinder und rundet viele Teemischungen, Ölauszüge, Tinkturen, Bachblüten und Wildkräutergerichte ab. Auch solche, die nicht wirklich harmonieren. Die stärkste Heilkraft übrigens besitzen jene Ehrenpreispflanzen, die unter Eichen wachsen. Mit etwas Glück kann man dort sogar einige der seltenen, ausschliesslich weiss blühenden Exemplare finden. //


 



Steven Wolf hat schon als Kind von seiner Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt im Jurtendorf in Luthernbad, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt.

www.pflanzechreis.ch




Aktualisiert: 13. Dez. 2021

Kategorie: Heilpflanze


Der Sanikel ist nicht leicht zu finden. Er verschmilzt so innig mit seiner Umgebung, dass die Heilpflanze sich dem menschlichen Blick komplett entziehen kann.


WUNDHEILER | Mit einem Absud von Kraut und -Wurzeln kann man offene Wunden und -Geschwüre auswaschen. Neben der wundheilenden und entzündungshemmenden Eigenschaften wirkt der Sanikel auch auswurffördernd.


Es scheint fast so, als hätte der Europäische Sanikel (Sanicula europaea) die Gabe, sich unsichtbar zu machen. Im letzten Frühling brauchte ich für die Herstellung eines Pflanzenpräparats frischen Sanikel. Doch ich hatte keine Ahnung, wo ich mit der Suche beginnen sollte. Auf meinen unzähligen Streifzügen durch die Natur hatte ich die Pflanze noch nie gesehen. Doch dann, plötzlich, am Wegrand, direkt vor meinen Füssen, an einem Ort, an dem ich schon Dutzende Male gewesen war, steht er da: der Sanikel. Als ob er sich mir extra für die Herstellung meines Präparats vor die Füsse geschmissen hätte. Seit ich meine Sanikel-Blindheit überwunden habe, finde ich immer mehr Stellen, an denen diese wunderbare Zauberpflanze wächst.


Kraftstrotzender Wundheiler

Sobald ich mich in Ruhe hinsetze und mit dem Sanikel meditativ in Verbindung trete, wird mir klar, weshalb die Heilpflanze so schwer zu Gesicht zu kriegen ist. Auf der energetischen Ebene begegne ich einem Pflanzenwesen, das vor Kraft strotzt und im grünen Mantel mit knorrigem Wanderstock und wildem Wurzelhut ruhig im Wald steht. Ich erahne, dass mir ein Pflanzenwesen begegnet ist, das man nicht so oft findet: Vor mir steht der kleine Mann des Waldes, vereint mit der elfenhaften, luftig weissen Sanikelblüte. Der Name «Sanicula» kommt aus dem Lateinischen und bedeutet «die kleine Heilerin». Weitere bezeichnende Namen sind «Heil aller Schäden», «Bruchkraut» oder «Wundsanikel».


Der Sanikel zeigt sich nicht jedem und schon gar nicht einfach so. Die Pflanze will gefunden werden, soviel ist klar. Deshalb müssen wir uns auf die Suche nach ihr machen, mit ihr in Resonanz treten und in unserem Herzen vorab das Anliegen bekunden, den Sanikel zu finden. Verfügbar ist die Pflanze das ganze Jahr über, sogar unter dem Schnee. Er gehört zwar nicht zu den typischen immergrünen Pflanzen, doch trotzt er dem Winter, was auf verfestigende Eigenschaften hinweist. In der Tat enthält Sanikel reichlich Kieselsäure, was ihn zu einem knochenstärkenden Heilmittel macht. Bewährt hat er sich auch bei chronischen Erkrankungen, die ja auch ausdauernd sind.


Der bis zu 30 Zentimeter hohe Sanikel bevorzugt schattige, nur schwach lichtdurchflutete Buchenwälder mit feuchtem Boden. Weil solch feuchte Auenwälder je länger je rarer werden, gehört der Sanikel zu den bedrohten Arten.


Pflanzen, die das feuchte, schattige Waldklima lieben, verwende ich innerlich und äusserlich als Salbe und Tee sowie für feuchte Umschläge bei Entzündungen, Wunden und Blutungen der nicht licht-exponierten Stellen des Körpers. Der Sanikel ist ein wertvolles Wundkraut bei Quetschungen, Geschwülsten, Geschwüren, Eiterungen, Ekzemen, Furunkeln, Schleimhautentzündungen und dergleichen. Bei diesen Erkrankungen begünstigt in der Regel ein feucht gehaltenes Wundmilieu die Zellteilung und die Regeneration von Gewebe. So heilt die Wunde schneller ab. Die Schulmedizin entdeckte den Sanikel vor einigen Jahren für die Behandlung von Magenblutungen und Atemwegserkrankungen.



Gegen Pilz- und Virenerkrankungen

Wie viele andere Waldbewohner, die grelles Licht meiden, besitzt auch der Sanikel eine fungizide Wirkung, weshalb er bei Pilzerkrankungen zum Einsatz kommt. So nutze ich zum Beispiel Sanikelkraut als Tee oder Sitzbäder um den Vaginalpilz Candida albicans zu behandeln oder Entzündungen im Genitalbereich zu lindern. Die dunkelgrünen Blätter zeigen mir eine antibiotische, antivirale, fungizide, entzündungshemmende und immunsystemstimulierende Wirkung auf. Die Urkraft des Sanikels wirkt sogar antiviral auf das Parainfluenza-Virus Typ 2 und Influenza A.


Seine Blätter sind am Rand gezahnt, handförmig, glänzend und langgestielt. Die gezahnten Blätter ermahnen mich an ein Sägeblatt. Pflanzen mit solchen Blättern wirken oft zusammenziehend, blutstillend und desinfizierend, was sie zu guten Heilpflanzen zur Wundbehandlung macht. Die Handform der Blätter signalisiert mir eine allgemeine zerteilende und auflösende Eigenschaft. Zudem verweist sie in Richtung Stoffwechsel, Lymphe und Lunge. Deshalb empfehle ich das getrocknete Kraut als Tee bei Ödemen, Bronchitis, Nebenhöhlenkatarrh, Schleim und Eiterbildungen. Die Festigkeit und der Glanz der Blätter sowie der harte Stängel lässt mich wissen, dass der Sanikel einen Bezug zu Verhärtungen hat und eine zusammenziehende und festigende Wirkung auf das Bindegewebe besitzt. Die Blätter schmecken, ähnlich wie die Petersilie, bitter, krautig und würzig. Das deutet darauf hin, dass sie vitalisierend wirken, die Abwehrkräfte stärken und die Verdauungsdrüsen anregen. Ich nutze bitter-würzige Pflanzen auch für die Stärkung von Lunge und Psyche.


‹‹Die Blätter schmecken, ähnlich wie die Petersilie: bitter, krautig und würzig.»

Entgiftende Wirkung

Der Sanikel gehört zu den sogenannten Kraut-Blattpflanzen. Das heisst, dass die Blüte und die Wurzel eher klein sind im Vergleich zum Blattwuchs. Nach dem schnellen Emporstreben des Blütenstängels, das allen Doldengewächsen eigen ist, bildet der Sanikel weisse, weiss-rosa bis rötliche halbkugelige Dolden- blüten, die nur kurz zwischen April und Juni blühen. Diese Familie besitzt nur wenige Farben, meist sind sie grünlich-weiss. Ihr Duft ist schwach und oft nicht sehr ausgeprägt. Die Blüten sitzen wie kleine Wolken auf den dünnen, strahlenförmigen Stängeln und sehen aus, als würden sie zum Himmel streben. Nach den Blüten beobachte ich die Bildung des Samenstandes. Der Sanikel bildet kleine, kugelige und mit dichten Haken versehene Samen. Es sind sogenannte Klettfrüchte, die an Fell und Stoff hängen bleiben und sich so verbreiten. Die Signatur der Klettfrüchte verheisst eine verbesserte Ausscheidung sowie eine allgemein entgiftende und Toxin bindende Wirkung.


Wie alle Pflanzenfamilien haben auch die Doldengewächse ihre übergeordnete Heilwirkung. Das Auffallende in der Familie der Doldenblütler, zu denen der Sanikel gehört, sind die Blätter. Sie gestalten sich in einer unübertrefflichen Vielfalt. Wächst der Doldenblütler am Wasser oder im Gebirge, haben die Pflanzen oft einfache, ganzrandige Blätter; solche mit gezähnten, gekerbten und handförmig zerteilten Blättern wachsen eher an den feuchten und schattigen Orten. Doldenblütler haben zudem oft einen hohlen Stängel oder besitzen bauchige, aufgeblasene Blattscheiden. Auch Luftkammern in den Wurzel-stöcken können gebildet werden.

In Kombination mit den strahlenförmigen Blüten, der starken Blattausbildung, den aromatischen bis feurigen Geschmäckern und der Eigenart dieser -Familie, sich Luft anzueignen, widerspiegelt sich mir das Element Luft: Die Doldenblütler sind von oben bis unten von einer durchlüftenden Tendenz geprägt. Der luftig verzweigende Wuchs des Blütenstands dieser Familie erinnert an das Drüsensystem, das sich vom einfachsten bis zum höchst Komplizierten verzweigt. Drüsenorgane gehören dem Flüssigkeitsorganismus an und sind wichtig für unsere Lebenstätigkeit. Sie wirken verdauungsfördernd, sind flüssigkeitsausscheidend, harn- und schweisstreibend.


Zu Heilzwecken verwendet man die Blätter und die Wurzel des Sanikels. Im Frühling, kurz vor der Blüte, können die Blätter gesammelt werden, ab Juli die Wurzeln. Wer selber loszieht, um den Sanikel zu sammeln, soll – vorausgesetzt, man findet ihn – nur so viel davon nehmen, wie er wirklich braucht – damit der Magier auch im folgenden Jahr mit uns Verstecken spielen kann. //


 


Steven Wolf hat schon als Kind von seiner Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt im Jurtendorf in Luthernbad, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt. www.pflanzechreis.ch


Aktualisiert: 13. Dez. 2021

Kategorie: Heilpflanze


Vom 30. April auf den 1. Mai feiern wir eines der wichtigsten Naturfeste überhaupt, die Walpurgisnacht. Dabei darf das Ruprechtskraut nicht fehlen. Denn das beinahe in Vergessenheit geratene Heilkraut, auch Stinkender Storchschnabel genannt, eignet sich für den Einsatz bei sehr aktuellen Themen.





Der männliche und der weibliche Aspekt der Natur wachsen im April zum geschlechtsreifen Jüngling und zur fruchtbaren Jungfrau heran. Bis zur Walpurgisnacht am Ende des Monats sind die beiden Aspekte soweit herangereift, dass eine innige Verbindung der Polaritäten stattfinden kann: Die Vermählung der Maikönigin und des Waldgottes, die heilige Hochzeit, der Koitus zwischen Himmel und Erde. Bald strotzen die Wiesen von bunter Blumenpracht; es spriesst, gedeiht, wächst und vermehrt sich. In dieser Zeit erlebt die Fruchtbarkeit ihren Höhepunkt und schwappt auch auf uns Menschen über. Wer kennt sie nicht, die Frühlingsgefühle, die in dieser Zeit ihren Höhepunkt erreichen! Bei so viel überschwänglicher Fruchtbarkeit lockt es mich hinaus in den Garten. Ich lasse mich von den frischen Farben berauschen und von den ersten Sonnenstrahlen aufwärmen. Mit etwas Glück vernehme ich sogar ab Mitte April die Laute des offiziellen Boten dieser wonnigen Hochzeit: den Ruf des Kuckucks.


Luftikus unter den Pflanzen

Ein Pflanzenwesen, das sich in dieser Zeit in seiner sprühenden Kraft offenbart und zur Regentschaft dieser Jahreszeit gehört, ist der ein- bis zweijährige Stinkende Storchschnabel (Geranium robertianum), der zur Familie der Geraniengewächse (Geraniaceae) gehört. Ruprechtskraut, Gichtkraut oder sogar Gottesgnadenkraut wird der Stinkende Storchschnabel auch genannt. Seine Erntezeit dauert von März/April bis in den Oktober hinein. Dieses Pflanzenwesen liebt eher die feuchten, schattigen und düsteren, lichtarmen Standorte.


Der behaarte, stark verzweigte Storchschnabel besitzt rote, lange, am Grund aufgeschwollene Stiele. Diese sind geschmückt mit dunkelgrünen, handförmigen Laubblättern. Seine vielen kleinen und feinen rosafarbenen oder weissen Blüten erhellen förmlich sein Schattendasein. Beim Vergehen der Blüte bildet sich der Schoss der Samen, der aussieht wie ein Storchschnabel in Miniformat.

Fühlt sich der Stinkende Storchschnabel wohl an einem Standort, kann er sehr üppig wachsen. Dabei handelt es sich aber keineswegs um eine Pflanze mit starken, wuchernden Wurzeln. Zupft man mit nur zwei Fingern an einem Storchschnabel, zieht man die Pflanze samt Wurzel aus dem Boden. Die Hauptwurzel wächst oft oberirdisch auf dem Boden, und nur die dünnen Seitenwurzeln dringen in den Boden ein. Dies ist eine gewichtige, sehr seltene Eigenart, die es in der Signaturenlehre zu deuten gilt. Für mich symbolisiert dieses Verhalten der Pflanze das Thema «entwurzelt sein»; auch zeigt es einen starken Bezug zum Denken und zur Luft. Was bedeutet das? Beim Erleben von Traumen, Gewalt, Schrecksituationen oder emotionalen Verletzungen werden wir unweigerlich entwurzelt. Wir verlieren den Boden unter den Füssen. Und genau hier liegt eines der Spezialgebiete des Stinkenden Storchschnabels. Ich verwende ihn als Schocklöser, als Notfallmittel erster Wahl und als Stimmungsaufheller. Storchschnabel lässt sich auch einsetzen, wenn ein gut gewähltes Mittel aus irgendwelchen Gründen nicht richtig wirkt. Oft ist dies ein Zeichen für innere Blockaden. Und diese lassen sich mit dem Storchschnabel lösen. Danach kann das Hauptmittel richtig wirken.


Zarte Pflanze – strenger Geruch

Die ganze Pflanze verströmt einen krautigen, schweren, schweissigen, müffeligen und stark durchdringenden Geruch, den viele als unangenehm empfinden. Dieser Duft in Kombination mit der Blütenfarbe zeigt mir, dass ich den Stinkenden Storchschnabel in den Bereichen Fruchtbarkeit, Fortpflanzungsorgane, Psyche, Herz und Verdauung einsetzen kann. Bereits wenige Minuten nach der Ernte verschwindet der strenge Geruch.


Unseren Vorfahren kündigte der blühende Storchschnabel die Zeit des Eintreffens der Störche aus den Winterquartieren an. Der Storch mit seinem weiss-rot-schwarzen Gefieder ist ein Seelenvogel der dreifaltigen Erdenmutter. Weiss steht für die Kindheit, rot für das Erwachsensein und schwarz für das Alter. Da die weissen Federn überwiegen, symbolisiert der Storch den Frühling, das Neue und Reine, die Unschuld, die Fruchtbarkeit und das Leben. So verwundert es nicht, dass der Storchschnabel seit alter Zeit als Fruchtbarkeitspflanze genutzt wird. Meist mit grossem Erfolg. Heute wissen wir: Er gleicht Progesteronmangel aus und wirkt dadurch hormon- und fruchtbarkeitssteigernd. Da er auch gegen unbewusste Ängste wirkt, verabreiche ich die Heilpflanze bei Kinderwunsch stets beiden Partnern.


Der stark verzweigte Wuchs, die dunkel gefiederten Blätter und wässrig aufgeschwollenen Stiele deuten auf kühlende, zerteilende, enthärtende und auflösende Eigenschaften. Der Storchschnabel ist somit ein Ausscheidungsmittel, das reinigend, schwermetallausleitende, antibakteriell und antiviral wirkt. Er ist eines der wichtigsten Entgiftungsmittel überhaupt. Die Heilpflanze regt auch den Lymphfluss an, reinigt das Blut und stärkt das Immunsystem. Zur Anwendung kommt er als Tee, Tinktur, Pulver, Ölauszug oder Salbe bei Lippenherpes, schlecht heilenden Wunden, Entzündungen, Hautausschlägen, Neurodermitis, Menstruationsbeschwerden, Progesteronmangel, Dünndarmentzündungen, Magengeschwüren und bei chronischem Bronchialkatarrh.


 


Anwendungstipps


1. Notfall-Tropfen ( Tinktur )

20 g frisches Kraut in einem sauberen Schraubglas mit 100 ml Korn oder Wodka übergiessen, sodass das ganze Kraut bedeckt ist. Gut schütteln und drei Wochen an einen hellen Ort stellen. Täglich schütteln. Danach durch einen Kaffeefilter abseihen und in dunkle Tropffläschchen abfüllen. Dunkel und kühl gelagert ist die Tinktur circa zwei Jahre haltbar.

Bei akutem Bedarf einmalig 3 Tropfen einnehmen. Kann stündlich wiederholt werden bis zu maximal 20 Tropfen pro Tag. Gegen alte Traumata zweimal zwei Wochen lang dreimal täglich 3 Tropfen einnehmen. Dazwischen zwei Wochen Pause machen.


2. Notversorgung unterwegs

Das zerdrückte Kraut respektive der frische Pflanzensaft wird auf betroffene Stellen aufgelegt. Das hilft bei Augenentzündungen, Halsweh, Zahnweh, schmerzenden Füssen und geschwollenen Gliedern.


3. Storchschnabelschmalz-Salbe

130 ml Storchschnabel-Ölauszug

50 ml Storchschnabel-Tinktur ( siehe 1. )

25 g Bienenwachs

25 g Lanolin  (  = Wollwachs oder Fett )


● Ölauszug (getrocknete Pflanzen in Sonnenblumen- oder Olivenöl drei bis sechs Wochen bei Zimmertemperatur ausziehen; dann abseihen), Bienenwachs und Lanolin in einem hitzebeständigen Glas im Wasserbad langsam schmelzen. Parallel dazu die Tinktur auf ungefähr dieselbe Temperatur erhitzen (nicht bis zum Siedepunkt!).


● Beides vom Feuer nehmen und die Tinktur in kleinen Schritten unter ständigem Rühren in die Fette einarbeiten. Ist die ganze Tinktur drin, fängt die Arbeit erst an: Man muss so lange rühren, bis eine dickcremige Salbe entsteht, was durchaus eine Weile dauern kann. Ein Vernachlässigen des Rührens kann in der Abkühlungsphase zu einer Teilausscheidung führen.


Dunkel und kühl gelagert ist die Salbe mindestens zwei Jahre haltbar. Sie hilft bei Lippenherpes, Unterleibsschmerzen, Entzündungen und Gelenkschmerzen.

 



Steven Wolf hat schon als Kind von seiner -Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt im Jurtendorf in Luthernbad, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt. www.pflanzechreis.ch




Fotos: zvg | mauritius-images.com


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