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Kategorie: Natur


Der Herbst ist die Jahreszeit der Ernte und Erntedankfeste. Die Blätter fallen, Natur und Mensch werden ruhiger und bereiten sich langsam auf den Winter vor.



Unlängst konnte man noch abends im Garten sitzen, grillen, planschen, plaudern und sich an lauen Sommerabenden erfreuen. Nun, am Herbstanfang werden die Tage mit Riesenschritten kürzer – jeden Tag etwa um drei Minuten. Doch auch wenn die Tage kürzer werden, beschenkt uns oft am Anfang des Herbstes eine der schönsten Jahreszeiten. Gerade wenn der Hochsommer oft verregnet und verhagelt war, wie in diesem Jahr, schätzen wir im Herbst eine längere Schönwetterperiode, den « Altweibersommer », der noch herrliche Ausflüge in die Natur ermöglicht und eine gute Entschädigung für einen « durchzogenen » Sommer bietet.


Das bunte Herbstlaub ! Es dichtet wohl ? Aufgespeicherte Sonne. Darunter Stimmenrausch des Abschieds.

Peter Hille (1854–1904)



Stabiles Hoch im September

Im September gibt es fast jedes Jahr eine der schönsten und beständigsten Wetterlagen über Mitteleuropa. Die Ursache dafür ist ein Hochdruckgebiet über Osteuropa, das trockene Luft nach Mitteleuropa führt. Die Herbstsonne ist sehr angenehm und im Gegensatz zum Hochsommer bleibt die drückende Hitze aus, die vielen zu schaffen macht.

Mit den länger werdenden Nächten sind am Morgen jeweils auch die typisch herbstlichen Nebelfelder sichtbar, die für eine mystische Stimmung sorgen. Besonders über den Gewässern lagern Morgennebel, die die Landschaft bei aufgehender Sonne in ein unwirkliches Licht tauchen. Dabei scheinen sich die Vorgänge in der Natur auch auf uns zu übertragen : Draussen wie in uns drinnen wird es ruhiger, der stürmische Sommer mit seinen langen Tagen ist vorbei. Viele Menschen gehen, wenn auch nicht gerade mit den Hühnern, wieder früher zu Bett. Der Lebensrhythmus ändert sich trotz Kunstlicht und modernen Technologien. Und das ist gut so: Die Ernte ist eingefahren und wir stehen am Übergang zu einer stillen Zeit mit den länger werdenden Nächten und mehr Ruhe für Mensch und Natur.

Das schöne Wetter kann mehrere Tage bis Wochen andauern und reicht mitunter bis in die ersten Oktoberwochen hinein. In den Wetterstatistiken ist diese Schönwetterperiode seit ca. 200 Jahren nachweisbar; in den Bauernregeln ist sie seit Jahrhunderten als « Altweibersommer » bekannt.




Herbstliche Sagen und Legenden

Mit dem Begriff « Altweibersommer » ist nicht etwa Sommerwetter für ältere Frauen gemeint. Mit «weiben » wurde im Altdeutschen das Knüpfen von Spinnweben bezeichnet. Da an klaren Septembertagen die Nächte recht kühl werden, ist am Morgen der Tau an den Spinnweben sehr gut sichtbar. Diese seltsam glänzenden Spinnenfäden, auch « Herbstfäden » genannt, erscheinen im Sonnenlicht wie lange, silbergraue Haare – darauf bezieht sich der Name Altweibersommer : auf die in der Luft treibenden zarten Spinnfäden von Jungspinnen, die taubehangen in der milden Herbstsonne glänzen. Nach der Mythologie sind Schicksalsgöttinnen, die als alte Frauen erscheinen, für diese Fäden verantwortlich. Deshalb glaubte man, dass eine baldige Hochzeit bevorstehen würde, wenn sich fliegende Spinnfäden im Haar eines jungen Mädchens verfangen hatten. Ebenso werden nach altem Volksglauben diese Fäden als « Gespinst der Elfen » betrachtet. Im Christentum entstandene Legenden berichten hingegen, dass die Silberfäden des Altweibersommers vom Mantel Marias stammen, den sie bei ihrer Himmelfahrt trug. Deshalb heissen im Volksmund die vom Tau glänzenden Spinnfäden auch « Marienfäden », « Marienseide » oder « Marienhaar ».


Wie eine fünfte Jahreszeit

Es lohnt sich, diese Zeit des Jahres bewusst zu erleben. Ein Spaziergang an oder über der Nebelgrenze kann traumhaft schön sein; Tautropfen an Grashalmen beglücken den, der die zarte Schönheit erfassen kann; erster Reif bedeckt die Pflanzen. Die Natur bietet viele wunderbare, mitunter bizarre Kunstwerke, die nur im Herbst zu bestaunen sind.

In verschiedenen Ländern feiert man den Altweibersommer und so hat er denn auch seinen entsprechenden Namen. In Nordamerika z. B. ist diese Jahreszeit als Indian Summer ( été indien ) bekannt. Damit wird seine spezielle Stellung sozusagen als fünfte Jahreszeit betont. Auch bei uns ist dieses Phänomen seit langem bekannt: In den Bauernregeln kommt deshalb klar zum Ausdruck, dass der September normalerweise schön und warm ist. So heisst es zum Beispiel : « Der September ist der Mai des Herbstes » oder « September schön in den ersten Tagen, will den ganzen Herbst ansagen ».


Feste zum Herbstäquinoktium

Die Kelten feierten am Tag der Herbsttagundnachtgleiche ein grosses Fest, bei dem sie den Göttern für die eingefahrene Ernte dankten. Dieser spezielle Tag im Jahreslauf markiert den Beginn der Zeit, in der die Nächte länger werden als die Tage. Früher waren die Menschen viel mehr mit der Natur verbunden und von ihr abhängig, deshalb wurden solche wichtigen Tage im Jahreslauf zelebriert. Auch heute wird noch verbreitet zu Herbstbeginn ein Erntedankfest gefeiert. Es ist einer der ältesten Bräuche überhaupt. In früheren Zeiten war der Alltag weltweit bei den meisten Menschen durch die Landwirtschaft geprägt; deshalb wurden in allen Teilen der Welt Erntedankfeste gefeiert. Überlieferungen dieser Feste reichen bis in die Antike zurück.

Bei der evangelischen Kirche ist das Datum des Erntedankfestes der 29. September, bei den Katholiken der erste Sonntag im Oktober. In den USA ist der vierte Donnerstag im November als « Thanksgiving Day » festgelegt, der als offizieller Feiertag gilt. Thanksgiving (englisch : Danksagung ) ist in den Vereinigten Staaten das wichtigste Fami- lienfest überhaupt. In seinem Mittelpunkt steht eine grosse Mahlzeit, bei der der traditionelle Truthahn mit einer reichhaltigen Auswahl an Beilagen und Nachspeisen bei geselligem Zusammensein verspeist wird.


Der Herbst aus meteorologischer Sicht


Am 22. September um 21.21 Uhr überquert die Sonne den Himmelsäquator südwärts, sodass die Sonne zu dieser Zeit über dem Äquator im Zenit steht. Tag und Nacht sind nun gleich lang – damit beginnt der Herbst. Die Bedingungen sind an diesem Tag gleich wie im Frühling, nur sind alle Vorzeichen umgekehrt: Auf der Nordhalbkugel geht es winterwärts, auf der Südhalbkugel sommerwärts. Am Nordpol geht an diesem Tag die Sonne unter, um die Polarnacht einzuleiten, am Südpol hingegen geht sie nach sechs Monaten wieder auf.


Am Herbstanfang werden die Tage am schnellsten kürzer : bei uns um knapp 3,5 Minuten pro Tag. Vom 22. September bis zum 28. Oktober wird der Tag um volle zwei Stunden kürzer. In der gleichen Zeitspanne vom 15. November bis zum 21. Dezember  sind es nur gerade 54 Minuten. Bis zur Wintersonnenwende am 21. Dezember wird die Verkürzung der Tage immer mehr gebremst und kehrt sich danach wieder ins Gegenteil um.




Den Ahnen gedenken

Es ist kein Zufall, dass im Herbst Feste und Rituale wie Halloween (31. Oktober ), Allerheiligen (1. November ) und Allerseelen (2. November ) gefeiert werden. Halloween, abgeleitet von All Hallows’ Eve, (der Abend vor Allerheiligen ) benennt die Volksbräuche am Abend und in der Nacht vor dem Hochfest Allerheiligen, also vom 31. Oktober auf den 1. November. Ursprünglich war dieses Brauchtum vor allem im katholischen Irland verbreitet. Die irischen Einwanderer in den USA zelebrierten ihre Bräuche auch in der neuen Welt und bauten sie sogar noch aus. In den katholisch geprägten Regionen ist Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag und wird am 1. November begangen. Am Tag nach Allerheiligen, dem 2. November, begeht die katholische Kirche den Allerseelentag, an dem der « Armen Seelen im Fegefeuer » gedacht wird. An vielen Orten, auch in der Schweiz, wird die damit verbundene Segnung der Gräber traditionell schon am Nachmittag von Allerheiligen vorgenommen. Dabei werden die Gräber mit Lichtern, Gestecken und Blumen besonders schön geschmückt. Im Herbst lassen die Bäume die Blätter fallen, die Natur bereitet sich auf die Winterruhe vor. In Analogie zur « sterbenden Natur » ist die Zeit ideal, um unseren Ahnen und der Toten zu gedenken.


Fit durch den Herbst

Bewegung im Freien kann im Herbst besonders viel Spass machen. Joggen oder Fahrrad fahren bei angenehmen Temperaturen tut Körper und Seele gut. Viel Bewegung in den Herbstmonaten ist zudem eine ausgezeichnete Vorbereitung, um den Winter gut zu überstehen. Sport an der frischen Luft stärkt die Abwehrkräfte und ist auch ein gutes Mittel gegen trübe Stimmung.

Im Herbst lassen sich auch besonders gut zur Jahreszeit passende Gerichte zubereiten – Kartoffeln, Kürbis, Pilze, Getreide und Obst sind in Hülle und Fülle vorhanden. Allein mit Kürbis lassen sich zahlreiche Köstlichkeiten wie Suppe, Salat, Risotto oder auch Kuchen zubereiten. Zudem gibt es viele Gerichte für die im Herbst erntereifen Kohlsorten, Pastinaken, Süsskartoffeln et cetera. Nicht zu vergessen die Kastanien: sie eignen sich geröstet zum Knabbern, als vollwertige Hauptmahlzeit oder zur Verarbeitung von Suppen oder Vermicelles. Nicht zuletzt ist der Herbst auch die Zeit der Weinernte. Auch sie wird durch zahlreiche Winzerfeste in den Weindörfern gebührend gefeiert. //



Kategorie: Natur


Die Haupterntezeit ist vorbei; es herbstet schon bald. Was jetzt im Garten zu tun ist. Und wie wir das ganze Jahr über frische Kräuter geniessen können.




Im August konnten wir eine reiche Ernte einfahren. Das frühe Gemüse hat Remo bereits weitgehend abgeerntet; jetzt bringen vor allem Busch- und Stangenbohnen, Zucchini, Tomaten, Paprika, Auberginen und Gurken noch grössere Erträge. Auch die alten Kartoffelsorten wie Parli, Acht-Wochen-Nüdeli, Corne de Gatte, Lötschentaler, Blaue Schweden und Fläckler sollten bis Ende September geerntet sein. Bleiben die Knollen länger im Boden, werden sie zwar grösser, aber das Risiko von Frass-Schäden durch Schnecken und Nager nimmt deutlich zu. Wir lassen die geernteten Kartoffeln kurz antrocknen, sortieren beschädigte Exemplare für den direkten Verzehr aus und lagern die übrigen Knollen in lichtdichten Säcken im trockenen Keller oder Erdloch.

Im September wird bei uns auch schon aufgeräumt. Wir haben es uns angeeignet, gleich nach der Ernte altes Laub und Pflanzenreste von den Beeten zu räumen; alles gesunde Material bringen wir auf den Komposthaufen. Der Grund: Wenn man die Pflanzenabfälle auf dem Beet verrotten lässt, besteht die Gefahr, dass sich Krankheiten ausbreiten. Auf den abgeernteten Beeten, die nicht mehr gebraucht werden, säen wir Phacelia (Bienenweide) als Gründüngung ein. So kann kein Unkraut aufkommen und die Gartenbeete erhalten Nährstoffe, trocknen nicht aus und eine feinkrümelige Erde entsteht.


Rezept Kräuter-Pesto


Eine Handvoll Kräuter (Majoran, Schnittlauch, Petersilie, Basilikum, Thymian, Rosmarin, Salbei usw.) fein zerkleinern, Olivenöl, geriebenen Parmesan, etwas Salz und Pfeffer beigeben und gut durchmischen.


Schon ist das Pesto fertig! Ideal als Begleiter zu Spaghetti mit frischen Cherrytomaten, z. B. für den plötzlichen Hunger oder wenn spontan Gäste auftauchen. Ein wenig Olivenöl und Parmesan dazu und in wenigen Minuten ist das feine Gericht serviert



Die Liebe zu den Kräutern

Kräuter lassen sich sehr gut in Schalen, Kübeln und Balkonkisten ziehen. Sie sollten auf keinem Balkon fehlen, denn die vielfältigen Aromen der Kräuter sind ein Genuss – und gesund dazu. Kräuter bevorzugen eine milde, sonnige Lage, idealerweise in der Nähe der Küche, damit man jederzeit schnell Zugriff hat, um die Speisen zu verfeinern. Meistens sind es die jungen Triebspitzen oder Blättchen, die verwendet werden. Durch regelmässiges Ernten von jungen Trieben und Blättern werden die Pflanzen zu einem buschigen Wachstum angeregt. Schnittlauch, Minze oder Zitronenmelisse kann man zwischendurch ganz zurückschneiden, dadurch bleiben die Pflanzen kompakt und bilden neue Triebe aus.


Wir säen die ganze Saison hindurch, von Mai bis September, Kräuter im Zwei-Wochen-Rhythmus. So können wir immer frische Kräuter ernten. Als Pflanzenerde eignet sich gewöhnliche Blumen- oder Gemüseerde, die wir mit etwas Kompost anreichern. Kräuter sind Schwachzehrer und sollten keine zu reichhaltige Erde und keinen Mist erhalten. Wichtig ist es, die Erde gleichmässig feucht zu halten und nicht austrocknen zu lassen. Damit die Kräuter gleichmässig wachsen, sollte man die Kästen und Töpfe einmal wöchentlich drehen (etwa eine Vierteldrehung) damit die Pflanzen gleichmässig Sonne und Licht erhalten.



Kräuter aus Hydrokultur, auch im Winter

Weil wir im Winter gerne frische Pfefferminze geniessen möchten, graben wir jetzt Wurzelausläufer aus und setzen sie fünf Zentimeter tief in Kästen. So können wir auf dem Fensterbrett während der kalten Monate das aromatische Kraut ernten. Das funktioniert auch mit vielen anderen Kräutern wie Basilikum und Petersilie. Aber auch Salbei, Lorbeer, Rosmarin, Zitronenmelisse und Thymian sind gut für die Fensterbank geeignet.

Einige Kräuter lassen sich auch ohne Erde auf der Fensterbank züchten, als sogenannte Hydroponik oder Hydrokultur. Dabei gedeihen Zitronenmelisse, Estragon, Basilikum und Co. in Gläsern mit Wasser. Besonders schnell wachsen Sorten, die über Stecklinge vermehrt werden, etwa Oregano, Rosmarin oder Salbei. Als Stecklinge eignen sich die jüngsten Triebe ausgewachsener Pflanzen aus dem Garten: Etwa 10 bis 15 Zentimeter lange Stecklinge unter den Knoten, aus denen sich Blätter entwickeln, abschneiden und in ein Glas Wasser stellen. Idealerweise nimmt man getönte Gefässe, sodass der Wurzelbereich dunkel ist; das verhindert das Algenwachstum. Das Wasser muss alle paar Tage gewechselt werden; es darf nie modrig riechen. Die Blätter dürfen nicht im Wasser stehen, nur der Stängel, an dem sich bald Wurzeln bilden.


«Wasserkräuter» sind also einfach zu kultivieren und zu pflegen – und viel geschmackvoller als getrocknete oder tiefgefrorene Kräuter. Zudem sehen sie hübsch aus auf dem Fenstersims und einige beduften gleich den Raum, etwa Zitronenmelisse oder Minze. Die meisten Kräuter bevorzugen einen warmen und hellen Standort. Wenn ihre Wurzeln kräftig genug sind, kann die Ernte beginnen: Dabei immer nur etwa einen Drittel der Blattmasse ernten. //



Gartenarbeiten im September


Die meisten Ernten werden nun eingebracht. Die Äpfel müssen vom Baum und werden eingelagert oder vermostet. Am Boden liegende Früchte werden gerne von Schädlingen zum Überwintern genutzt, darum ist es ratsam, das Fallobst einzusammeln.


Es gilt, milde, trockene Tage für Neupflanzungen zu nutzen. Wenn wir in den nächsten Jahren eigene Äpfel und Birnen ernten möchten, müssen wir jetzt Jungbäume in gut vorbereitete Pflanzgruben setzen.

Arbeiten im Nutzgarten


● Tomatenpflanzen tragen noch Früchte. Grüne Tomaten reifen häufig am Strauch aus, wenn man sie mit Folienhauben einpackt.

● Zucchini werden vor dem ersten Frost geerntet. Bis dahin gilt es, die Pflanzen regelmässig zu wässern und zu düngen.

● Die Frühherbst-Sonne lässt Kürbisse jetzt richtig ausreifen und sorgt dafür, dass das Fruchtfleisch schön süss und die Schale holzig wird. Sie sollten bei trockenem Wetter möglichst lange auf den Beeten liegenbleiben und nachreifen.

● Anfang September können noch Radieschen, Schnittsalat und Spinat gesät werden. Feldsalat für die Frühjahrsernte säen wir bis Mitte September.

● Auf Beete, die nicht mehr genutzt werden, säen wir als Gründung Bienen- weide (Phacelia).

● Johannisbeeren können aus diesjährigen, kräftigen Trieben vermehrt werden. Dazu wird der Trieb entblättert, in sandige, -humose Erde gesteckt und ausreichend gewässert.

● Quitten und Birnbäumen tut eine leichte Mulchschicht gut. Ein Stammanstrich mit Lehm schützt Obstbäume im Winter.

● Die beste Zeit für den Gehölzschnitt sind der Herbst und der Winter. Krankes und altes Holz schneiden wir weg. Nach dem Schnitt müssen Wundränder und Schnittflächen versorgt werden. Mit einer Verschlussmasse muss sauber und dicht verschlossen werden.

● Holzstapel, Laubhügel und Steinhaufen räumen wir im Herbst nicht weg. Igel und Eidechsen, die sich vielleicht schon zum Winterschlaf darin zurückgezogen haben, sollten nicht mehr gestört werden.

● Chinakohl, Sellerie, Winterlauch, Winterendivie, Rosenkohl, Pastinaken und -Federkohl anhäufeln und auf den Beeten belassen. Sie werden geschmacklich und inhaltlich besser, wenn sie etwas Frost -bekommen.

● Rhabarber neu pflanzen und alte Stöcke mit Kompost oder verrottetem Mist abdecken.

● Rüben und Kürbisse ernten, kühl und trocken aufbewahren.

● Letzte Kräuter ernten. Stecklinge für «Wasserkräuter» machen (siehe Lauftext).

Arbeiten im Ziergarten

● Herbstblühende Zwiebelpflanzen müssen in die Erde. Die Knollen werden vorher 24 Stunden lang in Wasser eingeweicht.

● Tulpen-, Narzissen-, Krokuszwiebeln und andere Frühjahrsblüher kommen in den Boden. Je früher wir diese im Herbst pflanzen, desto besser wachsen sie an und umso schöner blühen sie im Frühling. Alle Arten brauchen einen lockeren Boden. Wenn man etwas Kompost in das Pflanzloch gibt, ist für genügend Nährstoffe gesorgt. Bei undurchlässigem Boden etwas Sand hinzufügen.

● Pflegeleichte Pflanzen wie Erika oder Chrysanthemen lösen die Sommerblumen und Kräuter in den Balkonkästen ab.

● Wintergrüne Gehölze wie Eibe und Efeu werden gepflanzt. So haben sie vor dem Winter noch genug Zeit, Wurzeln zu bilden.

● Der Heckenschnitt wird bis Ende September durchgeführt.

● Nach dem Laubfall lassen sich ungünstig platzierte oder zu eng stehend Bäume und Sträucher sehr gut umsetzen.

● Rosen vertragen jetzt noch einen Schnitt. Wir verjüngen die Pflanzen nur leicht und schneiden lediglich kranke und verblühte Triebe zurück.

● Margeriten, Schwertlilien, Herbstastern und Rittersporn teilen wir alle drei bis vier Jahre im Herbst und versetzen sie anschliessend.






Frances und Remo Vetter sind als freischaffende Gartengestalter, Referenten und Buchautoren unterwegs.








Fotos: unsplash.com /dan burton | dave brüllmann, at.verlag | www.at-verlag.ch

Kategorie: Natur


Städte sind nicht nur Anziehungspunkte für die unterschiedlichsten Menschen von nah und fern. Auch die Vielfalt der Tiere und Pflanzen ist im urbanen Raum besonders gross. Ein Augenschein auf der Ziegenwiese in Zürich-Seebach.


Der Weissdorn blüht neben dem Ziegenstall und wenn seine Blüten auf den Boden fallen, ist alles weiss wie Schnee. Die Böschung dahinter beim Wasserschutzgebiet ist ein blaugrün wogendes Meer aus blühendem Wiesensalbei. Später hat dort der gelbe Klappertopf seinen Auftritt. Die Robinien sind sowieso da, wenn auch nicht richtig geliebt.


Denn Robinien sind Neophyten, also nicht einheimische invasive Pflanzen. Sie werden als solche für den Artenrückgang verantwortlich gemacht, weil sie sich unkontrolliert verbreiten. Es wird aber auch berichtet, dass keine andere Laubholzart derart hohe Holzproduktionsleistungen erbringt wie die Robinie.




Und die Bienen lieben deren besonders zuckerhaltigen Nektar. Trotzdem. Fremdes hat halt oft kein gutes Ansehen.

Es wird aber auch berichtet, dass keine andere Laubholzart derart hohe Holzproduktionsleistungen erbringt wie die Robinie.


Und die Bienen lieben deren besonders zuckerhaltigen Nektar. Trotzdem. Fremdes hat halt oft kein gutes Ansehen. Doch auf der Wiese sind die Robinien kein Problem. «Die Geissen reduzieren sie innert Kürze», sagt Julia Hofstetter, Ziegenhirtin, Biologin und Umweltpädagogin.




Die Geissen, Stiefelgeissen aus Göschenen, um genau zu sein, sind zu siebt am Grasen, fünf Weibchen, zwei Böcke. Wie kommen sie hier nach Zürich, mitten in die Stadt? Um das zu beantworten, müssen wir etwas ausholen.


«Ich wollte die Wiese in einen Ort verwandeln, wo Kinder wild, Erwachsene entspannt und Ziegen glücklich sein können.»

Julia Hofstetter Ziegenhirtin, Biologin und Umweltpädagogin


Wilde Kinder und glückliche Ziegen

Die Wiese ist ein Hektar unbebautes Land in Zürichs Norden. In den 1940er-Jahren war hier eine Kiesgrube. Bahntrassees wurden damals gebaut, für die man Kies brauchte, deshalb sieht das Gelände ein bisschen aus wie ein halbierter Topf: Nach vorne zur Bahnlinie ist es offen und flach, die Steilhänge dahinter vermitteln ein Gefühl der Geborgenheit. Mitten im Abhang liegt eine Reservequelle der Trinkwasserversorgung. Sie ist der Grund, dass die Wiese nicht verbaut werden darf. Rundherum die turbulente Nachbarschaft: ein Hochhaus, eine Kirche, Strassen und Wohnhäuser.

Lange Zeit war das Stück Land, das der Stadt gehört, zur Pacht ausgeschrieben. Die Leute, die vorher hier Schafe hielten, waren alt geworden und konnten die Arbeit nicht mehr leisten, die eine solche Wiese macht. Julia Hofstetter hatte ebenfalls Respekt davor. Aber auch eine Idee: «Ich wollte die Wiese in einen Ort verwandeln, wo Kinder wild, Erwachsene entspannt und Ziegen glücklich sein können», schreibt sie im Buch «Stadtgeiss». Die Stiefelgeissen aus Göschenen zogen 2013 ein, in den ehemaligen Schafstall, der von tatkräftigen Händen renoviert und zum Ziegenstall umgebaut worden war. Lockten Kinder und Erwachsene auf die Wiese. Und dann ist alles schnell sehr bunt geworden.




Ein Netz für die Artenvielfalt

Die Stadt ist nicht nur eine Ansammlung von Häusern, Läden, Verkehrswegen, Fahrzeugen und Menschen. Auch wenn Landbewohner das manchmal meinen. Im Gegenteil: Die meisten Städte sind artenreicher als ihr Umland. Das ergaben zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahre. In einer Studie von 2015 etwa haben zwei Forscherinnen des Instituts für Ökologie und Evolution der Universität Bern gezeigt, dass die Biodiversität von baumbewohnenden Insekten und Spinnen in Schweizer Städten gleich gross oder sogar grösser sein kann als im intensiv genutzten Agrarland. Entscheidend sei jedoch, dass das besiedelte Gebiet ausreichend Grünelemente enthalte. Die Käfer, Wanzen, Zikaden und Spinnen wimmeln und wuseln nämlich da besonders zahlreich, wo es in der Nähe kleine Gärten oder Bäume hat.

Städte tragen deshalb bezüglich Biodiversität eine besondere Verantwortung. Im Vergleich zum landwirtschaftlich geprägten Umland, das von Monokulturen dominiert ist, gelten städtische Lebensräume heute als Hotspots der Biodiversität. Hier gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume: Da sind die exakt geschnittenen Rasenflächen und von Profis gestalteten Grünanlagen mit ausgewählten, möglichst pflegeleichten Pflanzen. Aber auch wild wucherndes Grün auf unge- nutzten Bahnarealen, Einzelbäume am Strassenrand, unweit davon ganze Baumgruppen in grossflächigen Parks, alte und verwilderte Villengärten, verschiedenartigste Familiengärten und immer mehr Gemeinschaftsgärten mit experimentellem Charakter. Solche Orte «ersetzen heute Lebensräume, welche in der Natur- und Kulturlandschaft selten geworden oder gar verschwunden sind», schrieb die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL im Bericht zur BiodiverCity-Studie von 2012.

Als Lebensraum für Tiere und Pflanzen fanden Städte jedoch lange Zeit keine Beachtung. Erst in den letzten Jahren hat sich die Stadtökologie als neue Forschungsdisziplin etabliert. «In Grossagglomerationen wie Wien, Frankfurt oder Zürich leben rund 20 000 verschiedene Organismen», zitiert das WSL eine Untersuchung. Wir Menschen sind also bei Weitem nicht die einzigen Lebewesen in der Stadt, auch wenn wir das manchmal vergessen. Wilde Möhren drängen durch die Ritzen des Fusswegs vor dem Wohnhaus, auf der Kiesinsel in der Limmat hockt ein Graureiher und hoch oben am Himmel zieht der Rotmilan seine Kreise.

2015 hat der Zürcher Tierökologe André Rey im Auftrag von Grün Stadt Zürich im Gebiet zwischen Hardturm und Hauptbahnhofshalle die Vielfalt der Reptilien, Amphibien, Tagfalter, Heuschrecken, Libellen und Wildbienen erfasst; ebenso besondere Brutvögel und Tiergruppen wie Leuchtkäfer, Nachtfalter, Ameisen und Wespen. Resultat: Er und sein Team konnten 171 Tierarten nachweisen, 47 davon mit spezialisierten Lebensraumansprüchen, die für die Biodiversität besonders wertvoll sind. Fast die Hälfte der Arten waren Wildbienen, wovon einige zu den seltenen und gefährdeten gehören.





FUTTER | Früh blühende Blumen sind eine gute Bienenweide. Hier labt sich eine Rote Mauerbiene (Osmia bicornis) am Nektar, einer Trauben-hyazinthe.





Wildbienen in Zürich

Für Wildbienen ist die Stadt Zürich weder eine Betonwüste noch eine ökologische Einöde: 164 der in der Schweiz heimischen rund 600 Wildbienenarten kommen in Zürich vor. Dies haben Forscher der Eidg. -Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und von der Concordia Universität in Montreal, Kanada, herausgefunden. Damit konnten sie zeigen, dass das Wachstum der Stadtflächen zumindest bei diesen Tierarten nicht unbedingt zu einer Vereinheitlichung der Fauna mit einigen wenigen Arten führen muss, wie häufig befürchtet wird. Immerhin 25 bis 30 Wildbienenarten summen in einem durchschnittlichen Zürcher Haus- oder Schrebergarten, so die Forscher. «Die Stadt bietet vielfältige Lebensräume und die Wildbienen, die hier leben, scheinen gut an die Bedingungen angepasst zu sein.» www.wsl.ch


Die Stadtnatur retten


Der Kanton Zürich soll sich stärker als bisher für die Natur engagieren. Das fordert eine Initiative on BirdLife Zürich, Pro Natura, WWF Zürich, Aqua Viva und dem Fischereiverband Kanton Zürich. 27,5 Millionen Franken sollen zusätzlich zu den -heutigen 27,5 Millionen jährlich in den Natur- und Heimatschutzfonds eingelegt werden. Für mehr -Blumenwiesen, mehr Vielfalt im Wald und im Siedlungsraum, mehr und besseren Schutz für die Moore, mehr Gewässerrenaturierungen. Der Kantonsrat berät zurzeit einen Gegenvorschlag.

www.natur-initiative.ch





Endlich im Dreck wühlen

In normalen Zeiten, wenn keine Viren uns zu Hausarrest zwingen, bietet die Umweltpädagogin Milena Fuchs ein offenes Wiesenatelier an. Und manchmal führt Julia Hofstetter auf der Ziegenwiese Workshops für Schulklassen durch. Mit den Stiefelgeissen holt sie die Schülerinnen und Schüler beim Schulhaus ab. Es sind wilde Spaziergänge und die Kinder brauchen Mut und Kraft, um die Ziegen zu halten. Unterwegs knabbern sie hier an einem Pflänzchen, dort entdecken sie etwas Essbares.

«In der Stadt wird die Artenvielfalt nicht erwartet», sagt die Pädagogin, «doch die Natur hält sich nicht an die Struktur des Menschen.» Auch die Stiefelgeissen wären in der Schweiz übrigens fast ausgestorben. Nur noch 27 weibliche und sieben männliche Stammtiere gab es Anfang der 1980er-Jahre, als Pro Specie Rara sich der Rasse und ihrem Erhalt annahm. Heute führt das Herdebuch gut tausend Tiere; neue Züchter für die robuste Rasse werden nach wie vor gesucht.

Manche Kinder wollen den Stall ausmisten, arbeiten ausdauernd, lassen nicht locker, bis auch die letzte Schubkarrenfahrt zum Misthaufen erledigt ist. Andere bauen Ziegen aus Holz oder legen kleine Gärten an. «Viele Kinder dürfen heute nicht mehr dreckig werden», sagt Julia Hofstetter, «doch Dreck ist wichtig. Er ist der Anfang von allem.» In der Erde wühlen und grübeln, einen Regenwurm entdecken, ein paar Springschwänze, einen Tausendfüssler. Julia Hofstetter findet es wichtig, dass wir die Namen der Lebewesen in unserer Umgebung, der Insekten und Vögel, der Kräuter und Blumen kennen. «Erst wenn wir sie mit Namen ansprechen, tragen wir ihnen auch Sorge.»





HABITATE | Ein Netz von naturnahen Gärten, -Blühstreifen entlang von Strassen und Schienen, Hecken und kleinen Feuchtgebieten sind in -urbanen Gegenden wichtige Elemente zur Förderung der Artenvielfalt.




















Ein Stück Lebensqualität

Trotzdem reduziert sie ihre Workshops am liebsten aufs inhaltliche Minimum. Die Ziegenwiese soll ein Ort sein zum Durchatmen. Eine Pause im oft hektischen Alltag. Ganz ohne Botschaften oder ausformulierte Lernziele. Es gibt Kinder, die eine Weile brauchen, bis sie hier, ohne Animation, eine Beschäftigung finden. Doch irgendwann klappt es bei allen. «Das Schönste ist, dass die Kinder den ganzen Tag kein einziges Mal gestritten haben», sagt eine Lehrerin am Ende des Tages.

Stadtnatur ist Lebensqualität, zu diesem Schluss kommt auch die BiodiverCity-Studie des WSL: «Grünräume bieten einen erholsamen Kontrast zur bebauten Umwelt, tragen zur mentalen Gesundheit und zur physischen Fitness bei und ermöglichen Begegnungen.» Doch die Artenvielfalt in der Stadt hat noch weitere bedeutende Funktionen: Sie ist in der warmen Jahreszeit wichtig für die Beschattung und Temperatur-Regulation der versiegelten Flächen und Gebäude. Sie trägt zur Reinigung der Luft bei und reichert sie mit Sauerstoff an. Und sie gestaltet und verschönert das Stadtbild. «Unsere verplante und überdesignte Stadt hat solche planlosen, wilden, gewachsenen Orte nötig», findet Ökologe André Rey. «Orte die offen und frei sind, wo sich etwas entwickeln kann. Solche Orte sind Orte für die Seele. Wir können es uns nicht leisten, sie zu verlieren.» //





Buchtipp


Julia Hofstetter

«Stadtgeiss. Vom Leben

mit Ziegen in der Stadt»,

AT-Verlag, Fr. 29.90




Fotos: sofia mangili | zvg krea/zvg (at-verlag.ch) | julia hofstettler

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