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Aktualisiert: 3. Sept. 2021

Kategorie: Natur


Die Natur geniessen, wärmende Sonnenstrahlen auf der Haut spüren, mit den Händen in der frischen Erde buddeln, die Pflanzen um einen herum bestaunen und sich von ihrem Duft betören lassen – Gärtnern spricht alle Sinne an.




Weg vom Sofa und den Bildschirmen, raus an die frische Luft, Bewegung, Bewegung: Gärtnern ist regelrecht ein Aufruf, das Leben zu leben und zu geniessen! Beim Gärtnern kann ich so richtig auftanken, ich fühle mich lebendig dabei und glücklich. Ich bin da keine Ausnahme, und das kommt nicht von ungefähr. Gärtnern hält auch fit. Für mich als Gärtner bedeutet der Einsatz im Grünen indes vor allem eine enorme gestalterische Freiheit und eine innige Verbundenheit mit der Natur. Das Werkeln auf Balkon, Terrasse und im Garten schenkt mir nicht nur Glück, sondern auch Gelassenheit. Allein schon durch Ihre Düfte, Formen und Farben sind die Pflanzen eine Wohltat für unsere Seele.

Ich habe mir in dieser virenverrückten Zeit öfters die Frage gestellt, was mich wirklich glücklich macht. Meine Antwort dazu lautet: körperliche und geistige Gesundheit! Denn dieses Glück ist sehr viel erfüllender, als das von aussen suggerierte Glück durch allerlei Konsum, der immer nur, wenn überhaupt, kurzfristig befriedigt.


Annehmen ohne Wertung Natur und Garten sind für mich Rückzugsorte, «save spaces», an denen ich Durchatmen und meine Batterien aufladen kann. Hier finde ich Inspiration, Kraft und Lösungsideen für die Herausforderungen des täglichen Lebens, denen ich in der Arbeitswelt und in den Beziehungen zu Mitmenschen ausgesetzt bin. Die Natur ist dabei sozusagen meine engste Verbündete; sie schenkt mir Ruhe und Gelassenheit, um mich dem Alltag und den Anforderungen zu stellen. In einer Naturerfahrung trete ich mit einem Baum, einer ganzen Wiese oder einer bestimmten Heilpflanze in Beziehung. Es ist eine Beziehung, in der mich der Baum, die Wiese oder die Heilpflanze so annimmt und sein lässt, wie ich bin. Und das ist ein extrem gutes Gefühl. Ich glaube, es ist genau das, was mich in der Natur so beglückt: Dass Pflanzen und Tiere nicht über mich urteilen und keine wertende Meinung über mich haben. Ich denke, das ist auch ein Grund, warum sich Menschen in dieser schwierigen Zeit so viele Haustiere zugelegt haben. Ein Hund oder eine Katze ist für jegliche Streicheleinheit dankbar – und er oder sie liebt uns ohne Wenn und Aber, so wie wir sind. Auch deshalb ist Gärtnern mehr als ein schönes Hobby, sondern Balsam für Körper, Seele und Geist. Eingebunden zu sein in Naturprozesse und für Pflanzen Verantwortung zu übernehmen, gibt mir Kraft und Selbstvertrauen. Schutz vor Schädlingen Unkraut, Schädlinge und auch Wildtiere muss man im Sommer besonders im Auge behalten. Neben Vögeln sind die Jungpflanzen auch für Schnecken, Blattläuse, Erdflöhe, Nachtfalter, Füchse und andere Eindringlinge ein Schmaus. Deshalb machen wir morgens und abends Gartenrundgänge, um die Beete nach unliebsamen Genossen abzusuchen. Einige Gemüsesorten überdecken wir während der ganzen Kultur- beziehungsweise der möglichen Befallzeit zum Schutz vor Schädlingen mit feinmaschigen Netzen. So schützen wir sämtliche Kohlgewächse gegen den Kohlweissling, Karotten, Sellerie und Petersilie gegen die Karotten- oder Möhrenfliege, Lauch gegen die Lauchmotte. Dadurch lässt sich verhindern, dass die Schädlinge ihre Eier auf der Pflanze ablegen. Netze mit mittelgrossen Maschen halten Vögel von Gemüse, Beeren und Obstbäumen ab. Auch Mischkulturen von Lauch, Karotten und Zwiebeln haben sich bewährt, da diese Pflanzen sich durch ihre Ausdünstung gegenseitig darin unterstützen, unliebsame Schädlinge fernzuhalten. Über die Jahre haben wir festgestellt, dass unsere selbst gezogenen Jungpflanzen gegenüber den zugekauften viel schädlingsresistenter und robuster sind. Unter den Obstbäumen pflanzen wir Lavendel, Kapuzinerkresse und Knoblauch – das hält Läuse fern. Sollte an feuchtheissen Frühsommertagen doch einmal eine Läuseplage auftreten, stellen wir umgestülpte, mit Holzwolle gefüllte Tontöpfe als Unterschlupf für Ohrwürmer auf. Diese unermüdlichen Helfer sind neben den Marienkäfern wahre Weltmeister im Läusevertilgen. Fenchel, Dill und Koriander wiederum locken Schwebfliegen und Schlupfwespen an, die Kohlweisslingen und Blattläusen den Garaus machen. Gärtnern statt grübeln Ich muss es eingestehen, dieses Jahr konnte ich es kaum erwarten, endlich wieder in der Erde zu wühlen, Äste zu stutzen, Kräuter- und Gemüsesamen auszusäen und in Beete und Balkonkästen zu setzen. Die Arbeit in der Natur ist nicht nur eine schöne Beschäftigung, sondern sie ist auch nachweislich gesund. Denn der Aufenthalt an der frischen Luft stärkt das Immunsystem und hält fit, kommt doch der Kreislauf bei der Gartenarbeit so richtig in Schwung. Was die Gartenarbeit für mich aber einzigartig macht, ist, dass mich die Beschäftigung mit den Pflanzen erdet und zufrieden macht. Wer gärtnert, grübelt nicht. Säen, Pflanzen und mit den Händen in der Erde wühlen hat eindeutig meditativen Charakter. Wenn ich Setzlinge in neu angelegte Beete pflanze, den frischen Duft von geschnittenem Gras und Kräutern schnuppere oder sonnengereifte Erdbeeren direkt von der Pflanze nasche, lösen sich Hektik und Sorgen schnell auf. Ich erinnere mich gerne an meinen Grossvater, der zu sagen pflegte: «Schlaf ist der grösste Heiler und wenn es Dir mal nicht gut geht, geh raus an die frische Luft und buddle ein wenig im Garten.» Wer neben Blumen auch Obst, Gemüse und Kräuter pflanzt, der kann gleich mehrfach profitieren. Nicht nur von der körperlichen Ertüchtigung, der frischen Luft und Sonne, der Entspannung und dem Genuss, sondern auch von frischen, gesunden Lebensmitteln. Bei dem, was wir selbst anbauen, wissen wir genau, woher es kommt; keine Pestizide wurden verwendet und keine fossilen Energien verschwendet durch lange Transporte. Und vor allem: Selbstgezogenes und liebevoll Gehegtes schmeckt einfach am besten! Aber selbst wenn es mal, was im Sommer kaum je der Fall ist, nichts zu ernten gäbe: Ich liebe es, frühmorgens durch den Garten zu schlendern, wenn die Tautropfen auf den Blättern des Frauenmantels hängen, und, den Lavendelduft in der Nase und Vogelgezwitscher in den Ohren, das Obst und Gemüse beim Wachsen zu beobachten. Das tut mir einfach gut. Ich bin überzeugt: So ein Gartenaufenthalt beruhigt das Gemüt und ist die beste Einstimmung und Vorbereitung auf die Herausforderungen des täglichen Lebens.

Gartenarbeit im Juni Frisch gepflückte Erbsen, Spargeln, Salate und Erdbeeren bereichern jetzt unseren Speiseplan. Die meisten Gartenpflanzen sind noch klein. Macht nichts, junges, zartes Gemüse schmeckt eh am besten. Und denkt daran: Mit der Sonnenwende beginnt auch schon die Anzucht von Herbstgemüse. Nutzgarten ● Sonnenwarmer Boden ist die beste Voraussetzung zur Saat von Busch- und Stangenbohnen. Bei ungünstiger Witterung Stangen- und Spargelbohnen geschützt vorkeimen, danach als kleine Pflänzchen mit Startvorteil auspflanzen. ● Gestaffelt werden weiter Radieschen, Sommerrettich, Karotten und Salate gesät. ● Frasslöcher der Erdflöhe an den Blättern von Radieschen, Rettich, Rucola und Kohlarten sind lästig. Erdflöhe meiden feuchte Böden oder werden vertrieben von Salat, Spinat und Holunder. Darum anfällige Pflanzen in Mischkultur mit Salat pflanzen, den Boden gleichmässig locker und feucht halten und mit Salat-, Spinat- oder Holunderblättern mulchen. Auch Pflanzenbrühen aus Rainfarn oder Wermut vertreiben die Plagegeister. ● Alle vorgezogenen Kräuter und Sommergemüse wie Tomaten, Melonen, Kürbis, Kohlarten, Kohlrabi, Zucchini, Patisson und Lauch auspflanzen. ● Nach der Sonnenwende werden Herbstgemüse wie Zuckerhut, Endivie, Herbstfenchel, Winterlauch, Radicchio und Chinakohl in Schalen gesät. ● Die Spargel- und Rhabarberernte wird nach Johanni (24. Juni) beendet. Die Pflanzen erhalten Dünger und Zeit für Wachstum und reichen Ertrag im Folgejahr. ● Frei gewordene Beete nie brach belassen. Gründüngung (z.B. Buchweizen, Tagetes, Phacelia, Senf) ist rasch ausgebracht und auch rasch wieder entfernt. ● Bohnen, Kohl und Lauch werden angehäufelt. ● Tomaten regelmässig wässern, Seitentriebe ausbrechen und den Boden mit Mulch abdecken. ● Pflanzen mit hohem Nährstoffbedarf wie Kohl, Wirz und Lauch mit Kompost und stickstoffbetonter Düngung versorgen. ● Kräuter regelmässig ernten. Basilikum, Dill, Gewürz-Fenchel und Minze regelmässig auf Seitentriebe zurückschneiden, damit daraus zarte Zweige nachwachsen.








Ziergarten

● Stauden wie Rittersporn, Karthäusernelke, Lupine und Katzenminze nach der Blüte auf ca. zehn Zentimeter über den Boden zurückschneiden. So blühen viele im Spätsommer ein zweites Mal.

● Wer Iris erhalten will, teilt nach der Blüte alte Horste.

● Auch einjährige Sommerblumen blühen erneut, wenn Verblühtes regelmässig entfernt, die Samenbildung vermieden und ausreichend gedüngt wird.


● Abgeblühte Polsterstauden wie Blaukissen zurückschneiden, damit die Pflanzen kompakt bleiben.

● Blütensträucher und Gehölze wie Flieder, Forsythie sowie Weigelie, Schneeball und Kornelkirschen, die im Frühjahr am einjährigen Holz blühen, nach der Blüte zurückschneiden.


● Hecken bleiben dicht, wenn diesjährige Triebe Ende Juni eingekürzt werden.


● Rasen regelmässig mähen. Bei andauernder Trockenheit abends einmal wöchentlich ausgiebig wässern. Während einer Feuchtwetterperiode düngen.









Rosen vor Krankheiten schützen Im Juni ist Rosenzeit: Buschrosen und Rambler blühen um die Wette, dass es eine Freude ist. Aber Schönheit hat auch ihren Preis. Heisst: Damit Rosen üppig blühen, wollen sie richtig gepflegt sein. Mit Mehltau, Sägewespen und Blattläusen bekommt es wohl jeder Rosenliebhaber früher oder später zu tun. Die alten Rosensorten sind weniger anfällig und manche Sorten wie zum Beispiel die Rugosa- oder Kartoffelrose bekommen praktisch keine Krankheiten. Oft sind es immer die gleichen Stöcke, die anfälliger sind als andere. Darum behandeln wir vorbeugend mit biologischen Spritzmitteln. Folgende Massnahmen haben sich bewährt: ● Nach dem Schneiden immer alles Laub entsorgen. Befallenes Laub nicht kompostieren, sondern separat lagern! Wir haben dafür einen separaten Kompostplatz am Rande des Gartens angelegt. ● Mit dem Blattaustrieb beginnend, spritzen wir regelmässig vorbeugend alle 10 bis 14 Tage mit einem biologischen Stärkungsmittel (z.B. Foenicur, www.biogarten.ch) und einer Milch-Wasser-Mischung (Verhältnis 1:6). Wenn man die ersten Anzeichen sieht, ist der Befall schon fortgeschritten. ● Gleichzeitig hängen wir Schlupfsäcke für Ohrwürmer auf, die mit den Blattläusen aufräumen.

Frances und Remo Vetter sind als freischaffende Gartengestalter, Referenten und Buchautoren unterwegs.















Fotos: dave brüllmann | getty-images.com | dave brüllmann, at verlag| www.at-verlag.ch



Aktualisiert: 3. Sept. 2021

Kategorie: Natur


Fossile Energieträger sollen nach und nach durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Photovoltaikanlagen, Windräder und Elektroautos sind dabei wichtige Komponenten. Doch die grünen Energien haben ihre Schattenseiten.

Getty-images.com





Eine wichtige Komponente der Energiewende ist, den Verkehr von den fossilen Brennstoffen zu entkoppeln, um den CO2-Ausstoss zu verringern. Dabei wird seit einigen Jahren vor allem die Elektrifizierung der Mobilität angestrebt. Auf den ersten Blick scheinen Elektroautos die perfekte Lösung für die Energiewende zu sein. Denn im Betrieb verbrauchen sie keine fossilen Brennstoffe; deshalb stossen sie auch keine Abgase aus, was vor allem in Grossstädten willkommen ist. Zudem ist der Wirkungsgrad bei Elektrofahrzeugen höher als bei Autos, die mit Benzin oder Diesel betrieben werden. CO2-neutral sind Elektrofahrzeuge allerdings nur, wenn deren Produktion und Betrieb mit Ökostrom erfolgen.







In der Schweiz ist der Strommix relativ umweltfreundlich, da 75 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien, vor allem Wasserkraft, stammt. In Deutschland kommt rund die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Energien; etwas mehr als ein Drittel wird von Kohle- und Kernkraftwerken produziert. Das Problem: Solange der Strom aus Kohlekraftwerken generiert wird, sind elektrische Fahrzeuge nicht umweltfreundlich.

Bevölkerung will die Energiewende






Die Energiewende stösst auf breite Akzeptanz: 96 Prozent der Schweizer Bevölkerung wollen laut einer von der Schweizerischen Energiestiftung (SES) in Auftrag gegebenen Umfrage, dass die Schweiz ihren Strombedarf künftig mit erneuerbaren Energien deckt. Die Energiewende darf auch etwas kosten, finden vier von fünf Befragten: Sie wären bereit, pro Jahr durchschnittlich 95 Franken mehr zu bezahlen, um den Ausbau einheimischer erneuerbarer Energien voranzubringen. Derzeit bezahlt ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt über den Netzzuschlag 40 Franken pro Jahr für den Ausbau erneuerbarer Energien. Um das Ziel der Schweiz zu erreichen – die Kohlendioxid-Emissionen bis 2050 auf Null zu senken –, dürfte das nicht reichen. Forscher des Paul Scherrer Instituts (PSI) haben in einer Studie nachgewiesen, dass man dafür etwa 330 Franken pro Kopf und Jahr aufwenden muss. Die Jungen Grünliberalen (JGLP) haben einen Rechner programmiert, mit dessen Hilfe man die finanziellen Folgen des CO2- Gesetzes (Abstimmung am 13. Juni 2021) für sich berechnen kann: www.co2-rechner.jglp.ch krea


«Am meisten CO2-Einsparung bringt eine Abschaltung eines Kohlekraftwerkes.»

Gefragt: Christopher Onder*







Ein mit Kohlestrom betriebenes Elektrofahrzeug emittiert letztlich mehr CO2 als ein Auto mit effizientem Verbrennungsmotor, sagt Christopher Onder von der ETH Zürich. Er erklärt, worauf es ankommt, wenn man den CO2-Ausstoss effektiv reduzieren will und wie «grüne Energie» noch sauberer werden kann. Interview: Andreas Walker Sind Elektroautos der Schlüssel zur Reduktion des CO2-Ausstosses? Christopher Onder: Das kann man so nicht sagen. Elektroautos tragen nur zur Reduktion des CO2-Ausstosses bei, wenn sie mit «grünem», also nicht-fossilem Strom betrieben werden. Sie dürfen aber auch keinem anderen Stromverbraucher den grünen Strom wegnehmen. Zusätzlich ist der Individualverkehr nur ein Sektor, der zum CO2-Ausstoss beiträgt. Güterverkehr, Gebäudeheizungen, Industrie und Kraftwerke sind weitere. Diese weisen aber deutlich längere Lebenszyklen in ihren energietechnischen Anlagen auf. Ein Auto ist nach zehn bis 15 Jahren am Ende seiner Betriebszeit. Ein Kraftwerk, das heute in Betrieb geht, wird voraussichtlich die nächsten 50 Jahre laufen. Es ist deshalb sehr wichtig, dass wir bei diesen langfristigen Projekten auf CO2-Neutralität hinzielen. Deutschland fördert stark die Elektromobilität. Ein Teil des Stromes wird jedoch aus Kohlekraftwerken erzeugt. Ist das eine Mogelpackung? Ein mit Kohlestrom betriebenes Elektrofahrzeug emittiert letztlich mehr CO2 als ein effizientes verbrennungsmotorisches Fahrzeug. Die Investition, die am meisten CO2-Einsparung bringt, ist die Nicht-Inbetriebnahme oder das Abschalten eines Kohlekraftwerkes. Neben dem hohen CO2-Ausstoss pro Energieeinheit kommt bei Kohlekraftwerken noch dazu, dass sie nur schlecht regelbar sind. Das führt dazu, dass sie auch weiterlaufen, wenn im Sommer die Photovoltaikanlagen und die Windturbinen viel Strom liefern. Zurückgefahren werden leider die effizienteren und weniger CO2 emittierenden Gaskraftwerke. Was sind derzeit noch die grössten Schwachstellen des Elektroautos? Aus meiner Sicht immer noch die knappe Reichweite, die für eine vollständige Batterieladung benötigte Zeit und natürlich auch der Preis. An allen diesen Punkten wird aber gearbeitet und es sind Verbesserungen absehbar. In Norwegen haben viele Familien für die Stadt ein Elektroauto als Zweitwagen angeschafft. Für lange Fahrten wird ein herkömmliches Auto genutzt. Wird da, wenn man die Herstellung mit einbezieht, letztendlich nicht mehr Energie verbraucht, als wenn ein Haushalt nur ein Auto mit Verbrennungsmotor fahren würde? Da sehe ich jetzt kein Problem, wenn man es sich leisten kann. In dieser Konstellation wird das Elektroauto den Löwenanteil sämtlicher Fahrten übernehmen und nur in Ausnahmefällen wird mit Verbrennungsmotor gefahren. Das gibt immer noch einen guten CO2-Mix, da Norwegen sehr viel grünen Strom hat. Das Verbrennungsmotorauto wird auch länger in Betrieb sein, sodass die für die Herstellung benötigte Energie und der entsprechende CO2-Ausstoss weniger stark ins Gewicht fallen. Ist das Recycling der Batterien von Elektroautos heute gewährleistet? Das läuft sicher noch nicht problemlos, aber man ist auf gutem Weg. Es ist ein technologisches Problem und deshalb bei genügend Nachfrage und entsprechenden Investitionen lösbar. Generell bin ich bei technologischen Problemen optimistisch, dass bei Bedarf eine Lösung durch Forschung und Entwicklung gefunden wird. Bei einem energetischen Problem hingegen stösst man schnell an die Grenzen der Physik, die sich eben nicht austricksen lassen. Neodym ist ein Rohstoff, der in Elektromotoren verbaut wird und heute fast ausschliesslich in China gefördert wird. China hat jahrzehntelang die Weltmarktpreise unterboten und so alle Konkurrenten aus dem Geschäft getrieben. Heute nutzt China die Monopolstellung und setzt seine Ressourcen gezielt als Argument bei seinen Handelskonflikten ein. Ist da in Bezug auf erneuerbare Energien eine gefährliche Abhängigkeit entstanden? Diese Abhängigkeiten bestehen nahezu überall, denken wir nur an Erdöl und Erdgas. Im Fall des Neodyms handelt es sich aber letztlich wieder um ein technologisches Problem, das mit entsprechendem Aufwand lösbar ist. Man konnte dies gut beim Kobalt beobachten. Sobald die Verwendung von unter schlechten Bedingungen gefördertem Kobalt in das Bewusstsein der Kunden gelangte, wurden Anstrengungen zur Reduktion des Verbrauchs unternommen. Sobald es kostenmässig oder reputationsmässig interessant ist, Materialien zu rezyklieren, wird auch die entsprechende Technologie dazu entwickelt werden. * Prof. Dr. Christopher Onder ist Professor am Institut für Dynamische Systeme und Regelungstechnik im Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik an der ETH Zürich.

«Sobald es kostenmässig interessant ist, Materialien zu rezyklieren, wird auch die Technologie dazu entwickelt.»

Die Sache mit dem Strom Weltweit sind 2452 Kohlekraftwerke in Betrieb (Quelle: Statista, Stand Juli 2020). Am meisten in China (1077), gefolgt von Indien (281) und den USA (263). Über Tausend neue Kohlekraftwerke sind weltweit geplant. Dabei ist klar: Erst wenn der Strom aus erneuerbaren Energien stammt, werden Elektroautos energieeffizient. Deshalb sollte die Dekarbonisierung der gesamten Stromerzeugung weltweit vor der Elektrifizierung der Mobilität stattfinden. Denn solange Strom aus Kohlekraftwerken für das Laden von Elektroautos benötigt wird, ist dies nur eine Umlagerung der Energiebereitstellung, die nicht den CO2-Ausstoss reduziert. Bis 2019 hat China die Elektromobilität stark gefördert. Derzeit erlebt das Reich der Mitte eine Wende: Bei der Mobilität wird der Fokus vermehrt auf Wasserstoff und Methanol gerichtet. Das wäre an sich eine gute Sache. Allerdings wird Methanol in der Regel aus Kohlevergasung gewonnen, was wiederum nicht nachhaltig ist. Dabei gibt es schon längst Ideen und Projekte, um Methanol aus CO2 und Wasser mit nachhaltig generiertem Strom zu erzeugen. Damit hätte man eine tatsächlich erneuerbare Energiequelle. «Graue Energie» einberechnen Bei einigen Metallen, die zum Bau von Solar- oder Windanlagen gebraucht werden, ist bereits der Abbau problematisch. Um erneuerbare Energien zu gewinnen, müssen sogenannten «Seltene Erden» verwendet werden, die vor allem in China abgebaut werden – zum Teil unter für Mensch und Natur katastrophalen Bedingungen und mit grossem Energieeinsatz. Der Name «Seltene Erden» stammt aus der Zeit der Entdeckung dieser Elemente, denn sie wurden zuerst in seltenen Mineralien gefunden, in Form ihrer Oxide, die früher als «Erden» bezeichnet wurden. Zur Gruppe der «Seltenen Erden» gehören 17 Metalle, die sehr weich und meist silbrig glänzend sind. Für Windräder und Photovoltaikanlagen sind dies vor allem Yttrium, Europium und Neodym, die stark nachgefragt sind. Neodym-Windräder laufen ohne Getriebe, deshalb brauchen sie stärkere Generatoren, die sich besonders gut aus diesem Element herstellen lassen. Bis ein Windrad erneuerbare Energie erzeugen kann, wird also viel Energie verbraucht: Nur schon für die Stahlerzeugung, die Veredelung des Stahlturms und die Armierungen des Fundaments eines Windrades werden etwa 30 Tonnen Kohle verbrannt; für den Aushub des Fundaments und den Transport des Betons sind Hunderte von Lastwagenfahrten notwendig, die viel Treibstoff verbrauchen. Diese sogenannte «Graue Energie» wird bei der Bilanzierung der Windenergie oftmals vernachlässigt.




«Die Umwelt- und Gesundheitsprobleme werden in ferne Länderexportiert, während wir eine vermeintlich saubere Energiequelle haben.»

Sorgenkind «Seltene Erden» Ein weiteres Problem sind die Neodym-Eisen-Bor-Magnete, die zur Energieumwandlung in Windkraftanlagen verwendet werden. Diese Magnete haben in den vergangenen Jahren einen enormen Nachfrageschub erhalten. Denn sie werden für die Herstellung von Elektromotoren von Hybrid- und Elektrofahrzeugen, für E-Bikes, aber auch im Allgemeinen Maschinenbau, in den elektrischen Kleinmotoren konventioneller PKWs oder eben in den Generatoren grosser Windkraftanlagen mit permanentmagnetischem Direktantrieb verbaut. Doch der Abbau von Neodym und anderen Seltenen Erden ist höchst problematisch. Immer strengere Umweltauflagen führten dazu, dass weltweit viele Minen geschlossen wurden und China heute fast den gesamten Weltmarkt dominiert. Bei der Gewinnung werden die aus dem Boden geschürften Mineralien mit Säuren oder Laugen behandelt, um die Metalle herauszulösen. Dabei bleibt eine toxische Schlacke zurück, die oft auch noch radioaktive Stoffe wie Uran und Thorium enthält. Diese Schlacke wird in Seen neben den Minen deponiert und die Gifte gelangen teilweise ins Grundwasser, wo sie schliesslich auch die Gesundheit der Menschen gefährden. Die Umwelt- und Gesundheitsprobleme werden damit in ferne Länder exportiert, während wir eine vermeintlich saubere Energiequelle haben.


Aktualisiert: 3. Sept. 2021

Kategorie: Natur


Feuerspucken, Lagerfeuer, Höhenfeuer, Grill – davon fühlen sich viele Männer geradezu magisch angezogen. Doch woher kommt die Faszination für Feuer und Flammen?





Er habe schon immer gern mit dem Feuer gespielt, sagt Peter Oertle. Das meint er im wahren wie im übertragenen Sinn: Mit 19 Jahren prägte ein traumatisches Erlebnis seine Beziehung zum Feuer. Mit Freunden verbrachte er einige Tage auf einer Alp der Familie im Onsernonetal. «Mein Vater hat mir eingebläut, dass ich nur bei ganz bestimmten Windverhältnissen ein Feuer entfachen darf», erzählt Oertle. Und er war sich sicher, diesen Ratschlag befolgt zu haben. Doch es kam anders. Bald brannte der ganze Hang lichterloh. Peter Oertle wurde als Feuerteufel gebrandmarkt. Ein andermal setzte er unwillentlich mit seiner Freundin eine Wiese in Graubünden in Brand. Und schliesslich fiel ein Unterstand dem Feuer zum Opfer, als Oertle, der damals im Drogenentzug arbeitete, einen Aschenbecher zu früh im Abfallcontainer entsorgte und dadurch einen Brand auslöste. «Ich bin ein gebranntes Kind und muss aufpassen, das Spiel mit dem Feuer nicht auf die leichte Schulter zu nehmen», sagt Oertle. Seine Beziehung zum Feuer, vor dem er heute grossen Respekt habe, beschreibt er als Hassliebe.










Der Urmann am Grill Oertle ist therapeutischer Berater in Weissenburg-Berg BE; er leitete während 25 Jahren verschiedene Männergruppen, bei denen das Feuer in Ritualen eine wichtige Rolle spielte – zum Beispiel bei Feuertänzen. Dabei stellte er fest, dass Männer sich vom Feuer besonders angezogen fühlten. «Das Feuer weckt etwas Uriges, etwas Archetypisches im Mann», ist er überzeugt. Vieles laufe im Angesicht eines Feuers unbewusst im Mann ab. Nur leider sei dies dem modernen Mann von heute selten bewusst, zu stark sei dieser im Kopf verankert und nur mehr wenig mit der Natur verbunden. Aber auch heute noch fühlen sich viele Männer zum Feuer hingezogen – und sei es nur zum Grill im Garten? Der Grill gilt als direkter Nachkomme der ursprünglichsten Form der Nahrungszubereitung auf dem offenen Feuer. Als Herr über das Feuer wird der urbane Mensch urplötzlich zum Urmann, der seine Sippe mit Fleisch versorgt, das er zwar nicht selbst erlegt, dafür mit viel Hingebung zur Genussreife gebraten hat. In der Hand die Grillzange, in der anderen das Bier, um den Oberkörper eine Schürze geschnürt – eine Analogie zu königlichen Insignien wie Herrschermantel und Königszepter? «Am Grill darf der Mann etwas Ursprüngliches, etwas Wildes im positiven Sinne ausleben», sagt der Outdoorspezialist und Erlebnispädagoge Reto Bühler. In seinen Seminaren setzt er das Feuer regelmässig ein – um zu kochen und um das Gespräch und überhaupt die Gemeinschaft zu pflegen. «Männer lieben grosse Feuer», weiss er aus Erfahrung. «Männer haben etwas Feuriges in sich und daher einen guten Zugang zu diesem Element.» Aber auch Frauen mögen laut Bühler das Feuer, obgleich sie sich mehr der Glut des Kochfeuers und weniger den Flammen eines Höhenfeuers verbunden fühlten. Wie Forscher vermuten, spielte das Feuer bereits zu Zeiten des Homo erectus für die Gemeinschaft und Geselligkeit eine entscheidende Rolle. Es wird daher angenommen, dass es schon bei den Höhlenmenschen ein funktionierendes Sozialgefüge gab. Ausserdem schenkte das Feuer Wärme, half den Menschen, die Speisen zu garen und bot Schutz vor wilden Tieren.

Zum Sprachbegriff Sprachlich lässt sich der Begriff «Feuer» bis ins uralte Indogermanien zurückverfolgen. Über verschiedene Etappen entwickelte sich aus pehwr das althochdeutsche fiur, von dem sich unsere aktuelle Bezeichnung ableitet. Im Griechischen wurde daraus das Präfix pyr, das heute noch Verwendung findet. (Quelle: www.feuerwissen.jimdofree.com)

Lebensfreude und Transformation Das Feuer ist jedoch weit mehr als Wärmequelle, Schutz und Licht. Es steht – astrologisch gesehen – für das männliche Prinzip, die sogenannte Yang-Qualität. Der Mann steht den Elementen Feuer und Luft nahe, die Frau den Elementen Wasser und Erde. Das Element Feuer wird gleichgesetzt mit Aktivität und Lebenskraft, aber auch generell für die geistige Entwicklung des Menschen und für Spiritualität. «Faszinierend am Feuer ist unter anderem seine Kraft, etwas zu wandeln, zu transformieren, ohne dass dabei die Information des verbrannten Gegenstandes verloren geht», sagt Peter Oertle. Das Feuer schenke dem Menschen Urvertrauen und Geborgenheit. Es wirke zudem reinigend und beruhigend auf alle, die sich um die Feuerstelle versammelt haben. «Grosse Feuer jedoch wecken die Lebensgeister, entfesseln Kräfte und sorgen beispielsweise bei einem Feuertanz für Lebensfreude», konnte Peter Oertle in seinen Männergruppen immer wieder beobachten. Um ein Feuer zu sitzen, bringe so manches innerhalb einer Gruppe in Bewegung, stellt auch Reto Bühler fest: «Vieles passiert im Unbewussten. Die Wandlungskraft des Feuers wirkt im Stillen und hat eine klärende, läuternde Dynamik.» Und dann wäre da noch die spirituelle Ebene des Feuers. Peter Oertle bringt nochmals die Astrologie ins Spiel, genauer gesagt den Kriegsgott Mars und das Feuerzeichen Widder. In vielen Mythologien hat der Mars seinen festen Platz. Der rötlich am Firmament leuchtende Planet hatte etwas Bedrohliches an sich. Rot gilt als das Symbol für Feuer und Blut, für Macht und Aggression – Attribute des griechischen Kriegsgottes Ares und des römischen Kriegsgottes Mars. Der Widder ist das Sternzeichen des ersten Hauses. Widder-Menschen wählen offenbar auffallend häufig Berufe, die mit Feuer zu tun haben – zum Beispiel Feuerwehrmann, Schmied, Schweisser oder Pyrotechniker. Das Frühlingszeichen steht für den Aufbruch, ganz im Sinne von: Am Anfang war das Feuer.


«Das Feuer schenkt dem Menschen Urvertrauen und Geborgenheit.»

Über die Mythologie des Feuers








Feuer gilt als der erste fundamentale Akt der Nutzbarmachung elementarer Kräfte. Es steht somit am Anfang der Menschwerdung. In religiösen Kulten ist das Feuer fester Bestandteil für Rituale – ob als Flamme der Kerze oder als hochloderndes Oster-, Beltane- oder Sonnenwendfeuer. In der christlichen Kultur wird das Feuer mit der Schmerzerfahrung in Verbindung gebracht. «Wechseln wir in das Jenseits, so durchschreiten wir selbst das Feuer, und die Seele erglüht», sagt der deutsche Geomant und Buchautor Stefan Brönnle. Das Erglühen der Seele sei jedoch alles andere als eine Höllenerfahrung: Die christliche Heilige Teresa von Ávila erlebte die mystische Erfahrung, dass ein Engel sie mit einem Feuerpfeil zum Erglühen brachte – eine religiöse Verzückung. Im Christentum wird der Heilige Geist oftmals in Form einer Flamme dargestellt. Und Gott zeigte sich Moses unter anderem als brennender Dornbusch. Bei den Hindus wird die Position des Feuers durch den Gott Agni eingenommen. Zugleich bildet sein Feuer ein Portal ins Jenseits. Die Germanen verehrten Loki als ihr Gott des Feuers. Seine Tochter war die Unterweltsgöttin Hel. Feuer und Jenseits gehörten auch hier zusammen. In Asien werden noch heute die Gaben an die Ahnen dem Feuer übergeben. In der Yoga-Tradition spricht man von der feurigen Kundalini-Schlange, die zusammengerollt im Wurzelchakra schläft, bis sie erweckt wird. Dann jedoch bewegt sie sich der Wirbelsäule entlang nach oben und unten; sie erzeugt ein Feuer, das die Seele erfasst. «In diesem mystischen Feuer der Lebens- und Geisteskraft werden Visionen erzeugt, die jenen von Teresa von Ávila nicht unähnlich sind», erklärt Stefan Brönnle. (Quelle: www.inana.info)

Buchtipps




Hans-Peter Hufenus «Urmensch, Feuer, Kochen», AT Verlag 2021, ca. Fr. 35.– Andy Müller «Feuer. Von der Steinzeit bis zum Brennglas», Androma Verlag 2004, leider nur noch antiquarisch erhältlich Wilfried Hacheney «Feuer – Geheimnis der Geburten», Michaels Verlag 2004, ca. Fr. 30.–

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