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Die Erde scheint mehr zu sein als ein Planet, der Menschen, Tieren und Pflanzen eine Lebensgrundlage bietet. Vielmehr sollte die Erde als lebendiges Wesen betrachtet werden, das atmet und über ein eigenes Bewusstsein verfügt.

Der Puig d’Alaro war für viele Mallorquiner*innen in der Vergangenheit ein Wallfahrtsort. Einst befand sich hier das Castell d’Alaro. Später errichteten Christ*innen auf diesem mächtigen Berg die Kapelle Nostra Senyora del Refugi. Damals herrschte eine grosse Dürre über Mallorca. Mit der Wallfahrt auf den Berg baten die Menschen um Regen. Dieser kam und machte die Insel fruchtbar. Der Puig d’Alaro ist aber mehr als ein Wallfahrtsort: Aus der Sicht der Geomantin Silvia Reichert de Palacio dient der Berg als Einatmungsort, wo kosmische Kräfte in die Erde eingeatmet und in Verbindung mit der Kraft der Erde gewandelt werden. Dadurch entsteht eine für das irdische Leben nährende Energie. Es scheint, als waren die Wallfahrenden damals besonders feinfühlig, als sie mit ihrer Bitte um Regen genau diesen Ort ausgewählt hatten. Laut der Geomantin dient der zweite, gleich daneben liegende Tafelberg, Alcadena genannt, als Ausatmungspunkt der terrestrischen Energie.

Die Erde als Organismus

Die Erde atmet? Ja, und nicht nur das! Rudolf Steiner (1861–1925), der Begründer der Anthroposophie, betrachtete die Erde als Organismus, als Lebewesen. Wie in allen Lebewesen sollen sich demnach auch in der Erde Stoffwechselvorgänge, Atmungs- und Nerven-Sinnesprozesse abspielen. Laut Rudolf Steiner sind allein die unterschiedlichen Jahreszeiten wie auch die Gezeiten ein Ausdruck der Atmung der Erde. Dabei gehe es nicht allein um die Luft, die von der Erde ein- und ausgeatmet werde, sondern um jene Kräfte, die beispielsweise im Frühling die Pflanzen aus der Erde treiben oder die sie im Herbst wieder welk werden lassen. Rudolf Steiner vergleicht den Atmungsvorgang der Erde mit der Lungenatmung des Menschen. Während die Erde im Winter Kräfte einatmet, für sich behält und verarbeitet, atmet sie die Energie im Frühling aus.

Lebewesen mit Körper, Geist und Seele

Natürlich sind die Erkenntnisse von Rudolf Steiner nicht völlig neu. In Platos Timaios aus dem vierten Jahrhundert vor Christus etwa lässt Plato den sternkundigen Timaios darlegen, dass die Welt als ein Kosmos betrachtet werden müsse – als ein Lebewesen mit Körper, Geist und Seele. Diese weibliche Seele sei älter und ehrwürdiger als die Gottheiten selbst. Im 17. Jahrhundert beobachtete der italienische Forscher und Mathematiker Evangelista Torricelli regelmässige Schwankungen des Luftdrucks. Gegen drei Uhr morgens hatte er seinen Tiefstand, sein Maximum gegen neun Uhr, um bis 15 Uhr wieder auf den Tiefstand zu fallen. Diese «atmosphärische Gezeiten» genannten Luftdruckwellen inspirierten Goethe zum Vergleich mit der Ein- und Ausatmung der Erde.


Allgegenwärtiges Bewusstsein der Erde

Für den deutschen Geomanten Stefan Brönnle ist die Erde ein mächtiges Bewusstseinsfeld. Als solches sei die Erde selbst eine Art Makrolebewesen, das uns Menschen gleichsam einbindet. «Jeder unserer eigenen Atemzüge atmet die Präsenz der Erde ein, jede Nahrungsaufnahme verinnerlicht ihren Körper wie in einer immerwährenden Eucharistie», umschreibt der Geomant das energetische Zusammenspiel zwischen Erde und Mensch. «Mutter Erde ist keine leere Worthülse, sondern vielmehr der Ausdruck jener Kraft, die uns und allen hier lebenden Wesen das Leben ermöglicht.» Dieses Bewusstsein der Erde scheint – so Stefan Brönnle – allgegenwärtig. Und doch gebe es Orte, an denen das Erdbewusstsein direkter und unmittelbarer zu den Menschen spreche. Stefan Brönnle spricht bei diesen «Portalen zu Gaia» vom Göttinnenfokus – von Orten des fokussierten Erdenbewusstseins. Wo findet man solche Orte? Oft haben sie ihre Präsenz in sakralen Bauwerken und an Kultplätzen aller Zeiten.


Energetische Trichterstruktur

Stefan Brönnle vergleicht die Portale zu Gaia mit Bewusstseinsporen, mit Kanälen oder Fahrstühlen «in den Thronsaal der Magna Mater». Auf der Suche nach solchen Orten, wo die Erde Energie ein- und ausatmet, stiess Stefan Brönnle auf gewisse feinstoffliche Gemeinsamkeiten, die sich immer wieder in ähnlicher Form präsentierten. «Ätherisch bestehen Göttinnenfokusse aus einem Wall aus dem Elementeäther Erde, der den Ort begrenzt und schützt», erklärt der Geomant. Dieser ätherische Wall sei jedoch im Grunde genommen nur das oberflächennahe Ende einer energetischen Trichterstruktur, die tief ins Erdinnere reiche. Wie ein Netzwerk überziehen diese «Seelenporen der Erde» laut Stefan Brönnle den Globus und atmen die Erdenseele aus, die die Landschaft durchströmt und beseelt.

Kontinuierlich strömender Fluss

Für die Landschaft scheint die Atmung der Erde genauso wie für andere verkörperte Wesen überlebenswichtig, wie der Geomant Marco Pogacnik, Autor verschiedener Bücher wie zum Beispiel «Das geheime Leben der Erde» oder «Die Gaia-Kultur erschaffen», betont. «In der Landschaft dient die Atmung für den Austausch zwischen der atmosphärischen und der unterirdischen Hälfte des Holons. Indem die Lebenskräfte eines Orts zwischen beiden Räumen kreisen, werden sie beständig wieder aufgeladen und erneuert.» Das Ein- und Ausatmen geschehe in einem kontinuierlich strömenden Fluss, ganz im Gegensatz zur rhythmischen Atmung von Tieren oder Menschen. Die Atmung sei ein grundlegender Bestandteil des Lebenskraftsystems einer Landschaft. «Man findet beide Arten von Atmungspunkten auf allen Ebenen eines Holons bzw. einer geistig-seelischen Einheit eines Landschaftsraumes, sei es auch nur ein kleines Zimmer oder ein kleiner Garten, ein Ort, eine Landschaft, ein Kontinent oder der Erdglobus als Ganzer», erklärt Marco Pogacnik. Der Geomant nennt ferner den Begriff vitalenergetischer Zentren als Teil eines Chakra-Systems, das die Erde umspannt. «Vitalenergetische Zentren sind von höchster Bedeutung für die Lebensqualität einer Landschaft. Sie bilden die Quelle frischer Lebenskraft, die vom Zentrum der Erde aufsteigt.»


Erdatmosphäre verändert die Figur

Auch die Wissenschaft beschäftigt sich mit der «Atmung» der Erde. Forscherinnen und Forscher am Institut für Geodäsie und Geophysik der Technischen Universität (TU) Wien untersuchten die Auswirkungen der Erdatmosphäre auf die Figur, das Rotationsverhalten und das Schwerefeld unseres Planeten. Dabei kamen sie zu folgenden Erkenntnissen: Die Erdatmosphäre bildet offenbar nicht nur die Voraussetzung für menschliches Leben auf der Erde, sondern verändert auch deren Figur, das Rotationsverhalten und das Schwerefeld unseres Planeten. Atmosphärische Auflasten (= Luftdruck), zum Beispiel während einer Hochdruckwetterlage, deformieren die quasi elastisch reagierende Erde um bis zu zwei Zentimeter und verändern auch die Erdanziehung. Entsprechend müssen Beobachtungen des Erdschwerefeldes, die etwa mit speziellen Satellitenmissionen durchgeführt werden, wegen atmosphärischer Effekte korrigiert werden. Schliesslich werden auch kleine, aber messbare Schwankungen der Erdrotation, die sich durch die Polbewegung und Veränderungen der Länge eines Tages ausdrücken, zu einem beträchtlichen Teil durch Prozesse in der Atmosphäre verursacht.

Das «Atemvolumen» der Erde

Der Biologe und Kybernetiker James Lovelock erkannte gemeinsam mit der amerikanischen Mikrobiologin Lynn Margulis bei der Erde einen ähnlichen Vorgang wie man es von Menschen, Tieren oder Pflanzen kennt: Sie nehmen Energie, Wasser, Mineralstoffe und Nahrung auf und geben dafür andere Stoffe wieder an die Umwelt ab. Konkret bedeutet dies: Was wir Menschen einatmen, haben andere Lebewesen, insbesondere Pflanzen und Mikroorganismen, erst kürzlich ausgeatmet. Und was wir ausatmen, ist wiederum Basis für den Lebensprozess anderer Lebewesen. Dies gilt laut James Lovelock nicht nur für den bekannten Sauerstoff-Kohlendioxyd-Kreislauf, sondern ebenso für den Stickstoff, der ständig von im Meer lebenden Mikroorganismen freigesetzt wird. Eine Studie um Christian Beer vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Jena zeigte auf, dass der Gesamtumsatz der Erde, sprich, das «Atemvolumen» 123 Milliarden Tonnen CO2 beträgt.

Beseeltheit der Erde

Um das Verständnis für das Wesen der Erde zu verbessern, braucht es wohl neben neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen ein anderes Weltbild gegenüber unserem Planeten sowie einen bewussteren Umgang mit Kraftorten wie zum Beispiel Ein- und Ausatmungspunkte. Denn leider seien manche dieser energetischen Orte – so Stefan Brönnle – von den Menschen verändert oder gar zerstört worden, sodass sie ihre einstige Funktion nicht mehr oder nur noch teilweise wahrnehmen können. «Gerade in einer Zeit, in der Landschaft nur noch nach ihrem ökonomischen Wert als Bauerwartungsland geachtet wird, müssen wir unser Herz wieder für die Beseeltheit der Erde öffnen», fordert Stefan Brönnle. Auch die Kirche scheint erkannt zu haben, in welcher Beziehung wir Menschen zur Erde stehen. So nennt Papst Franziskus die Erde in der Enzyklika «Laudato si» als «unsere Schwester Mutter Erde» – in Anlehnung an den Satz des Heiligen Franziskus, der einst sagte: «Das gemeinsame Haus ist wie eine Schwester, mit der wir das Leben teilen.»


Die Kraft des Ortes

Die Energien der Erde erspüren, erkennen und nutzen

Stefan Brönnle

Verlag Neue Erde, ISBN 978-3-89060-540-1, CHF 21.90




Die Gaiakultur erschaffen

Das Visions- und Arbeitsbuch

Marko Pogacnik

Verlag Neue Erde, ISBN 978-3-89060-805-1, CHF 31.90

Aktualisiert: 17. Aug. 2022

Eine selbst gezogene Zimmerpflanze ist ein sehr persönliches Geschenk. Die Vermehrung kann je nach Pflanze auf unterschiedliche Art geschehen. Die Natur verblüfft uns hier mit vielfältigen Möglichkeiten.



Bestimmt ist es Ihnen auch schon passiert, dass beim Besuch bei Bekannten ein bisschen Neid aufgekommen ist. Sie hätten auch gerne so schön gepflegte Zimmerpflanzen und würden ihren Bekannten die schönsten Exemplare am liebsten abluchsen. Dass diese sich nach jahrelanger Pflege nicht davon trennen mögen, ist verständlich. Ich bin mir aber sicher, dass sie Ihnen wenigstens ein Stück davon abgeben werden, wenn Sie sie darum bitten. Mit der richtigen Technik und etwas Glück können Sie zu Hause Ihr eigenes Prachtexemplar heranziehen. Dafür eignet sich in sehr vielen Fällen eine einfache Methode, die Stecklingsvermehrung im Wasserglas.


Vielleicht besitzen Sie selbst ein paar in die Jahre gekommene oder zu grosse Zimmerpflanzen, die kurzum den Topf bersten lassen. Es wäre doch schade, die Pflanze wegen zu engen Platzverhältnissen wegzuwerfen. Sicherlich machen Sie jemandem eine grosse Freude, wenn Sie beim nächsten Besuch eine selbst gezogene Zimmerpflanze als Geschenk mitbringen. Ich zeige Ihnen auf, wie Sie diese selbst vermehren oder verjüngen können. Der beste Zeitpunkt, um Zimmerpflanzen zu vermehren oder zu verjüngen ist von Frühling bis Sommer, da sowohl die Temperaturen als auch die Lichtverhältnisse während dieser Zeit perfekt sind.


«Selbst gezogene Zimmerpflanzen zu verschenken, bereitet Freude.»

Verschiedene Vermehrungsmethoden

Unterschieden werden grundsätzlich zwei verschiedene Vermehrungsmethoden. Die generative Vermehrung (oder geschlechtliche Vermehrung) ist die Vermehrung durch Samen. Diese kauft man entweder im Blumenladen oder man entnimmt nach der Blüte von Zimmerpflanzen Samen, trocknet diese und streut die Saat in Aussaaterde. Nebst dem, dass die Aussaatmethode mittels selbst gewonnener Samen nicht immer erfolgreich funktioniert, verändert sich die Pflanze oft genetisch. Dies kann dazu führen, dass sich zum Beispiel eine andere Blütenfarbe bildet. Vorgängig sollte man sich schlau machen, ob es sich bei der Pflanze um einen Licht- oder einen Dunkelkeimer handelt. Manche Pflanzensamen benötigen einen bestimmten Reiz, damit die Keimung überhaupt ausgelöst wird. Bei den sogenannten Lichtkeimern wird der Samen nicht zugedeckt. Bei den Dunkelkeimern hingegen wird der Samen zweimal so dick mit Aussaaterde übersiebt, wie er selbst dick ist.


Die vegetative Vermehrung (oder ungeschlechtliche Vermehrung) ist die Vermehrung einer Pflanze aus Pflanzenteilen. Die selbst gezogene Pflanze ist genetisch identisch mit dem Elternteil und bringt nebst der Blatt- auch die gleiche Blütenfarbe hervor, wie die Mutterpflanze. Die häufigsten Methoden der vegetativen Vermehrung sind die Kopf-, Triebteil- und Blattstecklinge, Steckhölzer, Ausläufer, die Blattteilstecklinge sowie die Kindelvermehrung. Letztere zwei Vermehrungsmethoden stelle ich Ihnen nachfolgend bebildert vor und erkläre Ihnen eine etwas weniger bekannte Methode der Verjüngung einer älteren Zimmerpflanze, das Abmoosen.


Stecklinge aus dem Wasserglas

Von vielen Zimmerpflanzen, vor allem stark verzweigten, schneiden Sie mit einem sauber desinfizierten Messer zehn bis fünfzehn Zentimeter lange Stücke ab. Entfernen Sie die untersten Blätter und stellen den Steckling in ein Glas Wasser. Achten Sie darauf, dass keine Blätter im Wasser stehen, weil sie sonst verfaulen. Eine Ausnahme bildet das Zypergras (Cyperus alternifolius), deren Blattschirme kopfüber in ein Glas Wasser gestülpt werden können. Nach ein paar Wochen haben sich genug Wurzeln gebildet, um den Steckling in Zimmerpflanzenerde topfen zu können.


Ich persönlich besitze eine Zypergras Mutterpflanze, welche ich etwa alle 3 Jahre vermehre und die Jungpflanzen weiterverschenke. Ich schneide mehrere ganze Stängel mit einem scharfen Messer oder einer Schere ab und schneide zehn bis fünfzehn Zentimeter lange Stücke unter dem Blattschirm zu. Die Stecklinge stelle ich anschliessend in sauberes Wasser und platziere das Glas an einem hellen Platz. Es dauert manchmal nur ein paar Tage, bis sich am Blattschirm Wurzeln bilden. Es empfiehlt sich, den Steckling regelmässig unter Wasser abzuspülen und frisches Wasser ins Glas einzufüllen. Nach einiger Zeit bildet sich Schleim im Glas oder am Steckling, welcher eine gesunde Wurzelentwicklung verhindert. Sind die Wurzeln nach ein paar Wochen drei bis fünf Zentimeter lang, kann der bewurzelte Steckling vorsichtig in einen Topf mit Zimmerpflanzenerde eingetopft werden. Nach weiteren zwei bis drei Wochen ist die Jungpflanze angewachsen und kann verschenkt werden.























Blattteilstecklinge von Königsbegonien

Nebst allen anderen Vermehrungsmethoden finde ich persönlich die Vermehrung durch Blattteile die Imposanteste. Bei uns bei der Gartenbauschule Oeschberg werden die Königsbegonien (Begonia-Rex-Gruppe) erfolgreich auf diese Art vermehrt. Was Sie benötigen, ist eine gesunde Mutterpflanze, eine saubere Schale oder einen Topf, eine gereinigte Schnittunterlage sowie ein scharfes Messer. Sie desinfizieren ein scharfes Messer in 70%igem Alkohol und schneiden ein Blatt am Ansatz sauber ab. Am besten wählen Sie ein Teenager-Blatt. Ein altes oder ein ganz junges Blatt sind weniger gut geeignet. Von diesem schneiden Sie zwei bis drei viereckige Stücke mit möglichst vielen Blattadern heraus und legen es mit der schönen Seite nach oben auf die befeuchtete Erde. Damit guter Erdkontakt entsteht, drücken Sie den geschnittenen Blattteil vorsichtig auf die befeuchtete Erde. In der Grossproduktion werden die Blätter mit Agraffen fixiert und die volle Schale mit einer Glasplatte zugedeckt, um ein Mikroklima zu erzeugen. Wenn Ihnen keine Glasplatte zur Verfügung steht, können Sie das Gefäss mit Allzweckfolie überziehen. Stellen Sie es anschliessend an einen hellen Platz und sorgen Sie dafür, dass die Erde nie austrocknet. Sie sollten regelmässig eine Giesskontrolle machen. Nach zwei bis drei Wochen bilden sich unten am Blatt Wurzeln und obenauf entdecken Sie die ersten, kleinen Blätter, die sich aus sogenannten Adventivknospen entwickelt haben. Sobald die Blattteilstecklinge gut bewurzelt sind, können sie vorsichtig in Zimmerpflanzenerde pikiert werden. Schon haben Sie eine junge Königsbegonie.


Kindelvermehrung von Kakteen

Die Erde meines etwa fünfzehnjährigen Kaktus der Gattung Echinopsis war fast aufgebraucht und es war an der Zeit, die Ableger oder eben auch Kindel genannt, von der Mutterpflanze abzunabeln. Hat Ihr alter Kaktus genau dies auch nötig? Nichts einfacher als das. Bereiten Sie kleine Töpfe vor, befüllen diese mit Kaktuserde, die Sie entweder kaufen oder auch selbst mischen können.


Ich verwende zwei Teile Zimmerpflanzenerde und mische einen Teil Sand dazu. Giessen Sie die Töpfe gut an. Jetzt kann die Vermehrung beginnen. Ziehen Sie am besten etwas dickere Handschuhe an oder topfen Sie die Kakteen mit Hilfe einer Zeitung aus, damit Sie nicht gepikst werden. Die Kindel lassen sich ganz einfach von der Mutterpflanze entfernen. Diese können jetzt in die vorbereiteten Töpfchen pikiert werden, sogar, wenn sie noch keine Wurzeln haben. Die Jungpflanzen werden vorsichtig angegossen und an einen hellen, aber nicht vollsonnigen Platz gestellt. Nach ungefähr drei bis vier Wochen sind sie angewachsen und können verschenkt werden.


Abmoosen einer Bergpalme

Meine alte Bergpalme drohte jeden Moment umzukippen. Ich hatte es satt, den Stamm zu stützen. Mit Abmoosen habe ich dem Problem Abhilfe verschafft. Möchten Sie es auch ausprobieren? Befestigen Sie am Stamm auf gewünschter Höhe ein viereckiges, dunkles Stück Plastik und binden Sie es unten gut fest. Füllen Sie befeuchtete, aber nicht allzu nasse Vermehrungserde in die Folie und binden diese oben sackartig zu. Lassen Sie die Pflanze etwa zwei Monate so stehen. Öffnen Sie den Sack oben nur sporadisch und giessen Sie wenig Wasser hinein. Nach sechs bis acht Wochen können Sie den gebastelten Sack entfernen. Inzwischen haben sich Wurzeln gebildet. Mit einer sauber desinfizierten Baumschere können Sie den Stamm nun unterhalb der neuen Wurzeln abschneiden. Die neu bewurzelte Palme topfen Sie vorsichtig in einen Topf mit frischer Zimmerpflanzenerde.


Nun wünsche ich Ihnen Mut, Zimmerpflanzen selbst zu vermehren oder zu verjüngen. Ich bin mir sicher, dass Ihnen das Quäntchen Glück beschert ist, welches zum Erfolg führt, damit auch Sie mit Stolz Ihre selbst verjüngte Pflanze präsentieren oder ein selbst vermehrtes Exemplar an Freund*innen verschenken können.







 



Gabriela Gerber, ist gelernte Staudengärtnerin, kaufm. Angestellte und dipl. Arbeitsagogin. Sie ist als Berufsbildnerin in der Vorlehre Integration an der Gartenbauschule Oeschberg in Koppigen BE tätig. In ihrer Freizeit sammelt sie gerne Pilze, kocht gerne und liebt die Natur.


Sonnenenergie ist eine saubere und ergiebige Energiequelle. Sie wird für unser Land in den nächsten Jahren immer wichtiger werden. Doch um sie gut nutzen zu können, braucht es zusätzliches Speicherpotenzial für Elektrizität.




Dank unserer Sonne ist das Leben auf unserem Planeten überhaupt möglich. In vielen alten Kulturen verehrte man sie deshalb als Gottheit. Vor 5 Milliarden Jahren wurde sie aus Sternenstaub geboren und steht jetzt etwa in der Mitte ihres Lebens. Trotz dieser aus menschlicher Sicht eine Ewigkeit dauernden Zeit hat auch die Sonne einen typischen Lebenslauf und auch sie wird einmal sterben.


Die Sonne versorgt uns seit Urzeiten mit Energie. Lange Zeit rätselte man über den Mechanismus, der die gewaltige Energieabstrahlung der Sonne aufrechterhält. Bestünde der Sonnenball aus Kohle, so wäre er nach einigen tausend Jahren bereits verbrannt. Erst mit dem Verständnis des Mikrokosmos der Atome wurde auch das Geheimnis der Energieproduktion unseres Muttersterns gelüftet. Im Sonneninneren findet eine Kernfusion statt, bei der pro Sekunde 700 Millionen Tonnen Wasserstoffkerne bei der unvorstellbar hohen Temperatur von 15 Millionen Grad und einem Druck von bis zu 100 Milliarden Atmosphären zu Heliumkernen verschmolzen werden. Die Temperatur an der Sonnenoberfläche beträgt jedoch «nur» 5500 Grad. Heute besteht die Sonne zu 76 Prozent aus Wasserstoff und zu 22 Prozent aus Helium. Die restlichen zwei Prozent verteilen sich noch auf andere Elemente.



Zentrum ITER Blick ins Innere des im Bau befindlichen ITER-Reaktors. Auf der jetzt sichtbaren Betonstruktur, der sogenannten Krone, wird die gesamte Maschine mit ihren 23 000 Tonnen sitzen.


Strom von der Sonne

Es ist naheliegend, dass man versucht die Sonnenenergie zu nutzen, denn es ist eine Energiequelle, die allgegenwärtig ist. Im antiken Griechenland begannen die Menschen etwa ab dem Jahr 400 vor Christus, ihre Häuser unter Berücksichtigung der Sonnenstrahlen zu bauen.


Nach einem Mythos der Antike soll der griechische Mathematiker, Physiker und Ingenieur Archimedes mit Spiegeln das Sonnenlicht auf feindliche Schiffe gerichtet und damit eine ganze römische Flotte verbrannt haben.

Die Idee, mit Sonnenlicht Strom zu erzeugen ist nicht neu. Bereits im Jahre 1839 wurde der photoelektrische Effekt vom französischen Physiker Alexandre Edmond Becquerel entdeckt, worauf die Umwandlung des Sonnenlichts in solaren Strom basiert. Trotzdem dauerte es noch über ein Jahrhundert, bis zur Konstruktion von Solarzellen.


Am 25. April 1954 wurde von den Bell Labs in den USA die erste nutzbare Silizium-Solarzelle vorgestellt. Diese hatte einen Wirkungsgrad von 6 %. Obwohl die Presse damals schon von einer unerschöpflichen Energiequelle sprach, war die Herstellung dieser Solarzellen aufwendig und teuer. Die ersten Solarzellen wurden in der Raumfahrt eingesetzt. Dabei konnten Satelliten in einer Erdumlaufbahn durch Sonnenenergie mit Strom versorgt werden. Mit der Ölkrise 1973 wurde das Interesse an anderen Energien deutlich stärker, allerdings wurden grosse, zentrale Kernkraftwerke als die beste Lösung für eine flächendeckende Energieversorgung angesehen. Seit Mitte der 1970er- Jahre wurden schliesslich erstmals mehr Solarzellen für terrestrische Zwecke als für den Einsatz in der Raumfahrt hergestellt. Seit dieser Zeit ist die Installation von Photovoltaikmodulen stark angestiegen. Der Wirkungsgrad hat sich gegenüber den ersten Modellen stark verbessert und liegt heute zwischen 20 bis 24 %. Nach ein bis zwei Jahren haben Solarstromanlagen die Energie, die für die Herstellung eingesetzt wurde, wieder zurückgewonnen. Die Lebensdauer einer Anlage beträgt mindestens 30 Jahre.



Solarpark Chile Die Stromgewinnung aus Photovoltaik-Modulen gewinnt auf der ganzen Welt immer mehr an Bedeutung. Im Bild: ein gigantischer Solarpark in der Atacama-Wüste in Chile.


Solarkraftwerk Spanien Das Solarwärmekraftwerk PS20 (spanisch Planta Solar 20) ist zurzeit Europas grösstes kommerzielles Solarturmkraftwerk mit einer Nennleistung von 20 Megawatt. Es befindet sich in der Nähe von Sevilla in Andalusien.


Sonnenenergie für die Energie-Strategie 2050

Am 21. Mai 2017 hat das Stimmvolk das revidierte Energiegesetz angenommen. Es dient dazu, den Energieverbrauch zu senken, die Energieeffizienz zu erhöhen und die erneuerbaren Energien zu fördern. Zudem wird der Bau neuer Kernkraftwerke verboten. Somit kann die Schweiz die Abhängigkeit von importierten fossilen Energien reduzieren und die einheimischen erneuerbaren Energien stärken. Das schafft wiederum Arbeitsplätze und Investitionen in der Schweiz. Der Krieg in der Ukraine macht wieder einmal deutlich, wie problematisch es in Krisenzeiten ist, von fossilen Energieträgern im Ausland abhängig zu sein.


Der Anteil der Solarstromproduktion am Stromverbrauch der Schweiz beträgt zurzeit rund drei Terawattstunden und liegt damit bei rund 6 %. 2050 sollen Photovoltaikanlagen 45 Terawattstunden Strom liefern, also 15-mal mehr als heute. Dann sollte rund die Hälfte des Stromverbrauches (der dann deutlich höher liegen wird als heute) durch Sonnenstrom gedeckt werden können. Dieser Wert entspricht weniger als der Hälfte des Solarpotenzials in der Schweiz. Das ausschöpfbare Gesamtpotenzial zur jährlichen Produktion von Solarstrom wird in der Schweiz auf über 100 Terawattstunden geschätzt. Eine Terawattstunde entspricht z. B. dem Stromverbrauch von etwa 250 000 Haushalten pro Jahr. Bundesrätin Simonetta Sommaruga sagte an der 20. Nationalen Photovoltaiktagung am 29. März 2022 in Bern in ihrer Eröffnungsrede vor etwa 800 Teilnehmenden: «Noch nie wurden so viele Solaranlagen gebaut wie jetzt. In den letzten beiden Jahren gab es einen Rekordzubau an Photovoltaik. Und der Boom wird nicht nur anhalten, sondern noch stärker werden. Denn die Bevölkerung will weg von Öl und Gas.» Elektrizität ist die am vielfältigsten einsetzbare Energieform. Strom kann in allen Bereichen des täglichen Lebens verwendet werden. Dabei macht er ein Viertel der insgesamt in der Schweiz verbrauchten Energie aus.


 

Unsere Sonne – ein gelber Zwergstern am Rande der Milchstrasse


Astronomisch gesehen ist unsere Sonne ein ganz normaler Durchschnittsstern. Sie ist der nächste Stern in unserer Umgebung – ein glühender Gasball, dessen Oberfläche durchwühlt und viel aktiver ist, als es auf den ersten Blick erscheint. Sie hat einen Durchmesser von 1,4 Millionen Kilometern, was dem 109-fachen Erddurchmesser entspricht. Die mittlere Entfernung Erde–Sonne beträgt rund 150 Millionen Kilometer. Für diese Strecke benötigt das Sonnenlicht etwa acht Minuten. Deshalb sehen wir die Sonne also immer dort, wo sie in Wirklichkeit vor acht Minuten war.

Unsere Sonne bildete sich vor rund 5 Milliarden Jahren unter ihrer eigenen Schwerkraft aus einer Gaswolke, die vor allem aus dem leichtesten Element Wasserstoff bestand. Die gewaltige Masse der Sonne von 330 000 Erdmassen erzeugt im Sonneninneren Druck- und Temperaturverhältnisse, die zu Kernreaktionen führen, der Energiequelle unseres Muttergestirns.

 

Speicherung der Sonnenenergie

Im Sommer haben wir am meisten Sonnenenergie zur Verfügung. Die langen sonnigen Tage ohne Nebel ermöglichen eine Stromproduktion der Photovoltaikanlagen auf hohem Niveau. Daher fällt im Sommer mehr Solarstrom an, als gebraucht wird. Es ist deshalb wichtig, Sonnenenergie auch für die kalte Jahreszeit speichern zu können. Die Schweiz hat gute Möglichkeiten dank ihrer Speicherwasserkraftwerke Energie auf Vorrat zu speichern. Diese liefern Strom, wenn die Sonne nicht oder nur wenig scheint, was vor allem im Winter der Fall ist. Die Schweiz produziert im Winter viel weniger Strom als sie verbraucht. Es fehlt also im Winter Strom, der jeweils importiert werden muss. Photovoltaikanlagen in den Alpen liefern zuverlässig Strom im Winter. Die nebelfreien Gebiete in den Alpen eignen sich gut, um Sonnenstrom zu gewinnen. Deshalb sind einige Photovoltaikprojekte im Hochgebirge in Planung. Für den Ausgleich der Produktion im Tages- und Wochenverlauf stehen neben den wichtigen Pumpspeicherwerken in Zukunft dank der Elektromobilität auch Batteriespeicher in enormem Umfang zur Verfügung, die immer günstiger werden.


Sonnenstrom wird zu Erdgas

Wenn man Sonnenstrom, der im Sommer produziert wurde, für den Winter speichern will, kann man das sog. Power-to-Gas-Verfahren anwenden. Dabei wird mit überschüssigem Solarstrom mit Elektrolyse das Wassermolekül in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Mit diesem Verfahren kann aus Strom, Wasser und Kohlendioxid synthetisches Methan hergestellt werden. Beim Methanisierungsprozess wird Kohlendioxid verwendet, welches z. B. aus der Umgebungsluft mit einem CO2-Abscheider gewonnen wurde. Dieses synthetisch hergestellte Methan kann gelagert und bei Bedarf in das lokale Erdgasnetz eingespeist werden. Wird dieses Methan wieder verbrannt, wird kein zusätzliches fossiles Kohlendioxid ausgestossen, sondern das Rezyklierte. Damit entsteht ein geschlossener Kohlenstoff-Kreislauf. Ebenso kann z. B. aus überschüssigem Sonnenstrom aus Wasser und Kohlendioxid Methanol hergestellt werden. Methanol kann zum Heizen und Kühlen von Gebäuden, fürs Kochen und für die Mobilität eingesetzt werden, wie wir es von Benzin, Diesel, Kerosin oder Heizöl gewohnt sind.


Das Methanol kann schliesslich zur gewünschten Zeit am gewünschten Ort verwendet werden. Wasserstoff, der mit Sonnenstrom gewonnen wurde, ist auf vielfältige Arten einsetzbar. Unsere Sonne war seit Anbeginn der Zeiten ein wichtiger Schlüssel zur Gewinnung von Energie und wie es aussieht, wird dies auch in Zukunft der Fall sein.

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