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Aktualisiert: 8. Juli 2022

Kategorie: Natur


Schätzungen zufolge landen jährlich zweieinhalb Millionen Tonnen Plastik im Meer. Wenn man solche Zahlen hört, denken viele erst einmal an weit entfernte Strände und Ozeane. Doch Plastik ist längst auch schon in unseren Gewässern ein Problem.




In einer Untersuchung von sechs Schweizer Gewässern fanden Forschende der ETH Lausanne bereits 2014 durchschnittlich 91 000 Mikroplastikteilchen pro Quadratkilometer. Und auch in den Flüssen sieht es nicht besser aus. Die Rhone befördert täglich mehr als zehn Kilogramm Mikroplastik nach Frankreich. Eine Studie vom Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft aus dem darauffolgenden Jahr kam zum Schluss, dass sich im Zürichsee acht Billionen Mikroplastikteilchen befinden, die zusammen rund 141 Kilogramm wiegen. Laut BAFU stellen diese Werte jedoch noch keine Gefahr für unsere Wasserqualität dar.


Doch wer denkt, Mikroplastik finde sich nur in Gewässern, täuscht sich. Eine Untersuchung des Geographischen Instituts der Universität Bern hat Mikroplastik in Auenböden gefunden, und das nicht nur im Mittelland, sondern auch nahe der Flussquellen im Hochgebirge, obwohl es dort weder eine Industrie noch sonstige Plastikquellen gibt. Die Forschenden berechneten basierend auf ihren Ergebnissen, dass sich allein in den obersten fünf Zentimetern der Schweizer Auenböden 53 Tonnen Mikroplastik befinden.


Doch wieso sind diese Funde alarmierend? Das Hauptproblem von Kunststoff ist, dass er nicht abgebaut wird, sondern einfach in immer kleinere Teile zerfällt. Diese Kunststoffpartikel werden so klein, dass sie durch Kläranlagen nicht komplett aus dem Abwasser gefiltert werden können. Zusätzlich werden bei der Zersetzung Zusatzstoffe wie Weichmacher, Flammschutzmittel oder Farbstoffe freigesetzt. Diese Stoffe werden dem Plastik beigemischt, um ihn flexibler und langlebiger zu machen. Diese Chemikalien sind nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern auch für unsere Gesundheit. Und dadurch, dass sie im Wasser oder in der Luft freigesetzt werden, geraten sie in unsere Nahrungskette.


« Das Plastik wieder aus dem Meer zu fischen, ist sozusagen unmöglich.»






Gefährdung der Tierwelt

Auch für die Tierwelt hat die Plastikverschmutzung verheerende Folgen. Laut der Natur- und Umweltschutzorganisation WWF werden mehr als 800 Tierarten durch den Plastikmüll beeinträchtigt. Delfine und andere Meerestiere verfangen sich in alten Fischereinetzen und sterben langsam und qualvoll. Oft verwechseln Tiere Plastik mit Nahrung und ersticken oder verhungern so trotz vollem Magen. Dadurch, dass Meerestiere Plastik zu sich nehmen, gelangt dieser schlussendlich in die menschliche Nahrungskette. So enthält eine Portion Muscheln laut Greenpeace um die 90 Plastikpartikel.





Der Weg in die Gewässer


Doch wie gelangt Plastik überhaupt ins Wasser?

Reifenabrieb: Durch Abrieb von Autopneus entsteht Plastikstaub, der sich auf den Strassen absetzt. Diese Verschmutzung wird verstärkt durch die abgesplitterten Reste von Strassenmarkierungen. Mit dem Regen werden diese Partikel dann ins Abwasser gespült.

Fischerei: Beim Fischfang gelangen Netze, Angelschnüre und andere Utensilien ins Wasser. Die sogenannten Geisternetze sind extrem gefährlich, da sich Tiere darin verfangen und elendig verenden.

Kunstfasern: Beinahe alle Kleider enthalten heutzutage synthetische Fasern. Doch vielen ist nicht bewusst, wie gross der negative Einfluss von synthetischer Kleidung auf die Umwelt ist. Rund ein Drittel des Kunststoffes im Meer stammt aus Mikrofasern, die sich beim Waschen von der Kleidung lösen und ins Abwasser gelangen.

Kosmetika: In den letzten Jahren kam der Trend auf, Kosmetikprodukten Plastik beizufügen. Es werden beispielsweise winzige Plastikkügelchen als Schleifkörper in Peelings gemischt oder Glitzerperlen in Shampoos. Aber nicht nur diese Mikrokügelchen sind ein Problem. Zahlreichen Produkten wie Lippenstift oder Wimperntusche wird auch der flüssige Plastik Acrylates Copolymer beigemischt.

Müll: Laut der Weltnaturschutzunion IUCN sind zwei Drittel des Plastiks grössere Stücke, die erst im Laufe der Zeit zu Mikroplastik zerfallen. Schlecht entsorgter Müll ist also ein riesiges Problem, egal ob dieser von Müllkippen in Strandnähe oder von Schiffen aus im Meer landet. Und in unserer Wegwerfgesellschaft mit extrem viel Verpackungsmüll wird dies in den nächsten Jahren auch nicht weniger.

Die oben aufgeführte Liste ist längst nicht allumfassend. Plastikverschmutzung entsteht auch an den unerwartetsten Orten. Ein Beispiel dafür findet sich beim Fussball, genauer gesagt bei den Kunstrasen. Um den Boden weicher zu machen, enthalten die meisten Kunstrasen Gummigranulat, das aus alten Autoreifen gewonnen wird. Durch Regen und Schnee gelangen diese Plastikpartikel in die Gewässer.


« Schätzungen zufolge landen jährlich zweieinhalb Millionen Tonnen Plastik im Meer.»

Lösungsansätze

Das Plastik wieder aus dem Meer zu fischen, ist laut Will McCallum von Greenpeace sozusagen unmöglich. Hinzu kommt, dass das Problem dadurch nicht gelöst wäre, sondern nur ein endloser Kreislauf starten würde, bei dem das neue Plastik laufend aus dem Wasser entfernt werden müsste. Das Problem muss also an der Quelle angegangen werden. Grundlegend dafür, die Plastikflut unter Kontrolle zu bringen, wären laut Tiza Mafira vom Indonesian Plastic Bag Diet Movement Verbote von Einwegplastik. In der EU wurde letztes Jahr ein Verbot von Einwegplastik verabschiedet, dem sich die Schweiz jedoch nicht angeschlossen hat. Aber auch Grosskonzerne müssen endlich zur Verantwortung gezogen werden. Firmen wie Shell verdienen Unmengen mit der Kunststoffproduktion und können dieses Geld dann einsetzen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

Momentan werden zahlreiche kreative Lösungen des Plastikproblems entwickelt und erforscht. Eine mögliche Alternative ist die Herstellung von Kunststoffen auf der Basis von natürlichen Materialien wie Maisstärke oder Chitin aus Krustentierschalen. Angesichts der Menge von Krustentierabfall scheint die Lösung zwar vielversprechend, wie viel solche biologisch abbaubare Kunststoffe jedoch effektiv zur Lösung der Plastikkrise beitragen können, wird momentan noch untersucht. Ein Hindernis ist, dass eine verbesserte biologische Abbaubarkeit meist zu einer Verschlechterung der Eigenschaften des Plastiks führt.

Aber auch jede*r Einzelne von uns kann schon viel erreichen. Dabei fängt man am besten schrittweise an und achtet sich im Alltag darauf, wo man das meiste Plastik verbraucht. Danach kann man im eigenen finanziellen, zeitlichen und gesundheitlichen Ermessen versuchen, dort den Plastikverbrauch zu reduzieren. Eine Möglichkeit ist beispielsweise, immer eine Tasche, einen Becher und wenn mögliche einen Behälter dabeizuhaben für den Einkauf oder allfällige Take-away-Bestellungen. Auch im Bad lassen sich viele Produkte durch plastikfreie Alternativen ersetzen. So gibt es feste Shampoos, Deos, Gesichtsseifen und vieles mehr. Wie bereits erwähnt ist synthetische Kleidung einer der Hauptübeltäter, und doch kann man ihr heute kaum entkommen. Und nicht nur das, die Bekleidungsindustrie verursacht pro Jahr vier Milliarden Tonnen CO2-Emissionen. Zum Vergleich: Das sind mehr als der weltweite Flug- und Schiffsverkehr zusammen. Mögliche Alternativen sind, schlicht weniger zu konsumieren oder sich im lokalen Secondhand-Laden umzusehen, schliesslich gab es die meisten Trends bereits einmal. Oder auch Upcycling von alter Kleidung durch Sticken oder Anmalen ist eine Option. Und beim Kauf von neuer Kleidung sollten Sie wenn möglich zu natürlichen Materialien wie Baumwolle, Leine, Hanf oder Wolle greifen. Auch beim Waschen gibt es einige schonende Methoden, beispielsweise werden bei niedrigerer Schleudergeschwindigkeit, kürzerem Waschzyklus und tieferer Temperatur weniger Mikrofasern freigesetzt.


Dies sind nur einige wenige plastikfreie(re) Alternativen. Das «natürlich»-Team ermuntert Sie, einen Rundgang durch Ihre Wohnung zu machen und zu schauen, wo Sie Ihren Plastikverbrauch reduzieren können.


Abschliessend kann gesagt werden, dass es so nicht weitergehen kann. Wenn wir unseren Wasservorrat nicht komplett verschmutzen wollen, braucht es schleunigst ein Umdenken. Dabei muss nicht nur jede*r Einzelne von uns etwas ändern, sondern insbesondere einflussreiche Politiker*innen und Grosskonzerne müssen endlich ihre Verantwortung wahrnehmen und konkrete Änderungen umsetzen. •




 

Was ist Mikroplastik?

Mikroplastik bezeichnet winzige Kunststoffteilchen von einer Grösse von einem bis fünf Millimetern. Einige dieser Mikrokunststoffe werden so klein hergestellt, beispielsweise für Kosmetika. Ein Grossteil davon ist jedoch das Resultat von grösseren Plastikprodukten, die mit der Zeit in immer kleinere Teile zerfallen.

Weitere Gefahren für unser Wasser

Leider verunreinigt längst nicht nur Plastik unser Wasser. Ein riesiges Problem sind Medikamentenrückstände im Wasser. Diese gelangen durch falsche Entsorgung über die Toilette sowie Rückstände im Urin oder an der Haut ins Abwasser. Selbst Kläranlagen haben Mühe, diese Stoffe herauszufiltern, wodurch diese dann in unseren Gewässern wiederzufinden sind. In der Schweiz wurden in zehn Prozent der Messstellen Arzneimittel im Grundwasser nachgewiesen. Forschende gehen davon aus, dass manche dieser Stoffe schädlich sind für Wasserlebewesen.

Ein weiteres Risiko für unser Wasser ist die Verschmutzung durch Nitrat, das Bestandteil von Düngern ist. Durch das Überdüngen von landwirtschaftlichen Flächen können Pflanzen nicht alles aufnehmen, und die überschüssigen Stoffe gelangen über den Boden ins Grundwasser. Auch in der Landwirtschaft verwendete Pestizide verschmutzen das Grundwasser und gelangen sogar bis in unser Trinkwasser.

Buchtipps



«Wie wir Plastik vermeiden und einfach die Welt verändern» von Will McCallum Ullstein, 2018, ISBN 978-3-548-06062-0, ca. CHF 19.90





Mikroplastik. Was es im Körper anrichtet und wie wir uns davor schützen» von Ursula Linzer


Gräfe und Unzer Verlag, 2022, ISBN 978-3-8338-8012-4, ca. CHF 24.90



Nützliche Links:

www.zerowasteswitzerland.ch


In der letzten Ausgabe haben wir uns dem Konzept der Permakultur eher theoretisch angenähert und so die Grundidee eines Kreislaufes im Garten erklärt. Nun folgt der Teil zur praktischen Umsetzung.



Wie komme ich zu einem naturnahen Garten? Mit den folgenden 10 Punkten sollen Möglichkeiten und Ansätze aufgezeigt werden, wie mit wenig Aufwand im Garten viel erreicht und umgesetzt werden kann. Ich beziehe mich bewusst auf den Garten, damit dieser Bericht nicht ins Unendliche abschweift. Denn wie Sie vielleicht gemerkt haben, ist die Permakultur vielmehr als nur eine nachhaltige Art zu gärtnern. Es ist vielmehr eine Grundhaltung, wie wir unser Leben und unsere Umwelt mitgestalten. Das wäre aber genug Stoff, um ein ganzes Buch zu füllen. Deshalb hier die Kurzfassung.

Aus dem Traum wird eine Vision

Aller Anfang ist schwer, ja das trifft sicher auch bei der praktischen Umsetzung der Philosophie der Permakultur zu. Aber das Schöne daran ist, dass ich ins Träumen kommen darf. Nein, ich soll sogar ins Träumen kommen! So erst entsteht die Vision. Denn am Anfang steht der Wunsch oder vielmehr der Traum wie ich mein Grundstück und meinen Garten nach der Art der Permakultur gestalten möchte. Ganz wichtig ist: Jeder Traum darf neu geträumt werden! Auch hier sind Änderungen und Optimierungen erlaubt. Nein, sogar ein Muss. Wenn ich meine Grundidee entworfen und zu Papier gebracht habe, ist es sinnvoll, einzelne Schritte umzusetzen und nicht alles auf den Kopf zu stellen. Das schont sowohl die Ressourcen des Gartens wie auch meine eigenen. Nur so lerne ich von meinem Grundstück – oder noch präziser ausgedrückt – von der Natur. Eine wichtige Ressource beim Gärtnern ist Zeit. Also verzweifelt bitte nicht, wenn am Anfang nicht alles immer nach Plan läuft. Es gilt auszuprobieren, zu optimieren oder sonst nach Alternativen zu suchen. Widmen wir uns nun den 10 Punkten.



1. Von der Natur lernen

Ich lerne also mein Grundstück kennen. Dabei beobachte ich was vorhanden ist. Eine Spatenprobe zum Beispiel gibt mir Aufschluss über den Bodenaufbau. Ist dieser dunkel, leicht lehmig und feucht oder steinig, mager und trocken. Es lohnt sich an verschiedenen Orten Proben zu machen. Nur so kann ich abschätzen, wo später die Anlage des Gemüsegartens Sinn macht. Auch Zeigerpflanzen geben mir Aufschluss. Brennnesseln etwa deuten auf einen stickstoffreichen Boden hin. Das Vorkommen des Kleinen Wiesenknopfs und der Wilden Möhre weisen auf einen nährstoffarmen und Breitwegerich auf einen verdichteten Boden hin.





2. Vielfältigkeit ermöglichen

Wenn ich den Standort für meinen Gemüsegarten ermittelt habe, darf ich nun endlich anpflanzen. Schon mehrmals ist der Begriff Mischkultur gefallen. Genau diesen Zustand möchte ich anstreben. Das heisst, dass ich eine gute Fruchtfolge plane. Passende Kalender dazu finden sich zu Hunderten im Internet. In der richtigen Fruchtfolge baue ich starkzehrende Gemüse als erste Kultur und schwachzehrende erst später an. Um Krankheiten wie zum Beispiel die Kohlhernie zu unterbinden, pflanze ich nicht zwei Jahre hintereinander Pflanzen aus der Familie der Kreuzblütler im gleichen Beet an. Ich kann auch Pflanzen gemeinsam im Beet anbauen die sich gegenseitig begünstigen. Ein gängiges Beispiel in der Permakultur sind die drei Schwestern Kürbis, Mais und Stangenbohnen. Der Kürbis bedeckt den Boden, hält die Feuchtigkeit zurück und unterdrückt Beikräuter. Der Mais wächst in die Höhe und dient der Bohne als Kletterhilfe. Die Bohne versorgt den Boden als Leguminose mit Stickstoff. Ich habe bisher Mais mit Buschbohnen kombiniert da der Kürbis im Kompost angesiedelt ist.


3. Fördern von Vernetzung

Ein Element kann viele Funktionen ausüben. So entwickeln wir einen Bezug zueinander. Ich versuche also, auch mehrere Bedürfnisse zu decken. Wenn ich eine Hecke brauche, kann ich diese aus Wild-, Obst- und Beerensträuchern kombinieren. So finden Menschen und Tiere Nahrung. Die Tiere erhalten zudem wertvollen Lebensraum. Einige Beispiele für Wildobst sind Mispel, Kornelkirsche, Schwarzdorn, Felsenbirne und Holunder. Ideale Beispiele für Beeren sind Maibeere, Josta, Johannisbeere, Aronia und Brombeere. Auch mein Wissen vernetze ich mit den älteren Generationen. Wenn sich in der Familie jemand mit dem Anbau und der Aussaat nach dem Mondkalender auskennt, kann es nicht schaden, es selbst auszuprobieren. Nutzen wir solche Schnittstellen mit früheren Generationen nicht, geht wertvolles Wissen verloren und das Erarbeiten braucht viel Zeit.


4. Resilienz im System

Resilienz (allgemeine Widerstandskraft) ist eines der wohl wichtigsten Planungsziele. Auch hier steht eine hohe Diversität im Zentrum. Nur durch abwechslungsreiche Lebensräume schaffen wir ein hohes Mass an Abwehrkraft. Bei der oben genannten Mischkultur kommt es nicht zu Totalausfällen, da sich Schadorganismen weniger verbreiten können. Zudem haben Nützlinge reichlich Rückzugsorte und sind schneller vor Ort, wenn es gilt, Schädlinge zu bekämpfen. Darum plane ich die intensiven Flächen im Verhältnis zu den extensiv genutzten kleiner. Auch Wetterextreme kann ich abfedern. Gerade die vergangenen Hitzejahre haben uns gezeigt, wie wichtig ein schonender Umgang mit Wasser ist. In der Permakultur gilt der Grundsatz, dass entweder der Boden durch eine dichte Pflanzendecke oder durch Mulch abgedeckt ist. Durch die Mulchschicht verhindere ich zu grossen Teilen die Verdunstung im Boden. Zeitgleich finden Bodenlebewesen genug Nahrung und können Nährstoffe mineralisieren.


5. Energie nutzen

Hier denken sicher die meisten sofort an ein Treibhaus. Zugegeben: Ein Treibhaus ist eine der besten Möglichkeiten um Sonnenlicht und Wärme für Gemüse wie Tomaten und Peperoni zu nutzen. Zudem können sogar über den Winter Salate angebaut werden, die uns jederzeit mit Ertrag erfreuen. Für mich ist ein wichtiger Punkt zur effizienten Nutzung auch meine persönliche Energie. Konkret bedeutet dies, kurze Wege einzuplanen. Wenn immer möglich stehen meine Lieblingsgewürze nahe an der Küche. Denn so verwende ich diese sicherlich auch.


6. Kreisläufe einrichten und Ressourcen nutzen

Das A und O ist für mich der Kompost. Ich kann sämtliche Gartenabfälle sowohl mit oder auch ohne Vorverarbeitung kompostieren. Durch diesen Arbeitsschritt spare ich mir hohe Emissionen und Kosten für den Transport und erhalte meinen Boden dauerhaft fruchtbar ohne den Zukauf von Erde oder Dünger. Hier ist auch die Vernetzung wichtig. Durch rein pflanzliches Kompostgut ist der Boden mit Phosphor und Kali gut versorgt, Stickstoff jedoch ist schneller aufgebraucht. Ich selber beziehe daher Schafwolle von einem Freund, der diese sonst entsorgen müsste, um den Nährstoff zu kompensieren.




7. Kooperieren und integrieren

Ein wichtiger Punkt ist auch das Miteinander. Gerade im urbanen Bereich sind Gemeinschaftsgärten seit Jahrzehnten ein Thema und werden bespielhaft praktiziert. Gerade durch das Anbauen von Gemüse gewinnen wir an Akzeptanz gegenüber Nahrungsmitteln. So können wir nachvollziehen und wertschätzen, was selber produziert wurde. Hier muss ich auch selbst über meinen Schatten springen und meinen Ertrag mit dem des Nachbaren tauschen. Es bringt nichts, wenn ich mich mit Kartoffeln abmühe, mir aber der Mais ohne Beulenbrand gelingt. Vielleicht ist es jenseits des Gartenzaunes gerade umgekehrt. Beim Tauschen profitieren wir so voneinander.


8. Kreativ und lösungsorientiert

Wenn ich kreativ bin, bewegt sich mein Garten von der Horizontalen in die Vertikale. Ich suche immer wieder, wo noch Platz für Pflanzen sein könnte. Da bieten sich Hauswände an. Sie schaffen ein gutes Mikroklima durch Wärme, Abstrahlung, Regen oder Windschatten. So kann ich je nachdem Trauben, Nektarinen, Sauerkirschen, Kiwis und Aprikosen kultivieren. Wenn ich ein grösseres Projekt wie etwa die Anlage eines Hochbeets angehe, kann sich auch ein Workshop lohnen. Dabei kann ich Wissen weitergeben und gleichzeitig von der Unterstützung zahlreicher Helfer profitieren.

9. Schonender und effizienter Wasserhaushalt

Ohne Wasser kein Leben! Dieser Satz sollte uns zeigen, wie wichtig dieses Element ist. Vielfach gelangt bei uns Regenwasser ungenutzt in den Boden. Dabei ist gerade das mineralarme Regenwasser für den Gemüse und Obstanbau sehr wertvoll. So können etwa feuchtigkeitsliebende Gemüse wie etwa der Kohl in Senken und trockenheitsliebende wie etwa Kartoffeln auf Dämmen gepflanzt werden. Wenn mein Garten am Hang liegt, kann ich das Wasser an der höchsten Stelle sammeln und nachher meist nur durchs natürliche Gefälle auf meinem Grundstück nutzen. Ist mein Grundstück flach, dann kann ich einen Teich anlegen und auf diese Weise Wasser sammeln. Gleichzeitig biete ich Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Eine weitere Möglichkeit ist es, einen sogenannten Erdtank zu benutzen. Egal ob Teich oder Erdtank: Bei beiden kann ich das Wasser mit einer Pumpe weiterbefördern. Ein Dach von 60 m2 füllt einen 6 m3 Wassertank an zwei regenreichen Tagen auf. Warum sollte ich deshalb das wertvolle Nass einfach versickern lassen oder gar in die Kanalisation ableiten?



10. Gestalten und optimal einrichten

Nun beginnt die eigentliche Planung des naturnahen Gartens. Ich lasse alle vorher beschriebenen Punkte mit meinen Wünschen und Träumen zusammenfliessen. Ich kann jetzt den Plan meines Grundstücks samt Garten zu Papier bringen dabei berücksichtige ich wie schon in der letzten Ausgabe erwähnt natürliche Formen. Diese Formen habe ich beim Beobachten und Lernen von der Natur erkannt. So schliesst sich der Kreislauf zurück zu Punkt 1 und auch dieser Bericht schliesst hier ab. Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg beim Kennenlernen und Planen Ihres Gartens!



Monokultur, Mischkultur und Polykultur

Eine Monokultur ist eine Reinkultur der gleichen Pflanzen, die auf der gleichen Fläche während eines oder mehreren Jahren angebaut wird.

Eine Mischkultur ist die unter Punkt 2 oben beschriebene Anabauweise von Pflanzen, welche sich begünstigen und in wechselnder Fruchtfolge angepflanzt werden.

Polykultur ist ein wildes Durcheinander. Ich pflanze dort, wo es Platz hat und was sich gegenseitig begünstigt. Dabei lasse die Pflanzen versamen und lasse sie ihren Idealstandort selbst suchen.

Was eignet sich zum Mulchen?

Walter Bühler ist gelernter Landschaftsgärtner und Landwirt. Er arbeitet als Berufsbildner an der Gartenbauschule Oeschberg in Koppigen (BE). In seiner Freizeit interessiert er sich für Pflanzen, Permakultur und produziert unter dem Namen «Pommebastisch» leidenschaftlich gerne Cidre aus dem eigenen Obstgarten.

Die Baden-Württembergische Landesgartenschau an den Toren zur Schweiz will nachhaltige Naturräume schaffen.


Zwölf Jahre, nachdem die Stadt Neuenburg am Rhein den Zuschlag erhalten hatte, und nach drei Jahren Bauzeit, wurde am 22. April die 29. Baden-Württembergische Landesgartenschau eröffnet. Einer der Festredner bei der Eröffnungsfeier war der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann. Der erste Grüne, der in Deutschland ein solches Amt bekleidet.


Die Landesgartenschau dauert bis 3. Oktober und steht unter dem Motto «Stadt.Land.Fluss – weil es uns zusammenbringt». Kretschmann knüpfte daran an, als er in Erinnerung rief, dass die Idee, «die Natur zurück in die Stadt zu holen», noch gar nicht so alt ist: Vor genau einhundert Jahren habe Köln als erste deutsche Grossstadt damit begonnen, einen Grüngürtel anzulegen. Ihr Bürgermeister damals hiess Konrad Adenauer – er erlangte nach dem Zweiten Weltkrieg als erster Kanzler der jungen Bundesrepublik (von 1949 bis 1963) internationale Bedeutung.

Neuenburg am Rhein mit seinen 13'000 Einwohnern ist nicht Köln. Doch die Stadt war mit einer besonderen Situation konfrontiert: Nach Gewässerregulierungen lag sie erstens, trotz ihres Namens, nicht mehr am Rhein, sondern 800 Meter davon entfernt. Und zweitens wurden Stadt und Fluss zusätzlich durch die Autobahn voneinander getrennt, die zwischen ihnen verläuft.


Neues Naherholungsgebiet

Landesgartenschauen haben in Baden-Württemberg seit mehr als vierzig Jahren Tradition. Doch als sich Neuenburg um die 29. Ausgabe bewarb, ging es der Stadt nicht nur darum, ein 164-tägiges Sommerfest auszurichten. Es ging darum, ein neues Naherholungsgebiet zu schaffen. Die Planung der Gartenschau war für Bürgermeister Joachim Schuster gleichzeitig ein zentrales Element der Stadtplanung. «Eine Stadt geht zum Rhein», laute die Devise, sagte Schuster bei der Eröffnung, und sie sei zu einem bestimmenden Faktor seiner Amtszeit geworden. Das ist beachtlich, denn der 66-Jährige ist seit vollen 31 Jahren Bürgermeister. Er verspricht, dass das Gelände der Gartenschau «für die Naherholung bestehen bleibt – für immer!»

Bevor das 23 Hektar grosse Terrain hergerichtet werden konnte, musste Neuenburg mit seiner Vergangenheit aufräumen: Wegen seiner Lage direkt am Rhein und an der Grenze zum Elsass war es im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg stark in Kriegshandlungen verwickelt gewesen. Deshalb mussten vor Beginn der Arbeiten nicht weniger als sechs Tonnen Kampfmittel aus zwei Weltkriegen geboren und entsorgt werden.


Jetzt besticht die Landesgartenschau durch ihre Vielfalt: Sorgfältig angelegte Blumenbeete wechseln sich ab mit üppigen Streuobstwiesen, ungemähten Blumenwiesen, Flächen mit Gestrüpp, Dickicht und Totholz. Das früher unzugängliche Rheinufer wurde neu gestaltet, ein Bach renaturiert. Der Fokus liegt auf Natur- und Artenschutz, Klimawandel, Bestandspflege, Habitate und Regionalität.

«Wir haben das Bestehende neu geordnet, für Mensch und Tier», freut sich Bürgermeister Schuster. Und Ministerpräsident Kretschmann preist die «neuen Freiräume zum Durchatmen».


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