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Endlich! Die neuen Äpfel sind da. Diese alltäglichste, normalste Frucht in der Früchteschale ist zwar das ganze Jahr verfügbar. So richtig saftig, knackig und fruchtig schmeckt der Apfel jedoch nur in den Herbstmonaten, wenn er erntefrisch vom Baum in die Obstauslage kommt.




Es gibt über 2000 Apfelsorten und immer wieder kommen neue Züchtungen auf den Markt. Was nicht heisst, dass alles was neu ist auch besser sein soll. Denken wir nur an den Golden Delicious Apfel, der makellos einheitlich gross, süss, mild und ziemlich langweilig das ganze Jahr im Supermarkt erhältlich ist. Da haben alte, lokale Sorten, wie Boskop, Gravensteiner oder Cox Orange, welche auf dem Wochenmarkt oder direkt beim Obstbauer zu finden sind, geschmacklich eindeutig mehr zu bieten. Alte Apfelsorten sind so vielgestaltig wie wir Menschen. Mal grösser, mal kleiner, mal runder, mal kantiger, mal farbiger, mal heller. Und entsprechend breiter sind sie in ihrer Geschmacksvielfalt. Die Früchte benötigen weniger Pestizide als konventionelle Zuchtsorten, sind jedoch viel abhängiger von den Tücken der Natur. Mal ist die Ernte gut, mal fällt sie ganz aus.


Eine Frucht, die sich aus eigener Kraft gegen Pilzinfektionen und Insektenbefall schützen muss, baut entsprechend mehr Selbstschutz auf. Zum Beispiel mit dem sekundären Pflanzenstoff Polyphenol, der antioxidativ wirkt. Je mehr Polyphenole ein Lebensmittel enthält, desto wertvoller ist es für uns. Deshalb sind Äpfel so überaus gesund. Auch sie sind reich an Polyphenolen. Insbesondere die alten Sorten, die biologischen Äpfel und natürlich jene, die im eigenen Garten wachsen und kaum Pestizide gesehen haben. Sie benötigen alle etwas mehr Rüstaufwand und werden schneller braun nach dem Aufschneiden als Elstar, Jonagold und Golden Delicious. Sie sind jedoch prall gefüllt mit sekundären Pflanzenstoffen.

Der Apfel gilt seit jeher als Basis für eine gute Gesundheit. Immerhin hat sich der Spruch: «An apple a day keeps the doctor away» über Jahrzehnte gehalten und in gewissem Mass auch wissenschaftlich bestätigt, wenn man bedenkt, wie viele wertvolle Nährstoffe diese Frucht uns schenkt. Sie ist Gehirnnahrung, Verdauungshelfer, Dickdarmreiniger, Blutzuckerregulierer und Lymphflussverbesserer. Der Apfel befeuchtet, gleicht den Wasserhaushalt aus, versorgt uns mit fast allen Nährstoffen, die wir brauchen und unterstützt die Leber in ihren Aufgaben.


Wer ein paar Kilos verlieren möchte, isst den Apfel eine Viertelstunde vor dem Essen. Diese fruchtige Vorspeise sorgt dafür, dass der Heisshunger verfliegt und man weniger isst. Menschen die Medikamente einnehmen müssen, können sich mit dem täglichen Genuss von drei Äpfeln einen sanften Leberschutz aufbauen. Zudem kann die Darmflora mit Hilfe von Äpfeln in ein gesundes Gleichgewicht gebracht werden. Vor allem dann, wenn man die Mikroorganismen, die sich auf einem biologisch angebauten Apfel tummeln nicht entfernt, sondern den Apfel ungewaschen geniesst. Die Darmflora spielt eine zentrale Rolle in der Immunabwehr. Ist der Darm gesund, ist auch das Immunsystem stark und es können sich kaum Krankheiten entwickeln. Was den Apfel so darmfreundlich macht, sind Inhaltstoffe wie Ballaststoffe, Pektin und Polyphenole. Die Ballaststoffe dienen der Darmflora als Futter, das Pektin versorgt die Schleimhautzellen mit Feuchtigkeit und Energie und die Polyphenole wirken antioxidativ und entzündungshemmend.


Vorausgesetzt man isst die Äpfel roh und mit der Schale! Beim Verarbeiten zu Apfelmus, Kompott oder auf der Apfelwähe gehen die meisten sekundären Pflanzenstoffe, also auch die Polyphenole, verloren. Der Apfel ist deshalb ein Lebensmittel, das wir bevorzugt roh, in unverarbeiteter Form geniessen sollten. Vor dem Essen, als Zwischenverpflegung oder frisch geraffelt morgens im Müesli. Und dies nicht zu knauserig! Greifen Sie ruhig bis zu dreimal täglich zum Apfel. Besonders jetzt, in der herbstlichen Erntezeit. Aufgrund der hohen Menge an Ballaststoffen, sollten Sie den Apfelkonsum eher langsam steigern, damit sich der Darm an die vielen unverdaubaren Fasern gewöhnen kann. Er wird sich darüber freuen, braucht aber eine gewisse Gewöhnungszeit. Wenn wir schon bei den Nahrungsfasern sind: Im Apfelsaft sind diese je nach Grad der Filtrierung weniger oder kaum mehr vorhanden. Zudem werden bei industriellen Säften oft Hilfsstoffe oder gar Zucker beigefügt. Deshalb ist die Frucht dem Saft vorzuziehen.


Der Apfel dient in verarbeiteter Form als Heilmittel. Ein weich gekochter Apfel wird im Ayurveda, der indischen Naturheilkunde, zusammen mit einem Teelöffel Butterfett Ghee, einer Prise Muskatnuss und einer Prise Kardamom bei Durchfallerkrankungen eingesetzt. Menschen mit Darmentzündungen, Magen- und Reizdarmproblemen sollten morgens einen gekochten Apfel zum Frühstück essen, gewürzt mit etwas Fenchelpulver und Ingwer. Gegen Heiserkeit kann ein gebratener Apfel mit Honig helfen und Apfelschalentee soll für starke Nerven und gegen geistige Erschöpfung nützlich sein.


Wenn Sie also Platz haben in ihrem Garten, dann pflanzen Sie einen Apfelbaum! Apfelbäume zierten bereits im Mittelalter die mitteleuropäischen Gärten. Ursprünglich stammt der Baum aus Asien und wurde in der Antike nach Europa gebracht. Die Blütezeit, eine weiss bis zartrosafarbene Pracht, dauert von Ende April bis im Mai. Aus diesen Blüten bilden sich im Spätsommer und Herbst die Früchte. Wenn Sie einen Apfelbaum pflanzen möchten, sollten Sie sich in einer Baumschule beraten lassen. Nicht jeder Apfelbaum passt in jeden Garten und nicht jede Sorte zu jeder Familie. Die verschiedenen Apfelsorten reifen im Zeitraum von August bis November. Die einen Äpfel eignen sich perfekt zum Kochen, andere zum roh essen, weitere kann man bis im Frühling lagern. Es lohnt sich also, möglichst verschiedene Sorten anzubauen oder mehrere Sorten auf einen einzelnen Baum zu pfropfen. So züchten Sie sich Ihren Winterbooster im eigenen Garten – biologisch, reich an Vitaminen und erst noch klimaneutral.





Sabine Hurni arbeitet als Naturheilpraktikerin und Lebensberaterin in Baden, wo sie auch Ayurveda Kochkurse, Lu Jong- und Meditationskurse anbietet.


Mein Hämoglobinwert ist sehr niedrig. Ich bin nun 50 Jahre alt und meine Menstruationsblutung ist stärker geworden. Zudem bin ich seit 30 Jahren Vegetarierin. Meine Ernährung besteht aus vielen Frischprodukten und ist meistens Vollwertkost. Milch vertrage ich nicht, aber Milchprodukte. Wie kann ich den Eisenwert erhöhen? Tabletten und Infusionen möchte ich vorerst meiden.

P. B., Rüti



Es ist leider so, dass Fleisch sehr gut verwertbares Eisen enthält, weil es dem Eisen, das in unseren Adern fliesst, sehr ähnlich ist. Pflanzliches Eisen bildet oft komplexe Verbindungen mit anderen Lebensmitteln, was die Aufnahme erschwert. Das heisst aber nicht, dass man den Bedarf an Eisen nicht auch mit einer vegetarischen Ernährung abdecken kann. Nur sollten Vegis darauf achten, dass sie die Speisen so zubereiten, dass das darin enthaltene Eisen gut aufgenommen werden kann, denn mit kleinen Tricks lässt sich die Eisenaufnahme im Darm durchaus verbessern. Unterstützend für die Eisenaufnahme wirken zum Beispiel die Vitamine A und C sowie Fruchtsäuren. Hemmend wirken Kalzium aus Milchprodukten, Tannine aus Kaffee, Grün- und Schwarztee, Phosphate aus Cola, Eistee oder Fleischerzeugnissen, aber auch Phytate in frischem Brot und Hülsenfrüchten oder Oxalate aus Spinat oder Rhabarber. Deshalb kann man die Eisenaufnahme mit folgenden Massnahmen begünstigen: Um die Phytinsäuren abzubauen, sollte man die Lebensmittel über Nacht in Wasser einlegen, rösten oder langen Gärprozessen unterziehen. Das heisst, täglich Hülsenfrüchte essen und diese über Nacht einlegen. Täglich Nüsse und Kernen essen und diese in der Pfanne oder im Ofen kurz anrösten. Kein frisches Brot essen, sondern das Brot selbst backen, langsam aufgehen lassen und erst am zweiten Tag essen. Oxalate bauen sich ab, indem man den Spinat kurz blanchiert, Kaffee nie zu einer Mahlzeit trinken, sondern stets dazwischen. Das gilt auch für Cola, Energiedrinks, Grüntee und Schwarztee. Und eigentlich auch Rotwein, aber dann macht das Weintrinken ja keine Freude mehr. Auch Milch ist am bekömmlichsten, wenn man sie isoliert zu den Mahlzeiten geniesst. Zum Beispiel abends, vor dem Zubettgehen mit etwas Honig. Das Hafermus am Morgen mit Wasser und Früchten zubereiten statt mit Milch. Auch wenn Sie die Speisen mit Zitronensaft abschmecken oder eine Frucht in den Salat geben, erhöhen Sie die Aufnahmefähigkeit von Eisen.


Es kann gut sein, dass sich die Wechseljahre langsam ankündigen bei Ihnen. Wenn die Menstruation so stark bleibt, kann es tatsächlich sinnvoll sein, die Nahrung mit einem Eisensupplement aufzupeppen. Wenn Sie während den Schwangerschaften gute Erfahrungen mit dem Eisensaft gemacht haben, spricht eigentlich nichts dagegen, dies wieder so zu machen. In flüssiger Form ist das Eisen für den Körper sehr bekömmlich.


Haben Sie Fragen?


Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und Ayurveda-Expertin, beantwortet Ihre Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich. s.hurni@weberverlag.ch

Kategorie: Gesundheit


Meine Tochter (30) hat seit Jahren starke Menstruationsbeschwerden. Könnte sie an Endometriose leiden? Im Netz gibt es ja Vieles zu finden. Doch wie/wo beginnen …?

M. D., Berlin



Eine schmerzhafte Menstruation kann viele Ursachen haben. Vom Beckenschiefstand über zu kalte Nahrung bis hin zu Stress ist alles möglich. Oft ist es wichtig, einfach mal irgendwo anzufangen und im Dschungel der Behandlungsmethoden auf die Intuition zu vertrauen. Vielleicht fühlt sich ihre Tochter eher zu einer Körpertherapie hingezogen, vielleicht mehr zur Ernährung als Medizin oder zur Homöopathie. Schlussendlich führt jeder Weg einen Schritt näher zu sich selbst und zu einem bewussteren Umgang mit sich und der Aussenwelt. Im Ayurveda wird bei schmerzhafter Menstruation zum Beispiel empfohlen, warm zu essen.


Wenig Rohkost, keine kalten Produkte aus dem Kühlschrank, keine Sandwichs und keine kalten Getränke. Das heisst, von früh bis spät alles kochen, wärmen und gut würzen. Auch die Chinesische Medizin mit Akupunktur oder APM kann sehr viel bewirken, weil es den Energiehaushalt ausgleicht. Zudem helfen Kräuter wie die Schafgarbe, der Frauenmantel oder die Himbeerblätter, die Schmerzen etwas auszugleichen. Ideal in Kombination mit einer Wärmeflasche und viel Ruhe. Ihre Tochter soll sich einige Monate Zeit nehmen, um sich diesem Thema naturheilkundlich zu nähern. Wichtig dabei ist, dass sie ihren eigenen Weg geht und ihrer Intuition vertraut. Das Buch von Dr. Sylvia Mechsner kann ihr sicherlich Antworten liefern. Zudem gibt es in Berlin bestimmt viele Frauenärzt*innen, die ganzheitlich arbeiten. Oder auf Frauenheilkunde spezialisierte Naturheilpraktiker*innen.


Falls die oben erwähnten Massnahmen keine Veränderung bringen, ist eine Abklärung sicher sinnvoll, um eine mögliche Endometriose auszuschliessen. Das geht nur über den schulmedizinischen Weg und deren Diagnosemethoden. Die Behandlung danach, kann, je nach Befund, durchaus naturheilkundlich erfolgen oder als Kombination zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde.


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Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und Ayurveda-Expertin, beantwortet Ihre -Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich. s.hurni@weberverlag.ch

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