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Kategorie: Gesundheit


Beim Stichwort Getreide denken die meisten Leute wohl an Teigwaren und Brote. Ich möchte Ihnen heute ein anderes Bild der herkömmlichen Getreidearten präsentieren. Jenes des Superfoods, der Vitalstoffbombe und Nahrungsergänzung. Wir reden nicht vom Getreidekorn, sondern von den zartgrünen, frisch gekeimten Pflänzchen. Aus diesen Jungpflanzen wird Getreidegraspulver hergestellt, das Ihnen vielleicht im Regal der Reformabteilung von Bioläden oder Drogerien bereits begegnet ist. Wer zum ersten Mal einen Teelöffel voll Gersten-, Weizen-, oder Dinkelgraspulver in ein Glas Wasser gibt und kräftig rührt, damit es sich auflöst, blickt wohl etwas skeptisch auf das Gebräu. Knallgrün die Farbe, grasig der Geruch und entsprechend herb schmeckt die erste Verkostung. Die etwas ungewohnte Nahrungsergänzung hat es jedoch in sich: Kein anderes Blattgemüse enthält so viele Nährstoffe, wie die getrockneten und pulverisierten Getreidesprösslinge.




Als Entdecker des Getreidegrases gilt der Japaner Dr. Yoshihide Hagiwara. Er untersuchte in den 1960er-Jahren verschiedene Blattgemüsearten auf ihre Nährstoffdichte. Dabei entdeckte er die beeindruckende Nährstoffvielfalt von frisch gekeimten Süssgräsern, zu denen auch der Weizen und der Dinkel gehören. Gersten-, Weizen-, wie auch Dinkelgras enthalten beachtliche Mengen an Ballaststoffen, am Pflanzenfarbstoff Chlorophyll, Enzymen, sekundären Pflanzenstoffen, Eiweissen, Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen. Die Nährstoffe kommen in einem ausgewogenen Verhältnis vor und können vom Körper sehr gut aufgenommen werden. Man gewinnt das Süssgraspulver aus jungen Getreidepflanzen, die gerade mal 10 Tage alt und rund 15 Zentimeter hoch sind. In diesem Stadium steht die Pflanze in ihrem vollen Saft, die Zellteilung ist extrem aktiv und die Nährstoffdichte ist so hoch wie nie.


Die Gräserpulver unterscheiden sich nicht wesentlich voneinander. Ganz grob kann man aber sagen, dass Gerstengras durch seine starke Basenwirkung und den leicht bitteren Geschmack als ideale Begleitung für die Frühlingsmonate überzeugt. Weizengras gilt als wertvoller Eisen- und Vitamin-C-Lieferant, das im Winter das Immunsystem unterstützen kann und Dinkelgras kommt oft als Sportgetränk zum Einsatz, weil es neben den vielen Mineralstoffen den höchsten Proteingehalt hat. Bei der Internetrecherche über die Getreidegräser, bekommt man den Eindruck, die Gräserpulver wären Alleskönner, die jede Krankheit besiegen. Das ist sicher zu hoch gegriffen. Die Getreidegräsern liefern uns jedoch viele Nährstoffe, die uns im Alltag tendenziell fehlen. Allen voran die Ballaststoffe. Führen wir sie über die Einnahme der Getreidegräser zu, machen wir einen grossen Schritt in die richtige Richtung.


Bei vielen Beschwerdebildern können die in Wasser gelösten Getreidepulver eine äusserst effektvolle und harmonisierende Wirkung zeigen. Sehr gute Erfahrungen werden zum Beispiel beim Ausgleich des Säure-Basenhaushalts gemacht. Aufgrund der hohen Mineralstoffdichte in den Süssgräsern liefern die Süssgräser dem Körper eine Möglichkeit, überschüssige Säuren aus der Ernährung zu binden. Das entlastet den Stoffwechsel, kann bei allen Beschwerden des rheumatischen Formenkreises Linderung bringen und auch den Hautstoffwechsel positiv beeinflussen. Getreidegras, insbesondere das Gerstengras, sorgt für Harmonie bei Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder erhöhten Blutfettwerten. Es wirkt mit seinen sekundären Pflanzenstoffen als Radikalfänger und somit als Zellschutz bei Entzündungen, Hauterkrankungen oder Darmbeschwerden. Weil Süssgräser aufgrund der hohen Ballaststoffdichte für ein darmbakterienfreundliches Darmklima sorgen, vermag das Pulver durchaus auch Entzündungen zu lindern und viele Darmerkrankungen sehr günstig zu beeinflussen.


Getreidegräser sind im Fachhandel erhältlich. Man kann sie aber auch mit rudimentären Gartenkenntnissen und in bester Bio-Qualität selbst grossziehen. Wer Erfahrung hat mit der Zucht von Kresse oder dem Anbau von Sprossenmischungen, wird vertraut sein mit den einzelnen Arbeitsschritten:


  • Kaufen sie keimfähiges Saatgut für Gerste-, Dinkel- oder Weizen in Bio-Qualität.

  • Legen Sie das Saatgut während acht Stunden in zimmerwarmes Leitungswasser ein.

  • Geben Sie eine rund zwei Zentimeter dicke Erd-Substrat-Schicht in ein flaches Gefäss und befeuchten Sie die Erde sehr gut.

  • Verteilen Sie die eingeweichten Getreidekörner auf der feuchten Erde. Die Körner sollen nahe beieinander aber nicht übereinander liegen. Leicht andrücken.

  • Stellen Sie das Gefäss an einen hellen, sonnigen Platz und halten Sie die Erde feucht. Am besten geht es mit einem Zerstäuber.

  • Schon nach zwei bis drei Tagen beginnen die Körner zu keimen. Die gekeimten Getreidekörner sind kleine Kraftpakete und eignen sich als Salatbeigabe.

  • Nach 10 Tagen haben die Getreidegräser eine Höhe von rund 10 Zentimeter erreicht. Sie sind bereit zur Ernte. Das Gras wird oberhalb der Wurzel abgeschnitten. Die verbleibenden Getreidekörner treiben wieder aus, der Nährstoffgehalt nimmt bei der Zweiternte jedoch ab.

  • Man kann das frische Getreidegras für Smoothies verwenden oder in einem dunklen, trockenen, gut durchlüfteten Raum schonend trocknen.

  • Das getrocknete Gras im Mörser zerreiben und in dunklen Gläsern lagern.


Gersten-, Weizen-, und Dinkelgras nimmt man als Nahrungsergänzung zwei- bis dreimal täglich aufgelöst in einem grossen Glas Wasser ein. Am besten am Morgen auf nüchternen Magen, zwischen den Mahlzeiten und abends vor dem Zubettgehen. So wird verhindert, dass die Aufnahme der Inhaltstoffe durch andere Lebensmittel oder Genussmittel gestört ist. Die deftigen Getreidespeisen, die uns im Winter so wohlig genährt haben, dürfen im Frühling ruhig auf der Seite gelassen werden. Die knallgrünen Säfte aus Getreidegräsern hingegen liefern genau das, was der Körper jetzt braucht: geballte Lebenskraft.




Sabine Hurni arbeitet als Naturheilpraktikerin und Lebensberaterin in Baden, wo sie auch Ayurveda Kochkurse, Lu Jong – und Meditationskurse anbietet. Sie befasst sich intensiv mit allen Richtungen der Naturheilkunde, Ernährung und spirituellen Lebensthemen.

Kategorie: Gesundheit


KRAFTNAHRUNG | Wir sollten täglich viel Grünzeugs essen, denn das stärkt nicht nur Darm und Immunsystem, sondern auch die Knochen.


In Zusammenhang mit starken Knochen denkt man eher an Kalzium, Vitamin D und Vitamin K2 als an ballaststoffreiches Essen. Inzwischen ist jedoch bekannt, dass die -faserreiche Pflanzennahrung für die Gesundheit der Knochen eine zentrale Bedeutung hat. Das konnte ein Forscherteam der Universität Erlangen (D) aufzeigen.


Die Pflanzenfasern dienen also nicht nur der Gesunderhaltung des Darms und der Erhöhung des Darmvolumens. Gewisse Ballaststoffe werden mithilfe von Darmbakterien fermentiert und in kurzkettige Fettsäuren umgewandelt. Diese nähren die Darmschleimhaut, schmieren die Gelenke und verzögern, laut Studie, den Knochenabbau. Wenn man bedenkt, dass allein in der Schweiz rund 400 000 Menschen von einer Osteoporose betroffen sind, mehrheitlich Frauen, sind solche Erkenntnisse Gold wert. Die schleichende Knochenkrankheit, bei der allmählich die Knochendichte und somit die Knochenstabilität abnimmt, verunsichert die Betroffenen enorm. Nicht zuletzt deshalb, weil sehr viel Angst aufgebaut wird und viele Behandlungsformen unbefriedigend sind. Auf der Suche nach alternativen Behandlungsformen finden die Betroffenen keine Unterstützung von den behandelnden Ärzten – im Gegenteil: Der Mahnfinger wird oft erst recht in die Höhe gestreckt.


Die Forscher der Universität Erlangen konnten nun aufzeigen, dass die Ursache für die Erkrankung nicht ausschliesslich beim fehlenden Kalzium oder dem veränderten Hormonsystem nach den Wechseljahren zu suchen ist, sondern auch im Darm. Wobei hier zwei Faktoren elementar sind: Eine gesunde Darmflora, die aus vielen verschiedenen Bakterien-arten besteht, und eben die unverdaulichen Pflanzenfasern, besser bekannt unter dem Begriff Ballaststoffe.

Lange ging man davon aus, dass Ballaststoffe vollkommen unverdaubar seien. Inzwischen ist jedoch gut belegt, dass die Darmbakterien einen Teil der pflanzlichen Nahrungsfasern durchaus so zerlegen können, dass die einzelnen Bestandteile über die Darmwand in den Blutkreislauf und von dort in die Gelenke und Knochen gelangen. Dabei entstehen kurzkettige Fettsäuren, die dem Körper Energie liefern, die Darmbewegung anregen und entzündungshemmend wirken. Diese Fettsäuren (Propionsäure) konnten in einer erhöhten Konzentration unter anderem im Knochenmark nachgewiesen werden. Dort bewirkten sie, dass sich die Zahl der knochenabbauenden Zellen verringerte und sich damit auch der Knochenabbau deutlich verlangsamte. Die Entzündungen verringern sich und die Knochen werden fester.

Zentral bei diesem Vorgang sind die wasserlöslichen Ballaststoffe, zu denen Pektin, Guar, Beta- Glucan, Psyllium und Inulin gehören. Sie bilden zusammen mit Wasser eine Art Gel, beeinflussen den Blutzucker- und Cholesterinspiegel im Blut positiv und dienen den Darmbakterien als willkommene Nahrung. Wasserlösliche Ballaststoffe werden mithilfe von Darmbakterien fermentiert. Dabei entstehen neben geruchlosen Gasen auch die kurzkettigen Fettsäuren. Wasserlösliche Ballaststoffe findet man in Obstschalen von Äpfeln oder Quitten, Leinsamen, Hafer, Gerste und Haferkleie, in Flohsamenschalen, Artischocken, Topinamburknollen, Rotalgen, Agar-Agar sowie Chicorée. Zu den wasserunlöslichen Pflanzenfasern gehören die Zellulose und Lignin, welche pro Gramm bis zu sechzig Milliliter Wasser binden können. Aufgrund ihrer Quellfähigkeit sind sie für die Gesundheit des Darms und des gesamten Verdauungstrakts wichtig. Man nimmt sie auf mit dem Konsum von Blattgemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Flohsamenschalen und Weizenkleie.


30 Gramm Nahrungsfasern sollten wir täglich essen. Das ist nur mit viel Gemüse zu schaffen, ergänzt mit Beeren, Früchten und Trockenfrüchten, Nüssen und Ölsaaten wie Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Mohn, Sesam, Leinsamen oder Kokosraspel; auch Linsen, Bohnen, Kartoffeln und Vollkornprodukte sind wichtige Lieferanten von Ballaststoffen. Und natürlich Wildpflanzen wie Löwenzahn, Bärlauch, Gänseblümchen oder Labkraut, die ja schon spriessen. Wer einen empfindlichen Magen hat, sollte die Menge an Pflanzenfasern schrittweise erhöhen, sonst ist das Verdauungssystem überfordert und reagiert mit Blähungen und Unwohlsein. Die faserreiche Kost sollte man nach und nach in den Speiseplan einbauen. Das ist viel besser, als hauptsächlich Brot, Teigwaren und Fleisch zu essen und dafür jeden Abend einen Esslöffel quellende Nahrungsergänzungen wie Metamucil, Lein- oder Flohsamen zu schlucken. Das wäre zwar besser als nichts, aber nicht die Lösung, da die auf einmal eingenommenen Ballaststoffe auch sehr viele Mineralstoffe binden und ausschwemmen. Auf die Länge ist das nicht förderlich. Man muss also zum «Pflanzenfresser» werden.

Und so gehts: Geniessen Sie jetzt im Frühling möglichst oft Wildkräuter, Chicorée und Artischocken. Reichern Sie das Frühstück mit Leinsamen an und ersetzen Sie Teigwaren und Reis durch Gerstengetreide. Nehmen Sie im nächsten Winter Topinamburknollen in Ihren Speiseplan auf. Sie können das Wurzelgemüse gut im Garten oder im Topf auf dem Balkon ziehen und so laufend frisch ernten – die Pflanze sieht ähnlich aus wie eine Sonnenblume (sie gehört auch zur gleichen Gattung), wuchert aber mitunter stark. Und essen Sie täglich pektinhaltige Beeren und Früchte wie ungeschälte Äpfel, Heidelbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren. Um generell die Ballaststoffdichte zu erhöhen, können Salate mit Kernen angereichert und im Reis Sesam mitgekocht werden. Geniessen Sie öfters ein Hafermüesli zum Frühstück oder auch mal zum Abendessen und knabbern Sie zwischendurch Rohkost oder Studentenfutter. Und vergessen Sie dabei das Trinken nicht! Ballaststoffe müssen im Darm quellen können.

Sie sehen, es ist gar nicht so schwierig, die Ballaststoffmenge zu erhöhen. Aber: Man muss je nach bisherigen Essgewohnheiten die Komfortzone verlassen, sich auf Neues einlassen und den Zähnen ihre Hauptaufgabe zurückgeben: das Kauen der Nahrung. Denn das stärkt, wie wir nun wissen, nicht nur Darm und Immunsystem – sondern auch Zähne und Knochen. //





Sabine Hurni ist dipl. Drogistin HF und Naturheilpraktikerin, betreibt eine eigene Gesundheitspraxis, schreibt als freie Autorin für «natürlich», gibt Lu-Jong-Kurse und setzt sich kritisch mit Alltagsthemen, Schulmedizin, Pharmaindustrie und Functional Food auseinander.







Buchtipp


Alexa Leonie Meyer, Ibrahim Elmadfa «Vielkönner Ballaststoffe: Fitter Darm, starkes -Immunsystem, Topfigur», Gräfe & Unzer 2018, ca. Fr. 23.–


Foto: sebastiano bucca | istockphoto.com


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