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Aktualisiert: 13. Dez. 2021

Kategorie: Heilpflanze


Die Rosskastanie ist ein Baum der Fülle, der Klarheit und des goldenen Lichtes. Sie ist eine treue Wegbegleiterin, die uns hilft, nach innen zu schauen und das eigene Leben immer wieder liebevoll zu reflektieren.

REINIGEND | Der Rosskas­tanienbaum wird auch Gichtbaum genannt. Die Rinden­tinktur hilft aber nicht nur bei Gicht und Rheumatismus, sondern auch bei ­Hämorrhoiden, ­Magenkrämpfen und Bandscheibenleiden. Blüten, Blätter und Früchte wirken blut-, ­husten- und schmerzstillend, ausserdem stärken sie ­die Venen (z. B. als Salbe). Zudem erleichtert die Rosskastanie die Magnesiumresorption und reinigt Blut und Kleider.


Der September ist der Monat der Ernte. Wir ernten, was wir im Frühling und Sommer gesät haben und bereiten uns auf die Zeit der Stille vor. Das Herbst-Äquinoktium, besser bekannt als Herbst-Tagundnachtgleiche, am 21./22. September ist das Gegenstück zum Frühlingsanfang; es steht genau zwischen «Lughnasad» (1. August) und «Samhain» (31. Oktober). Die beiden Tagundnachtgleichen sind Schwellenfeste, an denen Tag und Nacht genau gleich lang sind, sich die Waage halten. Wenn man den Jahreskreis auf den Tag überträgt, dann entsprechen diese Feste dem Beginn der Dämmerung oder des Sonnenuntergangs. Es sind also Zwischenzustände zwischen Tag und Nacht.


Während sich die Frühlings-Tagundnachtgleiche eher auf die Fruchtbarkeit des Bodens konzentriert, ist es bei der Herbst-Tagundnachtgleiche eher die Konzentration auf die geistige Fruchtbarkeit. Für mich beginnt damit die dunklere, kältere Jahreszeit, in der die Stille langsam wieder einkehren darf. Es beginnt nun die Zeit der Dankbarkeit und Regeneration, der Ruhe und des Abschieds: Abschied vom Sonnenlicht, von der Blütenpracht und allgemein von der Fülle der Natur – und auch von so manchem, was bisher selbstverständlich war. Veränderungen stehen an. Wenn die Speicher im Innen und Aussen gut gefüllt sind, kann ich genährt und voller Vertrauen den Wintermonaten entgegenblicken.


Der Kastanienbaum im Jahreszyklus

Es gibt drei Momente im Jahr, in denen die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) meine Aufmerksamkeit auf sich zieht: Im wunderbaren Maien, wenn ihre imposanten, stark duftenden Blütenstände sich in voller Pracht dem Frühlingshimmel entgegenstrecken; in der sommerlichen Hochzeit, in der ihre grossen, gefingerten Blätter wertvollen Schatten spenden; und im goldenen Herbst, wenn die herunterfallenden Früchte, die Kastanien, den Winter einläuten.


Mit ihren glänzend braunen, stachelig umhüllten Früchten erfreut die Rosskastanie Gross und Klein. Viele Leserinnen und Leser dürften sich an die eigene Kindheit erinnern, als sie mit grossem Eifer die «Chestelen» gesammelt haben und damit lustige oder gfürchige Zahnstocher-Kastanientiere und -monster gebastelt oder Kugelbahnen und Wurfspiele gemacht haben. Weniger bekannt ist eine magische Verwendung der Kastanien: Sie werden in ungerader Zahl (!) als Amulett, meist im Hosensack, getragen zum Schutz vor Krankheiten, insbesondere Rheumatismus, Gicht und Schwindel; wer Kastanien mit sich trägt, nimmt darüber hinaus beim Fallen keinen Schaden.


Die Rosskastanie hat aber weit mehr zu bieten, als ihre Früchte. Sie ist ein äusserst symbolträchtiger Baum, der mir einiges zu erzählen hat, wenn ich ihn im Jahresverlauf betrachte. Als Erstes fällt die herrschaftliche Gestalt und die Ausprägung des Holzes auf, dann die vielen Blätter mit ihren festen, langen und harten Stängeln, die wie eine menschliche Hand mit fünf Fingern aussehen. Imposant auch die überschwängliche Blütenpracht mit den kerzenförmigen, grossen Rachenblüten, die mal weiss mal rosa leuchten im grünen Wald. Und dann zu Beginn des Herbstes die glänzend runden Samenfrüchte, die aus der stacheligen Hüllen platzen und vielen Erdbewohnern stärkereiche Nahrung bieten.



«Das wahre Glück lebt aus mir selbst heraus und ich kann meine Mangelzustände von innen her auflösen.»




Eine weise Begleiterin

Es ist imposant, welche Kraft in der Zeit der Fruchtbildung diesen Baum regiert! Ich setzte mich hin, lehne mich an den Stamm, schliesse meine Augen und überlasse mich der Gelassenheit dieses Baumes. Mein innerer Blick hebt mich aus der Normalität des Alltags heraus. Zuerst blitzen die Worte Gerechtigkeit, Gelassenheit, Balance und Entspannung auf. Danach bewege ich mich, einer Zeitreise gleich, in die Vergangenheit. Ich bekomme die Möglichkeit, zwei Lebensabschnitte aus der Perspektive der Drittperson zu betrachten: Ich sehe mich in einer Situation der Aufopferung, die so weit geht, dass mein Wohlergehen darunter leidet und ich mich selbst vergesse; in einer anderen Rückblende sehe ich mich, wie ich die zur Gewaltbereitschaft habe, wenn ich Ungerechtigkeit erkenne. Es sind zwei Entwicklungsschritte, die Härte, Unausgeglichenheit und Mitleid zeigen, weit entfernt vom Zustand des Mitgefühls, das ich zu leben versuche. Nur kurz taucht das Bild der glänzenden Frucht auf, wie sie aus der stacheligen Hülle springt – und schon beginnt sich in mir eine wohlige Wärme auszubreiten. Ein intensives, tiefes Gefühl zeigt mir auf, dass ich es schaffen werde, diese harten Tendenzen, die ich immer noch mit mir trage, Schicht um Schicht aufzuweichen. Diese Gewissheit vermittelt Geborgenheit und lässt in mir das Urvertrauen wieder aufleben. Und schon steigen Bilder der vielen glücklichen Momente meines Lebens in mir hoch. Ich werde daran erinnert, dass das wahre Glück schlussendlich aus mir heraus lebt und ich meine Mangelzustände, die sich in verschiedenen Verhaltensformen äussern, von innen her auflösen kann.


Das Wesen Rosskastanie unterstützt mich darin, mich selbstkritisch zu betrachten und daraus meine Schlüsse zu ziehen. Auf diese Weise erlange ich die Möglichkeit, angemessener, kreativer aus den Emotionen heraus zu agieren. Das Wesen Rosskastanie weist mir also einen Weg, mich von diesen Verhaltensmustern zu verabschieden; es hilft mir, mit Themen der Gerechtigkeit und Aufopferung einen konstruktiveren, vielleicht sogar spielerischeren Umgang zu finden.


Ausserdem verrät mir die Gestalt der Rosskastanie eine starke Präsenz des Jupiters. Diese Kraft steht für den Geist der Weisheit und den Glauben an das Gute und die Ganzheit. Der Jupiter ist das Symbol des Vorwärtsstrebens, des Drangs nach Veränderungen, neuen Erkenntnissen und Idealen. Diese Kraft spornt mich zu Höchstleistungen an und gibt mir den Mut, mein Leben immer wieder neu zu erfinden; und damit die Möglichkeit, mir eine optimistische Zukunft zu erträumen und aktiv zu gestalten. Mir wird immer klarer, dass nur eine bewusst beseelte Arbeit und ein bewusst beseeltes Leben optimale Ergebnisse hervorbringen können.


«Die Rosskastanie lässt uns das Wesentliche erkennen und schützt uns vor Überheblichkeit, Prunksucht und Berechnung.»


Wertvoll für Venen und Muskeln

Beide Energien, das Baumwesen und die Planetenkraft, wirken zentrierend und fokussierend. Sie lassen uns das Wesentliche erkennen und schützen uns vor Überheblichkeit, Prunksucht und Berechnung. In den runden, harten und angeschwollenen Früchten erkenne ich das Thema Verhärtung. Deshalb verwende ich die Kastanien, um verhärtende Muster zu durchbrechen und aufzuweichen. Auch bei Schwellungen, zum Beispiel nach Verstauchungen, Prellungen oder Operationen, wirkt ein Rosskastanien-Gel beruhigend und heilend. Die Tinktur der Frucht hingegen hilft bei Durchblutungsstörungen, Arteriosklerose, Venenerkrankungen, schweren oder geschwollenen Beinen, Ödemen, Hämorrhoiden und Wadenkrämpfen. Selbst bei Rheuma, Gicht, Nervenschmerzen, Ischias, Rücken- und Gelenkschmerzen sollte man an die Rosskastanie denken.


In den grossen Blättern gibt sich die zu den Seifenbaumgewächsen zählende, bis zu 20 Meter hohe Rosskastanie auch als Lungenmittel zu erkennen: Blüten, Blätter und Früchte wirken schleimlösend, auswurffördernd und stärkend. Man kann sie deshalb bei Erkältungen und Husten einsetzen. Auch bei allgemeinen Hautproblemen, Bindehautschwäche, Ekzemen, Geschwüren, Wangenrötung oder Wunden kann ein Teesud, ein Ölauszug, eine Tinktur oder das -Samenpulver sehr hilfreich sein. Das Samenpulver stellt man aus den geschälten, getrockneten und pulverisierten Kastanien her und nimmt zweimal täglich eine Messerspitze davon ein.


Von der Rinde über das Blatt und die Blüte bis hin zur Frucht finden sämtliche Bestandteile der Rosskastanie eine Verwendung in der traditionellen Volksheilkunde. Alle Teile innerlich und äusserlich angewendet, haben die gleichen Einsatzgebiete und Wirkungen. Einzig bei der Rinde und den Früchten sollte man vorsichtig sein: Bei unsachgemässer innerlicher Anwendung kann es zu Reizungen, Sodbrennen und Erbrechen führen.



 

Natürliches Waschmittel aus Kastanien




Das Rosskastanien-Waschmittel kann wie ein konventionelles Flüssigwaschmittel verwendet werden. Es ist sehr effizient, kostet nichts ausser etwas Zeit und ist zudem umweltfreundlich. Die Wäsche wird sauber und macht einen Weichspüler unnötig.


Rezept für ein bis zwei Waschgänge


Man sammle acht Kastanien und hacke sie in kleine Stücke. Bei einer Weisswäsche sollte man die dunklen Schalen vorab entfernen. Je kleiner die Stücke, desto schneller bildet sich die Waschlauge.


Die zerkleinerten Stücke gebe man in ein grosses Schraubglas und übergiesse sie mit 200 bis 250 ml kochendem Wasser. Nun lässt man das Ganze acht Stunden ziehen. Durch das Einweichen lösen sich die in der Kastanie enthaltenen fettlösenden Saponine, die zu den Seifenstoffen gehören.


Nach der Einweichzeit füllt man das milchige, schaumige Wasser in eine Flasche ab – fertig ist das selbstgemachte Waschmittel. Es ist im Kühlschrank eine Woche haltbar. Wer mag, kann man ein paar Tropfen ätherisches Öl hinzufügen.


 




Steven Wolf hat schon als Kind von seiner Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt im Jurtendorf in Luthernbad, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt.






Kategorie: Gesundheit


Etwa jedes zweite Kind in der Schweiz trägt eine Zahnspange. Doch die Korrektur verläuft nicht immer problemlos. Dabei könnten in vielen Fällen auch sanftere Methoden helfen.



Von Natur aus haben nur die wenigsten Menschen ein perfektes Gebiss. Doch ebenmässige Zähne gelten in unserer Gesellschaft als Schönheitsideal und Statussymbol. Und so ist es heute Usus, Kindern eine Zahnspange zu verpassen – meist im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren. Als Teenager soll dann das Lächeln perfekt sein.

Doch nicht allen (Ex-)Zahnspangen-Trägern ist zum Lachen zumute. Denn wenn die Zähne von Ober- und Unterkiefer ohne Rücksicht auf die Position der Kiefergelenke und muskuläre Funktionen neu ausgerichtet werden, kann dies zu Kiefergelenkbeschwerden führen – mit gesundheitlichen Auswirkungen auf den ganzen Körper. Darunter etwa die «Craniomandibuläre Dysfunktion» (CMD), die durch ein Missverhältnis zwischen dem Schädel (Cranium) und dem Unterkiefer (Mandibula) zu vielfältigen Symptomen führen kann.

CMD verursacht vor allem massive Verspannungen und dadurch Schmerzen: An den Zähnen, im Kiefergelenk-, Kopf-, Nacken- und Rückenbereich ausstrahlend bis hin zum Becken. Das kann Einfluss auf die Körperhaltung haben, was muskuläre Dysbalancen, Bewegungseinschränkungen und Fehl-haltungen begünstigt. Weitere Symptome können Schluckbeschwerden, nächtliches Zähneknirschen, Schnarchen, Sehfeldbeeinträchtigungen und Ohrgeräusche sein. Dass jedes dieser Symptome auf ein Missverhältnis zwischen dem Schädel und dem Unterkiefer sowie fehlenden Zahnkontakten zurückzuführen sein kann, ist in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt; selbst von vielen Fachärzten wird dies oft nicht wahrgenommen oder erkannt.


Einen «falschen Biss» auszugleichen, ist deshalb wichtig. Doch viele Apparaturen, die bei unseren Kindern im Mund zum Einsatz kommen, sind zu invasiv: Das sogenannte «Herbst-Scharnier» etwa besteht aus zwei Metallstegen, die den Unter- und Oberkiefer links und rechts verbinden; befestigt sind sie in der Regel an den unteren Eck- und den oberen ersten grossen Backenzähnen. Es wird bei einem grossen Überbiss als Alternative zur OP propagiert. Der Druck durch das Gerät verändert die Stellung der Kiefergelenke und Zähne zueinander – innerhalb weniger Monate! Das sind massive Eingriffe in den Körper! Kommt es dabei zu Beschwerden, verschreiben die behandelnden Ärzte gerne Schmerzmittel.


«  Ebenmässige Zähne gelten in unserer Gesellschaft als Schönheitsideal und -Statussymbol.  »

Wenn der Biss fehlt

Die sogenannte «funktionelle Kieferorthopädie» hingegen beurteilt die korrekte Zahnstellung immer im Zusammenhang mit den physiologischen Bewegungsmustern der Kiefergelenke, den Funktionen der umliegenden Muskulatur sowie der Ruhelage der Zunge. Wichtig ist der korrekte Stand der Zähne von Ober- und Unterkiefer bei optimaler Kiefergelenkposition. Ist dieser durch schief oder zu eng stehende Zähne gestört, kommen in der funktionellen Kieferorthopädie sanfte Apparaturen zum Einsatz, etwa der «Bionator». Der Bionator wird, statt einer festsitzenden Zahnspange, locker im Mund platziert; über das Weichgewebe von Gesichts- und Mundmuskeln, insbesondere der Zunge, wirkt er auf Kieferknochen- und Zahnstellung ein. Statt Schmerzmittel setzt die funktionelle Kieferorthopädie auf interdisziplinäre Zusammenarbeit, etwa mit der Osteopathie oder Craniosacraltherapie. Diese helfen dem Schädel und den Weichteilen, die Veränderungen von Zähnen und Kiefer besser «mitzumachen». Besonders hohe Bedeutung kommt auch der sogenannten Myofunktions-Therapie (MFT) zu.



«  Eine Zahnkorrektur kann langfristig nur erfolgreich sein, wenn auch fehlerhafte Mund- und Zungenbewegungen korrigiert werden.  » 

Ivona Schwaiger, Myofunktions-Therapeutin




Augenmerk auf Zunge

Als myofunktionelle Störungen werden Probleme im Bewegungsmuster der inneren und äusseren Mundmuskulatur bezeichnet, durch die das Schlucken nicht mehr normal abläuft: Die Zunge wird beim Schluckvorgang gegen oder zwischen die Vorder- und/oder die Backenzähne gepresst, statt nach oben gegen den harten Gaumen. «Ein solch falscher Schluckvorgang kann weitreichende Folgen für die Muskulatur des Mundbereichs, des Kiefers und für die Zähne haben», warnt die Logopädin Sibylle Wyss-Oeri aus Bern. Denn die Zunge verfüge über sieben starke Muskeln mit einer Druckkraft von 1,5 bis 3 Kilogramm. Und wir schlucken viel und anhaltend: pro Minute tagsüber zwei-, nachts einmal; macht summa summarum rund 2400 Mal pro Tag. «Daher kann ein falsches Schluckmuster sowie eine unnatürliche Zungenruhelage zu Fehlstellungen der Zähne, Fehlbildungen des Kieferknochens, Kiefergelenkbeschwerden und CMD führen, aber auch zu Artikulationsstörungen, Fehlhaltungen und einer erhöhten Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen. Letzteres, weil Betroffene ständig den Mund offen halten und so vermehrt durch ihn atmen», erklärt Wyss-Oeri.

Durch funktionsstimulierende Massagen von Kopf bis Fuss, gezieltem Lippen- und Zungenmuskelaufbau, Schlucktraining und anderen MFT-Methoden und Hilfsmitteln kann das richtige Schlucken und die natürliche Zungenruhelage – am oberen Gaumen hinter den Zähnen – (wieder) erlernt werden. «Liegt die Zunge bei geschlossenem Mund nicht am richtigen Ort, stimuliert sie auch nicht einen bestimmten Triggerpunkt, der Einfluss auf das Wachstum des Oberkiefers nimmt», fährt die Logopädin fort. «Ausserdem korrespondiert dieser Triggerpunkt mit dem limbischen System im Gehirn, das unter anderem an der Steuerung von Emotionen, Konzentration und der Verknüpfung von Lerninhalten massgeblich beteiligt ist. Ich habe schon erlebt, dass sich Konzentrationsprobleme durch die richtige Zungenlage abschwächen.»

Allerdings müssen Patienten sich aktiv an der Myofunktions-Therapie beteiligen: Sie dauert bis zu zwei Jahre und beinhaltet tägliche «Hausaufgaben». Diese nehmen jedoch nur ein bis fünf Minuten in Anspruch und lassen sich gut in den Alltag integrieren. Zur Therapie muss man anfangs etwa alle zwei, später nur noch alle vier bis sechs Wochen. «Die Compliance des Patienten ist unabdingbar», betont Wyss-Oeri. «Schliesslich müssen falsche Muster umgelernt werden.» Die Bezahlung einer MFT (ca. Fr. 150.–  / h) erfolgt in der Regel durch die Zusatzversicherung der Krankenkassen.


Effektivere Zahnkorrektur

Wird die Kraft der Zunge bei falschen Schluckmustern während einer Zahnkorrektur nicht in ihre -natürliche Richtung gebündelt, wirkt sich das auf den Patienten ungünstig aus: Jugendliche sind jahrelang in Behandlung und erhalten immer neue Apparaturen, durch die ihre Zähne hin- und hergeschoben werden. Solche Eingriffe können z. B. CMD nach sich ziehen. Verläuft eine Zahnkorrektur per «Spange» erfolgreich, kleben Kieferorthopäden routinemässig einen Erhaltungsdraht hinter die Zähne, um einen Rückfall in die alte, unschöne Kiefer- und Zahnstellung zu vermeiden. Wirken aber die alten Muskelkräfte weiter, verschiebt sich unter Umständen dennoch alles wieder. «Dann schauen wir, wie der Patient schluckt und was die Zunge macht», sagt Ivona Schwaiger, die in einer Baselbieter Zahnarztpraxis als MF-Therapeutin arbeitet. «Eine Zahnkorrektur kann langfristig nur erfolgreich sein, wenn auch fehlerhafte Mund- und Zungenbewegungen in geordnete Abläufe gebracht werden», betont sie. Viel besser als eine Nachbehandlung sei es oft jedoch, schon vor Beginn der Kieferorthopädie myofunktionell zu therapieren. «Die Zahnspange führt dann meist problemloser und oft auch schneller zum Ziel.»








«  Die ersten zwei, drei Jahre sind Nuggis okay, aber bitte nur kurz zur Beruhigung.  »

Sibylle Wyss-Oeri, Logopädin




Nicht so viel nuckeln!

Damit Kinder sich das korrekte Schluckmuster angewöhnen, sodass sich Kiefer und Zähne physiologisch entwickeln und idealerweise eine spätere Zahnkorrektur vermieden wird, bieten einige Zahnarztpraxen, Schulzahnkliniken, Logopäden und MF-Therapeuten eine Frühberatung für Drei- bis Vierjährige an. Eltern können sich dort Rat für die Abgewöhnung des Schnullers, Daumen, Nuschis oder Schoppens holen. «Denn durch diese Verhaltensweisen werden Fehlstellungen von Kiefer und Zähnen provoziert. Auch die Sprachentwicklung kann dadurch beeinträchtigt werden», warnt Wyss-Oeri.

Ebenso sei das im Mund Behalten bzw. Spielen mit Schoppen, Schnabelbecher oder Sigg-Flasche nach dem Trinken nicht zu empfehlen. All dies verhindere die Anbahnung eines korrekten Schluckmusters und dass die Zunge ihre korrekte Ruheposition einnehmen kann. «Die ersten zwei, drei Jahre sind Nuggis okay, aber bitte nur kurz zur Beruhigung», meinen Schwaiger und Wyss-Oeri. Warnzeichen, dass Drei- bis Vierjährige kein korrektes Schluckverhalten oder einen Fehlbiss entwickeln, sind fehlende Speichelkontrolle, eine offene Mundhaltung und viele Erkältungen. Möglichst langes Stillen trägt hingegen zur richtigen Ausformung von Kiefer, Zähnen und Schluckmuster bei. «Man kann viel prophylaktisch tun», appellieren die beiden MF-Therapeutinnen. //


 

Buchtipps









Torsten Pfitzer «Kiefer gut, alles gut», Riva Verlag 2018, ca. Fr. 25.–

Anita Kittel


«Myofunktionelle Therapie», Schulz-Kirchner -Verlag 2014, ca. Fr. 30.–

Kategorie: Gesundheit


In hiesigen Schlafzimmern wird oft und laut geschnarcht. Manche entwickeln gar eine gefährliche Krankheit mit Atemaussetzern, die Schlafapnoe. Bleibt diese unbehandelt, kann sie tödliche Folgen haben.




Rund ein Drittel seines Lebens schläft der Mensch. Die Chance, dass er das Bett mit einem Schnarcher teilt, ist hoch: Etwa 30 Prozent der Schweizer und Schweizerinnen schnarchen regelmässig, Männer häufiger als Frauen; bei den über 60-Jährigen schnarcht bereits die Hälfte. Dauert das nächtliche Sägen an, kann das nicht nur die Beziehung, sondern auch die Gesundheit gefährden.

Übergewicht, zu viel Alkohol und/oder Zigaretten und ein üppiges Mahl am Abend sind gängige Ursachen für das Schnarchen. Und so kommts: Beim Schlafen entspannen sich die Rachenweichteile (Halszäpfchen und Zunge) und beginnen beim Einatmen zu vibrieren - das verursacht ein lautes Schnarren. Auch familiäre Vorbelastungen wie eine Nasenscheidewandverkrümmung, grosse Nasenmuscheln oder ebensolche Mandeln, eine riesige Zunge oder ein Unterkiefer mit ausgeprägter Rücklage (Überbiss) können das geräuschvolle Sägen begünstigen. Und das kann laut werden: In Grossbritannien schnarchte eine alte Dame in einer Lautstärke von fast 112 Dezibel! Das entspricht etwa dem Lärm eines startenden Düsenjets.


«Einige Menschen schnarchen lediglich, wenn sie durch den Mund atmen, andere nur, wenn sie auf dem Rücken liegen», sagt Alexander Turk, Schlafmediziner und Chefarzt am See-Spital in Horgen ZH. «Wer die Schlafposition ändert, gibt meistens schon Ruhe.» Wer weiter schnarcht und tags darauf über Müdigkeit und Erschöpfung klagt, sollte das nicht auf die leichte Schulter nehmen: Schnarchen mit geschlossenem Mund, weist auf Probleme mit der Zunge hin; dem Schnarchen mit offenem Mund könnten Weichteilprobleme im Rachen zugrunde liegen. Und wer in allen Lagen schnarcht, sollte sowieso einen Spezialisten aufsuchen. «Manch einer, der allein lebt, merkt nicht einmal, dass er schnarcht und leidet still unter den Folgen», gibt Ingeborg Becker zu bedenken. «Eine Diagnose kann in jedem Fall Erleichterung bringen», sagt die Atemtherapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie.

Ganzheitlich behandeln

Die Schlafposition ändern, abnehmen, fettiges Essen am Abend vermeiden, weniger rauchen und Alkohol trinken – das sind gute Voraussetzungen, um geräuschlos durch die Nacht zu kommen. Erfolg versprechende Mittel gegen das Schnarchen bietet auch der Markt an. Das Angebot reicht von Bissschienen und Spangen, welche die Atemwege freihalten sollen, über Pflaster und Kinnbänder, die das Atmen durch die Nase erleichtern, bis hin zu Rachenspray und Anti-Schnarch-Öl, welche die Schleimhäute befeuchten. Einige dieser Produkte mindern das Schnarchen tatsächlich; viele andere sind wenig wirksam.

Wen das Schnarchen stresst oder beunruhigt, der vereinbart am besten einen Termin beim Hals-Nasen-Ohren- oder Lungenspezialisten und/oder einem Therapeuten für Alternativmedizin. «Menschen, die schnarchen, sind in der Regel eingespannte und gewissenhafte Zeitgenossen, die sich kaum Pausen gönnen», weiss Ingeborg Becker aus Erfahrung. «Damit diese geplagten Geschöpfe nachts einen Ausgleich zwischen Anspannung und Entspannung finden, sieht die Atemtherapie individuell angepasste Atem-, Sing-, Bewegungs- und Stimmübungen vor, welche die Dysbalance im Körper ganzheitlich regulieren», ergänzt sie. In Seminaren zeige sie Betroffenen, wie sie vermehrt auf Nasenatmung sowie Wohlspannung von Zunge, Mund, Kehle und Nacken achten könnten. «Mit der bewussten Wahrnehmung des eigenen Körpers können nach und nach Veränderungen einhergehen, die sich positiv auf den gesamten Organismus und insbesondere auf das Schnarchen auswirken.» Die Dauer der Behandlung richte sich nach den individuellen Bedürfnissen.

Auch die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) sieht ganzheitliche Behandlungsmethoden gegen das Schnarchen vor. «Akupunktur, Kräuter, Shiatsu, Qi Gong und andere Methoden der chinesischen Medizin, aber auch der europäischen Naturheilkunde, gleichen Disharmonien im Körper aus, damit sich dieser wieder selbst regulieren kann», sagt Silvia Schmid, Heilpraktikerin TCM und -Dozentin an der Heilpraktikerschule in Ebikon LU. «Ich empfehle meinen Klienten, alternative Behandlungsmethoden mit konventionellen zu kombinieren.»








«   Dauert das nächtliche Sägen an, kann das nicht nur die Beziehung, sondern auch die Gesundheit gefährden.  »






Wenn der Atem stockt

Harmloses Schnarchen kann sich zu bedrohlichen, nächtlichen Atemaussetzern entwickeln. Von einer obstruktiven Schlafapnoe ist die Rede, wenn im Schlaf während einer Stunde mindestens 15-mal der Atem länger stockt. Erschlafftes Gewebe im Rachen verschliesst die Atemwege ganz – den Geplagten bleibt die Luft weg. Rund 150 000 Schweizerinnen und Schweizer sind betroffen. Sie wachen kurz auf und japsen danach. Bis zu 500 Aussetzer pro Nacht können es sein. Die Folge: Müdigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit. «Eine unbehandelte Schlafapnoe verschlechtert den Gesundheitszustand der Betroffenen im Allgemeinen», weiss Schlafmediziner Alexander Turk aus Erfahrung. Die Krankheit könne Herz-Gefäss-Erkrankungen, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckprobleme oder Depressionen nach sich ziehen. Allerdings sei sie «lediglich» ein Risikofaktor unter vielen. «Es gibt beispielsweise keine Studie die belegt, dass die Behandlung einer Schlafapnoe Depressionen mindern kann.»

Gleichwohl droht eine tödliche Gefahr, bleibt die Krankheit unentdeckt und unbehandelt. «Da die Atemaussetzer den Tiefschlaf regelmässig unterbrechen, sind die Betroffenen tagsüber erschöpft und folglich wenig konzentriert», so Alexander Turk. «Das begünstigt den gefährlichen Sekundenschlaf.» Statistiken belegen, dass bis zu 40 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle durch einen Sekundenschlaf verursacht werden. Menschen mit einer unbehandelten Schlafapnoe können zur tödlichen Gefahr für sich und ihre Umwelt werden.


 

Erste Hilfe für zu Hause


Etwa jede fünfte Frau und jeder vierte Mann schnarchen regelmässig. Das kann auch für den Bettnachbarn äusserst belastend sein. Nachstehend ein paar Tipps, die für Entspannung sorgen können:

Gewicht reduzieren: Je weniger man wiegt, desto seltener schnarcht man.

Weniger rauchen oder idealerweise das Rauchen ganz aufgeben.

Am Abend leichte Kost zu sich nehmen und keinen Alkohol trinken.

Keine muskelentspannenden Medikamente wie Schlaf- und Beruhigungsmittel vor dem Schlafengehen einnehmen.

Die Nasenhöhlen mit Meersalzspülungen reinigen.

Wer zu Heuschnupfen neigt, Fenster am Abend schliessen.

Schlafposition ändern und auf der Seite -schlafen. Schlafrucksäcke halten -Schnarcher -davon ab, sich auf den Rücken zu drehen.

Die Buteyko-Methode, eine alternative Atemtechnik, kann gegen das Schnarchen helfen.

Schweizer Forscher haben herausge-funden, dass tägliches Spielen des Medical Digeridoos die Rachenmuskeln stärkt und nachweislich -gegen Atemaussetzer und krankhaftes Schnarchen hilft ( siehe auch S. 14 ).























 


Didgeridoo statt Atemmaske

Wer an einer Schlafapnoe leidet, wird in der Regel mit einer CPAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure) behandelt. Während der Patient schläft, sorgt eine Atemmaske für freies Atmen. «Wählt der Betroffene das Gerät gut aus und wird angemessen betreut, hilft diese Therapie bestmöglich gegen die Krankheit», erklärt Alexander Turk. Die Kieferschiene ist eine weitere, konventionelle Behandlungsmethode, die meist gut wirkt. Man trägt sie nachts. Sie sorgt dafür, dass der Unterkiefer weiter vorne gehalten wird und hilft so gegen leichtere und mittlere Formen der Schlaf-apnoe. «Chirurgische Eingriffe am Kiefer erleichtern die Atmung ebenfalls nachhaltig», so Turk. Ein Medikament hingegen, das nachweislich gegen eine Schlafapnoe helfen kann, sei bislang (noch) nicht bekannt.

Nun gibt es aber Menschen, welche eine CPAP- oder andere konventionelle Therapie ablehnen. «Zwei meiner Klientinnen haben eine Aversion gegen die Atemmaske», berichtet Ingeborg Becker. Spezielle Atemübungen, die den Mund- und Rachenraum tonisieren sowie Bewegung (nicht nur unmittelbar vor dem Schlafen gehen), seien da die Mittel der Wahl. «Basierend auf einer individuellen Abklärung kann man verschiedene Methoden stimmig miteinander kombinieren. Dadurch lässt sich in vielen Fällen der Gebrauch der Atemmaske deutlich reduzieren», sagt die Therapeutin. Muskeltraining beispielsweise hilft erwiesenermassen gegen das Schnarchen und eine Schlafapnoe. «Wer seine Rachenmuskeln regelmässig mit einem Medical-Didgeridoo fordert, stärkt sie und hält Mund und Rachen geschmeidig.»

Tatsächlich ist das Didgeridoo-Spielen ein wirksames Mittel gegen das Schnarchen und das obstruktive Schlafapnoesyndrom, wie Forscher der Universität Zürich und der Zürcher Höhenklinik herausgefunden haben. Aufgrund der speziellen Atemtechnik (Zirkularatmung) werden die -Muskeln der oberen Atemwege trainiert. Bei Schlaf-apnoe-Patienten sind diese Muskeln schwächer ausgebildet resp. erschlafft und verursachen daher die nächtlichen Atemaussetzer. Die Erfolgsquote ist erstaunlich hoch (von 70 bis 100 Prozent ist die Rede), Nebenwirkungen sind keine bekannt. Für die Schnarch-Therapie wird kein traditionelles Instrument aus Holz, sondern ein Didgeridoo aus Plexiglas gebraucht. Dieses ist dünner, leiser und viel einfacher zu spielen. Die sogenannten «Asate Medical Didge Therapy» ist die weltweit erste wissenschaftlich geprüfte Aktiv-Therapie gegen Schnarchen und Schlafapnoe. An der Uni Zürich wurden mehr als 1500 Betroffene mit dieser Therapie unter wissenschaftlicher Aufsicht erfolgreich behandelt. //

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