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Beschwerden des Bewegungsapparates hängen häufig mit der Wirbelsäule zusammen. Es lohnt sich, die Wirbel regelmässig ins Lot zu bringen. Zum Beispiel mit der Wirbeltherapie nach Dorn.



Mein Rücken fühlt sich an wie ein Brett. Irgendwo ganz unten, am Anfang der Wirbelsäule beginnt der Schmerz», seufzt Irene Schmid, die sich letztes Jahr selbständig gemacht hat. Im weiteren Gesprächsverlauf stellt sich heraus, dass sie Geldsorgen hat. «Ich weiss nicht, wie ich Ende Monat meine Rechnungen bezahlen soll», erzählt sie verzweifelt. Stress und Ärger im Beruf oder mit anderem Menschen geht nicht spurlos an der eigenen Psyche vorbei und zeigt sich auch in körperlichen Beschwerden. So sind laut Louise L. Hay, Autorin des Buches «Gesundheit für Körper und Seele», der Körper und die Psyche/Seele eng miteinander verwoben, weshalb es wichtig ist, die Behandlung auf beiden Ebenen anzusetzen. Bei Schmerzen im unteren Rücken ist laut Hay mit grosser Wahrscheinlichkeit das Geld ein Thema. Diese Erkenntnis spült Irene Schmid natürlich noch kein Vermögen auf ihr Konto. Wenn sie offen dafür ist, kann sie jedoch mit Louise L. Hays Affirmationen arbeiten und sich mehrmals täglich sagen: «Ich liebe und akzeptiere mich. Das Leben unterstützt und liebt mich». So kann sich eine Lösung ergeben, während sie gleichzeitig auf der Körperebene mit Entspannung und Wärme die Muskeln löst und die Wirbel in Balance bringt.


Meisterwerk Wirbelsäule

Unsere Wirbel sind übereinander angeordnet und bilden eine senkrechte Achse von insgesamt 32 bis 34 Wirbeln. Die Zahl variiert, weil das Steissbein aus drei bis fünf zusammengewachsenen Steissbeinwirbeln besteht. Identisch bei allen Menschen sind die sieben Halswirbel, die zwölf Brustwirbel, die fünf Lendenwirbel und die fünf, zum Kreuzbein zusammengewachsenen Kreuzbeinwirbel. Jeder Wirbel besteht aus einem Dornfortsatz, der nach aussen ragt und auf dem Rücken eine feine Kette zeichnet. Die Wirbel haben zwei Querfortsätze, ein Wirbelloch, durch das die Nervenstränge und Blutbahnen des Rückenmarks verlaufen und einen Wirbelköper, der oben und unten mit einer weichen Bandscheibe vom nächsten Wirbelkörper getrennt ist. Zwischen je zwei benachbarten Wirbeln ist ein Loch, durch das die Rückenmarksnerven heraustreten. Sie haben eine direkte Verbindung zu den inneren Organen und versorgen sie mit Energie. Deshalb lässt sich die Wirbelsäule nicht isoliert vom restlichen Körper betrachten.


Falsche Bewegungen, einseitige Belastungen beim Sport oder im Alltag, ein Stoss oder ungleichlange Beine können dazu führen, dass ein Wirbel «herausrutscht». Auch verspannte Muskelgruppen, oft verursacht durch eine extreme Stresssituation, können einen oder mehrere Wirbel konstant in eine bestimmte Richtung ziehen und verursachen mit der Zeit leichte Verschiebungen eines Wirbels. Das fühlt sich noch nicht an wie ein Rückenklemmer oder ein Hexenschuss. Es handelt sich vielmehr um kleinste Fehlstellungen, die aber durchaus einen Einfluss auf die Energieversorgung des Körpers haben können. Was war zuerst? Der Stress, der verschobene Wirbel, die Zugluft oder die Nasennebenhöhlenentzündung? Es lässt sich häufig nicht so genau erfassen. Doch eines ist sicher: Das Skelett, die Organe, die Nerven und die Psyche stehen in einem engen Zusammenhang zueinander. Bei sämtlichen Problemen mit den Gelenken, bei organischen Beschwerden oder allgemein nach einem Sturz oder nach körperlicher Belastung ist es deshalb wichtig, nicht nur in der Peripherie oder beim betreffenden Organ zu arbeiten, sondern auch an die Wirbelsäule zu denken und die Wirbel und Gelenke ins Gleichgewicht zu bringen.


«Wirbel haben eine direkte Verbindung zu den inneren Organen.»




Die Wirbelsäue in Harmonie bringen

Eine ganzheitliche und äusserst sanfte Therapie für die Wirbelsäule ist die Dorn-Methode. Sie wurde von Dieter Dorn, einem Landwirt aus dem Allgäu entwickelt, der seine Nachbar*innen, Kund*innen und Bekannten damit behandelte. Jede Dorn-Behandlung beginnt mit dem Ausgleich eines allfälligen Becken-Schiefstandes, weil ein gerades Becken zentral ist für eine gesunde Wirbelsäule. Die Dorntherapie konzentriert sich auf das Becken, die Gelenke und den Dornfortsatz, dem, nach hinten abstehendem Teil des Wirbels. Dorn-Therapeut*innen erkennen durch Abtasten diejenigen Wirbel, welche aufgrund der verkrampften Muskulatur in einer falschen Position blockiert sind. Durch das Lösen der Muskulatur entlang der Wirbelsäule gleiten die Wirbel in ihre angestammte Position zurück. Das geschieht unter leichtem Druck der Fachperson und rhythmischen Bewegungen der Klient*innen. Die Korrektur von Kreuz- und Steissbein erfolgt im Stehen, die der Brust- und Halswirbelsäule im Sitzen. Während der Behandlung bewegen die Klient*innen entweder die Beine, die Arme oder den Kopf. Dadurch unterstützen sie die natürlichen Bewegungen der Wirbelsäule und helfen den Wirbeln, an den richtigen Ort zu gleiten. Sind die Wirbel gerichtet, lassen die Beschwerden in der Regel rasch nach. Im Gegensatz zu anderen Therapien wie die Chiropraktik oder die Osteopathie erfordert die Wirbeltherapie nach Dorn die aktive Mithilfe von Seiten der Klient*innen während der Sitzung und danach. Dabei wird nicht manipuliert und eingerenkt. Das Ausrichten der Wirbelsäule erfolgt ausschliesslich über das Lösen der Muskulatur, welche die Wirbel hält.


Am Ende der Behandlung erhalten die Klient*innen ein Merkblatt mit Selbsthilfeübungen, die sie zu Hause durchführen müssen. Die Übungen spielen eine wesentliche Rolle im Therapieerfolg, für die Stabilisierung der Wirbelsäule und die Erhaltung des Beckenstandes.


Die Dorn-Therapie ist eine Therapiemethode der Komplementärmedizin und ist nicht wissenschaftlich anerkannt. Sie eignet sich zur Behandlung von Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule, des Nackens und der Rückenmuskulatur. Auch bei Schmerzen in einzelnen Gelenken kann mit Dorn behandelt werden. Die Dorn-Therapeuten und -Therapeutinnen arbeiten ausschliesslich mit Gesunden, die vorübergehend Schmerzen haben. Kontraindiziert ist die Dorn-Therapie bei akuten Erkrankungen, Entzündungen und Verletzungen. Auch Bandscheibenvorfälle, ausgeprägte Osteoporose, Tumore und entzündlich-rheumatische Erkrankungen gehören in die Behandlung einer Ärztin oder eines Arztes.


Der Heilpraktiker und Wegbereiter für die Dornmethode, Helmut Koch, kontrolliert die Beinlängendifferenz.


Die Wirbel und ihre Zuordnung

In der Naturheilkunde, und auch bei der Dorn-Methode, wird der Körper in Segmente eingeteilt, die immer einen Bezug zu den Wirbeln haben. Die ersten drei Halswirbel betreffen den Kopf, der vierte betrifft den Bereich des Halses und vorne das Schlüsselbein, und die Halswirbel fünf bis sieben die Arme, Hände und Finger. Gut zu beobachten ist die Einteilung in Segmente beim Ischias Schmerz. Er strahlt oft über das Gesäss in den Oberschenkel bis zur Wade. Die Beine schmerzen, obwohl sie vollkommen gesund sind, weil sie sich in der Zone des verschobenen vierten Lendenwirbels befinden, der die typischen Ischias Schmerzen hervorruft. Auch bei Magenbeschwerden, die sich selbst mithilfe einer Ernährungsumstellung nicht wesentlich verändern, darf man an die Brustwirbel sechs und sieben denken. Sind diese leicht verschoben, hat das Auswirkungen auf die Energieversorgung und Durchblutung des Magens.


Die Liste auf Seite 16 verdeutlicht die möglichen Zusammenhänge zwischen Wirbeln und Organen. Sie ist nicht vollständig und kann je nach Quelle leicht variieren. Besprechen Sie mit Ihrer behandelnden Fachperson die denkbaren Verknüpfungen. Das regelmässige Ausrichten der Wirbelsäule kann die Gesamtgesundheit stärken und den Körper stabilisieren, weil alles miteinander zusammenhängt und weil der Mensch nur in seiner Ganzheit einen Zugang zu seinen Selbstheilungskräften hat.



Die Wirbelsäule, das Zentrum unseres Körpers


Nahrung für die Wirbelsäule

Bandscheiben und Gelenkknorpel sind wie Schwämme, die sich mit Flüssigkeit aufsaugen müssen, um die Aufgabe des Abdämpfens von Schlägen zu verrichten. Deshalb ist es wichtig, täglich mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüssten Tee zu trinken. Besonders dann, wenn Sie an Rückenschmerzen leiden oder in einer Dorn-Behandlung sind. Zudem sind die Knorpelstrukturen zwischen den Gelenken und die Bandscheiben anfällig auf ein Zuviel an Säure im Körper. Mineralstoffreiche, pflanzliche Nahrung ist zu bevorzugen. Essen Sie täglich fünf Portionen Obst und Gemüse und reduzieren Sie zugunsten dieser Frischkost Fleisch, Getreide und Milchprodukte. Alles, was die Wirbelsäule nährt und stärkt, ist ein wichtiger Beitrag für die eigene Gesundheit. Oft sind es nicht einmal die kräftigenden Rückenübungen, sondern ganz im Gegenteil, die Entspannungsübungen, das flach-auf-dem-harten-Boden-liegen und die weichen Dehn- und Bewegungsformen, die im Fluss des Atems ohne Kraft und Drill ausgeführt werden, welche der Wirbelsäule und den Rückenmuskeln guttun. Qi Gong zum Beispiel, Yoga, Lu Jong oder Tai Chi. Egal was Sie tun: Machen Sie es aus Liebe zu sich selbst, weil Sie ehrlich und aufrichtig gesund sein wollen. Ebenfalls eine wichtige Affirmation und zentral für jeden Therapieerfolg.


 

Die Entstehung der Dorn-Methode

Dieter Dorn, der Begründer der Dorn-Methode lebte von 1938 bis 2011 im Allgäu. Er arbeitete in einem Sägewerk und einem Landwirtschaftsbetrieb. 1973 wandte er sich mit akuten Schmerzen im Rücken an einen Bauern aus dem Nachbarort. Der «Einrenker» behandelte auch Dieter Dorn erfolgreich. Das schnelle Verschwinden seiner Rückenschmerzen machte Dorn neugierig. Er entwickelte die Methode des Rückenheilers, wie er im Dorf genannt wurde, weiter und behandelte nach und nach erfolgreich seine Familie, Nachbar*innen und Bekannte.


Die Ursache für viele Schmerzen im Bewegungsapparat fand Dieter Dorn im Bereich der Wirbelsäule. Er behandelte Menschen mit entsprechenden Beschwerden und gab ihnen zusätzlich eine Anleitung zur Selbsthilfe in die Hand. Heute ist die Wirbelsäulentherapie nach Dorn längst nicht mehr nur im Allgäu bekannt, sondern wird auch in der Schweiz von vielen Therapeut*innen erfolgreich angewendet.


Jede vierte Person fühlt sich durch Rückenbeschwerden bei der Erwerbstätigkeit beeinträchtigt. Neben dem zu langen Sitzen gehören falsch eingestellte Büromöbel und einseitige sowie falsche Bewegungen zu den Ursachen.




Jeden Morgen um 7.15 Uhr wird bei Stadtgrün Luzern geturnt. Und das bereits seit zehn Jahren. «Wir waren und sind immer noch überzeugt, dass dies für unsere Mitarbeitenden eine positive Sache ist», sagt Otto Helfenstein, stellvertretender Ressortleiter Zentrale Dienste. Je nach Platzverhältnissen findet das Turnen im oder um eines der Depots des Stadtgrüns statt. (Siehe links) Einige Mitarbeitende übernehmen dabei abwechslungsweise das Vorturnen. Otto Helfenstein ist von der Wirkung des morgendlichen Turnens überzeugt: «Viele Mitarbeitende sind dadurch sensibler für Gesundheitsthemen geworden. Sie befassen sich auch in der Freizeit mehr mit Bewegung und dem Thema Gesundheit.» Die Reaktionen seien durchwegs positiv. Offenbar schätzen die Mitarbeitenden des Stadtgrüns die Zeit, die sie am Morgen in ihre Gesundheit investieren. Auf diese Weise konnten die für ihren Beruf typischen Beschwerden wie Rücken-, Schulter-, Handgelenk-, Hüft- und Knieprobleme reduziert werden.


215 Millionen Stunden Arbeitsausfälle

Rückenschmerzen sind in der Schweiz weit verbreitet und betreffen alle Altersgruppen und Berufe, wie der Rückenreport Schweiz 2020 der Rheumaliga Schweiz ergeben hat. Die Umfrage zeigt, dass 88 Prozent der Befragten in ihrem Leben bereits einmal an Rückenschmerzen gelitten haben. Frauen und sozioökonomisch schlechter Gestellte sind laut dem Rückenreport häufiger von Rückenproblemen betroffen. Jede vierte Person fühlt sich durch Rückenbeschwerden offenbar bei der Erwerbstätigkeit beeinträchtigt. Etwas weniger als ein Drittel der Betroffenen ist aufgrund von Rückenschmerzen bereits einmal am Arbeitsplatz ausgefallen. Laut den Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) erhöhten sich die Absenzen am Arbeitsplatz zwischen 2007 und 2017 von 176 auf 215 Millionen Stunden. Diese gehen mehrheitlich auf Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems wie Rückenschmerzen zurück.


Wir sitzen zu lange!

Für Barbara Zindel, diplomierte Physiotherapeutin FH mit einer ergonomischen Zusatzausbildung und zuständig für Projekte bei der Rheumaliga Schweiz, liegen die Ursachen für Rückenprobleme am Arbeitsplatz vor allem beim Menschen selber: «Viele, die im Büro arbeiten, sitzen zu viel – zuerst im Beruf, während des Pendelns im öffentlichen Verkehrsmittel oder Auto und dann abends auch noch zuhause vor dem Bildschirm.» Wie eine Studie des BFS ergeben hat, verbringen die 15- bis 74-Jährigen im Durchschnitt vier bis fünf Stunden pro Tag im Sitzen. Ein Sechstel der Befragten verharrt sogar mehr als 8,5 Stunden täglich in dieser Position.


Das lange Sitzen löst – so Barbara Zindel – muskuläre Beschwerden in den Beinen wie auch im Rücken sowie die Gefahr von Herzkreislauferkrankungen aus. Vor allem die Sauerstoffzufuhr und der Blutfluss verlangsamen sich beim Sitzen, was sich schlussendlich schädlich auf die Muskulatur und Gelenke auswirkt. «80 bis 90 Prozent der Rückenschmerzen sind auf ein muskuläres Ungleichgewicht vor allem im Bauch- und Rückenbereich zurückzuführen.» Laut Studien aus den USA lässt sich zu langes Sitzen am Arbeitsplatz auch nicht durch Sport am Abend kompensieren.


«Viele Mitarbeitende sind dadurch sensibler für Gesundheitsthemen geworden.»

Falsche Einstellung der Büromöbel

Ein weiteres Problem liege bei der unsachgemässen Anwendung von Büromöbeln. «Ich habe über 2000 Büros besucht und beraten. Dabei stellte ich vielerorts fest, dass Bürostühle, Tische und Stehtische in vielen Fällen nicht richtig eingestellt sind.» Obwohl in vielen Büros Stehtische angeschafft wurden – oft auch auf Wunsch der Mitarbeitenden selbst –, beobachte die Mitarbeiterin der Rheumaliga Schweiz, dass die Tische nur selten im Stehen genutzt werden.


Ein weiteres Beispiel: Dynamisch einstellbare Rückenlehnen von Bürostühlen bleiben häufig ungenutzt, weil viele der Büroangestellten gar nicht wissen, wie man diese Zusatzfunktionen richtig aktiviert. Das Problem einer schlechten Haltung und unergonomischer Büromöbel habe sich im Zuge des Home-Office-Trends zusätzlich verstärkt.



Zwischen Ober- und Unterschenkel sowie zwischen Oberschenkel und Rumpf sollte ein Winkel von 90 Grad oder etwas grösser sein.


















Um den Rücken während des Büroalltags zu entlasten, wird empfohlen, regelmässig aufzustehen, sich zu strecken und einige Schritte zu laufen.





















Der Wechsel zwischen Sitzen und Stehen wirkt sich auf den Rücken grundsätzlich positiv aus.



















 

Rückenprobleme bei körperlicher Arbeit

Neben Büroangestellten sind auch Personen von Haltungs- bzw. Rückenschäden betroffen, die vor allem körperlich arbeiten. Menschen, die an Fliessbändern arbeiten, leiden laut Barbara Zindel häufig an Rückenschmerzen und Krampfaderproblemen, die durch das lange Stehen hervorgerufen werden. Eine Sitz-Steh-Hilfe würde die Rückenmuskulatur entlasten, ebenso ergonomische Fussmatten mit einer dämpfenden Wirkung. «Repetitives Arbeiten führt oft zu Fehlhaltungen», ergänzt die Physiotherapeutin. Bei Lastwagen- und Buschauffeure hingegen mache sich das lange Sitzen in Form von Beschwerden am Rücken, vor allem im unteren Rücken, bemerkbar. Barbara Zindel rät, das Sitzen regelmässig mit Gehpausen und kleinen Bewegungsübungen sowie Dehnungen zu unterbrechen, um den Rücken zu entlasten. Gewichte heben

Das Heben von schweren Gewichten birgt weitere Gefahren für den Rücken. Um kleine Gewichte zu heben, dürfe man schon mal den Rücken beugen, sollte sich jedoch mit der einen Hand am Oberschenkel abzustützen, erklärt Barbara Zindel. Doch ab ca. fünf Kilogramm sollte man auf eine korrekte Haltung achten. Das heisst: Heben mit geradem Rücken und gebeugten Knien. Eine gute Hebetechnik schont nicht nur die Bandscheiben, sondern den ganzen Bewegungsapparat. Sie hat zusätzlich einen gewissen Trainingseffekt und stärkt die Muskulatur. Je weiter man sich indes nach vorne beugt und je grösser das Gewicht, umso grösser ist die Belastung der Bandscheiben. «Deshalb sollte man schwere Lasten stets ums Eck anheben», ergänzt Barbara Zindel und rät, das Gewicht nahe an sich zu nehmen und sich mit dem Gegenstand zu drehen. (fm)

 

Dynamisches Sitzen

Schon seit Jahren ist das Angebot an «ergonomischen» Büromöbeln gross. Doch sind ergonomische Büromöbel, die zum Beispiel ein dynamisches, bewegtes Sitzen ermöglichen, oder höhenverstellbare Tische, an denen man auch im Stehen arbeiten kann, des Problems Lösung? Nur bedingt, findet Barbara Zindel. Wichtig sei, dass man die Möbel korrekt einstellen und bedienen kann. Von Bürostühlen ohne Rückenlehne etwa hält sie wenig: «Es braucht eine dynamisch verstellbare und auch fixierbare Rückenlehne, damit sich die Rückenmuskulatur beim Anlehnen immer wieder entlasten kann.» Auf diese Weise unterstütze der Bürostuhl die Angestellten in allen Sitzhaltungen. Ein weiterer wichtiger Faktor beim Bürostuhl sei die Sitztiefe: Der Abstand zwischen Stuhlkante und Kniekehle dürfe nicht mehr oder weniger als zwei Fingerbreiten umfassen. Ist der Abstand grösser, besteht laut Barbara Zindel die Gefahr eines krummen Rückens, weil die Oberschenkel zu wenig unterstützt werden und dadurch eine Fehlhaltung begünstigt wird. Liegt die Kniekehle eng an der Stuhlkante, werde die Blutzufuhr in die Beine zu stark abgeschnitten. Zwischen Ober- und Unterschenkel sowie zwischen Oberschenkel und Rumpf sollte ein Winkel von 90 Grad oder etwas grösser sein. Da man beim dynamischen Sitzen verschiedene Muskelstrukturen, die Rückenmuskeln und auch Bauchmuskeln unterschiedlich und im Wechsel beansprucht, werden einseitige Belastungen vermieden. Gleichzeitig be- und entlastet man dadurch die Bandscheiben auf natürliche Weise. Dies wirkt sich positiv auf die Nährstoffversorgung der Bandscheiben aus. Und schliesslich erhöht das dynamische Sitzen die Durchblutung – vom Körper bis zum Gehirn.


Zu langes Stehen ist ungesund

Der Wechsel zwischen Sitzen und Stehen wirke sich auf den Rücken grundsätzlich positiv aus, sagt Barbara Zindel – doch: «Die Tische müssen leicht verstellbar sein, am besten elektrisch, sonst bleiben die Tischflächen meistens unten.» Die Physiotherapeutin empfiehlt, mindestens eine halbe bis Dreiviertelstunden pro Halbtag im Stehen zu arbeiten. Eine Studie der australischen Curtin University hat allerdings ergeben, dass selbst Stehtische für Büroangestellte nicht unbedingt die gesündere Alternative darstellen. Dafür beobachteten die Forschenden 20 Personen bei der Arbeit. Laut der Studie kann längeres Stehen die Gesundheit und Produktivität negativ beeinflussen. Die Studienteilnehmenden klagten über Muskelentzündungen und Schwellungen der Beine.


Tiefenmuskulatur stärken

Vom Körperbau her müsste der Mensch jeden Tag einige Kilometer weit gehen. Doch nur die wenigsten sind dazu allein aus zeitlichen Gründen in der Lage. Trotzdem ist es laut Barbara Zindel wichtig, bewusst für genügend Bewegung zu sorgen. Um den Rücken während des Büroalltags zu entlasten, empfiehlt sie, regelmässig aufzustehen und einige Schritte zu laufen, sich zwischendurch zu strecken sowie Pausen und Kurzpausen bewusst einzuplanen. Das Stärken der Rücken- und Bauchmuskulatur wirke ebenfalls präventiv gegen Rückenschmerzen. Vor allem die Tiefenmuskulatur, nahe an den Gelenken gelegen, sollte trainiert werden, empfiehlt Barbara Zindel und schlägt dazu Sportarten wie etwa Pilates, Antara oder Yoga vor. «Allein die äusseren Muskeln zu trainieren, reicht nicht, weil sie dem Rücken nicht genügend Stabilität verleihen. Deshalb leiden zum Teil auch Bodybuilder*innen unter Rückenproblemen.»








Barbara Zindel, diplomierte Physiotherapeutin FH mit einer ergonomischen Zusatzausbildung und zuständig für Projekte bei der Rheumaliga Schweiz.


Sie stinkt gehörig, doch die heilsame Wirkung einer Zwiebel über dem Kinderbett oder eines Zwiebelwickels bei Ohrenschmerzen ist unbestritten.




So hilft die Zwiebel: Zwiebeln enthalten stark riechende Schwefelverbindungen, Kalium, Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin C. Diese Wirkstoffe vermögen zähen Schleim zu lösen und Schmerzen zu stillen. Die Zwiebel kann deshalb bei Mittelohrenentzündungen helfen.


Anwendung: Es braucht eine Zwiebel, ein dünnes Baumwolltuch, ein Stück Rohwolle oder Watte und ein Stirnband oder eine Mütze zur Befestigung.

1. Die Mütze oder das Stirnband leicht vorwärmen,

2. In einer Pfanne etwas Wasser aufkochen.

3. Eine Zwiebel schälen und die äusserste, dickste Zwiebelhülle ablösen.


4. Die beiden Hälften auf das Tuch legen und auf dem Pfannendeckel wärmen.


5. Dem Kind kann schon mal die warme Mütze aufsetzen.


6. Wenn die Zwiebeln warm sind, im Tuch zerquetschen, damit der Saft austritt.

7. Ein Päckchen formen und dieses unter die Mütze auf das schmerzende Ohr schieben und mit Rohwolle abdecken.


Beachten Sie: Zwischen Zwiebel und Ohr sollte nur eine Lage Stoff sein. Zudem soll er das Ohr und den Bereich hinter dem Ohr bedecken. Zwei Stunden oder über Nacht einwirken lassen.


Soforthilfe bei Ohrenentzündungen:

Zwiebelwickel sollten bei ersten Anzeichen einer Ohrenentzündung angewendet werden. Verbessert sich der Zustand des Kindes nach der Anwendung nicht, sollte der Kinderarzt aufgesucht werden.


Auch ein Tropfen naturreines, ätherisches Lavendelöl kann helfen. Auf ein Stück Watte tröpfeln und ins Ohr schieben.

Bei wiederkehrenden Ohrenschmerzen und Mittelohrenentzündungen könnte eine Kuhmilchallergie vorliegen.

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