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Weniger Licht im Winter schlägt auf unser Gemüt. Vieles kann helfen: Ob Lichttherapie, Johanniskrauttee, Sport oder gemütliches Kuscheln. Probieren geht über Studieren.




Diese Zeit des Jahres liegt mir wie ein Mühlstein auf der Seele. Meine Nerven versagen, meine Zähne schmerzen und mein Mut fällt in die bodenlose Tiefe der Unendlichkeit.» Der US-Amerikanische Chronist Henry Adams schrieb dies im Jahr 1869. War er Opfer einer Winterdepression? Dass unsere Stimmung und unsere Energie von der Jahreszeit, je nach Individuum sicher unterschiedlich stark, beeinflusst wird, weiss jedes Kind. Man redet von der Frühjahrsmüdigkeit, dem euphorischen Sommerhoch, und dem Winterblues. Hierbei klagen die Betroffenen über eine ausgeprägte Verstimmung mit Antriebslosigkeit und vermehrter Müdigkeit.


Zwei Seelen in der Brust

Rund 10 Prozent der Menschen in unserem Kulturkreis sind vom Winterblues betroffen. Eine regelrechte Depression – als «saisonal abhängige Depression» (SAD) bezeichnet – tritt, je nach Studie, bei 2,5 bis 6 Prozent der Bevölkerung auf. Eine SAD wird diagnostiziert, wenn typische Symptome regelmässig im Winter und mindestens zwei Jahre hintereinander auftreten. Von einer SAD Betroffene berichten von einer bedrückten Stimmung, Antriebs- und Lustlosigkeit, Desinteresse, Verminderung der kognitiven Leistungsfähigkeit, Zukunftsängsten, Minderwertigkeitsgefühlen oder gar einer sozialen Dissoziation. Dazu können Schlafstörungen, ein gesteigertes Schlafbedürfnis oder Schwindel sowie Kopf- und Rückenschmerzen auftreten. Da oft der Appetit auf kohlenhydratreiche Lebensmittel zunimmt, nehmen viele auch an Gewicht zu. Im Frühling ist der Spuk dann meist vorbei. Eine Betroffene berichtet, sie habe das Gefühl, buchstäblich «zwei Seelen in ihrer Brust» zu haben – im Sommer eine fröhliche, im Winter eine traurige. Oft wir diese Winterdepression nicht erkannt, obwohl es eine ernst zu nehmende Erkrankung ist. Auch Kinder und Jugendliche können betroffen sein. Offenbar werden die auftretenden Symptome von unserer Gesellschaft in gewisser Weise als normale Begleiterscheinung der dunklen Jahreszeit bewertet.



Schlafstöruungen oder ein gesteigertes Schlafbedürfnis gehören zu den Symptomen der Winterdepression.


Allerdings sollte man grundsätzlich Diagnosen kritisch betrachten. Bei einem Verdacht auf SAD kann nämlich auch eine andere Erkrankung vorliegen. Eine gründliche ärztliche Untersuchung, etwa der Schilddrüse, auf Unterzuckerung oder auf eine Vireninfektion ist ratsam. Allerdings spricht ein wiederholtes Auftreten vieler Symptome im Winter mit einem Abklingen im Frühjahr stark für eine saisonal abhängige Depression.


Schokolade hat nicht umsonst einen Ruf als Glücksbringer.


Mehr Licht!

Nach der Ursache für eine Feinfühligkeit muss man nicht lange suchen: Es ist das fehlende Licht im Winter. Das wusste übrigens schon Hippokrates, der einst schrieb, dass man als erstes die Jahreszeiten erforschen müsse. Die dunkle Jahreszeit mit den kurzen Tagen – im Dezember sind die Tage gegenüber dem Juni um rund 8 Stunden kürzer – sorgt dafür, dass unser Körper auch am Tag mehr Melatonin ausschüttet. Melatonin ist ein Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus des Körpers beeinflusst. Und es steht im Zusammenhang mit dem Botenstoff Serotonin, der bei der Entstehung einer Depression eine zentrale Rolle spielt.


Warum jedoch manche Menschen im Winter an einer Depression erkranken, andere «nur» einen milderen Blues spüren, hat noch andere Gründe. Man nimmt an, dass Anomalien in der Ausschüttung bestimmter Hormone oder eines Systems chemischer Botenstoffe an der Entstehung einer SAD beteiligt sind. Möglich ist zudem, dass die Augen von SAD-Patient*innen auf Licht anders reagieren als bei Nichtbetroffenen.


Licht erhellt das Gemüt

Lichttherapie wird heute oft bei Winterdepression oder Winterblues angewendet. Diverse Studien zeigen, dass Lichttherapie bereits nach zwei bis acht Wochen die Symptomatik einer Depression stärker verbesserte als Placebo. Zwischen 60 bis 80 Prozent aller SAD-Patient*innen profitierten von der Lichttherapie. Zudem traten bei der Lichttherapie im Vergleich zum Antidepressivum Fluoxetin weniger Nebenwirkungen auf. Licht wird auch bei der Behandlung von anderen Formen der Depression und von Schlafstörungen oder anderer Erkrankungen wie etwa Alzheimer, eingesetzt. Lichtlampen können auch einfach und zeitlich flexibel zu Hause angewendet werden. Bei der Behandlung wird das Licht durch die Augen aufgenommen. Die Therapielampen sind ohne UV-Licht konstruiert, um Augenschäden zu verhindern. Neben Antidepressiva und Lichttherapie wird oft auch eine kognitive Verhaltenstherapie empfohlen. Dass übrigens eine Vitamin-D-Kur nützt, ist unter Medizinern umstritten, da Studien dazu bei einer Winterdepression fehlen.


Glücksbringer Essen

Eine ausgewogene Ernährung hat ebenso einen grossen Einfluss auf unser Gemüt. Essen macht glücklich, man denke nur an Kakao! Die Qualität der Nahrungsmittel und ein wirkliches Genusserleben spielen jedoch ebenso eine Rolle.


Natürlich wäre es praktisch, wir könnten den Glücksstoff Serotonin einfach essen. Diskutiert wird, die Vorstufe davon, die Aminosäure Tryptophan, mit der Nahrung aufzunehmen. Für dessen Transport und Aufnahme im Gehirn sind auch Kohlenhydrate wichtig. Geraten wird darum, Fisch, Milch- und Sojaprodukte sowie Nüsse, Samen, Trockenfrüchte, dunkle Schokolade und Vollkornprodukte zu essen. Nüsse wie Cashewkerne, Mandeln, Para- und Erdnüsse beispielsweise, enthalten zudem viel Magnesium, das als «Mineral der inneren Ruhe» bezeichnet wird. Auch scharfe Gewürze wie Chili sollen die Stimmung heben, denn die Schärfe wird von unserem Gehirn als Schmerz wahrgenommen, wir schütten Endorphine aus, was uns euphorischer macht.


Sein Leben unter die Lupe nehmen

Jedoch, wie so oft, sind die Zusammenhänge auch hier komplexer. «Die Rolle der Ernährung spielt eine Rolle beim Winterblues und auch bei einer Depression. Heilmittel aus der Natur sowie die Lichttherapie können Linderung verschaffen. Jedoch rate ich, sich auch mit seinem Leben als Ganzes auseinanderzusetzen», sagt Patrizia Aeberhard, Naturheilpraktikerin mit Eidg. Diplom in TEN in Bad Zurzach. «Ich schaue mit den Betroffenen alle Bausteine an: Wie steht es mit der Bewegung, der Entspannung? Wie ernährt sich die Person, kocht sie zum Beispiel stets selbst? Wie wertschätzt sie sich und ihren Körper? Wieviel Eigenverantwortung und Initiative ist da?» Wer wiederholt einen Winterblues erlebe oder seine Neigung zu einer saisonalen Depression kenne, solle bereits im Herbst anfangen Dinge umzusetzen, so Aeberhard.


Sie empfiehlt eine ausgewogene Ernährung, die in Form einer gesunden Mischkost viel regionales Gemüse, jedoch weniger Früchte (wegen des Fruchtzuckers) und vor allem, täglich genug pflanzlich oder tierisches Eiweiss enthält. Ratsam sind drei Mahlzeiten am Tag, die man selbst kocht. Ausserdem sollte man auf Zwischenmahlzeiten verzichten, da diese das Verdauungssystem ständig fordern. «Alle Massnahmen sollten zum eigenen Lebensstil passen, sonst funktioniert es nicht. Viele kleine Schritte führen zum Erfolg. Dazu gehört auch: regelmässig raus in die Natur mit ausreichend moderater Bewegung oder Sport. Sich selbst wertschätzen. Für sich gut sorgen. Schliesslich kann die eigene Einstellung zum Winter viel bewirken.» Eine Fachperson kann sehr unterstützen, jedoch ist gemäss Aeberhard die Eigenverantwortung ein Schlüssel. «Keine Ärztin, kein Therapeut, kein Medikament kann mir meine eigene Verantwortung abnehmen. Wenn ich es schaffe, auch in der lichtarmen Zeit die Schönheiten zu erkennen, so fällt mir das Leben leichter.»


Stoffe für die Seele

Bei depressiven Verstimmungen ist Johanniskraut ein Klassiker. Man kann sich einen Johanniskrauttee selbst ansetzen und einige Tassen davon täglich trinken. Da die Wirkung erst nach etwa drei Wochen eintritt, sollte man die Teekur bereits im Oktober beginnen. Tabletten oder Frischsaft ist ebenso ideal, jedoch kann der heisse Tee als entspannendes Ritual schon für gute Stimmung sorgen. Auch die Auswahl an Naturheilmitteln gegen die trübe Stimmung ist gross. Hier ist der Rat einer Fachperson angebracht – und dann heisst es, selbst ausprobieren, was hilft. Präparate wie Orthomolekulare Vitalstoffmischungen mit Safran und Melisse bis zur Homöopathie sind empfehlenswert. Heilpraktiker*innen geben gerne auch individuell abgestimmte Mischungen mit Spagyrik, Bachblüten, Tinkturen und Tees. Aromatherapie mit feinen Ölen sowie der Einsatz von hellen Farben im Wohnraum sind weitere Tipps, die helfen, dass wir uns wohler im Alltag fühlen.


 



Treiben Sie Sport oder kuscheln Sie!

Sportliche Aktivität ist ebenso hilfreich, sei es beim Winterblues oder bei einer SAD. Bewegung in der Natur bewirkt, dass unser Körper wichtige Botenstoffe und Hormone ausschüttet wie Serotonin, Dopamin und Adrenalin. Die Waldluft (Terpene) hält uns gesund wie Studien zeigen. Ebenso sind Freunde und Familie wichtig, dazu Freude und Spass erleben, sind wahre Gesundbrunnen.

Das Gefühl von Verbundenheit fördert unser Wohlbefinden, wir fühlen uns glücklich. Dazu gehört auch Körperkontakt, den wir beim Kuscheln, beim Sex oder auch einer wohltuenden Massage erfahren. Liebevolle Berührungen sind Balsam für Körper, Geist und Seele: Sanftes Streicheln, Umarmen und die Wärme des anderen entspannt, reguliert Emotionen und stärkt das Immunsystem. Das Bindungshormon Oxytocin sorgt für Wohlbefinden: es wirkt antidepressiv, verringert Angst und Schmerzempfinden, fördert Vertrauen, dazu gesunden wir schneller. Das sind doch gute Neuigkeiten. Also – ran ans Kuscheln!

Die Schlehe begleitet den Prozess des Kommens und Vergehens. Sie nimmt uns mit in die Dunkelheit des Winters und hilft uns, Teil des natürlichen zyklischen Kreislaufs zu sein.


Am 31. Oktober, zu Samhain, findet das dritte und letzte Erntefest des Jahres statt. Nach einer neunmonatigen Schwangerschaft gebärt die Mutter Erde im Herbst ihre Früchte, die sie uns in Form von Nahrung schenkt. Wir ernten, was wir im Frühling gesät haben – auf allen Ebenen. Nun nimmt die Kraft der Sonne ab. Der Sonnenkönig stirbt und kehrt zurück in den Schoss und in die Obhut der grossen Mutter Erde. Der eiskalte Frost legt sich über die Natur, die Üppigkeit der Vegetation vergeht und die Wandlung der Kräfte beginnt. Das Götterpaar Sonne und Erde zieht seine schwarzen Gewänder an und bereitet sich auf die kommenden drei Monate der Einkehr, Dunkelheit und des Loslassens vor. In der dunklen Jahreszeit ist der Schleier zwischen Leben und Tod dünn. In dieser Zeit sollen wir uns mit den Ahn*innen und der Vergänglichkeit auseinandersetzen und lernen, den Tod als Teil des Lebens zu betrachten. Der Tod bedeutet nicht das totale Ende. Er ist vielmehr Teil des natürlichen zyklischen Kreislaufes, welcher das Loslassen, die Transformation wie auch die Neuwerdung und die Wiedergeburt beinhaltet.


In der herankommenden Zeit der Stille und dem Abschied der Sonne steht dir die Schlehe zur Seite. Oft wächst sie nicht weit von den Häusern entfernt, an abendsonnenbeschienener Hanglage. Die Schlehe (Prunus spinosa), auch Schwarzdorn, Heckendorn oder Wildpflaume genannt, ist eine Pflanze, welche den Prozess des Kommens und Gehens kraftvoll begleitet. Der dornige, stark verzweigte Strauch wird bis zu fünf Meter hoch und kann bei geeigneten Verhältnissen gut 500 Jahre alt werden. Oft findet man ihn zusammen mit anderen Rosengewächsen in einem undurchdringlichen Heckengestrüpp. Sie wächst langsam, bildet ein hartes Holz mit schwarzer Rinde und zeichnet sich durch ein knorriges Wachstum aus.


Zwischen Leben und Tod

Die Schlehe besitzt kraftstrotzende «Pionier-Qualitäten». Das zeigt sich in ihrem äusserst vitalen, flachen und weitreichendem Wurzelwerk, welches viele neue Wurzelschösslinge hervorbringt. Das Wurzelwerk befähigt die Schlehe, die verdichtende und zusammenziehende Eigenschaft des Elements Erde in sich aufzunehmen. Die Heckenpflanze liebt sonnige, kalkhaltige Böden, Waldränder und Berghänge. Sie kann sich gut an Extreme anpassen und ist enorm beständig gegenüber Kälte, Hitze, Trockenheit und Wind. Oft findet man sie auch in geomantischen Störzonen, die sie gekonnt auszugleichen vermag. Wir kennen die Schlehe als dunkle, dornige Pflanze mit einem Gewirr aus schwarzen Ästen. So verkörpert sie die nahende Dunkelheit der schwarzen Winter- und Todesgöttin. Auch im stillen, meditativen Dialog mit der Schlehe, zeigt sich die Vergänglichkeit: «Ich bin die Hüterin des Todes und des Verlustes. Ich bin die unausweichliche Prophezeiung, der du nicht entfliehen kannst. Selbst mutige Held*innen sind nicht davor gefeit. Ich führe dich zu deinen inneren, dunklen Abgründen und stelle dich deinem eigenen Tod gegenüber. Die Arbeit mit deinen dunklen Seiten kann schmerzen und Furcht auslösen. Stell dich trotzdem dieser Herausforderung. Lauf nicht weg. Der eigene Tod ist die einzige zukünftige und unausweichliche Konstante, der du entgegen lebst. Meditiere mit mir und entwickle einen klaren Blick für deinen Platz in der Vernetzung der Dinge. Meditiere über die Auswirkungen deines eigenen Todes. So erhältst du ein deutlicheres Bild darüber, was der eigene Tod für dich, deine Ahn*innen und die Menschen, die zurückbleiben, bedeutet. Du solltest immer objektiv auf den Tod vorbereitet sein und ihn als eine weitere Facette des Lebens annehmen. Dies ist wichtig, um dich zu heilen und dich der inneren Manipulation aus ängstlicher Wut zu entziehen. Weise leite ich dich auf viele alternative Pfade. Löse auf diesen Wegen die schon lang schwelenden Konflikte und begleiche all deine Schulden. Erledige die Dinge, wenn sie getan werden müssen. Sprich Dinge aus, die gesagt werden müssen. Entwickle mit mir die innere Stärke, damit du sinnloses Kämpfen aufgeben und Totes wirklich beenden kannst. Denn schon im nächsten Moment könnte es vorbei sein.»



Ende März verwandelt sich der Frühblüher in eine weisse Blütenpracht.


Die Kraft des Feuers

Ende März, bei der wärmenden Liebkosung der ersten Sonnenstrahlen, verwandelt sich der Frühblüher in eine weisse Blütenpracht. Die zarte Schönheit und der Hauch von Vorfrühling sind jedoch sehr vergänglich. Nur drei bis vier Tage lang dauert die Blütezeit, während der die Schlehe einen lieblichen Mandelgeruch verströmt, der an Marzipan erinnert. Die Schlehe geht sparsam mit ihren blühenden Kräften um, welche geprägt sind vom wärmenden Feuerelement. Die Pflanze zieht diese Kräfte stattdessen in sich hinein. Durch diesen Prozess wird die Kraft gestaut, potenziert und in sich gehalten. Das Erdelement aus der Wurzel und das Feuerelement aus den Blüten sorgen für eine starke Verbindung, welche die Schlehe nutzt, um Seitentriebe mit festen Dornen zu bilden. Auch aus mythologischer Sicht ist die Schlehe stark geprägt von der Kraft des Vorfrühlings. Die weisse Blütenpracht symbolisiert die weisse, jungfräuliche Göttin, die im hellen Licht des Herzens, der Hoffnung und der fruchtbaren Erneuerung erstrahlt. Gleichzeitig ist die Schlehe eine typische Schwellenpflanze. Sie steht an den Grenzpunkten der Welten, welche die Dunkelheit der Winter- und Totengottheiten in sich birgt. In dieser Jahreszeit verkörpert sie stark die Energiequalität der Morgana. Morgana besitzt viele Namen und Gestalten. Zum Beispiel Hüterin des Todes, Zauberin, oder Fee. Sie verkörpert gleichzeitig die Hässlichkeit wie auch die Schönheit des Lebens. Die Verführung, wie auch die strahlende Jungfräulichkeit. Morgana ist eine urwilde Kriegerkönigin, eine wahre Schlachtfurie, die Zerstörung und starke Wandlung mit sich bringt und die Seelen durch diese Zyklen führt.



Aus den reifen Früchten der Schlehe lassen sich vitaminhaltige Köstlichkeiten bereiten.


Herbe Frucht

Erst lange nach der Blüte entwickeln sich im Mai die kleinen, ovalen Blätter, welche dem Strauch sein grünes Gewand schenken. Später, während der sommerlichen Glut, steht die Schlehe unbeirrt da und lässt sich Zeit mit der Bildung ihrer Früchte. Erst im Spätherbst reifen die haselnussgrossen, schwarzblauen Früchte heran. Es sind wilde Pflaumen mit hartem Kern, wenig Fruchtfleisch und herbem Geschmack. Die sehr lange Entwicklungszeit der Wildpflaumen, welche die Schlehe an senkrecht nach oben ragenden Ästen trägt, ist charakteristisch für die Schlehe. Um zu reifen, braucht die Schlehe die Kraft der Kälte. Deshalb entwickeln sich die Früchte über ein halbes Jahr hinweg, vom kalten März bis in den frostigen Oktober hinein. Der Frost muss die Wildpflaumen zuerst verbrennen, damit sie reif und süss werden können. Und auch im Reifestadium zeigt sich nochmals die innere Kraft der Schlehe – sie wirft ihre Früchte nicht ab, sondern hält sie bei sich und lässt sie lange am Strauch reifen.


Aus der wilden Pflaume lassen sich vitaminhaltige Köstlichkeiten herstellen. Zum Beispiel Säfte, Sirup, Liköre, Wein, Tinkturen, Ölauszüge, Tees, Trockenfrüchte und Marmelade. Schlehenprodukte wirken generell zusammenziehend, entzündungshemmend und stoffwechselanregend. Sie stärken mit ihren antioxidativen Eigenschaften das Immunsystem und helfen dem Körper bei der Regeneration nach Krankheiten. Die Schlehen sorgen für Ruhe und Kraft indem sie das Nervensystem beruhigen. Zudem können sie bei Kreislaufschwäche, niedrigem Blutdruck und Teilnahmslosigkeit unterstützend und anregend wirken. Durch die Steigerung der Magensaftsekretion regen sie den Appetit an, wirken magenstärkend und verdauungsfördernd. Verwendung findet die Schlehe bei Verstopfung, Bauchkrämpfen oder zur Linderung von Prostatabeschwerden. Gerade jetzt, zu Beginn der kalten Jahreszeit, kann die Schlehe helfen, gesund zu bleiben. Wir können unsere Abwehrkräfte stärken, indem wir selbst ein Gewirr aus dornigen, schwarzen Ästen bilden. So sind wir gewappnet vor Erkältungskrankheiten, Fieber und Grippe.


 

Anwendungen der Schlehe


Schlehenlikör


  • 200 bis 300 Gramm reife Schlehen, nach dem Frost geerntet. (Um den Frost nachzuahmen können unreifere Schlehenbeeren im Gefrierfach eingefroren werden.)

  • Eine Flasche Wodka, Kirsch oder Weinbrand.

  • Je nach gewünschter Süsse 50 bis 100 Gramm Kandiszucker.

  • Je nach Geschmack Zimt, Kardamom, Pfeffer oder Nelken zum Würzen.


Zubereitung: Die Schlehen in grosse Gläser mit Schraubverschluss füllen. Kandiszucker, Alkohol und Gewürze beigeben. Die Gläser gut verschlossen und an einem warmen Ort lagern. Mindestens zwei bis vier Wochen ziehen lassen. Je länger der Auszug dauert, desto besser wird das Aroma. Danach filtert man den Likör und füllt ihn in kleine Flaschen.


Anwendung: Als Genuss- und Stärkungsmittel ein bis zwei Schnapsgläser pro Tag trinken. Kann auch einem Tee aus getrockneten Schlehenbeeren zugefügt werden.


 




Steven Wolf hat schon als Kind von seiner Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt in Escholzmatt, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt. Im Lochweidli steht dafür eine eigens gebaute Schuljurte.



Mein Partner leidet an Aphten und offenen Stellen im Mund. Er ist 66-jährig, Vegetarier. Er fühlt sich gesund und nimmt keine Medikamente ein. Spagyrik und tibetische Medizin brachten leider keinen Erfolg. Was kann er tun? L. H., Zürich




Es kann gut sein, dass Ihrem Partner gewisse Nährstoffe fehlen. Bei Aphten und Mundwinkelrissen sind es oft die B-Vitamine und das L-Lysin. Es wäre sicherlich sinnvoll, wenn er den B-Vitamin und den L-Lysin Bedarf vorübergehend mit einem Supplement ergänzt. Ich habe soeben gesehen, dass es von Burgerstein ein Präparat gibt, das alles abdeckt. Aminosäuren und B-Vitamine. L-Lysin ist eine Aminosäure, die bei Menschen, die sich vegetarisch ernähren oft nicht gut abgedeckt werden kann.


Es sei denn, jemand isst täglich Hülsenfrüchte wie Kichererbsen, Bohnen und Linsen. Diese Lebensmittelgruppe ist sehr wichtig für Vegetarier*innen. Ihr Partner soll versuchen, vermehrt auch die Hülsenfrüchte in den Speisealltag zu integrieren. Hier ein Tipp, damit es einfacher geht: Hülsenfrüchte über Nacht einlegen, am nächsten Tag die Hülsenfrüchte in frischem Wasser kochen. Evtl. etwas Fenchel- oder Kreuzkümmelsamen mitkochen. In der Pfanne abkühlen lassen und portionenweise einfrieren. So haben Sie immer gekochte Hülsenfrüchte zur Hand und können die Linsen beliebig in einen Zwiebel-Gewürz-Sud geben und ein Curry kochen, eine Suppe zubereiten oder unter den Reis mischen.


Dann wäre da noch die Zahnpaste. Inhaltstoffe in herkömmlichen Zahnpasten sowie Fluor bringen die Mundflora durcheinander. Wechseln Sie auf eine Zahnpaste ohne Fluor. Das Angebot in Drogerien und Reformhäusern ist inzwischen ziemlich gross. Es gibt sehr gute Ayurvedische Zahnpasten, die ich sehr empfehlen kann, die Sole-Zahnpaste von Weleda oder ein ähnliches Produkt. Man muss sich anfangs etwas umgewöhnen, wenn die Zahnpaste weniger schäumt oder kräutiger schmeckt. Aber es lohnt sich, sich beim Zahnpasten-Angebot ein wenig durchzukosten.



Zudem kann Ihr Partner probieren, den Mundraum mit nativem Kokosöl zu pflegen. Einfach etwas Öl in den Mund nehmen und mit der Zunge überall verteilen. Das kühlt und beruhigt.

Haben Sie Fragen?



Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und Ayurveda-Expertin, beantwortet Ihre Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich: s.hurni@weberverlag.ch

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