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Seit 3 Jahren habe ich einen Hautausschlag. Nichts hilft. Nicht einmal die Cortisonsalbe. Selbst das Unispital weiss nicht weiter. Was kann ich noch probieren? K. W., Zürich




Ihre Anfrage zeigt mal wieder in aller Deutlichkeit, dass die Behandlung von Hautausschlägen äusserst komplex ist. Das «Problem» ist äusserlich sichtbar, jedoch in seltenen Fällen von aussen behandelbar. Eine Hautzelle wandert innert einigen Wochen von innen nach aussen und fällt am Schluss in Form einer Hautschuppe ab. Wir häuten uns ständig um die schützende Körperhülle fortwährend zu erneuern. Deshalb sind Hautprobleme so anspruchsvoll zu behandeln. Liegt es an der Ernährung, liegt es am Stress, am Hautstoffwechsel, am Duschmittel, am Waschmittel oder an der ungenügenden Trinkmenge? Es ist wichtig, bei Hautirritationen sehr breit und ganzheitlich zu denken und vor allen Dingen sehr ehrlich zu sich selbst zu sein. Ein Jobwechsel, eine Pensionierung oder eine Trennung kann einen Hautausschlag sofort verschwinden lassen. Damit meine ich natürlich nicht, dass Sie Ihr Leben komplett auf den Kopf stellen müssen. Ich möchte Sie nur anregen, sich zu erlauben, sehr weit zu denken und unbefriedigende Zustände überhaupt einmal als solche anzunehmen. Zu beobachten, ob der Ausschlag stärker wird, wenn Sie gewisse Lebensmittel gegessen, zu wenig Wasser getrunken oder sich aufgeregt haben. Es ist wichtig, darüber nachzudenken, es ist aber auch klar, dass sich solche Themen nicht von heute auf morgen lösen lassen.


Was Sie für Ihre Haut jedoch sofort tun können ist folgendes:


1. Trinken Sie zwei Liter Wasser pro Tag.


2. Essen Sie mindestens einen Apfel pro Tag sowie Beeren, Früchte und Gemüse.


3. Ölen Sie die betroffene Hautpartie VOR dem Duschen mit etwas Kokosfett (natives Kokosöl) oder Olivenöl ein. Das gibt eine Fettschicht über die Haut, damit sie nicht direkt mit Wasser und Seife in Kontakt kommt.


4. Weniger duschen, sondern sich vermehrt mit Waschlappen und Seife waschen. So paradox es auch klingt: Wasser trocknet die Haut aus.


5. Kaufen Sie für ihre Haut ausschliesslich Produkte ohne Paraffin. Wählen Sie ein Duschmittel aus dem Regal der Naturkosmetik. Weleda, Lavera, Dr. Hauschka oder ähnliches. Unsere Haut braucht viel Fett, und zwar kein Fett auf der Basis von Mineralöl (Paraffin) sondern pflanzliche (Pflanzenöl) oder tierische (Lanolin) Fette.


Haben Sie Fragen?

Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und Ayurveda-Expertin, beantwortet Ihre Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich: s.hurni@weberverlag.ch

Kategorie: Gesundheit


Die Haut, im Volksmund oft als «Körper der Seele» bezeichnet, will sorgsam gepflegt sein. Dafür braucht es keine teuren Cremes in schicken Tiegeln. Denn was der Haut guttut, findet man auch in der Küche und im Garten.




Die Haut ist das grösste Organ des Menschen. Sie wird im Volksmund oft als «Spiegel der Seele» bezeichnet. Auch Redewendungen weisen auf die enge Verbindung von Haut und Psyche hin, etwa «das geht einem unter die Haut», «das juckt mich nicht» oder «das ist zum aus der Haut fahren». Und tatsächlich haben Hauterkrankungen wie Nesselsucht (unterdrückte Wut) oder Neurodermitis (Stress) oft psychisch-seelische Ursachen. So überrascht es nicht, dass gemäss einer neuen europäischen Studie fast jede*r dritte Hautkranke auch unter psychischen Problemen leidet. Die Psychohygiene ist also elementar für die Haut. Dazu zählt die Selbstliebe ebenso wie regelmässige Entspannung und gute soziale Kontakte.



Die Haut verwöhnen

Darüber hinaus freut sich die Haut über liebevolle Zuwendung. Regelmässige Trockenbürstenmassagen sorgen nicht nur für eine gute Durchblutung, was den Kreislauf anregt und das Immunsystem stärkt, sondern auch für ein gesundes Hautbild. Peelings, Masken und Cremes sind weitere Verwöhnmöglichkeiten für die Haut. Auf teure und abfallintensive Produkte kann man dabei in aller Regel verzichten.



Produkte mit langen Zutatenlisten, darunter Mineralöle, Mikroplastik, Konservierungsstoffe und so weiter, kommen für Purist*innen ohnehin nicht in Frage. Auf ihre Haut kommt nur, was sie auch essen oder trinken würden. Vitamin C zum Beispiel, Olivenöl, Kamille, Lavendel, Löwenzahn, Quark oder Honig. Das wollen wir uns genauer ansehen.


Zutaten für die Hautpflege

Vitamin C wirkt entzündungshemmend und antioxidativ: Es macht freie Radikale unschädlich und schützt so unsere Zellen. Zudem fördert es – regelmässig und langfristig angewendet – ein ebenmässiges Hautbild und ist für die Produktion von Kollagen unverzichtbar. Grosse Teile des Bindegewebes bestehen aus diesem Protein, das für die Elastizität von Blutgefässen, Sehnen, Bändern und Haut sorgt. Eine gute Vitamin-C-Versorgung (innerlich wie äusserlich) geht mit einer erhöhten Kollagenproduktion einher. Die Haut bleibt so länger elastisch, hat eine höhere Spannkraft und neigt nicht so stark zur Faltenbildung. Ein einfaches Vitamin-C-Gesichtswasser besteht aus destilliertem Wasser, in dem man Vitamin-C-Pulver aus der Drogerie oder Apotheke («Ascorbinsäure») auflöst. Wichtig ist die Konzentration: Am besten fängt man mit einer fünfprozentigen Lösung an, um die Haut daran zu gewöhnen. Im Laufe der Zeit kann man die Konzentration auf bis zu maximal zwanzig Prozent erhöhen. Am besten in einer Braunglasflasche im Kühlschrank aufbewahren und innert drei Monaten aufbrauchen. Morgens und abends auf das gereinigte Gesicht auftragen; Augenpartie aussparen.


Lindenblüten pflegen die Haut nicht nur, sie wirken an heissen Tagen auch wunderbar erfrischend. Dazu einen Tee zubereitet, abkühlen lassen, in eine Sprühflasche abfüllen und bei Bedarf auf Gesicht und Hals sprühen. Man kann auch Wattepads in kaltem Lindenblütentee tränken und zehn Minuten auf die strapazierten Augen legen. Das wunderbar erholsam und pflegt zugleich die zarte Haut um die Augen.


Lavendelblüten fördern, als Gesichtswasser angewandt, die Durchblutung der Haut, erneuern die Zellen und lassen die Haut frisch glänzen. Dazu einfach morgens einige Blütenstängel in 0,1 Liter warmes Wasser eintauchen und tagsüber stehen lassen. Abends ist das wohlriechende, milde Gesichtswasser fertig. Im Kühlschrank hält es eine Woche.


Löwenzahnblüten kann man als Pads verwenden. Damit wird die Haut zart und weich. Dazu zwei Handvoll Blüten mit einer Tasse heissem Wasser übergiessen, ziehen und auf Körpertemperatur abkühlen lassen. Dann die Blüten leicht ausdrücken und als natürliche Packung für mindestens zehn Minuten auf das Gesicht legen. Anschliessend die Haut mit dem Löwenzahntee abwaschen.



Kamillenblüten unterstützen die Wundheilung, beugen Infektionen vor und beruhigen die Haut. Dazu einfach einen Tee aufbrühen, abkühlen lassen und dann damit die Wunde betupfen oder mit einer Kompresse einen Umschlag machen. Letztere höchstens zehn Minuten auf der Wunde belassen.


Ackerschachtelhalm enthält reichlich Kieselsäure und Mineralstoffe. Eine Salbe daraus ist besonders wertvoll für Menschen mit trockener, rauer und/oder juckender Haut. Auch zur regelmässigen Hautpflege bei Psoriasis und Neurodermitis ist sie wunderbar geeignet, da sie die Haut effektiv beruhigt und auch aufbaut.


Olivenöl enthält mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die Vitamine A und E sowie Antioxidantien. Es wirkt der Faltenbildung entgegen und spendet Feuchtigkeit. Man kann Cremes ein paar Tropfen beigeben oder das Olivenöl gleich pur anwenden, etwa bei trockener Haut und spröden Lippen.


Naturjoghurt respektive die darin enthaltenen Milchsäurekulturen gleichen den pH-Wert der Haut aus und unterstützen so die natürliche Hautbarriere; das Milchfett und die Feuchtigkeit lassen die Haut praller und gepflegter aussehen.


Quark spendet nicht nur Feuchtigkeit, er enthält auch Kalzium und andere wertvolle Mineralstoffe. Als Bestandteil von Gesichtsmasken wirkt er entspannend und feuchtigkeitsspendend. Ausserdem eignet er sich dank seiner Konsistenz prima dazu, andere Zutaten zu binden, damit sie sich leicht auftragen lassen.


Honig fördert die Wundheilung, etwa bei spröden Lippen. Ausserdem wirkt er antiseptisch. Gesichtsmasken beigemischt versorgt er die Haut mit Vitaminen und Mineralstoffen.


Zitrusfrüchte enthalten viel Vitamin C, das der Hautalterung vorbeugen kann (siehe oben). Die enthaltenen Fruchtsäuren haben einen leicht peelenden Effekt und beeinflussen den pH-Wert der Haut positiv.


Zucker, Salz oder Kaffeesatz eignen sich als Zutaten für Peelings.


Es gibt viele weitere natürliche Produkte, die der Haut schmeicheln, Entzündungen hemmen und die Regeneration oder Wundheilung unterstützen. Dazu zählen z. B. Holunderblüten, Ringelblumen, Schafgarbe, Gurken und Heilerde, aber auch Mandel- oder Jojobaöl. Wer mag kann damit experimentieren und auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmte Rezepte kreieren. Als Inspiration stellen wir nachfolgend einige einfache Rezepte vor, die Sie 1:1 oder individuell abgeändert verwenden können.



 

Rezepte für Peelings, Gesichtsmasken und -wässer



Peelings wirken tiefenreinigend und bereiten die Haut für die nachfolgende Pflege vor. Gesichtsmasken immer auf gereinigte Haut auftragen; empfindliche Augenpartie aussparen. Nach der Einwirkzeit mit warmem Wasser gründlich abwaschen. Die aufgeführten Mengen reichen für eine Anwendung an Gesicht und Dekolleté.


1. Olivenöl-Zucker-Peeling

Ideal für raue Hautpartien wie Füsse, Ellbogen und Knie. Dort entfernen die groben Zuckerpartikel, unterstützt vom Zitronensaft, Hornhaut; das Olivenöl macht die Haut zusätzlich zart und geschmeidig.

  • 2 EL Kristallzucker

  • 2 EL Olivenöl

  • 1 TL Zitronensaft

Zutaten gut vermischen und das Peeling am besten unter der Dusche anwenden. Nicht zu stark schrubben und nicht bei empfindlichen Hautpartien anwenden.


2. Kokos-Kaffee-Peeling

Mit dieser weniger groben Mischung kann auch die Gesichtshaut gepeelt werden.

  • 2 TL Kaffeesatz

  • 1 EL Kokosöl

Zutaten gut mischen. Gesichtshaut damit drei Minuten peelen, dann Gesicht mit Wasser abspülen und, bei Bedarf, eine Gesichtsmaske auftragen.


3. Honig-Quark-Maske

Beruhigt, spendet Feuchtigkeit und wirkt wundheilend bei strapazierter und aufgerauter Haut.

  • 2 EL Quark

  • 2 TL Honig

  • 1 TL Kurkuma (optional)

  • 1 TL Olivenöl

Alle Zutaten gut miteinander verrühren. Die Maske 10 bis 30 Minuten einwirken lassen, danach mit Wasser abspülen.


4. Maske für trockene Haut

Spendet besonders viel Feuchtigkeit und beruhigt trockene und gereizte Haut. Die Milch lindert Rötungen, die Haferflocken lösen trockene Hautschüppchen und haben eine glättende Wirkung.

  • 1 TL Honig

  • 3 EL Milch

  • 3 EL gemahlene Haferflocken

Zutaten gut mischen und auf die gereinigte Gesichtshaut auftragen. 15 bis 20 Minuten einwirken lassen. Dann mit Wasser abnehmen und allenfalls Tages- oder Nachtcreme auftragen.


5. Maske für reife Haut

Macht die Haut weicher und nährt sie.

  • ½ Glas pürierte Bananen

  • 1 TL Mandelöl

Gut mischen und die Masse für 15 Minuten auf dem Gesicht belassen. Danach gut mit lauwarmem Wasser abspülen.


6. Maske für fettende Haut

  • ½ Glas pürierte Gurken

  • 2 TL Zitronensaft

Gut mischen, die Masse auftragen und für 10 bis 15 Minuten auf dem Gesicht belassen. Danach gut mit lauwarmem Wasser abspülen. Man kann auch einfach dünne Gurkenscheiben auf fettiger Haut einwirken lassen.


7. Maske für straffe Haut

Diese Maske sollte man nicht öfters als einmal pro Woche anwenden.

  • ½ TL Kokosöl

  • 1 Eiweiss

  • ½ TL Zitronensaft

Alles gut verrühren und auf das Gesicht auftragen. 15 bis 20 Minuten einwirken lassen, dann gründlich mit lauwarmem Wasser und einem weichen Lappen abwaschen, und zwar mit kleinen, kreisenden Bewegungen. So werden lose Hautschüppchen abgetragen.


8. Maske bei Akne

Diese Maske hilft, regelmässig angewendet, bei Unreinheiten und Akne. Teebaumöl wirkt entzündungshemmend und antibakteriell; Joghurt unterstützt die Hautflora, Magerquark entzieht der Haut überschüssiges Fett, Honig wirkt beruhigend und antiseptisch und Zitronensaft löst abgestorbene Hautschüppchen und nährt die Haut mit Vitamin C.

  • 1 EL Vollmilchjoghurt

  • 1 EL Magerquark

  • 2 TL Honig

  • 1 TL Zimt (optional)

  • 1 Spritzer Zitronensaft

  • 2 bis 4 Tropfen Teebaumöl

Zutaten gut verrühren, auftragen und Maske 10 bis 15 Minuten einwirken lassen. Augen, Mund und Nasenlöcher aussparen, da das Teebaumöl Augen und Schleimhäute reizen kann.


9. Schonendes Rasierwasser

Auch geeignet für besonders empfindliche Haut.

  • 50 ml Ringelblumentinktur

  • 75 ml Holunderblütenwasser

  • 75 ml Kamillenblütentee

  • 5 Tropfen ätherisches Lavendelblütenöl (optional)

Alles gut mischen und in einen Zerstäuber abfüllen.


Kategorie: Natur


Tierhäute sind so vielfältig wie die Welt der Tiere an sich. Sie passen sich optimal dem Lebensraum und der Lebensweise eines Tieres an. Und manchmal gibt die Haut auch einen spannenden Einblick in das Leben eines Tieres.




Der australische Nackthund entpuppte sich im Nachhinein als grosse Herausforderung. Bei der Präparation im Naturhistorischen Museum Bern galt es, die Haut mit Farbe zu behandeln, weil sie nicht behaart war. Doch mit der gewohnten Methode fehlte die nötige Tiefenwirkung, also wich die Präparatorin auf ein Gemisch aus Wachs und Farbe aus. Jetzt wirkt der Hund mit seiner dunkelrötlichen Haut wie echt. Er wartet im Archiv des Museums – neben hunderten anderen präparierten Tieren vom Wiesel bis zum Wasserbüffel – darauf, entdeckt und bewundert zu werden. Auch die Haut einer Elefantendame namens Ota, die einst im Zoo Basel lebte, lagert hier unten. Einer, der sich täglich mit der Haut und den Haaren von Tieren beschäftigt, ist Martin Troxler, naturwissenschaftlicher Präparator im Naturhistorischen Museum Bern. «Unter dem Mikroskop betrachtet, präsentiert sich die Haut eines Tieres wie ein grosses Gebilde aus nebeneinander liegenden und verschlungenen Fasern – ohne Anfang und Ende.»


Was die Haut verrät

Martin Troxler arbeitet mit Tierhäuten, -fellen und -knochen von Säugetieren über Vögel und Fische bis zu Reptilien und Amphibien. Dabei fasziniere ihn zum einen die Konservierung und der Erhalt von Tierhäuten verschiedenster Art, zum anderen aber auch die Auseinandersetzung mit dem Tier und seiner Lebensgeschichte. «Die Haut und das Fell eines Tieres sind geprägt von seinem Lebenszyklus, von den Jahreszeiten und dem Lebenswandel.» So sei zum Beispiel bei Tieren, die im Sommer in den Bergen unterwegs sind, die Haut ausgebleicht und deutlich heller. Oder es gebe Spuren von Verletzungen oder Schürfungen. Zudem verrate das Fell wie auch die Haut, ob das Tier gesund war oder nicht. «Die Haare sind das Produkt der Haut. Beide reagieren empfindlich auf äussere Einflüsse wie auch auf Krankheiten», erklärt Martin Troxler. Leidet das Tier unter einer Krankheit, ziehe sein Körper Energie von der betroffenen Körperstelle ab. Als Folge davon werden die Haare an dieser Stelle stumpf, verlieren ihren Glanz und fallen zum Teil aus; die Haut selbst verliert an Spannung und Kraft. Beide Faktoren seien jedoch bei seiner Arbeit als Präparator wichtig. «Die Tierhaut muss dehnbar und weich sein, damit ich sie auf dem präparierten Gesicht und Körper verteilen kann», sagt Martin Troxler.



Unterschiedliche Aufgaben

Grundsätzlich gilt die Haut als die äussere Hülle und Schutzschicht von Menschen und Tieren. Die Haut eines Tieres erfüllt unterschiedliche Aufgaben – abhängig vom Tier und seiner Umgebung. Sie beeinflusst die Körpertemperatur, ist ein Sinnesorgan für Hitze, Kälte, Berührung und Schmerz, sie schützt zudem vor Verletzungen, Bakterien und der Sonne. Säugetiere verfügen über eine besonders trockene Haut mit Haaren. Sie können dank ihrem Fell fast überall leben. Keine Haut gleicht der anderen. Die Haut ist je nach Säugetier und Rasse unterschiedlich. Bei Rindern beispielsweise besteht die Haut zu 33 Prozent aus Eiweissstoffen (Proteine), zu zwei bis sechs Prozent aus Fetten, zu 65 Prozent aus Wasser und zu 0,5 Prozent aus Mineralstoffen. Sie gliedert sich in drei Schichten: Oberhaut (ca. ein Prozent der Dicke), Lederhaut (ca. 85 Prozent) und Unterhaut (ca. 15 Prozent). In der Lederherstellung wird ausschliesslich die Lederhaut verwendet. Auf einem Hautstückchen vom Wildschwein wachsen sogenannte Grannenhaare, die als Nässe- und mechanischer Schutz dienen, sowie die gekräuselten Wollhaare, die im Winter für die nötige Wärme sorgen. Beim Seehund indes, der über eine kurze, anliegende Behaarung verfügt, schützt eine dicke Speckschicht unter der Haut den Körper vor Wärmeverlust.



Haut | Im Archiv des Naturhistorischen Museum Bern lagert auch die Haut eines Elefanten.

 

Tierhäute für den Menschen

Leder gehört zu den ältesten natürlichen Materialien. Es wird schon seit Jahrhunderten als Rohstoff für unterschiedlichste Produkte verwendet. Aufgrund der schnellen Verderblichkeit roher Tierhäute begannen Menschen bereits früh, damit eine geeignete Methode zur Stabilisierung und Haltbarkeit der Tierhäute zu entwickeln. Dieser Prozess wird als Gerbung bezeichnet. Die Kleidung der Steinzeit bestand in den ersten Epochen grösstenteils aus Fellen oder Tierhäuten. Leder wurde im altorientalischen Kulturraum zur Aufbewahrung und zum Transport von Lebensmitteln genutzt. Trommeln, die mit Tierhaut überzogen sind, gehören zu den ältesten Trommeln überhaupt. Viele der heute verwendeten Trommeln entspringen den traditionellen afrikanischen Trommeln, deren Membranen aus Tierhäuten gefertigt wurden. Auch Pergament wurde aus Tierhäuten hergestellt, vor allem aus Schafs- oder Ziegenhaut, aber auch aus Kalbs- und Rinderhaut. Im Gegensatz zum Leder wurden diese Häute nicht gegerbt.



 



Mindestens 0,5 Millimeter dick

Die Tierhaut und das Fell stehen immer wieder im Interesse der Forschung. Ein internationales Konsortium von Forschenden mit Beteiligung des Instituts für Genetik der Universität Bern etwa konnte zeigen, wie Fellfarben bei Hunden vererbt werden. Ausserdem wiesen die Forschenden nach, dass eine Genvariante für helles Fell bei Hunden und Wölfen von einem inzwischen ausgestorbenen Verwandten des Wolfs stammt und mehr als zwei Millionen Jahre alt ist. Die Haut ist das grösste Organ des Hundes und nimmt zwischen 12 bis 24 Prozent der gesamten Körpermasse ein. Mit einer mindestens 0,5 Millimeter dicken Schicht bedeckt sie die Muskeln, das Skelett und die Organe des Hundes. Bei Welpen und Kleinhunderassen wie Chihuahua und Zwergpinscher ist der Schutzmantel der Haut häufig durchlässiger als bei erwachsenen Tieren und Exemplaren grösserer Rassen. Insgesamt besteht die Hundehaut aus der Oberhaut mit pigmentbildenden Zellen, der Lederhaut mit vielen Blutgefässen und einem dichten, aber gleichzeitig sehr beweglichen Gewebe, und der Unterhaut, wo mehrere Drüsen verankert sind. Die sogenannten apokrinen Drüsen, die über den ganzen Hundekörper verteilt sind, haben unter anderem eine kommunikative Funktion. Das Absondern und Aufnehmen von Gerüchen über diese Drüsen informieren Artgenossen über das Geschlecht und den Fortpflanzungsstatus des anderen Hundes.



Martin Troxler | naturwissenschaftlicher Präparator im Naturhistorischen Museum Bern, neben einem australischen Nackthund, der aufwändig präpariert wurde. Bei der Präparation des Nackthundes galt es, die Haut mit Farbe zu behandeln, weil sie nicht behaart war. Für die Tiefenwirkung sorgte ein Gemisch aus Wachs und Farbe.

 

Besondere Hautphänomene aus dem Tierreich




Chamäleon: blaue Haut bei UV-Licht



Forschende der Zoologischen Staatssammlung München haben herausgefunden, dass die Haut des Chamäleons unter UV-Licht blau leuchtet. Die sonst unsichtbaren Muster der Haut überziehen bei UV-Bestrahlung den Kopf der Tiere und setzen sich bei einigen Tieren offenbar auch über den Körper fort. Eine dünne, durchlässige Haut spannt sich gemäss einem Bericht im Fachblatt «Scientific Reports» über die knöchernen Höcker des Kopfes, sodass das UV-Licht direkt auf den Knochen trifft und von dort in blaues Licht umgewandelt wird. Die Forschenden vermuten, dass dies dem Tier das Signal zur Erkennung von Artgenossen dient.


Wal: Farbkörper und Häutung

Kein Lebewesen hat eine dickere Haut als die Grosswale. Bei gewissen Exemplaren wie etwa beim Pottwal misst die äussere Hülle bis zu 35 Zentimeter. Der Walforscher Günther Behrmann aus Bremerhaven wies 22 unterschiedliche Farbkörperchen (Chromatozyten) in der Haut der Waltiere nach. Durch diese Farbkörper entsteht die dunkle Hautfarbe der Wale. Wenn die Tiere zu lange der Sonne ausgesetzt sind, werden Zellschäden in der Haut von Reparatur-Genen sofort behoben. Andere Wale wie etwa der Blauwal bilden auf ihrer Haut ein Melanin-Pigment, das einen Teil der Sonnenstrahlung abfängt. Wie Forschende um Robert Pitman vom National Marin Fisheries Services im kalifornischen La Jolla im Fachmagazin «Marine Mammal Science» berichten, schwimmen Wale gemäss neuesten Erkenntnissen wahrscheinlich zweimal im Jahr um die halbe Welt, um ihre Haut zu erneuern. In kalten Gewässern reduzieren die Wale ihre Durchblutung in den obersten Hautschichten, um Energie zu sparen. In warmen Gewässern wird die oberste Hautschicht genügend mit Blut versorgt. Auf diese Weise erneuert sich die Walhülle. Anschliessend können die Tiere ihre Reise in die Arktis oder in die Antarktis antreten. Aus Erzählungen der Inuits ist bekannt, dass sich die Belugas bzw. Weisswale im Sommer in wärmere Flussmündungen zurückziehen, um dort ihre Haut zu regenerieren.


Eisbären: schwarze Haut unter dem weissen Fell

Unter dem weissen Fell der Eisbären befindet sich eine pechschwarze Haut. Das Fell des Eisbären ist – obwohl es gelblich-weiss wirkt – transparent und innen sogar hohl. Das Sonnenlicht kann als Folge davon fast ungehindert die Haut des Bären erreichen. Durch die schwarze Hautfarbe sind die Bären jedoch in der Lage, alle Wellenlängen des Lichts zu absorbieren. So kann gleichzeitig mehr Wärme aufgenommen und gespeichert werden. Auch die fünf bis zehn Zentimeter dicke Fettschicht speichert Wärme. Die Haut der Eisbären ist allerdings nicht von Geburt an schwarz. Die Tiere werden mit einer rosafarbenen Haut geboren; diese färbt sich nach und nach schwarz.


Zebra: Streifenlook gegen Insekten

Warum sind Zebras gestreift? Studien haben offenbar ergeben, dass die schwarzen und weissen Streifen helfen, Fliegen auf dem Körper des Zebras zu verscheuchen. Die weissen Streifen geben ein polarisiertes, die schwarzen ein unpolarisiertes Licht ab. Das scheint die Insekten zu verwirren. Ob das auch für jenes «goldene» Zebra gilt, dass vor wenigen Jahren im Serengeti-Nationalpark in Tansania gesichtet wurde? Greg Barsh, Genetiker des HudsonAlpha Institute for Biotechnology in Huntsville, Alabama (USA), erklärte gegenüber dem Magazin National Geographic, dass es sich bei diesem Phänomen um eine Art Albinismus handle. Dabei produziere das Tier deutlich weniger Melantin als seine Artgenossen. Melantin ist ein natürliches Pigment, das in der Haut gebildet wird. Deshalb wirken die Streifen blasser.




Krokodil: steif und empfindlich zugleich

Auch wenn sie als wilde und blutrünstige Tiere gelten, die Haut der Krokodile ist ausserordentlich empfindlich. Zum einen ist die Krokodilhaut steif und stark, deshalb wird sie gerne von Menschen zur Herstellung von Kleidung und Accessoires verwendet. Zum andern jedoch verfügt die Haut über spezielle Sensoren, die empfindlicher auf Druck und Vibrationen reagieren als die Fingerspitzen eines Menschen. Somit verfügen die Krokodile über den stärksten Tastsinn unter anderen Tieren. Spezielle chemische Rezeptoren auf der Haut sollen den Räubern helfen, Beute aufzuspüren oder einen geeigneten Lebensraum zu finden.


Elefanten: sensible Dickhäuter

Elefanten gelten als Dickhäuter. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Verletzliche Stellen wie der Rüsselansatz, die Beine oder der Rücken sind tatsächlich bis zu drei Zentimeter dick. Doch hinter den Ohren, an den Augen, am Bauch, an der Brust und den Achseln hingegen ist die Haut dünn wie Papier. Ein Elefant braucht eine dicke Haut, um seine Masse bzw. den inneren Druck zusammenzuhalten. Trotz ihrer Dicke ist die Elefantenhaut ein sensibles Organsystem mit einer dichten Nervenversorgung. So bemerkt ein Elefant jede Fliege, die sich auf seiner Haut niederlässt. Übrigens: Elefanten sind auch kitzelig, wenn ein*e Elefantenpfleger*in ihnen in der Achselhöhle krault.


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