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Aktualisiert: 13. Dez. 2021

Kategorie: Heilpflanze


Vom 30. April auf den 1. Mai feiern wir eines der wichtigsten Naturfeste überhaupt, die Walpurgisnacht. Dabei darf das Ruprechtskraut nicht fehlen. Denn das beinahe in Vergessenheit geratene Heilkraut, auch Stinkender Storchschnabel genannt, eignet sich für den Einsatz bei sehr aktuellen Themen.





Der männliche und der weibliche Aspekt der Natur wachsen im April zum geschlechtsreifen Jüngling und zur fruchtbaren Jungfrau heran. Bis zur Walpurgisnacht am Ende des Monats sind die beiden Aspekte soweit herangereift, dass eine innige Verbindung der Polaritäten stattfinden kann: Die Vermählung der Maikönigin und des Waldgottes, die heilige Hochzeit, der Koitus zwischen Himmel und Erde. Bald strotzen die Wiesen von bunter Blumenpracht; es spriesst, gedeiht, wächst und vermehrt sich. In dieser Zeit erlebt die Fruchtbarkeit ihren Höhepunkt und schwappt auch auf uns Menschen über. Wer kennt sie nicht, die Frühlingsgefühle, die in dieser Zeit ihren Höhepunkt erreichen! Bei so viel überschwänglicher Fruchtbarkeit lockt es mich hinaus in den Garten. Ich lasse mich von den frischen Farben berauschen und von den ersten Sonnenstrahlen aufwärmen. Mit etwas Glück vernehme ich sogar ab Mitte April die Laute des offiziellen Boten dieser wonnigen Hochzeit: den Ruf des Kuckucks.


Luftikus unter den Pflanzen

Ein Pflanzenwesen, das sich in dieser Zeit in seiner sprühenden Kraft offenbart und zur Regentschaft dieser Jahreszeit gehört, ist der ein- bis zweijährige Stinkende Storchschnabel (Geranium robertianum), der zur Familie der Geraniengewächse (Geraniaceae) gehört. Ruprechtskraut, Gichtkraut oder sogar Gottesgnadenkraut wird der Stinkende Storchschnabel auch genannt. Seine Erntezeit dauert von März/April bis in den Oktober hinein. Dieses Pflanzenwesen liebt eher die feuchten, schattigen und düsteren, lichtarmen Standorte.


Der behaarte, stark verzweigte Storchschnabel besitzt rote, lange, am Grund aufgeschwollene Stiele. Diese sind geschmückt mit dunkelgrünen, handförmigen Laubblättern. Seine vielen kleinen und feinen rosafarbenen oder weissen Blüten erhellen förmlich sein Schattendasein. Beim Vergehen der Blüte bildet sich der Schoss der Samen, der aussieht wie ein Storchschnabel in Miniformat.

Fühlt sich der Stinkende Storchschnabel wohl an einem Standort, kann er sehr üppig wachsen. Dabei handelt es sich aber keineswegs um eine Pflanze mit starken, wuchernden Wurzeln. Zupft man mit nur zwei Fingern an einem Storchschnabel, zieht man die Pflanze samt Wurzel aus dem Boden. Die Hauptwurzel wächst oft oberirdisch auf dem Boden, und nur die dünnen Seitenwurzeln dringen in den Boden ein. Dies ist eine gewichtige, sehr seltene Eigenart, die es in der Signaturenlehre zu deuten gilt. Für mich symbolisiert dieses Verhalten der Pflanze das Thema «entwurzelt sein»; auch zeigt es einen starken Bezug zum Denken und zur Luft. Was bedeutet das? Beim Erleben von Traumen, Gewalt, Schrecksituationen oder emotionalen Verletzungen werden wir unweigerlich entwurzelt. Wir verlieren den Boden unter den Füssen. Und genau hier liegt eines der Spezialgebiete des Stinkenden Storchschnabels. Ich verwende ihn als Schocklöser, als Notfallmittel erster Wahl und als Stimmungsaufheller. Storchschnabel lässt sich auch einsetzen, wenn ein gut gewähltes Mittel aus irgendwelchen Gründen nicht richtig wirkt. Oft ist dies ein Zeichen für innere Blockaden. Und diese lassen sich mit dem Storchschnabel lösen. Danach kann das Hauptmittel richtig wirken.


Zarte Pflanze – strenger Geruch

Die ganze Pflanze verströmt einen krautigen, schweren, schweissigen, müffeligen und stark durchdringenden Geruch, den viele als unangenehm empfinden. Dieser Duft in Kombination mit der Blütenfarbe zeigt mir, dass ich den Stinkenden Storchschnabel in den Bereichen Fruchtbarkeit, Fortpflanzungsorgane, Psyche, Herz und Verdauung einsetzen kann. Bereits wenige Minuten nach der Ernte verschwindet der strenge Geruch.


Unseren Vorfahren kündigte der blühende Storchschnabel die Zeit des Eintreffens der Störche aus den Winterquartieren an. Der Storch mit seinem weiss-rot-schwarzen Gefieder ist ein Seelenvogel der dreifaltigen Erdenmutter. Weiss steht für die Kindheit, rot für das Erwachsensein und schwarz für das Alter. Da die weissen Federn überwiegen, symbolisiert der Storch den Frühling, das Neue und Reine, die Unschuld, die Fruchtbarkeit und das Leben. So verwundert es nicht, dass der Storchschnabel seit alter Zeit als Fruchtbarkeitspflanze genutzt wird. Meist mit grossem Erfolg. Heute wissen wir: Er gleicht Progesteronmangel aus und wirkt dadurch hormon- und fruchtbarkeitssteigernd. Da er auch gegen unbewusste Ängste wirkt, verabreiche ich die Heilpflanze bei Kinderwunsch stets beiden Partnern.


Der stark verzweigte Wuchs, die dunkel gefiederten Blätter und wässrig aufgeschwollenen Stiele deuten auf kühlende, zerteilende, enthärtende und auflösende Eigenschaften. Der Storchschnabel ist somit ein Ausscheidungsmittel, das reinigend, schwermetallausleitende, antibakteriell und antiviral wirkt. Er ist eines der wichtigsten Entgiftungsmittel überhaupt. Die Heilpflanze regt auch den Lymphfluss an, reinigt das Blut und stärkt das Immunsystem. Zur Anwendung kommt er als Tee, Tinktur, Pulver, Ölauszug oder Salbe bei Lippenherpes, schlecht heilenden Wunden, Entzündungen, Hautausschlägen, Neurodermitis, Menstruationsbeschwerden, Progesteronmangel, Dünndarmentzündungen, Magengeschwüren und bei chronischem Bronchialkatarrh.


 


Anwendungstipps


1. Notfall-Tropfen ( Tinktur )

20 g frisches Kraut in einem sauberen Schraubglas mit 100 ml Korn oder Wodka übergiessen, sodass das ganze Kraut bedeckt ist. Gut schütteln und drei Wochen an einen hellen Ort stellen. Täglich schütteln. Danach durch einen Kaffeefilter abseihen und in dunkle Tropffläschchen abfüllen. Dunkel und kühl gelagert ist die Tinktur circa zwei Jahre haltbar.

Bei akutem Bedarf einmalig 3 Tropfen einnehmen. Kann stündlich wiederholt werden bis zu maximal 20 Tropfen pro Tag. Gegen alte Traumata zweimal zwei Wochen lang dreimal täglich 3 Tropfen einnehmen. Dazwischen zwei Wochen Pause machen.


2. Notversorgung unterwegs

Das zerdrückte Kraut respektive der frische Pflanzensaft wird auf betroffene Stellen aufgelegt. Das hilft bei Augenentzündungen, Halsweh, Zahnweh, schmerzenden Füssen und geschwollenen Gliedern.


3. Storchschnabelschmalz-Salbe

130 ml Storchschnabel-Ölauszug

50 ml Storchschnabel-Tinktur ( siehe 1. )

25 g Bienenwachs

25 g Lanolin  (  = Wollwachs oder Fett )


● Ölauszug (getrocknete Pflanzen in Sonnenblumen- oder Olivenöl drei bis sechs Wochen bei Zimmertemperatur ausziehen; dann abseihen), Bienenwachs und Lanolin in einem hitzebeständigen Glas im Wasserbad langsam schmelzen. Parallel dazu die Tinktur auf ungefähr dieselbe Temperatur erhitzen (nicht bis zum Siedepunkt!).


● Beides vom Feuer nehmen und die Tinktur in kleinen Schritten unter ständigem Rühren in die Fette einarbeiten. Ist die ganze Tinktur drin, fängt die Arbeit erst an: Man muss so lange rühren, bis eine dickcremige Salbe entsteht, was durchaus eine Weile dauern kann. Ein Vernachlässigen des Rührens kann in der Abkühlungsphase zu einer Teilausscheidung führen.


Dunkel und kühl gelagert ist die Salbe mindestens zwei Jahre haltbar. Sie hilft bei Lippenherpes, Unterleibsschmerzen, Entzündungen und Gelenkschmerzen.

 



Steven Wolf hat schon als Kind von seiner -Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt im Jurtendorf in Luthernbad, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt. www.pflanzechreis.ch




Fotos: zvg | mauritius-images.com


Aktualisiert: 13. Dez. 2021

Kategorie: Heilpflanze


Keine Pflanze passt so gut zum Frühlingsanfang wie das bittere Milzkraut. Es stärkt die Milz und hilft, verborgene Fähigkeiten zu erkennen und auszuleben.




Die Frühlingsgötter bringen uns die Sonne, das Licht, die Wärme und das Leben zurück. Endlich stehen der Tag und die Nacht, das Licht und die Dunkelheit, das Männliche und das Weibliche wieder in einem harmonischen Gleichgewicht zueinander. Wobei das Licht zunehmend an Kraft und Stärke gewinnt. Das Wasser im aufgetauten Boden beginnt zu fliessen, für die Bauern startet die Zeit des Aussäens und auch in der Natur spriessen die Kräuter. Die Zeit des Wachstums und der Fruchtbarkeit ist angebrochen. Die Zeit der Frühlingsgefühle, des Verliebtseins und der Zuversicht. Pessimismus und Trübsal haben nun keinen Platz mehr im Alltag.


Auf meinen Streifzügen durch den frühlingshaften Wald begegne ich an einem feuchten Standort dem eigenartig leuchtenden, grün-gelben Teppich, zu dem sich das Goldmilzkraut (Chrysosplenium alternifolium) ausbreitet. Das bodennahe Frühlingswesen, auch Wechselblättriges Milzkraut genannt, gehört zur -Familie der Steinbrechgewächse. Es liebt feuchte, wasser-, nährstoff- und humusreiche Lehmböden und blüht von März bis Mai. Das Goldmilzkraut ist eng verbunden mit den Elementen Wasser und Erde, und den damit verbundenen Elementarwesen.


Die Angst vor Gefühlen

Elementarwesen sind in der Regel nicht sichtbare, von einigen Menschen jedoch wahrnehmbare Naturenergien, die den Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde zugeordnet sind. Bei der Erde sind es die Zwerge und Gnomen; beim Wasser die Nixen, Nymphen und Undinen. Das Element Wasser ist der Inbegriff des Lebensflusses und vornehmlich ein Ausdruck weiblicher Energien. Die kraftvollen, weiblichen Wasserwesen erlebe ich fast immer als anmutige, zierliche Gestalten mit bezaubernder Ausstrahlung.

Zum Wasser gehören die starken Gefühle wie zum Beispiel Liebe. Bestimmt kennst du die Geschichten der Seefahrer, die Wasserfeen, Meerjungfrauen und Sirenen begegnen. Oder die Sagen über fischähnliche Frauen, die die Gabe besitzen, mit ihrem Gesang die Menschen, vor allem die Männer, zu locken und zu betören; sie in die Tiefe zu ziehen, zu ertränken und sich deren Seelen zu bemächtigen. All das spiegelt die Angst vor dem tiefen Wasser und dem Unbekannten. Diese Wesen des Wassers beleben in uns die weiblichen Aspekte und sprechen unsere Gefühlswelt an. Wenn in den Legenden von Männern die Rede ist, die von Frauen ins Wasser und somit ins Verderben gelockt wurden, verweist dies nicht auf deren grauenvolle Absichten gegenüber Männern. Es spiegelt vielmehr die Angst, sich in Emotionen und Gefühlen zu verlieren. Dieser Teilaspekt des Milzkrauts kann sich wunderbar ergänzend zu den Themen der Eberesche auswirken (siehe «natürlich» 10-19).


Jetzt die Milz stärken

Das Milzkraut gehört zu den Boten des Frühlings und trägt dessen Kraft mitten in unser Herz, sodass sich Lebenslust, Frühlingsgefühle, Vertrauen und Mut breit machen. Die herz- respektive nierenförmigen Blätter, die gelben Blüten und die sehr einfache, fast unscheinbare Blütenausprägung sowie der bittere Geschmack weisen auf die Organe Milz, Leber und Galle hin. Man erkennt auch einen Bezug zu den Nieren, zum Blut sowie zur Verdauung und Lunge. Daher verwende ich das Kraut im Frühling als belebendes, entgiftendes, wassertreibendes Pflanzenheilmittel. Es hilft auch bei Nierenleiden, Blasenkatarrhen und Viruserkrankungen.

Die Milz ist unser grösstes lymphatisches Organ. Ich bezeichne sie als Gral des Lebens, weil sie so lebensbejahend daherkommt: Die Milz ist das Aufnahmeorgan für die Lebensenergie und verteilt diese über die Lymphflüssigkeit im ganzen Körper. Sie dient als Blutfilter und beseitigt alte, verformte oder beschädigte rote Blutkörperchen. Eine gesunde Milz steigert in hohem Masse das Immunsystem und macht es widerstandsfähig gegenüber Viren und Tumorzellen. Bei einer geschwächten Milzfunktion kommt es oft zu Sauerstoffmangelerscheinungen und Anzeichen einer Blutarmut. Die Betroffenen fühlen sich energielos, kalt und ohne Reserve. Auch für das Verdauen von Emotionen ist die Milz zuständig. In diesem Organ sitzen die gute Laune und die Melancholie. Während Lebensfreude die Milz stärkt, können bittere Zustände des Herzens und negative Gedanken die Milz in ihrer Funktion schwächen oder sogar schädigen.

Nach der Blütezeit können wir eine einzigartige Wandlung der einfachen Blüten mitverfolgen, die Bildung des Grals: Die Blüten verwandeln sich in einen Kelch aus offenen Schalen, in deren Mitte sich die Samen befinden. In dieser Symbolik erkenne ich das Zeichen der Gebärmutter. Bei Regen werden die Samen von den herabfallenden Lebenstropfen befruchtet und später aus dem Kelch in die Luft geschleudert. Auf dem fruchtbaren Boden bilden sie dann eine neue Pflanze. Das Gralskraut ist im Frühling nur kurze Zeit sichtbar, bevor es sich wieder ins Erdreich zurückzieht. Es reichert sich in dieser kurzen Zeit mit genügend kosmischer Lebensenergie an, die es in den Wurzeln und den Rhizomhärchen zu speichern vermag. Neben der entgiftenden Wirkung harmonisiert das Milzkraut das Energiezentrum im Beckenraum, das sogenannte Wurzel- oder Sexualchakra. Es ist der Sitz des Ursprungs, der Gefühle und Emotionen und der Lebenslust. Auch die göttliche Schaffenskraft und die Kreativität entspringen dem Beckenraum. Das Milzkraut lässt diese Energien besser fliessen und verbindet energetisch das Herz mit dem Unterleib. Im Kontakt mit dem Wesen des Milzkrauts eröffnet sich mir ein Tor zu meinen verborgenen Schätzen und Fähigkeiten. Daher verwende ich das Milzkraut, um Fähigkeiten zu fördern, die in mir schlummern und ausgelebt werden möchten.


Frühlingstrank aus Milzkrautpulver

Zu hoch dosiert kann das Milzkraut Sodbrennen auslösen. Das Kraut ist jedoch derart bitter, dass kaum Gefahr der Überdosierung besteht. Man nimmt das Milzkraut vorzugsweise als verriebene Pulvermischung ein. Für dessen Herstellung benötigen wir zehn Gramm Birkenzucker (Xylit) und drei bis fünf frische Blütenköpfchen. Das Xylit wird im Mörser zu einem feinen Pulver gerieben. Dann geben wir die frischen Blütenköpfchen dazu und verreiben diese mit dem Xylitpulver. Mit dieser Mischung können wir diverse Getränke verfeinern. Die Menge reicht für zwei Liter Flüssigkeit und ist für den Sofortverzehr gedacht. Im Frühling, während der kurzen Blütezeit des Milzkrauts, kann man dieses Getränk vier Wochen lang täglich einnehmen. Am besten bereitet man es jeden Tag frisch zu. Man kann aber auch grössere Mengen pulverisieren und einfrieren. Auf diese Weise bleiben Wildpflanzen lange frisch. Es lohnt sich, während der Einnahmedauer den inneren Fokus auf seine Lebenswünsche zu richten. Dadurch verstärkt sich die Kraft des Milzkrauts und die Pläne lassen sich leichter umsetzen. //


 














Nur in kleinen Mengen geniessen


Unsere beiden heimischen Milzkräuter (Wechsel-blättriges und Gegenblättriges Milzkraut) sind leicht giftig. Sie haben, je nach Standort und Besonnung, milde oder auch recht bittere, fleischige Blätter. Fein geschnitten -können sie in kleinen Mengen Salaten beigegeben werden oder man verwendet sie zusammen mit anderen Kräutern als Füllung für Teigtaschen oder als Würzbeigabe in Quark etc.


Die Ärzte des Mittelalters verwendeten die Milzkräuter -wegen ihrer milzförmigen Blätter nach der Signaturlehre bei Erkrankungen der Milz. Jedoch wurde bis heute kein wirk-samer Stoff gefunden, der bei Milzbeschwerden angezeigt wäre. Die Homöopathie und anthroposophische Medizin nutzt das Wechselblätterige Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium) zur Blutbildung und bei Leukämie sowie als Entgiftungsmittel, das bei der Ausleitung von Schwer-metallen (Amalgam) hilfreich sein kann.


Das bei uns häufige Wechselblättrige Milzkraut wird auch Butterblume, Eierkraut, Goldmilz oder Goldveilchen -genannt. Man findet es vor allem in feuchten Laubwäldern, wo viele kleine Quellen entspringen. Es hat einen drei-kantigen Stängel; seine wechselständigen, tief gekerbten Laubblätter erinnern ein wenig an die Blätter des Gundermanns. Beim sehr ähnlichen Gegenblättrigen Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium) stehen die Laubblätter immer direkt gegenüber, sie sind also gegenständig angeordnet.


 

Steven Wolf hat schon als Kind von seiner -Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt im Jurtendorf in Luthernbad, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt. www.pflanzechreis.ch






Fotos: zvg | istockphoto.com

Aktualisiert: 13. Dez. 2021

Kategorie: Heilpflanze


Wer im Wald der Kratz- oder auch Hirschbeere genannt begegnet, begegnet den Geistern des Waldes. Die zierliche Pflanze hilft unter anderem bei Nieren- und Blasenleiden, stärkt den Willen und fördert das kreative Potenzial.


Stachlig | Die Kratzbeere, eine Urform der kultivierten Brombeere, stärkt Kreislauf und Psyche.



Die Kratzbeere (Rubus caesius) ist eine zierliche, wild wachsende Brombeere und -gehört somit zur grossen Familie der Rosengewächse. Kaum eine andere Pflanzenfamilie schenkt der Erde eine derartige Fülle an betörenden und lebenswichtigen Früchten. Brombeeren, also auch die Kratzbeere, haben keine feste Blütezeit, deshalb findet man oft Blüten, unreife und reife Früchte am selben Strauch. Von April bis September kannst du die jungen Triebe ernten, von April bis August die lieblichen Blüten und ab August bis weit in den Oktober hinein die süssen Früchte.


Trotz ihrer Erscheinung ist die Kratzbeere eine wahre Lichtbeere. Sanft und dennoch kraftvoll bringt sie Licht ins Seelendunkel und ebenso erfüllt sie Menschen in körperlichen und geistigen Bereichen. Die Beere ist aufgebaut wie ein Insektenauge und genau diese Ähnlichkeit gilt es bei ihr zu deuten. In der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Beere erweist sie sich denn auch als optimale Begleiterin bei der Erarbeitung eines gedanklichen Rundblicks.


In der Praxis kannst du die Kraft der Hirschbeere nutzen, um den Willen anzuregen oder um erkannte Ziele und Absichten zu stärken. Das wirkt Unentschlossenheit und Zögern entgegen und hilft, um nötige Schritte gestärkt und entschlossen anzugehen. Auf der geistigen Ebene begleitet dich die Kratzbeere also auf dem Weg vom «Sehen zum Verstehen», damit du erkennen kannst, was zu tun ist. So unterstützt sie Menschen in ihrem kreativen, schöpferischen Tun und Ideen können entschlossen in die Tat umgesetzt werden.


Stachlig und wehrhaft

Seit den Anfängen der Heilkunst werden wehrhafte Pflanzen bei stechenden Schmerzen eingesetzt. In unseren Breitengraden finden sich viele davon. Das Geheimnis und der Zauber der Heilung durch Pflanzen bestehen darin, die richtigen zu finden, aber auch die Intensität der Anwendung und die Länge der Kur bestimmen den Heilerfolg. Wehrhafte Pflanzen wie die Kratzbeere lassen sich deshalb bei stechenden Schmerzen in Leber, Niere, Blase und Brust erfolgreich einsetzen, aber auch bei ähnlichen Symptomen im Unterleib und in den Gliedmassen.


Brombeerbögen waren schon immer ein besonderes Zeichen der Kraft der Natur. So ist auch heute noch im Volksglauben verankert, dass sich Unglück und Krankheiten abstreifen lassen, wenn man unter solchen dornigen Bögen durchkriecht. Dabei nehmen die Stacheln schlechte Energien auf und man fühlt sich nach dem Durchkriechen wieder gesund und glücklich. Das jedenfalls glaubten unsere Ahnen und unterstützten die Heilkraft der Brombeerbögen beim Untendurchschlüpfen mit Gebeten.


Aber damit nicht genug. Das Prinzip der Wehrhaftigkeit verweist auch auf das Thema Schutz, das diese Pflanzen auf geistiger und körperlicher Ebene bieten können. Wer sich auf diese spezielle Kraft der Kratzbeere einlässt, wird sich mit der Zeit auch gegen emotionale Angriffe behaupten können.

Eine weitere Stärke wehrhafter Pflanzen liegt zudem im Bereich Entgiftung und Ausleitung, denn sie regen den Stoffwechsel und somit die Funktion entgiftender Organe an. Ausscheidungsprozesse über Haut, Nieren und Leber werden angeregt und der Körper wird entsprechend entlastet. Die Kratzbeere stärkt aber auch das Immunsystem und wirkt somit abwehrend gegen Viren und Bakterien.


« Die Kratzbeere wirkt spannungsausgleichend, und zwar sowohl körperlich als auch seelisch. »

Entspannung für den Blutdruck

Anschaulich weisen uns die Dornenbögen auf das Thema Spannung hin. Die fortlaufende Verholzung der Triebe symbolisieren Verhärtungen und Verdichtungen – die Blüten und Beeren der Dornbögen hingegen Ausdehnung respektive Erweiterung. Diese Polarität braucht einen Vermittler, die Spannung. Und genau das ist eine weitere Kraft der Kratzbeere, sie wirkt spannungsausgleichend, und zwar sowohl körperlich als auch seelisch. Dadurch senkt sie das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verbessert den Blutfluss. Das wiederum beeinflusst den Blutdruck positiv und stärkt das Gefässsystem ganzheitlich. Selbst blutzuckersenkende Eigenschaften werden der Beere nachgesagt.

Die zusammenziehende Kraft der Blätter erkennst du ganz einfach, wenn du ein Blatt kaust. Unweigerlich spürt man dabei, dass im Laub nicht viel Wasser enthalten ist, was sich als bitterer Geschmack im Mund und ein pelziges Gefühl auf der Zunge wahrnehmen lässt. Kommt dazu: Der Speichelfluss im Mund kommt praktisch zum Versiegen und du spürst deutlich, wie es in den Schleimhäuten spannt. Aus diesem Grund hilft das Zerkauen von Kratzbeer- und anderen Brombeerblättern bei Zahnfleischproblemen und Blutungen im Mund. In der Hausapotheke kommt die Kratzbeere deshalb als Blutstiller und Wundheilmittel zum Einsatz, vor allem, wenn es sich um eitrige, nässende und entzündete Wunden handelt.


Leben schützen und heilen

Die austrocknende Wirkung hilft auch bei Verschleimungen der Atemwege, denn Schleim hat mit dem Element Wasser zu tun. Wasser ist befeuchtend – das Gegenteil davon ist das Austrocknen. Diese Polarität zwischen befeuchtend und austrocknend ist eine weitere Eigenschaft der Kratzbeere, und genau das bewirkt ihre schleimlösende Eigenschaft. In der Volksheilkunde setzte man die Blätter der Beere deshalb auch als Mittel gegen akute und blutige Durchfälle ein.

All diese Eigenschaften, die der Familie der Brombeergewächsen eigen sind, zeigen uns, dass die flächen- deckend wuchernden, struppig dornigen Gewächse, in deren Schutz sich viele andere Pflanzen und Tiere verstecken können, trotz ihrer Garstigkeit in erster Linie Leben schützen und auch heilen können.



 

Tipps rund um die Brombeere:



● Verletzungen – Blutungen

Mit einem starken Teesud kannst du die Verletzung immer wieder auswaschen. Du kannst auch zerkaute Blätter für deine eigene Wundauflage benutzen. Meiner Meinung nach ist das die einfachste Art, seine Wunden zu behandeln. Es sei gesagt, dass sich Ölauszüge nicht für blutende Wunden eignen. Da kann es im schlimmste Falle zu Ablagerungen in den Blutgefässen kommen.

● Nieren- und Blasenentzündung

Gehörst du auch zu den Personen, die, wenn sie zu lange auf kaltem Stein gesessen haben, einen brennenden, stechenden Schmerz in der Blase verspüren? Dass ein leises Gefühl einer Blasenentzündung entsteht? Da hilft der kultige Haustee aus Brombeer- und Himbeerblättern, den man zu gleichen Anteilen mischt. Wenn du magst, kannst du mit Honig leicht nachsüssen. Erfahrungsgemäss wird über vier Wochen hinweg ein Liter auf den Tag verteilt getrunken. Tritt nach wenigen Tagen keine Besserung ein, sollte man einen Arzt auf-suchen.


● Geburtskraut

Es wundert nicht, dass die lebensschützende Hirschbeere auch zu den Geburtshelferinnen zählt. Vor der Geburt eignet sich Brombeerblättertee, getrunken, für die Auflockerung des Gewebes, damit die Geburt leichter vonstatten gehen kann. Aber auch nach der -Geburt steht sie einem zur Seite und kann dann als Wundheilförderin wirken, indem man eine Salbe aufträgt oder Teesud als Waschung verwendet.


● Krampfadern, Venenleiden und Hämorrhoiden Ein Schraubglas mit zerzupften Brombeerblättern locker füllen. Danach mit einem gutem Bio-Olivenöl bis 5 mm unter den Rand auffüllen. Gut verschlossen 14 Tage an einen warmen oder sonnigen Standort ausziehen lassen. Danach abseihen, umfüllen und kühl lagern. Regelmässig die betroffenen Stellen mit dem Öl einreiben.


 



Steven Wolf hat schon als Kind von seiner Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt im Jurtendorf in Luthernbad, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt.






Foto: istockphoto.com | zvg

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