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Kategorie: Gesundheit


Roland Schutzbach lacht. Und lacht. Täglich. Möglichst oft. Das hat ihn bekannt gemacht. Nun berät der 73. Jährige andere Senioren, wie auch sie im dritten Lebensabschnitt mehr Freude haben können.



Nein, ein typischer Lehrer ist er nicht. Obschon der studierte Philosoph in der Heimschule «Schlössli Ins» und anderswo als Lehrer tätig war. Mit seinem Lockenkopf und dem sonnigen Gemüt würde er hingegen gut in ein Kinderbuch passen. Etwa in eines der «Pippi Langstrumpf»-Bücher der schwedischen Autorin Astrid Lindgren. Und selbstverständlich mag er die quirlige «Pippi». Auf sie angesprochen hat er sofort eines ihrer Bücher zur Hand. Ihre positive Lebenseinstellung, ihre Offenheit allem Neuen gegenüber, die fasziniert auch Rolando Schutzbach. Pippis Lebensmotto «Ich mach’ mir die Welt, Widdewidde wie sie mir gefällt!» macht er sich zu eigen. Sein früheres Wohnhaus hatte nicht umsonst den Namen «Villa Kunterbunt», so wie Pippi Langstrumpfs Haus. «Es ist gesünder, optimistisch zu sein», sagt Schutzbach, lacht laut und erklärt: «Ich bin ein Optimystiker.»


Der studierte Philosoph mit Doktortitel, der 1982 aus Bayern mit der Familie in die Schweiz gekommen ist, war nach eigenem Bekunden schon immer ein Optimist. Und schon als Kind habe er immer andere Wege begangen als seine Geschwister. Später, als 20-Jähriger, fuhr er in bester Hippie-Manier mit einem VW-Bus nach Indien, um sich dort inspirieren zu lassen. Dass er heute besonders viel und vor allem auch bewusst lacht, das hat eine besondere Bewandtnis: «Vor 21 Jahren habe ich das Lachen für mich entdeckt. Es war wie eine persönliche Neuerfindung», erklärt er. Und lacht schallend. Damals habe er einen Artikel in der Zeitung «Der Bund» über das Thema «Lachyoga» gelesen. «In Mumbai haben 10 000 Menschen auf einem Platz zusammen gelacht. Das hat mich schwer beeindruckt», erklärt er.


Später habe er den Gründer der Lachyogabewegung und Initiator des Weltlachtags, den indischen Arzt Madan Kataria, persönlich kennengelernt. An der Landesausstellung Expo 02, die im Dreiseenland, also in Schutzbachs neuer Heimat am Bielersee, stattfand, konnte er sich mit einem Beitrag beteiligen: Unter dem Motto «Quelle des Lachens» hat er ein «Lachlabyrinth» realisiert. In den Folgejahren sei er bekannt gewesen als «der oberste Lach-Philosoph der Schweiz», sagt Schutzbach – und lacht.




Nicht alles auf sich einprasseln lassen

Schutzbach wäre nicht Philosoph, wenn er neben Pippi Langstrumpf nicht noch andere Vorbilder hätte. Er nennt etwa Meister Eckhart (1260 – 1328). Der Theologe und Philosoph des Spätmittelalters hat stets die universelle Einheit betont. Und dann natürlich der altgriechische Philosoph Epikur (341 v. Chr–270 v. Chr.). Epikur, der Hedonist. Hat der nicht einfach das Lustprinzip gepredigt? Ob das ethisch vertretbar ist, fragen wir Schutzbach. «Ja, Epikur hat gesagt, man solle aus Lust leben», antwortet der. «Aber das wurde und wird manchmal falsch aufgefasst. Teilweise haben die Epikureer auch mit sehr wenig irdischen Gütern gelebt, auf viel verzichtet. Aber sie hatten die Freude der Freundschaft.»


« Ich lache nicht, weil ich glücklich bin. Ich bin glücklich, weil ich lache.»

Doch zurück zum Lachen. Kann man denn einfach so lachen, quasi ohne Grund? Und das jeden Tag? «Ich lache nicht, weil ich glücklich bin. Sondern ich bin glücklich, weil ich lache», sagt Schutzbach. Lachen helfe den Menschen, ist er überzeugt. Viele seien gefangen in ihren Ängsten. Gerade auch in den vergangenen Monaten. Und dagegen helfe das Lachen. Wobei Lachen für ihn nicht ein Reflex ist, sondern etwas Bewusstes. Übrigens findet Schutzbach, dass nicht nur Lachen, sondern auch Gähnen wichtig sei. «Bei uns ist das alles tabuisiert. Das finde ich schade», meint er.


Aber was ist, wenn wirklich mal was Schlimmes passiert? Wenn zum Beispiel ein Mensch stirbt, mit dem der Philosoph in einer engen Beziehung stand. «Wenn etwas Trauriges passiert, dann bin ich auch traurig», sagt er. «Aber ich habe erfahren, dass ich mit einer fröhlichen Grundhaltung auch mehr Mitgefühl habe.» Und noch etwas sei ihm wichtig: «Ich beschäftige mich nicht mit all den schlechten Nachrichten, die mich gar nicht betreffen. Ich überlege mir bewusst, was ich wissen will und was nicht.»


Schutzbach lässt sich auch nicht entmutigen, wenn etwas nicht auf Anhieb gelingen will. Etwa sein Projekt des Lachturms. «Der Lachturm soll ein grosser Turm sein. 20 Meter hoch. Aber er kostet einige Millionen. Und die wollte bisher noch niemand bezahlen», erläutert er lachend. Schutzbach wäre nicht Schutzbach, wenn er nicht auch dafür eine Alternative hätte. So baut er in seiner Garage einen kleinen Lachturm aus Holzklötzen. Auf jedem Klotz steht ein positives Wort, das ihm Freunde zugesandt haben.



 

So gesund ist lachen



Regelmässiges Lachen hat viele gesundheitliche Vorteile, gerade in unserer gehetzten und pandemiebelasteten Zeit. So werden beim Lachen von Kopf bis Bauch rund 300 Muskeln angespannt, 17 allein im Gesicht. Durch die schnellere Atmung erhöht sich der Gasaustausch um ein Dreifaches; das Zwerchfell spannt sich, dadurch dehnen sich die Lungenflügel, sodass beim Lachen viel Luft in den Körper und Sauerstoff in den Blutkreislauf gelangt. Für kurze Zeit ist der Organismus sehr aktiv. Der Stoffwechsel wird angeregt. Nach der Aufregung durch den Lachanfall entspannt sich der Körper. Die Arterien weiten sich, der Blutdruck sinkt wieder, es folgt ein wohliger Entspannungszustand. So baut Lachen Stress ab. Zudem werden beim Lachen Endorphine und das «Glückshormon» Dopamin freigesetzt – mitunter so viel, dass sie Schmerzen lindern. Und auch das Immunsystem wird durch das Lachen angeregt: Antikörper, die der Körper zum Schutz vor Bakterien und Viren braucht, werden neu gebildet. Lachen hat also mindestens drei positive Auswirkungen auf den Menschen: Es stärkt die Abwehrkräfte, senkt den Stresspegel und sorgt für Glücksgefühle. Das alles gilt übrigens nicht nur für spontanes, sondern auch für künstliches oder erzwungenes Lachen. krea

 

Weiser und heiterer werden

Neben dem Lachen hat der fröhliche Rentner eine neue Leidenschaft: «Inspiriertes Älterwerden» nennt er es. «Forschungen zeigen, dass Altern umkehrbar ist», sagt er. «Sie weisen darauf hin, dass Altern zu einem grossen Teil ein mentaler Prozess ist, eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Ich werde immer schwächer und verliere meinen Schwung, ich werde nicht mehr gebraucht, ich sollte mich zurückziehen. Wenn wir diese Gedankenmuster umkehren, dann werden wir jünger! Das erlebe ich an mir selbst, und das habe ich im Gespräch mit vielen inspirierten Älteren immer wieder gehört.» Auf seinen vielen Reisen, etwa in Indien oder Thailand, habe er erlebt, dass dort die Alten viel mehr geehrt würden als in unserer Kultur. Auch das sei ein wesentlicher Beitrag zu ihrer Gesundheit. Schutzbach zitiert Rabbi Zalman Schachter-Shalomis Buch «From Aging to Saging» (Vom Älter werden zum Weiser werden). «In dem revolutionären Buch geht es darum, wie ein älterer Mensch nicht nur gesünder lebt, sondern auch positiv auf die Menschheit einwirken kann.»


Schutzbach bietet in diesem Sinne Lebensfeiern «mit Humor und Firlefanz für lebenslustige und inspirierte» ältere Menschen an («Lebensfeier 60+»): «Es ist mir ein Anliegen, dass die Alten sich feiern lassen.» Und wie läuft so eine Feier ab? «Das Element des gemeinsamen Musizierens, Singens und Tanzens gehört dazu. Im Mittelpunkt steht aber meine Rede. Ich interviewe den Jubilar etwa ein halbes Jahr vor der Feier. Wie geht es Dir? Was hast Du für Pläne? Was hast Du für Hobbies? Mit viel Humor fasse ich dann das Ganze zusammen und würdige den zu Feiernden.» Es gebe viele Anlässe für so eine Feier: die Pensionierung, einen Geburtstag, eine Feier zum 1. Enkelkind oder vor dem Umzug in die Seniorenresidenz.

Für viele Menschen ist das Thema Älterwerden indes eher belastend, da es auch mit dem irdischen Tod, der zwangsläufig näherkommt, zusammenhängt. Aber auch hier ist Schutzbach Optimist: Als Anthroposoph glaubt er an die Reinkarnation. Und als Epikureer bleibt er auch im Alter ein gegenwärtiger Mensch. Und wiederum zitiert er ein Buch, diesmal mit dem Titel «Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen». Eines davon sei, dass Freundschaften nicht gepflegt worden seien. Deshalb sei es ihm besonders wichtig, die Beziehungen zu seiner Familie, seinen Enkeln, seinen Freunden zu pflegen.


Und was ist sein eigenes Vermächtnis? «Mein Wirken hat etwas bewirkt», ist er überzeugt. «Mit der Ausbildung von Lachtrainern, mit Lachevents auf den Strassen, mit einer Lachparade in Bern.» Generell sei die Welt weniger spiessig als noch in seiner Jugend, so Schutzbach. «Der Glaube daran, etwas verändern zu können, bewirkt die Veränderung», ist er überzeugt. «Die Welt ist so, wie ich sie wahrnehmen will. Wie bei Pippi Langstrumpf.»



 

Schutzbachs Lebenslauf in seinem eigenen Telegrammstil


Geboren 1948 – stop – Aufgewachsen in Ingolstadt, Bayern – stop – Vater war Augenarzt, ich Jüngster von vier Kindern – stop – Nach dem Abitur als Profimusiker mit dem Kontrabass unterwegs – stop – Studium in Hamburg, München und Würzburg, Pädagogik und Philosophie – stop – 1970 ab nach Indien mit grosser Verwandlung – stop – Heirat 1973 – Anthroposophisches Studium in Stuttgart – stop – Kinder kommen, Beginn als Waldorflehrer in Würzburg – stop – 1982 wandert die Familie aus in die Schweiz – stop – Lehrer 10. bis 12. Klasse im Schlössli Ins bis 1993 – Promotion Dr. phil. in Philosophie, 1994 – Leiter Drogentherapie im Schlüssel Detligen – stop – Zen-Meditation – stop – 1999 Scheidung – stop – 2000 Beginn der lachenden Inspirationen – stop – Begegnung und Verbindung mit Christina Fleur de Lys – stop – Aufbruch ins Freudenfeuer – stop – 2005 Auswanderung nach Spanien – stop – 2009 Rückkehr, Heirat – stop – 2010 bis 2018 gemeinsame Reisen und Weltreisen jeweils im Winter – stop – Thema seit 2015: «Inspiriertes Älterwerden».

Kategorie: Gesundheit


Etwa jedes zweite Kind in der Schweiz trägt eine Zahnspange. Doch die Korrektur verläuft nicht immer problemlos. Dabei könnten in vielen Fällen auch sanftere Methoden helfen.



Von Natur aus haben nur die wenigsten Menschen ein perfektes Gebiss. Doch ebenmässige Zähne gelten in unserer Gesellschaft als Schönheitsideal und Statussymbol. Und so ist es heute Usus, Kindern eine Zahnspange zu verpassen – meist im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren. Als Teenager soll dann das Lächeln perfekt sein.

Doch nicht allen (Ex-)Zahnspangen-Trägern ist zum Lachen zumute. Denn wenn die Zähne von Ober- und Unterkiefer ohne Rücksicht auf die Position der Kiefergelenke und muskuläre Funktionen neu ausgerichtet werden, kann dies zu Kiefergelenkbeschwerden führen – mit gesundheitlichen Auswirkungen auf den ganzen Körper. Darunter etwa die «Craniomandibuläre Dysfunktion» (CMD), die durch ein Missverhältnis zwischen dem Schädel (Cranium) und dem Unterkiefer (Mandibula) zu vielfältigen Symptomen führen kann.

CMD verursacht vor allem massive Verspannungen und dadurch Schmerzen: An den Zähnen, im Kiefergelenk-, Kopf-, Nacken- und Rückenbereich ausstrahlend bis hin zum Becken. Das kann Einfluss auf die Körperhaltung haben, was muskuläre Dysbalancen, Bewegungseinschränkungen und Fehl-haltungen begünstigt. Weitere Symptome können Schluckbeschwerden, nächtliches Zähneknirschen, Schnarchen, Sehfeldbeeinträchtigungen und Ohrgeräusche sein. Dass jedes dieser Symptome auf ein Missverhältnis zwischen dem Schädel und dem Unterkiefer sowie fehlenden Zahnkontakten zurückzuführen sein kann, ist in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt; selbst von vielen Fachärzten wird dies oft nicht wahrgenommen oder erkannt.


Einen «falschen Biss» auszugleichen, ist deshalb wichtig. Doch viele Apparaturen, die bei unseren Kindern im Mund zum Einsatz kommen, sind zu invasiv: Das sogenannte «Herbst-Scharnier» etwa besteht aus zwei Metallstegen, die den Unter- und Oberkiefer links und rechts verbinden; befestigt sind sie in der Regel an den unteren Eck- und den oberen ersten grossen Backenzähnen. Es wird bei einem grossen Überbiss als Alternative zur OP propagiert. Der Druck durch das Gerät verändert die Stellung der Kiefergelenke und Zähne zueinander – innerhalb weniger Monate! Das sind massive Eingriffe in den Körper! Kommt es dabei zu Beschwerden, verschreiben die behandelnden Ärzte gerne Schmerzmittel.


«  Ebenmässige Zähne gelten in unserer Gesellschaft als Schönheitsideal und -Statussymbol.  »

Wenn der Biss fehlt

Die sogenannte «funktionelle Kieferorthopädie» hingegen beurteilt die korrekte Zahnstellung immer im Zusammenhang mit den physiologischen Bewegungsmustern der Kiefergelenke, den Funktionen der umliegenden Muskulatur sowie der Ruhelage der Zunge. Wichtig ist der korrekte Stand der Zähne von Ober- und Unterkiefer bei optimaler Kiefergelenkposition. Ist dieser durch schief oder zu eng stehende Zähne gestört, kommen in der funktionellen Kieferorthopädie sanfte Apparaturen zum Einsatz, etwa der «Bionator». Der Bionator wird, statt einer festsitzenden Zahnspange, locker im Mund platziert; über das Weichgewebe von Gesichts- und Mundmuskeln, insbesondere der Zunge, wirkt er auf Kieferknochen- und Zahnstellung ein. Statt Schmerzmittel setzt die funktionelle Kieferorthopädie auf interdisziplinäre Zusammenarbeit, etwa mit der Osteopathie oder Craniosacraltherapie. Diese helfen dem Schädel und den Weichteilen, die Veränderungen von Zähnen und Kiefer besser «mitzumachen». Besonders hohe Bedeutung kommt auch der sogenannten Myofunktions-Therapie (MFT) zu.



«  Eine Zahnkorrektur kann langfristig nur erfolgreich sein, wenn auch fehlerhafte Mund- und Zungenbewegungen korrigiert werden.  » 

Ivona Schwaiger, Myofunktions-Therapeutin




Augenmerk auf Zunge

Als myofunktionelle Störungen werden Probleme im Bewegungsmuster der inneren und äusseren Mundmuskulatur bezeichnet, durch die das Schlucken nicht mehr normal abläuft: Die Zunge wird beim Schluckvorgang gegen oder zwischen die Vorder- und/oder die Backenzähne gepresst, statt nach oben gegen den harten Gaumen. «Ein solch falscher Schluckvorgang kann weitreichende Folgen für die Muskulatur des Mundbereichs, des Kiefers und für die Zähne haben», warnt die Logopädin Sibylle Wyss-Oeri aus Bern. Denn die Zunge verfüge über sieben starke Muskeln mit einer Druckkraft von 1,5 bis 3 Kilogramm. Und wir schlucken viel und anhaltend: pro Minute tagsüber zwei-, nachts einmal; macht summa summarum rund 2400 Mal pro Tag. «Daher kann ein falsches Schluckmuster sowie eine unnatürliche Zungenruhelage zu Fehlstellungen der Zähne, Fehlbildungen des Kieferknochens, Kiefergelenkbeschwerden und CMD führen, aber auch zu Artikulationsstörungen, Fehlhaltungen und einer erhöhten Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen. Letzteres, weil Betroffene ständig den Mund offen halten und so vermehrt durch ihn atmen», erklärt Wyss-Oeri.

Durch funktionsstimulierende Massagen von Kopf bis Fuss, gezieltem Lippen- und Zungenmuskelaufbau, Schlucktraining und anderen MFT-Methoden und Hilfsmitteln kann das richtige Schlucken und die natürliche Zungenruhelage – am oberen Gaumen hinter den Zähnen – (wieder) erlernt werden. «Liegt die Zunge bei geschlossenem Mund nicht am richtigen Ort, stimuliert sie auch nicht einen bestimmten Triggerpunkt, der Einfluss auf das Wachstum des Oberkiefers nimmt», fährt die Logopädin fort. «Ausserdem korrespondiert dieser Triggerpunkt mit dem limbischen System im Gehirn, das unter anderem an der Steuerung von Emotionen, Konzentration und der Verknüpfung von Lerninhalten massgeblich beteiligt ist. Ich habe schon erlebt, dass sich Konzentrationsprobleme durch die richtige Zungenlage abschwächen.»

Allerdings müssen Patienten sich aktiv an der Myofunktions-Therapie beteiligen: Sie dauert bis zu zwei Jahre und beinhaltet tägliche «Hausaufgaben». Diese nehmen jedoch nur ein bis fünf Minuten in Anspruch und lassen sich gut in den Alltag integrieren. Zur Therapie muss man anfangs etwa alle zwei, später nur noch alle vier bis sechs Wochen. «Die Compliance des Patienten ist unabdingbar», betont Wyss-Oeri. «Schliesslich müssen falsche Muster umgelernt werden.» Die Bezahlung einer MFT (ca. Fr. 150.–  / h) erfolgt in der Regel durch die Zusatzversicherung der Krankenkassen.


Effektivere Zahnkorrektur

Wird die Kraft der Zunge bei falschen Schluckmustern während einer Zahnkorrektur nicht in ihre -natürliche Richtung gebündelt, wirkt sich das auf den Patienten ungünstig aus: Jugendliche sind jahrelang in Behandlung und erhalten immer neue Apparaturen, durch die ihre Zähne hin- und hergeschoben werden. Solche Eingriffe können z. B. CMD nach sich ziehen. Verläuft eine Zahnkorrektur per «Spange» erfolgreich, kleben Kieferorthopäden routinemässig einen Erhaltungsdraht hinter die Zähne, um einen Rückfall in die alte, unschöne Kiefer- und Zahnstellung zu vermeiden. Wirken aber die alten Muskelkräfte weiter, verschiebt sich unter Umständen dennoch alles wieder. «Dann schauen wir, wie der Patient schluckt und was die Zunge macht», sagt Ivona Schwaiger, die in einer Baselbieter Zahnarztpraxis als MF-Therapeutin arbeitet. «Eine Zahnkorrektur kann langfristig nur erfolgreich sein, wenn auch fehlerhafte Mund- und Zungenbewegungen in geordnete Abläufe gebracht werden», betont sie. Viel besser als eine Nachbehandlung sei es oft jedoch, schon vor Beginn der Kieferorthopädie myofunktionell zu therapieren. «Die Zahnspange führt dann meist problemloser und oft auch schneller zum Ziel.»








«  Die ersten zwei, drei Jahre sind Nuggis okay, aber bitte nur kurz zur Beruhigung.  »

Sibylle Wyss-Oeri, Logopädin




Nicht so viel nuckeln!

Damit Kinder sich das korrekte Schluckmuster angewöhnen, sodass sich Kiefer und Zähne physiologisch entwickeln und idealerweise eine spätere Zahnkorrektur vermieden wird, bieten einige Zahnarztpraxen, Schulzahnkliniken, Logopäden und MF-Therapeuten eine Frühberatung für Drei- bis Vierjährige an. Eltern können sich dort Rat für die Abgewöhnung des Schnullers, Daumen, Nuschis oder Schoppens holen. «Denn durch diese Verhaltensweisen werden Fehlstellungen von Kiefer und Zähnen provoziert. Auch die Sprachentwicklung kann dadurch beeinträchtigt werden», warnt Wyss-Oeri.

Ebenso sei das im Mund Behalten bzw. Spielen mit Schoppen, Schnabelbecher oder Sigg-Flasche nach dem Trinken nicht zu empfehlen. All dies verhindere die Anbahnung eines korrekten Schluckmusters und dass die Zunge ihre korrekte Ruheposition einnehmen kann. «Die ersten zwei, drei Jahre sind Nuggis okay, aber bitte nur kurz zur Beruhigung», meinen Schwaiger und Wyss-Oeri. Warnzeichen, dass Drei- bis Vierjährige kein korrektes Schluckverhalten oder einen Fehlbiss entwickeln, sind fehlende Speichelkontrolle, eine offene Mundhaltung und viele Erkältungen. Möglichst langes Stillen trägt hingegen zur richtigen Ausformung von Kiefer, Zähnen und Schluckmuster bei. «Man kann viel prophylaktisch tun», appellieren die beiden MF-Therapeutinnen. //


 

Buchtipps









Torsten Pfitzer «Kiefer gut, alles gut», Riva Verlag 2018, ca. Fr. 25.–

Anita Kittel


«Myofunktionelle Therapie», Schulz-Kirchner -Verlag 2014, ca. Fr. 30.–

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