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Kategorie: Gesundheit


Ein Hauch von Mystik umgibt so manche Musikinstrumente. Wir stellen drei vor, die der Seele Ausdruck verleihen. Ihre Töne und Schwingungen lösen meditative, teils sogar spirituelle Reaktionen aus.


Der Perkussionist Enrico Lenzin spielt unter anderem mit dem « Hang ».


Ich muss flattern. Die Lippen locker lassen und flattern. Das ist einfacher gesagt als getan. Beim Ansetzen des Mundstücks fällt es mir als Anfänger schwer, diese Flatterbewegungen der Lippen beizubehalten. Doch Petar Vrdoljak Hofer beruhigt mich. «Die meisten brauchen am Anfang mehrere Stunden, bis sie den Grundton auf dem Didgeridoo beherrschen», sagt der Musiker aus Winterthur. In seinem Studio im Untergeschoss seines Wohnhauses sitzt er auf dem Boden und bringt einige seiner -hölzernen Instrumente zum Klingen. Ein leicht gedrehtes Didgeridoo aus Fliederholz etwa. Eines aus Kirschholz. Und ein besonders grosses Didgeridoo aus Ahornholz. Mit ihm erzeugt Vrdoljak Hofer besonders viel Volumen – die Töne gehen durch Mark und Bein; vor allem die Bauchgegend kommt tüchtig ins Schwingen.


« Jeder Mensch erzeugt aufgrund seiner Anatomie eine bestimmte Klangfarbe. »

Seit 1992 beschäftigt er sich mit dem Didgeridoo. Das traditionelle Instrument der Aboriginies, der Ureinwohner Australiens, faszinierte ihn derart, dass er bis 2004 voll auf die Karte Musik setzte: Er war als Bandleader unterwegs, gab Unterricht und baute seine eigenen Instrumente. Nach einer Pause gibt er nun sein Wissen wieder an Interessierte weiter. Es sei relativ leicht, ein spieltechnisches Niveau zu erreichen, das es einem erlaube, nicht aus Noten oder dem Gedächtnis, sondern direkt aus der Inspiration heraus zu spielen, sagt er.







Petar Vrdoljak Hofer spielt seit 1992 - Didgeridoo. Dadurch fühle er sich geerdet. Auch kann das regelmässige Spielen des Instruments Asthma- und Schnarchsymptome lindern.







Die Seele ausdehnen

Ursprünglich verwendeten die Ureinwohner Australiens von Termiten ausgehöhlte Hölzer als Didgeridoos. Mittlerweile bearbeiten sie das Holz mit Eisenstangen und Stechbeuteln. Petar Vrdoljak hat sich die Baukunst dieses Instruments selber beigebracht. Seine Physikkenntnisse aus dem Elektrotechnik-Studium kamen ihm dabei zugute, wie er betont. Dabei setzt er auf einheimische Hölzer – von Eibe, Esche, Ahorn und Kirsche über Eiberesche, Quitte und Apfelbaum bis zu seltenen Exemplaren wie Buchs, Stechpalme oder Goldregen. «Jedes Holz und somit auch jedes Instrument hat einen besonderen Charakter und seinen eigenen Ton», erklärt Vrdoljak Hofer. Wenn er ein neues Didgeridoo baue, wisse er meist schon im Voraus, mit welchem Ton und Charakter es einst schwingen werde. Der Ton eines Didgeridoos sei aber nicht nur abhängig vom Holz, sondern auch von der Bauart: «Die Beschaffenheit des Luftkanals im Innern des Instruments bestimmt seinen Ton. Und mit der Spieltechnik lassen sich dem Instrument verschiedene Klangfarben entlocken.»


Nicht zu unterschätzen sei bei der Klangprägung auch der Erbauer selber. «Die Seele des Instrumentenbauers lebt im Didgeridoo», sagt Vrdoljak Hofer. Er spielt mit seiner Aussage auf die spirituelle Seite seiner Instrumente an: «Das Instrument ist die Verlängerung meiner Atmung, meiner Seele. Jeder Mensch erzeugt aufgrund seiner Anatomie eine bestimmte Klangfarbe. In diesem Sinne steht das Didgeridoo mir und meiner Seele sehr nahe.»

Der Atem spielt beim Didgeridoo eine zentrale Rolle. Auf der technischen Ebene entsteht der Grundton durch die Vibration der Lippen in Kombination mit der Atmung. Durch die Bewegung der Muskeln im Mund- und Kehlkopfbereich entstehen die unterschiedlichsten Klangfarben. Die sogenannte Zirkular-atmung ermöglicht es, auch beim Einatmen den Ton zu halten. Dieses bewusste Atmen hat laut Vdroljak Hofer unter anderem eine starke Entspannung, Erdung und eine Verbesserung von Asthma- und Schnarchsymptomen zur Folge.

Das mantraähnliche Spiel des Didgeridoos hat aber auch einen meditativen und spirituellen Effekt. Die tiefen Klangfrequenzen lösen ein starkes Kribbeln aus und können – ähnlich wie bei intensiven Meditationen – starke emotionale Erlebnisse hervorrufen. Weiter weist das Didgeridoo offenbar einige Berührungspunkte mit dem indischen Hatha-Yoga auf. «Das Didgeridoospiel steigert die Fähigkeit, das Atmen zu kontrollieren», erläutert Vdroljak Hofer. Dies sei eine weitere Erklärung dafür, weshalb das Instrument so leicht Meditationseffekte hervorruft und eine positive Wirkung auf die Psyche und den Körper habe. «Im Grunde hat jedes Instrument eine gewisse Spiritua-lität. Doch bei jenen, die durch ihre Beschaffenheit nahe der Natur und beim Menschen sind, ist der spirituelle Aspekt ausgeprägter.»


Vibrationen verändern Bewusstsein

Ein Klangerlebnis der besonderen Art ist es auch, neben einer rund einen Meter hohen, mit Hirschfell bezogenen Trommel zu liegen. Zuerst ertönt sie ganz leise. Dann immer kräftiger. Bis der Ton der Trommel den ganzen Körper durchdringt. Vor meinem inneren Auge schreitet der Hirsch kraftvoll und majestätisch durch den Wald. Der Rhythmus der Trommelschläge, die mir Rolf Bachmann heute Morgen schenkt, zeigt schnell Wirkung: Innert fünf Minuten komme ich in einen meditativen Zustand. «Die Vibrationen der Donnertrommel bewegen das Wasser im Körper», sagt Bachmann. «Die feinstoffliche Zellflüssigkeit erhält durch die sanften Schwingungen einen Anstoss und versucht, verhärtete oder verstockte Stellen aufzu-lockern.» Das Fell des Hirsches müsse man beim Trommeln zu Beginn ganz sanft berühren und die Intensität der Trommelschläge langsam steigern. Anders sei es bei der Trommel mit Steinbockfell: «Sobald man trommelt, steht der Steinbock da. Hört man auf, ist er schnell wieder verschwunden», schildert Bachmann seine Erfahrungen. Energetisch gesehen bewirke das sogenannte «Theta-Trommeln» aus der Tradition von Schamanen und Medizinmännern aller Kulturkreise eine radikale Veränderung von Bewusstseinszuständen. «Jeder einzelne Ton, der auf einer Trommel gespielt wird, hat unterschiedliche Frequenzen. Diese erreichen im Gehirn einen grösseren Bereich als ein einzelner Ton», erklärt Bachmann. Um die passende Trommel zu finden, sei es wichtig, darauf zu achten, dass der Ton das Gefühl und das Herz anspricht.

Nachdem er verschiedene schamanische Reisen unternommen hatte, begann der Winterthurer 1991 mit dem Bau von eigenen Trommeln. «Bei meinen Trommeln ist das Fell noch drauf, zwar kurz geschoren, doch so, dass die Individualität des Tiers noch sichtbar ist», erläutert Bachmann die Besonderheit seiner Instrumente. Weil er an Parkinson erkrankt ist, hat er sich mittlerweile aus dem Trommelbau zurückgezogen. Nun baut seine Assistentin, der er sein langjähriges Wissen anvertraut hat, Trommeln in seinem Geiste.


Hype um das «Hang»

Einen Hauch von Mystik umgibt auch das neuartige Instrument «Hang». Felix Rohner und Sabina Schärer von der Firma PANArt aus Bern haben es im Jahr 2000 erschaffen. Dies nachdem sie sich gemäss eigenen Angaben mit verschiedenen Instrumenten aus aller Welt beschäftigt hatten. Das Hang setzt sich aus zwei -Metallsphären zusammen: die eine mit einer Resonanzöffnung, die andere mit acht Dellen und einer Beule; dadurch lassen sich neun verschiedene Töne produzieren. Das gespannte und gestimmte Gefäss verfügt über eine Hohlraumresonanz von 155 Hertz. Sie kann in ihrer Tonhöhe verändert werden. Gespielt wird mit den Fingern, den Handballen, den Händen oder einer Mischung daraus – dies erklärt den Namen des Instruments: «Hang» ist Berndeutsch und bedeutet Hand.


Die enorme Nachfrage nach diesem Instrument hat den Markt auf den Plan gerufen: Unter dem Namen Handpan können allerlei Nachbildungen erworben werden. Die «missverstandene Rezeption des Hang als Blechtrommel» habe, so Felix Rohner, kritische Fragen provoziert. Ist das Hang nun ein Instrument für Perkussionisten? Oder für Klangästheten? Erzeugt das Spielen bloss einen lustvollen Kick? Oder sind es gar heilende Klänge, die dem Instrument entlockt werden?


Vor sechs Jahren stiess Enrico Lenzin, Perkussionist und Klangkünstler aus dem St. Galler Rheintal, auf dieses ungewöhnliche Instrument. «Das Hang ist das einzige Schlaginstrument, mit dem ich auch Tonfolgen spielen kann. Für mich als Schlagzeuger hat sich dadurch eine neue Welt aufgetan», schwärmt der Musiker. Den Klang vom Hang beschreibt er als erdig, bodenständig, ja sogar magisch. Dieser faszinierende Klang ziehe die Leute in den Bann, ist er überzeugt. Die Fingerfertigkeit als Schlagzeuger komme ihm beim Spielen des Hangs entgegen. Schwer zu spielen sei es indes nicht, meint Lenzin: «Man kann auf dem Hang im Grunde genommen keine falschen Töne spielen. Das, was man spielt, stimmt immer.» //


Didgeridoo-Hölzer und ihre Klangwirkung






Bei den Schamanentrommeln von Rolf Bachmann ist das Fell des Tieres noch sicht- und spürbar.









Ahorn hilft, loszulassen, zu spielen und sich dem Fluss der Kreativität hinzugeben.

Eiche hütet die innere Kraft des Feuers. Nährt Stamm, Familie und Gemeinschaft.

Buche zentriert und harmonisiert.

Stärkt den Willen, fördert die Konzentration und erfrischt Geist und Körper.

Birke erinnert ans Jungsein der Seele, an Unschuld, Tanzen und Fliegen.


Esche hilft, Schmerz zu überwinden, schenkt Mut zur Entwicklung.

Kastanie kann die Aura beleben und Blockaden auf sanfte Art lösen.


Nussbaum hilft, das Wesentliche zu -erkennen, entlarvt Täuschungen.

Quellen: Eva Rosenfelder, www.enertree.com


Links

www.sonnenzirkel.ch

www.schamanentrommeln.ch

www.panart.ch

www.enricolenzin.com


Fotos: fabrice müller

Kategorie: Gesundheit


Homöopathie, Spagyrik und Bachblüten gehören zu den beliebtesten alternativen Heilmethoden. Doch wirkt hier mehr als bloss der Placebo-Effekt ?



Alternativmedizin ist en vogue. Auch Menschen mit schweren Erkrankungen nutzen zunehmend die Angebote der Komplementärmedizin. Homöopathie, Spagyrik und Bachblüten sind drei bekannte und besonders beliebte Methoden, wobei die Homöopathie der Star unter ihnen ist. Jedoch stehen viele Menschen und insbesondere schulmedizinisch ausgebildete Ärzte diesen Therapien skeptisch bis ablehnend gegenüber. Nichts als Placebo, sagen sie. Andere wiederum sind von der Wirkung überzeugt, sei es aus eigener Erfahrung, insbesondere mit Kindern und Tieren, oder durch Berichte von Kollegen und Freunden.

Die Arzneimittel der hier vorgestellten Methoden sollen auf «feinstofflicher Ebene» eine Schwingung oder Information beinhalten, die nicht primär körperlich, sondern vor allem auf Geist und Seele wirkt. Der durch diese Information gesetzte Heilimpuls soll die Selbstheilungskräfte anregen. Da die Komplementärmedizin keine «chemischen Stoffe» einsetze, die dem Körper ihre Wirkung aufzwingen, sondern solche, die einen natürlichen Prozess anstossen, sei die Behandlung genauer abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten, sagen die Befürworter der sanften Methoden. Komplementärmedizin, sagen sie, behandle den Mensch seelisch und körperlich in seiner Ganzheit; ausserdem sammelten sich keine belastenden Rückstände im Körper an. Nebenwirkungen treten in der Regel keine auf, abgesehen von einer allfälligen Erstverschlimmerung, die als Effektivität der Behandlung gedeutet wird.

Interessant ist die Risikowahrnehmung von Patienten und Medizinern. So zeigte eine norwegische Studie aus dem Jahr 2015, dass Nutzer von Komplementärmedizin die konventionelle Medizin aufgrund eigener Erfahrungen mit schwerwiegenden Nebenwirkungen als potenziell risikobehaftet einschätzten. Die Komplementärmedizin hingegen wurde als sicher und natürlich wahrgenommen. Ärzte ohne Erfahrung in Komplementärmedizin hingegen schätzten die -alternativen Methoden aufgrund der fehlenden wissenschaftlichen Evidenz zu Nutzen und Sicherheit als risikoreich ein. Die befragten Ärzte sahen ein Risiko auch darin, dass Nutzer von Komplementärmedizin eine dringend nötige konventionelle Behandlung verzögern oder ganz ablehnen könnten. Für sie sind Bachblüten und Co. keine Alternativen, sondern höchstens Ergänzungen zu wissenschaftlich begründeten Methoden der Medizin.

Vor allem harmlosere und unproblematische Erkrankungen lassen sich aber durchaus gut ausschliesslich mit Globuli und Co. behandeln. Doch welche Methode eignet sich für was und für wen? Im Folgenden erfahren Sie mehr über Homöopathie, Spagyrik und Bachblüten, über deren Philosophien und Wirkungsweisen sowie die Anwendungsmöglichkeiten und ihre Grenzen.


















Philosophie

Der deutsche Apotheker und Arzt Samuel Hahnemann (1755–1843) entdeckte Ende des 18. Jahrhunderts, dass die gegen Malaria wirksame Chinarinde beim Menschen ähnliche Symptome hervorrief wie die Seuche selbst. Daraufhin entwickelte er die Homöopathie, die auf dem Ähnlichkeits- oder Simileprinzip beruht: «similia similibus curentur» («Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden»). Für die Behandlung eines Kranken wird demnach eine Arznei benötigt, die beim Gesunden ähnliche Beschwerden auslöst. Die tatsächliche Erkrankung wird durch eine künstlich erzeugte Erkrankung «überlagert», was die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert.


Herstellung

Die Heilmittel werden aus Pflanzen, Mineralien und tierischen Substanzen gewonnen. Diese werden verdünnt und geschüttelt («dynamisiert» respektive «potenziert»). Danach wird ein neutraler Träger (meist Zuckergranulat) mit dem potenzierten Heilmittel getränkt. Homöopathische Mittel gibt es aber auch in Form von Tabletten und Tropfen.

Das Potenzieren ist eines der Fundamente der Homöopathie. Dazu wird die Urtinktur stark verdünnt und geschüttelt. Eine C1-Potenz (hundertfach verdünnt) entsteht zum Beispiel, indem man einen Tropfen der Urtinktur mit 99 Tropfen einer Alkohol-Wasser-Lösung mischt und auf eine spezielle, ritualisierte Weise schüttelt: das Fläschchen mit den 100 Tropfen schlägt man zehnmal kräftig auf eine elastische Unterlage. Nimmt man nun 1 Tropfen der C1-Potenz und verdünnt diesen mit 99 Tropfen Alkohol-Wasser-Lösung und schüttelt die Mischung wiederum zehnmal, erhält man eine C2-Potenz (zehntausendfach verdünnt). Wiederholt man diesen Vorgang insgesamt 30 Mal, erhält man eine C30-Potenz (decillionfach verdünnt) usw. Die Herstellung hoher Potenzstufen ist mit einem grossen Zeitaufwand verbunden.

Tiefpotenzen unterhalb C2 können noch Arzneisubstanzen in einer Menge enthalten, die pharmakologische Wirkungen entfalten kann. Sie sind teilweise rezeptpflichtig. Oberhalb von C3 bis C4 sind pharmakologische Wirkungen nach heutigem Wissenstand nicht mehr möglich, obwohl noch Arzneisubstanzen vorhanden sind. Ab C12 (quadrillionfach verdünnt) – der sogenannten Avogadogrenze – ist mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Wirkstoffmolekül mehr enthalten. Homöopathen gehen davon aus, dass dann nur noch die Information des Heilmittels wirkt.


Anwendung

Rund tausend homöopathische Mittel stehen zur Verfügung. Sie werden zur Behandlung von Alltagsbeschwerden ebenso wie bei chronischen Erkrankungen eingesetzt. Bei akuten Erkrankungen helfen sie aber nur, wenn der Körper noch über eine ausreichende Reaktionsfähigkeit verfügt. Gute Erfahrungen mit Homöopathie wurden unter anderem gemacht bei Schlafstörungen, Ängsten und Depressionen, Mi- gräne, Menstruationsstörungen, Asthma, Allergien, Ekzemen und auch bei zu hohem oder zu niedrigem Blutdruck. Entzündliche Erkrankungen ohne Organveränderungen wie Nasennebenhöhleninfekte, Blasenentzündungen oder entzündliche Darmerkrankungen werden ebenfalls homöopathisch behandelt. Mit viel Eigenverantwortung des Patienten seien auch Arteriosklerose, Diabetes und Fettsucht homöopathisch behandelbar, sagen erfahrene Homöopathen. Grundsätzlich haben der Lebensstil sowie die persönliche Einstellung und Psyche des Patienten einen wesentlichen Einfluss auf den Heilerfolg. Dies gilt indes nicht nur für die Homöopathie und andere naturheilkundliche Methoden, sondern auch für die Methoden der Schulmedizin.


Kritik: Eine Metastudie von der Universität Bern (2005), wo 110 Homöopathie-Studien ausgewertet wurden, konnte keinen Unterschied zwischen einer Behandlung mit Placebo und einer Behandlung mit Globuli feststellen. Kritiker vermuten, dass die eingehende Anamnese und die intensive Beziehung zwischen Patient und Homöopath der ausschlaggebende Faktor für den Therapieerfolg sein könnte. Schon Thure von Uexküll, der Begründer der Psychosomatik, bezeichnete den Arzt als «das am häufigsten verwendete Medikament».




















Philosophie

Spagyrik (aus dem Griechischen spao «(heraus-)ziehen, trennen» und ageiro «vereinigen, zusammenführen») ist ein altes, ganzheitliches Naturheilverfahren. Es soll den Körper mithilfe von speziell verarbeiteten Heilpflanzen zur Selbstheilung anregen. Die Wirkstoffe der Spagyrik werden ausschliesslich aus Pflanzen gewonnen und sind daher zu 100 % natür-liche Arzneimittel. Durch die vielen einzelnen Wirkstoffe ist es möglich, für jeden Patienten eine indi-viduelle und auf ihn zugeschnittene Mischung zu kreieren. Spagyrische Mittel haben keine Nebenwirkungen und sind gut verträglich, auch für Kinder und Tiere.


Herstellung

Das älteste Herstellungsverfahren ist dasjenige nach Carl-Friedrich Zimpel (1801–1879). Er entwickelte auf Basis der Alchemie die Aufbereitung pflanzlicher, mineralischer und tierischer Substanzen. Ein anderer berühmter Spagyriker war Alexander von Bernus (1880–1965), ein Freund und Anhänger Rudolf Steiners und der Okkultistin Helena Petrovna Blavatsky.

Für spagyrische Essenzen werden ausschliesslich Heilpflanzen verwendet. Die Herstellung ist aufwendig: handverlesene, gereinigte und zerkleinerte Heilpflanzen werden zunächst vergoren, damit sich Giftstoffe abbauen und nur die heilenden Substanzen der Pflanzen übrig bleiben. Danach destilliert man die Flüssigkeit (Maische); die Destillate trennt man in Fraktionen auf. Die verbleibenden festen Pflanzenteile werden zu Asche verbrannt; aus dieser löst man die Mineralsalze der Pflanze heraus. Zum Schluss werden diese mit den Destillaten wieder zusammengefügt – so erhält man die sogenannten Urtinkturen.Diese enthalten gemäss spagyrischem Verständnis die kräftigsten Pflanzensubstanzen in veredelter Form und sollen heilkräftiger sein als die Heilpflanzen selbst.


Anwendung

Spagyrische Essenzen gibt es als Tropfen, Sprays, Salben und als Einzel- oder Komplexmittel. Sie werden ebenso als eigenständige wie auch als begleitende Therapie eingesetzt, etwa zur Organstärkung und Entgiftung. Angewendet werden sie bei einer Vielzahl von chronischen und akuten Erkrankungen, etwa bei Aphten, Erkältungen, Heuschnupfen, Halsschmerzen, Unruhe und Nervosität, Wechseljahr- und Mens- truations-beschwerden sowie Prostata- und Magen-Darm-Beschwerden. Auch Infekte im Bereich der Nasennebenhöhlen und Harnwege sollen gut damit behandelt werden können. Bei herkömmlichen Therapien oder Antibiotika-Einsatz können spagyrische Mittel -Nebenwirkungen mindern. Durch das individuelle Zusammenmischen und das sehr breite Sortiment können auch Spezialfälle behandelt werden, etwa die Angst vor Spinnen oder, bei Tieren, jene vor Feuerwerk.


Kritik: Die Wirksamkeit von Spagyrik ist wissenschaftlich nicht belegt. Viele schreiben ihr «nur»den Placebo-Effekt zu. Erfahrungsmediziner hingegen sind von einer darüber hinausgehenden Wirkung überzeugt.



















Philosophie

Vor 80 Jahren entwickelte der englische Arzt, Bakteriologe und Homöopath Edward Bach (1886–1936) die Bachblütentherapie. Die Theorie ist, dass die in Blüten gebundene Energie eine regulierende Wirkung auf psychische Zustände von Menschen habe. Mittels Bachblüten soll die Seele harmonisiert und eine Entfaltung und Stabilität der Persönlichkeit erreicht werden. Körperliche Beschwerden, so war Bach überzeugt, sind Ausdruck einer Disharmonie im Körper und vor allem seelischen Ursprungs. Seines Erachtens ist Krankheit «im Wesentlichen das Ergebnis eines Konflikts zwischen Seele und Verstand».

Bach fand in Wales 37 Pflanzen mit einer «höheren Schwingung». Für jeden Seelenzustand des Menschen sei eine seiner Blütenessenzen hilfreich. Eine Kombination aus fünf Einzelessenzen soll als Notfallmedikament bei seelischen Krisen helfen («Rescue-Tropfen»).


Herstellung

Um die Seeleninformationen (Essenz) der Pflanze aus ihrem physischen Körper, der Blüte, zu lösen, kommt entweder die Sonnen- oder die Kochmethode zur Anwendung. Erstere wird bei den im Frühjahr und Sommer blühenden Pflanzen genutzt: Die Blüten werden in reines Wasser gelegt und einige Stunden in der Sonne stehen gelassen; das «Blütenwasser» wird danach mit etwas Alkohol haltbar gemacht. Diese Muttertinktur liefert die Basis der Vorratsflaschen.

Bei der Kochmethode werden Blüten von Bäumen und Sträuchern verwendet, die blühen, wenn die Sonne nicht ihre volle Stärke erreicht, also im frühen Frühjahr, späten Spätjahr oder im Winter. Hier werden die Blüten möglichst nahe des Standorts, an dem sie gediehen sind, eine halbe Stunde lang in wenig Wasser gekocht und danach mehrfach gefiltert. Der Wasserauszug wird mit einer gleich grossen Menge Alkohol versetzt und schliesslich im Verhältnis 1 : 240 mit Wasser verdünnt.


Anwendung

Bachblüten werden meist begleitend zu anderen Therapien angewandt, etwa bei der Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen. Dabei können sie den Heilungsprozess fördern. Alleine angewandt bieten die Bachblüten Hilfe für den Alltag, etwa bei Einschlafbeschwerden, Prüfungsangst und anderen Sorgen. Es gibt fertige Mischungen wie die «Rescue-Tropfen» für Ängste und Notfallsituationen oder die «Rescue-Nacht-Tropfen» für das Einschlafen.


Kritik: Eine feinstoffliche Schwingung von Blüten, die auf das Wasser übertragen werden, ist nach wissenschaftlichen Kriterien nicht nachweisbar. Mehrere Studien haben keine bessere Wirksamkeit der Bachblüten gezeigt als Placebo. Und: Die Einteilung aller Leiden in 38 Gemütszustände habe moralisierenden Charakter, sei willkürlich und unbegründet, urteilt Edzard Ernst, emeritierter Professor für Alternativmedizin an der englischen Universität Exeter. Die Pflanzenauswahl Edward Bachs sei zufällig und lasse sich ebenso wenig wie die rituelle Herstellung wissenschaftlich begründen. Nach einem Urteil des Hamburger Oberlandesgerichts gelten Bachblüten-Präparate mangels «hinreichend nachweisbarer pharmakologischer Wirkung» nicht als Arznei-, sondern als Lebensmittel. //


Buchtipps


Samuel Hahnemann «Organon der Heilkunst. Neufassung mit -Systematik und Glossar von Josef M. Schmidt», Urban & Fischer Verlag 2014, ca. Fr. 40.–

Markus Wiesenauer, Suzann Kirschner-Brouns


«Homöopathie – Das grosse Handbuch», Gräfe und Unzer Verlag 2007, ca. Fr. 450.–


Kategorie: Gesundheit


Im Vokabular der Spiritualität nimmt der Begriff Erleuchtung einen prominenten Platz ein. Er steht für das Überwinden des Egos und eine Verschmelzung mit dem Göttlichen. Oft sind wir der Erleuchtung näher, als wir denken.




Kein Blitz. Kein helles Licht. Keine göttliche Erscheinung. Viele Menschen haben laut Hans-Walter Hoppensack, ehemaliger reformierter Pfarrer in Mollis (GL) und Zen-Lehrer am Lassalle-Haus in Edlibach (ZG), falsche Vorstellungen von der Erleuchtung. «Sie glauben, dass man wie aus dem heiteren Himmel erleuchtet wird und danach allwissend ist.» Doch dem sei nicht so. Vielmehr zeige sich die Erleuchtung als ein längerer Prozess mit diversen Erleuchtungserfahrungen im Leben eines Menschen – ein Prozess, der sich nur bedingt steuern lässt.

Bei Hans-Walter Hoppensack passierte es während einer Zen-Meditation. «Plötzlich erkennt man die Dinge, die uns umgeben und prägen, von einer anderen Seite. Mir wurde bewusst, wie alles zusammengehört, alles eins ist und aus der gleichen Quelle stammt. Das Eine begegnet sich selbst im Andern.» Der 63-jährige Schüler des Jesuiten und Zen-Meisters Niklaus Brantschen vom Lassalle-Haus interessierte sich schon seit Jahren für die mystische Gotteserfahrung. Weil die evangelisch-reformierte Kirche dazu keine Antworten geben konnte, entschied er sich, den Weg des Zen zu gehen und diesen zusammen mit dem christlichen Glauben zu leben.

Seit etwas mehr als 15 Jahren praktiziert Kelsang Chogdrub den buddhistischen Glauben. Seit zehn Jahren wirkt er als buddhistischer Mönch. Zuerst in Holland, wo der heute 38-Jährige aufgewachsen ist. Seit eineinhalb Jahren lebt er in der Schweiz und lehrt am Kadampa Meditationszentrum in Zürich. Im traditionellen orangen Gewand gekleidet, empfängt er uns im Meditationszentrum und führt uns in den grosszügigen Gebetsraum, wo täglich meditiert und gebetet wird; auch Vorträge über den Buddhismus und die Erleuchtung werden hier gehalten. Auch Kelsang Chogdrub versteht diese als Prozess: als Entwicklung, die man als Mensch Schritt für Schritt geht – wie bei einer Bergwanderung, wo der Gipfel zunächst vielleicht noch unerreichbar weit entfernt scheint, mit jedem Schritt aber näher und näher kommt. «Ist man auf dem Weg zur Erleuchtung», sagt er, «fühlt es sich an wie eine Befreiung von inneren Zwängen, negativen Gedanken und Gefühlen.»


Pilgerfahrt des Ego-Bewusstseins

Es gibt verschiedene Definitionen und Erklärungsmodelle rund um das Phänomen der Erleuchtung. Die einen sehen darin einen Zustand der Seele, die mit der Erleuchtung nicht mehr von anderen Lebewesen wie auch vom Universum und der alles beinhaltenden Leere – dem Nirvana – als getrennt erfahren wird. Häufig wird dabei auch von der Verschmelzung mit der einen Wirklichkeit gesprochen, die keine Abgrenzung geschweige denn Isolierung mehr zulässt. Es ist ein Bewusstsein des All-Eins-Seins. Diese Erkenntnis der Einheit aller Dinge zieht sich wie ein roter Faden durch alle spirituellen und mystischen Lehren der Welt: Ein wesentliches Merkmal der Erleuchtung wird darin gesehen, dass man sich selbst in allen Dingen, und alle Dinge in sich selbst erkennt.

«Erleuchtung» kann auch verstanden werden als die Vervollkommnung des Menschen im Gottes-bewusstsein. Somit erfüllt sich die Sehnsucht und Absicht unserer Seele, zu uns selbst heimzukehren. Auf der metaphorischen Ebene kann die Erleuchtung als letzter Schritt auf einer Pilgerfahrt des Ego--Bewusstseins bezeichnet werden. Sinn ist es, jeden Moment dieser Reise bis zum letzten Augenblick zu erfahren.



Der Weg des Zen

«« Den Weg der Erleuchtung kennenlernen und meistern heisst, sein wahres Selbst kennenlernen und meistern. Sein wahres Selbst kennenlernen und meistern heisst, sich selbst vergessen. Sich selbst vergessen heisst, mit dem ganzen Universum eins sein.

Dogen Zenji, 1200–1253, einflussreicher Lehrer des Zen-Buddhismus


Der buddhistische Mönch Kelsang Chogdrub sieht in der Erleuchtung eine Art Befreiung des Menschen von seinem Leiden, das sich in Form von negativen Mustern wie Ignoranz, Egoismus, Verblendung usw. manifestiere. Für Hans-Walter Hoppensack steht «Erleuchtung» für die Erkenntnis, dass auf der Ebene des Wesens «Niemand» da ist, wo wir «Jemanden» vermuten. «Man spricht in der Mystik in diesem Zusammenhang auch vom «Ich-Tod›», ergänzt der Theologe und Zen-Meister.

Der griechische Philosoph Platon beschäftigte sich in seinem sogenannten «siebten Brief» mit dem Begriff Erleuchtung. Erleuchtung entstehe, so Platon, indem man Benennungen, Wahrnehmungen, Erklärungen und Ansichten solange aneinander «reibe», bis Einsicht über das jeweilige Thema aufleuchte. Platon hat diesem Aufleuchten einen «feurigen» Charakter attestiert, bei dem die Seele erhellt werde. Mit dieser Erklärung hat der Schüler Sokrates die religiöse Basis für die Erleuchtung geschaffen.


Den Kopf knacken

Die Hirnforschung spricht bei «Erwachten» von einem Rückfall in eine frühe Stufe kindlicher Naivität. Erwachen gilt als Vorstufe der Erleuchtung. Die grossen indischen Yogis kennen bis zu sieben Stufen, die das Bewusstsein erklimmen kann. Beim Erwachen empfindet sich der oder die Erwachte als reines «Selbst», das zwar in einem physischen Körper lebt, sich jedoch nicht mehr mit diesem identifiziert; ebenso wenig mit dem Verstand oder den Gefühlen, ja nicht einmal mehr mit seinem Namen. In der Psychiatrie nennt man dieses Phänomen Cotard-Syndrom – eine psychische Erkrankung mit schizophrenen Wahnvorstellungen und affektiven Psychosen.

Der deutsch-kanadische Erwachte Eckhart Tolle beschreibt das wache Selbst als einen «Zustand innerer Weite». Diese Weite könne entstehen, wenn Emotionen und Gedankenmaschine still werden. Dann bestehe die Chance für das Selbst, als reines Bewusstsein zu erwachen. Man sei dann ganz in der Wahrnehmung, unabhängig von Gedanken und Emotionen. Dafür mit überwältigenden Gefühlen von Liebe, Freiheit und Entspannung. «Das Ich wird als Konstrukt erkannt», erklärt Hans-Walter Hoppensack. «An und für sich gibt es nur das Eine, Unendliche, Göttliche. Und man nimmt sich selber nicht mehr so wichtig.» Der Zen-Meister gibt jedoch zu bedenken, dass sich der Charakter eines Menschen trotz Erleuchtungserfahrung nicht unbedingt verändert.



Anleitung zur Meditation


■ Atem begleiten (mit Zählen der Atemzüge bis 10).

■ Einfach nur still sitzen.

■ Sitzen mit dem Fokus auf der sinnlichen Wahrnehmung von dem, was jetzt ist.

■ Wahrnehmen, was ist, besonders im Moment der Atempause nach dem Ein- resp. Ausatmen.

■ Sitzen mit der Frage: «Wer bin ich in meiner -unmittelbaren Erfahrung ?»

■ Sitzen mit der Frage: «Wer bin ich ohne meine Geschichte ?»


Quelle: Lassalle-Haus



Meditation als Königsweg

Viele Wege führen zur Erleuchtung. Diesen Eindruck hat man jedenfalls angesichts der unzähligen Ratgeber und Berichte zum Thema. Doch nach der Lektüre steht man oft mit mehr offenen Fragen als Antworten da. Auch mit Schweinebraten und Bier, ja mit einem gänzlich unspirituellen Lebenswandel bestehe durchaus die Möglichkeit, erleuchtet zu werden, meint zum Beispiel Tanja Braid in ihrem Blog «Was ist Erleuchtung».

Bekannt sind indes andere Geschichten. Die Bibel etwa berichtet von 40 Tagen, die Jesus in der Wüste verbrachte. Buddha lebte sechs Jahre lang in Askese; und dann wandte er sich der Meditation zu. Der Rückzug in die Einsamkeit, die Meditation und Stille und mitunter auch die Askese – sie gelten als Königsweg zur Erleuchtung. Das kommt nicht von ungefähr: In der Stille begegnet die Seele sich selbst; losgelöst von Gedanken und Einflüssen, die von aussen auf den Menschen einwirken. «Der Erleuchtung ist es egal, wie man sie erlangt», lautet ein Buchtitel. Hans-Walter Hoppensack stimmt dem grundsätzlich zwar zu. «Doch der Weg über die Spiritualität und die Meditation scheint mir ein zuverlässiger Weg zu sein.»

Auch für Kelsang Chogdrub ist die Meditation ein zentraler Akt, um seinen Geist zu schulen. «In der Meditation wird unser Geist mit den Tugenden vertraut, die uns der Erleuchtung näherbringen.» Erleuchtung gehe einher mit der Erlangung des inneren Friedens, betont er. Und dieser wiederum könne nur erreicht werden, wenn der Mensch bereit und motiviert sei, diesen Weg auf sich zu nehmen. «Oft suchen wir die Quellen des Glücks im Aussen. Im Buddhismus sind wir überzeugt, dass wir diese Qualitäten nur in uns selbst finden», sagt der Mönch. Wichtig sei auch, nicht mit falschen Erwartungen in den spirituellen Prozess einzusteigen. Manche Menschen reagierten ungeduldig und enttäuscht, wenn sich eine Erleuchtungserfahrung nicht früh genug bemerkbar mache. Es brauche aber Geduld und Ausdauer.


Näher, als wir denken

«Mit jedem Schritt, den wir auf diesem Weg gehen, kommen wir dem Ziel näher. Doch wir müssen manchmal auch Rückschläge in Kauf nehmen», gibt Kelsang Chogdrub zu bedenken. Manche glaubten, eine Erleuchtungserfahrung sei für sie unerreichbar. «Dabei ist die Erleuchtung meist gar nicht so weit von uns entfernt, wie wir glauben. Durch das konstante Dranbleiben werden wir bei jedem Schritt aufs Neue erleuchtet. Zudem stellen wir fest, wie durch unsere Geduld und das Mitgefühl zu anderen Menschen die negativen Aspekte wie etwa Wut oder Eifersucht aus unserem Geist verschwinden.»

Alles nur ausgedacht? Matthias Pöhm, Rhetorik- und Kommunikationstrainer sowie Autor des Buches «Erleuchtet aber keine Ahnung» äussert sich kritisch – manchmal auch ziemlich populistisch und reisserisch – über Menschen, die sich öffentlich als erleuchtet bezeichnen und eine Anhängerschaft um sich bilden. «Erleuchtete haben dieses eine Erlebnis gehabt, da sind sie echt, aber wenn man deren gepredigte Lehren auf die Waagschale der Substanz legt, dann erkennt man Glaube und nicht Wissen.» Erleuchtung allein führe nicht zur Brillanz, betont Pöhm. Oft würden von selbst ernannten Erleuchteten «Unfug» gelehrt, unanwendbare oder nebulöse Anweisungen verbreitet und Übungen gemacht, die nur Scheinerfolg bringen. Hinzu komme, dass bei den Anhängern von Erleuchteten, die sich prominent in der Öffentlichkeit zeigen, eine Überhöhung stattfinde. «Sie glauben, dass der Guru ein Sprachrohr Gottes ist. Diese Unfehlbarkeitsprojektion der Sucher fühlt sich für den Erleuchteten sagenhaft gut an.» Was sein Ego stärke – nicht gerade ein Zeichen der Erleuchtung. Ausserdem gebe es viele Menschen, die zwar in einem Moment Erleuchtung erleben, dann aber wieder in ihr altes, spaltendes Bewusstsein des Fremdwahrnehmungs-Ichs zurückfallen. «Problematisch wird es, wenn Erleuchtete das Lehren begonnen haben und mittendrin ihren Erleuchtungszustand verlieren. Die meisten halten ihre Schüler darüber im Unklaren und spielen weiter den Erleuchteten», schreibt Pöhm.

Hans-Walter Hoppensack kennt das: «Eine Erleuchtung birgt die Gefahr, grössenwahnsinnig zu werden und abzuheben. Dann wird es zu einer Ego-Geschichte, die nichts mehr mit dem Wesen der Erleuchtung zu tun hat», sagt er. «Echte Erleuchtete umgeben sich nicht mit einer Aura eines Gurus. Vielmehr zeichnen sie sich durch eine gewisse Bescheidenheit aus.» //


Buchtipps


Anssi «Vom Ego zur Erleuchtung» Kamphausen 2019, ca. Fr. 24.–


Alberto Villoldo «Das erleuchtete Gehirn: Mit Schama-nismus und Neurowissenschaft das -Geheimnis gesunder Zellen entdecken» Goldmann 2011, ca. Fr. 22.–


Ulrich Warnke «Quantenphilosophie und Interwelt: Der Zugang zur verborgenen Essenz des menschlichen Wesens» Scorpio 2013, ca. Fr. 20.–


Links


www.lassalle-haus.org

www.kadampa.ch


Erleuchtung aus Sicht der Religionen


■ Christentum

Im Christentum geht man laut den Schriften des numi-dischen Kirchenlehrers Augustinus von Hippo (354–430 n. Chr.) davon aus, dass der Mensch nur Wissen erlangen kann, weil Gott ihn erleuchtet. Ohne das Licht Gottes könne der Mensch nichts erkennen. In den katholischen Ostkirchen ist die individuelle Erleuchtung unter den orthodoxen Mönchen ein wichtiges Ziel. Im Neuen Testament werden dem Menschen mit der Erleuchtung Wahrheit, Erkenntnis und Wissen über Zukünftiges durch den Heiligen Geist eingehaucht. Zudem erinnere dieser den «erleuchteten» Menschen an alles, was Jesus gesagt und gelehrt habe. Der Zustand der Erleuchtung wird als Zustand des Eins-Seins mit Gott verstanden. Die Taufe mit dem Wasser als geistige -Geburt soll eine erstmalige kleine Erkenntnis des wahren Selbst symbolisieren.


■ Buddhismus

Im Buddhismus wird Erleuchtung als das innere Licht der Weisheit, das dauerhaft frei von allen fehlerhaften Erscheinungen ist. Das Licht hat die Aufgabe und Funktion, jedem einzelnen Lebewesen jeden Tag geistigen Frieden zu -schenken. Erleuchtung wird erlangt, indem man alle groben wie subtilen Verblendungen (negative Geisteszustände wie Wut, Eifersucht, Unwissenheit) im eigenen Geist ausmerzt. Im Mahayana Buddhismus wird die Erleuchtung zur Befreiung aller Lebewesen angestrebt, im Hinayana Buddhismus für die eigene Befreiung.


■ Hinduismus

Im hinduistischen «Jnana Yoga» steht der Begriff «Jnana» für höheres Wissen. Dieses beinhaltet die endgültige -Erkenntnis der Einheit zwischen Atman, der individuellen Seele, und Brahman, dem absoluten Bewusstsein, auch Weltseele genannt. Ziel ist die Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten. Im «Raja Yoga» wird die höchste Stufe «Samadhi» genannt: die völlige Ruhe des Geistes.


■ Islam

Als Vertreter der mystischen Strömung des Islams verfolgen die «Sufis» das oberste Ziel, Gott so nahe wie möglich zu kommen und dabei die eigenen Wünsche hinter sich zu lassen. Die Liebe sei es, die den Sufi zu Gott führt. Der Suchende strebt danach, bereits in diesem Leben die Wahrheit zu erfahren und nicht erst auf das Jenseits zu warten. Die Sufis versuchen, die Triebe der niederen Seele bzw. des -tyrannischen Egos so zu bekämpfen, dass sie in positive -Eigenschaften umgeformt werden. Auf diese Weise kann man einzelne Stationen durchlaufen; die höchste Stufe ist jene der «reinen Seele».

Quelle: www.deacademic.com



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