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Unsere Natur ist enorm vielfältig. Diese Vielfalt ist jedoch auch unter Druck. Wir können im eigenen Garten selbst dazu beitragen, dass eine möglichst hohe Biodiversität erhalten bleibt.




Im Dezember, wenn die Natur in ihrer wohlverdienten Winterruhe steht, ist die beste Zeit, sich Gedanken rund ums kommende Gartenjahr zu machen. Begriffe wie Klimawandel, Treibhauseffekt, Erderwärmung, Umweltzerstörung und Biodiversität werden uns auch im neuen Jahr beschäftigen. Ansporn genug, über Versäumnisse nachzudenken, jedoch nicht zu spät, unserer faszinierenden Flora und Fauna mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Ich ermuntere Sie dazu, im Kleinen damit anzufangen und Insekten, Spinnentieren, Amphibien, Reptilien und Vögeln im neuen Jahr etwas zurückzugeben. In Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon können Sie einiges richtig machen, um natürliche Lebensräume für kleine Tiere und Mikroorganismen zu schaffen.


Wir Schweizer*innen zählen bezüglich Reinigung bekanntlich zu den Weltmeister*innen. Für das allgemeine Wohlbefinden ist regelmässiges Putzen zu Hause keinesfalls schlecht. Dass wir mit unserem Putzfimmel aber gerade im Garten viele Biotope von Kleintieren zerstören, ist vielen nicht bewusst. Dazu gehört zum Beispiel der falsche Schnittzeitpunkt von Stauden oder Wildwiesen, emsiges Kehren von Flächen, akribisches Abführen von farbigen Blättern aus dem Garten im Herbst und das Zupfen von vermeintlichen Unkräutern. Und einige von uns haben den Drang, aus Zeitgründen sofort zum Laubbläser zu greifen. Viele dieser Aktivitäten können Sie sich sparen oder zumindest der Natur zuliebe den richtigen Zeitpunkt oder Einsatzort dazu wählen. Es ist an der Zeit, das kommende Jahr zu planen. Indem Sie nützliche und artgerechte Unterschlüpfe errichten, tragen Sie wesentlich dazu bei, kleine Lebewesen zu fördern und zu schützen. Wie aber können Sie vielen Tieren helfen?



Behausungen für Reptilien

Zauneidechse


Bauen von Unterschlüpfen

Mauern und Haufen aus eckigen oder runden Steinen sind sowohl sehr hübsche Gartenobjekte als auch perfekte Behausungen für Reptilien, Spinnen und viele Insekten. Gerne sonnt sich hier beispielsweise die einheimische Zauneidechse oder die ungiftige und für Menschen harmlose, einheimische Schlingnatter.


Sandlinsen

Drei von vier einheimischen Wildbienenarten nisten in selbstgegrabenen Gängen im Boden. Eine an sonniger Lage angelegte Sandlinse bietet dazu beste Voraussetzungen. Zum Bauen einer solchen eignet sich zum Beispiel spezieller Wildbienensand der Firma Ricoter. Gewöhnlicher Spielkastensand, der zum Verkauf angeboten wird, ist gewaschen und enthält zudem keinen Lehm mehr, was für die Wildbienen von Bedeutung ist. In der Schweiz gibt es über 600 Wildbienenarten. Sie gehören zu den wichtigsten Bestäubern.



Asthaufen und Totholzstellen

Schnittgut von Gehölzen wird am besten an windstillen, sonnigen und ungestörten Ecken im Garten geschichtet. Dort werden die Asthaufen ganz der Natur überlassen. Sie bieten Igeln, Würmern, Blindschleichen, Kröten, Eidechsen, Fledermäusen und Vögeln perfekten Unterschlupf. Da das Material auf natürliche Art verrottet und von Kleinstlebewesen (Mikroorganismen) zersetzt wird, schichtet man von Jahr zu Jahr wieder neues Material obendrauf.


In morschem Totholz, beispielsweise Baumstrünken, fühlen sich Käfer, Larven, Tausendfüssler, Spinnen, Milben, aber auch Wildbienen wohl. Die in der Schweiz als gefährdet geltende, blaue Holzbiene ist die grösste einheimische Wildbienenart. Mit ihrer Körperlänge von 28 mm bohrt sie kleine Höhlen in morsches Totholz, wo sie ihre Brut aufzieht. Sie besucht auf der Nektarsuche gerne Schmetterlings-, Korb- und Lippenblütler.






Ohrwurmbehausungen und Insektenhotels

Ganz einfach selbst basteln können Sie eine Behausung für Ohrwürmer. Benutzen Sie dazu einen alten Tontopf und stopfen Sie ihn mit Holzwolle aus. Bohren Sie den Tontopf viermal an und stecken Sie zwei Holzstäbchen durch. So fällt die Holzwolle nicht heraus. Hier fühlt sich der Ohrwurm besonders wohl. Dieses Insekt ernährt sich nebst anderer Nahrung von Blattläusen. Auch einfach in der Herstellung sind kleine Insektenhotels aus Holzrugeln. Ich habe es in meinem Garten selbst ausprobiert. Mit ein paar Bohrungen in einen Holzrugel ermöglichen Sie Wildbienen kleine Niststätten für ihre Eiablage. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Bohrungen sauber sind und sich darin weder Holzspäne noch Splitter befinden. Die Wildbienen könnten sich verletzen. Nur wenige Tage nach der Montage in meinem Garten hat eine Holzschneiderbiene ihre Brut abgelegt und den Ausgang mit einem Pfropfen aus Blattmaterial geschlossen. Ein wahres Wunder der Natur. Der Bau eines Insektenhotels, ob gross oder klein, ist eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung.





Wann ist der richtige Schnittzeitpunkt?

Oft entscheidet der richtige Moment unserer Eingriffe in die Natur über Leben, Tod oder gar Aussterben von Insekten. Dürres Staudenmaterial wird von unzähligen Käferarten als Überwinterungsdecke genutzt. Es macht aber Sinn, kranke Pflanzenteile von Stauden schon im Herbst zu entfernen, um die Übertragung von Krankheiten für das kommende Jahr zu verhindern. Spriessen im Frühling Schneeglöckchen und Winterlinge, ist es an der Zeit, Schafgarben, Disteln, Sterndolden, Salbei und Gräser handbreit über dem Boden abzuschneiden. Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, erstellen Sie im Garten mit dem Schnittgut vorerst ein Zwischendepot. Es kann später im Jahr, wenn z. B. der Schwalbenschwanz im Mai geschlüpft ist, immer noch der Grüngutentsorgung beigefügt werden. Wenn Sie sich zu den Glücklichen zählen, eigenen Umschwung pflegen zu dürfen, rege ich Sie dazu an, Stauden – und darunter versteht man nicht Gehölze, sondern winterharte, mehrjährige, krautige und nicht verholzende Pflanzen – erst im Frühjahr zurückzuschneiden. Bedenkt man, dass fast die Hälfte unserer einheimischen Schmetterlinge als Puppe angebunden an Pflanzenstengeln oder in abgestorbenen Streuschichten am Boden überwintert, macht dieses Vorgehen Sinn. Mehrjährige Gräser, im Herbst zu hübschen Skulpturen zusammengebunden, zieren Ihren Garten den ganzen Winter über und bieten zudem dem einen oder anderen Insekt eine perfekte Überwinterungsmöglichkeit. Viele Insekten sind als Bestäuber unentbehrlich, z. B. viele Schwebfliegenarten.





Nahrungsquelle «Unkraut»

Ein Ehrenplatz gebührt hier der grossen Brennnessel. Sie sollte an einem halbschattigen Platz im Garten unbedingt stehen gelassen werden. Sie wird von vielen einheimischen Schmetterlingen wie vom Admiral, vom Tagpfauenauge, vom Distelfalter, vom Kleinen Fuchs und vielen mehr als Futterquelle bevorzugt. Man trifft diese wunderschönen Schmetterlinge in den letzten Jahren nicht grundlos eher selten an. Die grosse Brennnessel wird zu Unrecht als «Unkraut» degradiert. Auch Blattläuse sind bei uns Menschen nicht unbedingt willkommen. Gerade die Brennnesseln zapfen sie gerne an, weil sie deren Pflanzensaft lieben. Und hier kann man ihnen freien Lauf lassen. Wenn Sie nicht sofort zu Spritzmitteln greifen, tauchen bald Marienkäfer auf, die pro Tag nicht weniger als 50 Blattläuse vertilgen. Bis sich die Larve des Marienkäfers verpuppt, frisst sie bis zu 400 – 600 Blattläuse. Die grosse Brennnessel trägt einen wesentlichen Beitrag zu einem geschlossenen Kreislauf bei, weshalb sie meines Erachtens punktuell unbedingt stehengelassen werden sollte.

































Wildblumen und Vogelbad

Ich persönlich bevorzuge einen insektenfreundlichen Rasen. In meinem, auch von vielen Vogelarten besuchten Garten, lasse ich beim Rasenmähen absichtlich Wiesenschaumkraut, Günsel, Braunelle, Gundermann oder Weissklee in Inseln stehen. Sie werden fasziniert beobachten können, wie diese Blumen von Schmetterlingen wie z. B. dem Aurorafalter, von Honig- und Wildbienen, Hummeln und Schwebfliegen zur Nektargewinnung besucht werden. Eine entspannende Freizeitbeschäftigung, zumindest aus meiner Sicht. Zu Unrecht werden viele hübschen Blume im Rasen nicht toleriert. Sollten Sie keinen eigenen Rasen oder Garten haben, können Sie Wildblumen z. B. auch in einen Topf auf Ihrem Balkon aussäen. Lassen sie den Topf den Winter über stehen. Vögel holen sich dort gerne Samen, z. B. die der Sonnenblume.


Die Möglichkeiten zur Erhaltung einheimischer Pflanzen- und Tierarten sind unendlich und hier längst nicht alle aufgeführt. Ich ermuntere Sie in allererster Linie dazu, sei es im Garten oder auf dem Balkon, nicht immer sofort zu chemischen Spritzmitteln, zur Schere oder zum Besen zu greifen. Falllaub im Herbst sollten Sie mit Bedacht zusammenkehren. Überdenken Sie den Griff zum Laubbläser. Sie nerven damit vermutlich nicht nur Ihre Nachbar*innen, sondern zerstören Lebensräume vieler Käfer, Asseln, Tausendfüssler und Spinnen, vor allem durch den Einsatz des Laubbläsers auf Wiesen und unter Bäumen. Sofern Sie genug Platz in Ihrem Garten haben, tragen Sie das Laub besser mit dem Laubrechen zu einem Haufen in einer ungestörten Ecke zusammen. Der Igel schätzt grosse Laubhaufen, sie bieten ihm das perfekte Bett zum Winterschlaf. Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches, gesundes neues Gartenjahr und bestärke Sie darin, dem Begriff «Biodiversität» im kommenden Jahr besonders viel Aufmerksamkeit zu schenken, sollten Sie dies nicht schon längst tun.































 


Gabriela Gerber, ist gelernte Staudengärtnerin, kaufm. Angestellte und dipl. Arbeitsagogin. Sie ist als Berufsbildnerin in der Vorlehre Integration an der Gartenbauschule Oeschberg in Koppigen BE tätig. In ihrer Freizeit sammelt sie gerne Pilze, kocht gerne und liebt die Natur.



Kategorie: Natur


Tierhäute sind so vielfältig wie die Welt der Tiere an sich. Sie passen sich optimal dem Lebensraum und der Lebensweise eines Tieres an. Und manchmal gibt die Haut auch einen spannenden Einblick in das Leben eines Tieres.




Der australische Nackthund entpuppte sich im Nachhinein als grosse Herausforderung. Bei der Präparation im Naturhistorischen Museum Bern galt es, die Haut mit Farbe zu behandeln, weil sie nicht behaart war. Doch mit der gewohnten Methode fehlte die nötige Tiefenwirkung, also wich die Präparatorin auf ein Gemisch aus Wachs und Farbe aus. Jetzt wirkt der Hund mit seiner dunkelrötlichen Haut wie echt. Er wartet im Archiv des Museums – neben hunderten anderen präparierten Tieren vom Wiesel bis zum Wasserbüffel – darauf, entdeckt und bewundert zu werden. Auch die Haut einer Elefantendame namens Ota, die einst im Zoo Basel lebte, lagert hier unten. Einer, der sich täglich mit der Haut und den Haaren von Tieren beschäftigt, ist Martin Troxler, naturwissenschaftlicher Präparator im Naturhistorischen Museum Bern. «Unter dem Mikroskop betrachtet, präsentiert sich die Haut eines Tieres wie ein grosses Gebilde aus nebeneinander liegenden und verschlungenen Fasern – ohne Anfang und Ende.»


Was die Haut verrät

Martin Troxler arbeitet mit Tierhäuten, -fellen und -knochen von Säugetieren über Vögel und Fische bis zu Reptilien und Amphibien. Dabei fasziniere ihn zum einen die Konservierung und der Erhalt von Tierhäuten verschiedenster Art, zum anderen aber auch die Auseinandersetzung mit dem Tier und seiner Lebensgeschichte. «Die Haut und das Fell eines Tieres sind geprägt von seinem Lebenszyklus, von den Jahreszeiten und dem Lebenswandel.» So sei zum Beispiel bei Tieren, die im Sommer in den Bergen unterwegs sind, die Haut ausgebleicht und deutlich heller. Oder es gebe Spuren von Verletzungen oder Schürfungen. Zudem verrate das Fell wie auch die Haut, ob das Tier gesund war oder nicht. «Die Haare sind das Produkt der Haut. Beide reagieren empfindlich auf äussere Einflüsse wie auch auf Krankheiten», erklärt Martin Troxler. Leidet das Tier unter einer Krankheit, ziehe sein Körper Energie von der betroffenen Körperstelle ab. Als Folge davon werden die Haare an dieser Stelle stumpf, verlieren ihren Glanz und fallen zum Teil aus; die Haut selbst verliert an Spannung und Kraft. Beide Faktoren seien jedoch bei seiner Arbeit als Präparator wichtig. «Die Tierhaut muss dehnbar und weich sein, damit ich sie auf dem präparierten Gesicht und Körper verteilen kann», sagt Martin Troxler.



Unterschiedliche Aufgaben

Grundsätzlich gilt die Haut als die äussere Hülle und Schutzschicht von Menschen und Tieren. Die Haut eines Tieres erfüllt unterschiedliche Aufgaben – abhängig vom Tier und seiner Umgebung. Sie beeinflusst die Körpertemperatur, ist ein Sinnesorgan für Hitze, Kälte, Berührung und Schmerz, sie schützt zudem vor Verletzungen, Bakterien und der Sonne. Säugetiere verfügen über eine besonders trockene Haut mit Haaren. Sie können dank ihrem Fell fast überall leben. Keine Haut gleicht der anderen. Die Haut ist je nach Säugetier und Rasse unterschiedlich. Bei Rindern beispielsweise besteht die Haut zu 33 Prozent aus Eiweissstoffen (Proteine), zu zwei bis sechs Prozent aus Fetten, zu 65 Prozent aus Wasser und zu 0,5 Prozent aus Mineralstoffen. Sie gliedert sich in drei Schichten: Oberhaut (ca. ein Prozent der Dicke), Lederhaut (ca. 85 Prozent) und Unterhaut (ca. 15 Prozent). In der Lederherstellung wird ausschliesslich die Lederhaut verwendet. Auf einem Hautstückchen vom Wildschwein wachsen sogenannte Grannenhaare, die als Nässe- und mechanischer Schutz dienen, sowie die gekräuselten Wollhaare, die im Winter für die nötige Wärme sorgen. Beim Seehund indes, der über eine kurze, anliegende Behaarung verfügt, schützt eine dicke Speckschicht unter der Haut den Körper vor Wärmeverlust.



Haut | Im Archiv des Naturhistorischen Museum Bern lagert auch die Haut eines Elefanten.

 

Tierhäute für den Menschen

Leder gehört zu den ältesten natürlichen Materialien. Es wird schon seit Jahrhunderten als Rohstoff für unterschiedlichste Produkte verwendet. Aufgrund der schnellen Verderblichkeit roher Tierhäute begannen Menschen bereits früh, damit eine geeignete Methode zur Stabilisierung und Haltbarkeit der Tierhäute zu entwickeln. Dieser Prozess wird als Gerbung bezeichnet. Die Kleidung der Steinzeit bestand in den ersten Epochen grösstenteils aus Fellen oder Tierhäuten. Leder wurde im altorientalischen Kulturraum zur Aufbewahrung und zum Transport von Lebensmitteln genutzt. Trommeln, die mit Tierhaut überzogen sind, gehören zu den ältesten Trommeln überhaupt. Viele der heute verwendeten Trommeln entspringen den traditionellen afrikanischen Trommeln, deren Membranen aus Tierhäuten gefertigt wurden. Auch Pergament wurde aus Tierhäuten hergestellt, vor allem aus Schafs- oder Ziegenhaut, aber auch aus Kalbs- und Rinderhaut. Im Gegensatz zum Leder wurden diese Häute nicht gegerbt.



 



Mindestens 0,5 Millimeter dick

Die Tierhaut und das Fell stehen immer wieder im Interesse der Forschung. Ein internationales Konsortium von Forschenden mit Beteiligung des Instituts für Genetik der Universität Bern etwa konnte zeigen, wie Fellfarben bei Hunden vererbt werden. Ausserdem wiesen die Forschenden nach, dass eine Genvariante für helles Fell bei Hunden und Wölfen von einem inzwischen ausgestorbenen Verwandten des Wolfs stammt und mehr als zwei Millionen Jahre alt ist. Die Haut ist das grösste Organ des Hundes und nimmt zwischen 12 bis 24 Prozent der gesamten Körpermasse ein. Mit einer mindestens 0,5 Millimeter dicken Schicht bedeckt sie die Muskeln, das Skelett und die Organe des Hundes. Bei Welpen und Kleinhunderassen wie Chihuahua und Zwergpinscher ist der Schutzmantel der Haut häufig durchlässiger als bei erwachsenen Tieren und Exemplaren grösserer Rassen. Insgesamt besteht die Hundehaut aus der Oberhaut mit pigmentbildenden Zellen, der Lederhaut mit vielen Blutgefässen und einem dichten, aber gleichzeitig sehr beweglichen Gewebe, und der Unterhaut, wo mehrere Drüsen verankert sind. Die sogenannten apokrinen Drüsen, die über den ganzen Hundekörper verteilt sind, haben unter anderem eine kommunikative Funktion. Das Absondern und Aufnehmen von Gerüchen über diese Drüsen informieren Artgenossen über das Geschlecht und den Fortpflanzungsstatus des anderen Hundes.



Martin Troxler | naturwissenschaftlicher Präparator im Naturhistorischen Museum Bern, neben einem australischen Nackthund, der aufwändig präpariert wurde. Bei der Präparation des Nackthundes galt es, die Haut mit Farbe zu behandeln, weil sie nicht behaart war. Für die Tiefenwirkung sorgte ein Gemisch aus Wachs und Farbe.

 

Besondere Hautphänomene aus dem Tierreich




Chamäleon: blaue Haut bei UV-Licht



Forschende der Zoologischen Staatssammlung München haben herausgefunden, dass die Haut des Chamäleons unter UV-Licht blau leuchtet. Die sonst unsichtbaren Muster der Haut überziehen bei UV-Bestrahlung den Kopf der Tiere und setzen sich bei einigen Tieren offenbar auch über den Körper fort. Eine dünne, durchlässige Haut spannt sich gemäss einem Bericht im Fachblatt «Scientific Reports» über die knöchernen Höcker des Kopfes, sodass das UV-Licht direkt auf den Knochen trifft und von dort in blaues Licht umgewandelt wird. Die Forschenden vermuten, dass dies dem Tier das Signal zur Erkennung von Artgenossen dient.


Wal: Farbkörper und Häutung

Kein Lebewesen hat eine dickere Haut als die Grosswale. Bei gewissen Exemplaren wie etwa beim Pottwal misst die äussere Hülle bis zu 35 Zentimeter. Der Walforscher Günther Behrmann aus Bremerhaven wies 22 unterschiedliche Farbkörperchen (Chromatozyten) in der Haut der Waltiere nach. Durch diese Farbkörper entsteht die dunkle Hautfarbe der Wale. Wenn die Tiere zu lange der Sonne ausgesetzt sind, werden Zellschäden in der Haut von Reparatur-Genen sofort behoben. Andere Wale wie etwa der Blauwal bilden auf ihrer Haut ein Melanin-Pigment, das einen Teil der Sonnenstrahlung abfängt. Wie Forschende um Robert Pitman vom National Marin Fisheries Services im kalifornischen La Jolla im Fachmagazin «Marine Mammal Science» berichten, schwimmen Wale gemäss neuesten Erkenntnissen wahrscheinlich zweimal im Jahr um die halbe Welt, um ihre Haut zu erneuern. In kalten Gewässern reduzieren die Wale ihre Durchblutung in den obersten Hautschichten, um Energie zu sparen. In warmen Gewässern wird die oberste Hautschicht genügend mit Blut versorgt. Auf diese Weise erneuert sich die Walhülle. Anschliessend können die Tiere ihre Reise in die Arktis oder in die Antarktis antreten. Aus Erzählungen der Inuits ist bekannt, dass sich die Belugas bzw. Weisswale im Sommer in wärmere Flussmündungen zurückziehen, um dort ihre Haut zu regenerieren.


Eisbären: schwarze Haut unter dem weissen Fell

Unter dem weissen Fell der Eisbären befindet sich eine pechschwarze Haut. Das Fell des Eisbären ist – obwohl es gelblich-weiss wirkt – transparent und innen sogar hohl. Das Sonnenlicht kann als Folge davon fast ungehindert die Haut des Bären erreichen. Durch die schwarze Hautfarbe sind die Bären jedoch in der Lage, alle Wellenlängen des Lichts zu absorbieren. So kann gleichzeitig mehr Wärme aufgenommen und gespeichert werden. Auch die fünf bis zehn Zentimeter dicke Fettschicht speichert Wärme. Die Haut der Eisbären ist allerdings nicht von Geburt an schwarz. Die Tiere werden mit einer rosafarbenen Haut geboren; diese färbt sich nach und nach schwarz.


Zebra: Streifenlook gegen Insekten

Warum sind Zebras gestreift? Studien haben offenbar ergeben, dass die schwarzen und weissen Streifen helfen, Fliegen auf dem Körper des Zebras zu verscheuchen. Die weissen Streifen geben ein polarisiertes, die schwarzen ein unpolarisiertes Licht ab. Das scheint die Insekten zu verwirren. Ob das auch für jenes «goldene» Zebra gilt, dass vor wenigen Jahren im Serengeti-Nationalpark in Tansania gesichtet wurde? Greg Barsh, Genetiker des HudsonAlpha Institute for Biotechnology in Huntsville, Alabama (USA), erklärte gegenüber dem Magazin National Geographic, dass es sich bei diesem Phänomen um eine Art Albinismus handle. Dabei produziere das Tier deutlich weniger Melantin als seine Artgenossen. Melantin ist ein natürliches Pigment, das in der Haut gebildet wird. Deshalb wirken die Streifen blasser.




Krokodil: steif und empfindlich zugleich

Auch wenn sie als wilde und blutrünstige Tiere gelten, die Haut der Krokodile ist ausserordentlich empfindlich. Zum einen ist die Krokodilhaut steif und stark, deshalb wird sie gerne von Menschen zur Herstellung von Kleidung und Accessoires verwendet. Zum andern jedoch verfügt die Haut über spezielle Sensoren, die empfindlicher auf Druck und Vibrationen reagieren als die Fingerspitzen eines Menschen. Somit verfügen die Krokodile über den stärksten Tastsinn unter anderen Tieren. Spezielle chemische Rezeptoren auf der Haut sollen den Räubern helfen, Beute aufzuspüren oder einen geeigneten Lebensraum zu finden.


Elefanten: sensible Dickhäuter

Elefanten gelten als Dickhäuter. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Verletzliche Stellen wie der Rüsselansatz, die Beine oder der Rücken sind tatsächlich bis zu drei Zentimeter dick. Doch hinter den Ohren, an den Augen, am Bauch, an der Brust und den Achseln hingegen ist die Haut dünn wie Papier. Ein Elefant braucht eine dicke Haut, um seine Masse bzw. den inneren Druck zusammenzuhalten. Trotz ihrer Dicke ist die Elefantenhaut ein sensibles Organsystem mit einer dichten Nervenversorgung. So bemerkt ein Elefant jede Fliege, die sich auf seiner Haut niederlässt. Übrigens: Elefanten sind auch kitzelig, wenn ein*e Elefantenpfleger*in ihnen in der Achselhöhle krault.


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