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Neunerleiholz sind Holzbündel, die neun verschiedene Hölzer enthalten. Sie dienen dem Schutz vor Krankheiten und symbolisieren die Wärme, die wir im Winter benötigen. Nicht nur im Aussen, auch im Innersten unserer Seele.




Eingehüllt in winterliche Kälte, bewegen wir uns auf das Ende des Jahres zu und dringen immer tiefer in die Dunkelheit des Dezembers. Im warmen Kerzenlicht, das die Adventszeit begleitet, hören wir tief in uns hinein und kommen zur Besinnung. Für mich ist diese Zeit des Innehaltens, eine der wichtigsten Phasen im Jahreskreis. Es geht ums Klären, Altes loslassen, Abschiednehmen und ums Abschliessen. Es ist eine Zeit, in der wir uns bereit machen, um über die Schwelle zu schreiten und die Geburt des neuen Lichtes zu feiern, das uns zur Wintersonnenwende, auch Yulfest oder Mutternacht genannt, aus der Dunkelheit erlöst.


Viele Brauchtümer dienen dazu, das Licht, die Wärme und unser inneres Kind zu nähren. Nach Samhain, dem irisch-keltische Fest am 1. November, ist in der alten Tradition nur noch das Holzsammeln erlaubt. Daher finde ich das Sammeln von Holz, insbesondere des Neunerleiholzes, ein sehr schöner Brauch. Genau wie die Holle, die Erdenmutter in der Verkörperung der alten Greisin, machen auch wir uns auf in die Wälder, um Holz zu sammeln. Die Holle benötigt das Holz um alle Seelen, die sie über den Winter hütet, mit lichtvoller Wärme zu nähren. Für unsere Ahn*innen war das Element Feuer ein lebendiges Wesen, das Nahrung und Luft zum Leben benötigt. Sie erkannten, dass je länger ein Feuer brannte, desto mehr wurde es belebt, lebendiger und kräftiger. Das Aufrechterhalten des Herdfeuers, als Sinnbild für das Licht in der Dunkelheit der winterlichen Jahreszeit war daher von grosser Bedeutung. Nichts sollte diese heilige, klärende Zeit stören oder der Wiedergeburt des neuen Weltenlichtes im Innen wie im Aussen im Weg stehen.


Neunerleiholzbündel

Das Neunerleiholz kommt in den Jahreskreisfesten in verschiedenen Variationen zum Einsatz. Stäbe aus verschiedenen Hölzern wurden in die Erde gesteckt, um Ritualplätze zu schützen. Die Neunerleibündel dienten zudem dem Schutz vor Krankheiten, als Räucherwerk, Wetter-, Liebes- und Fruchtbarkeitszauber, Talismann oder als Notfeuer, wenn das Feuer im Kamin ausging. Das Sammeln von Holz für das Neunerleibündel ist aber nicht einfach ein blosses Holzsammeln, es ist ein Wahrnehmungsritual. Es ist ein Anknüpfen an die Energie des alten, grünen Pfades unserer Ahn*innen, bei dem man mit Gesang, Räucherungen oder Gaben um Einlass in das Reich des Waldes bittet. Respektvoll, schweigend, in der eigenen Stille ruhend und dennoch präsent wird das tote Holz abseits der Wege gesammelt. Während des Winters verwendet man ausschliesslich am Boden liegendes Totholz. Es sollte nichts abgeschnitten werden. Zum Schluss wird das Holz, das aus neun verschiedenen Hölzern besteht, mit einem roten Band neunmal umwickelt, mit neun Knoten verschlossen und beliebig verziert. Ich bitte um den Segen dieser Bündel und beende das Ritual. Traditionell wird vor jedes Fenster ein Bündel angebracht. Aber auch über dem Kamin, den Türen, im Stall, oder auf dem Tisch.

Ein weiterer Name des Neunerleiholzbündels lautet Hexenschemel. Ein Hinweis auf die schützende Funktion des Bündels gegen Unholdenergien oder Energievampiere. Sogar gegen die reitenden Truden, die Nachtalpen oder den Mahrt, alles Geisterwesen, die nachts Ängste, Alpträume, Beklemmungsgefühle, Brust/Kehlendrücken und Atemnot auslösen, sollen die Bündel schützen. Und nicht nur das! Die Bündel schützen auch gegen menschlichen Neid, Missgunst und Beschreiung.



«Ein weiterer Name des Neunerleiholzbündels lautet Hexenschemel.»


Esche

Eibe

Tanne

Hasel

Eiche

Ahorn

Buche

Erle


Die Bedeutung der Zahl Neun

Spirituell steht die Neun, drei mal drei, für das Geistige, die Weisheit, die höchste Vollendung, die Vollkommenheit, das göttliche Bewusstsein und das Universum, denn die Vollendung, der Kreis mit einem Radius von 360 Grad, ergibt in seiner Quersumme die Zahl Neun. Neun ist die erste, ungerade, zusammengesetzte Zahl, die keine Primzahl ist. Zudem ist sie die letzte Zahl, die im Dezimalsystem nur eine Ziffer besitzt. Man kann sie mit jeder beliebigen Zahl multiplizieren und die Quersumme wird immer neun ergeben. Die neun ist teilbar durch eins, drei und neun; neun ist 3³. So verstarb auch Jesus in der neunten Stunde. Der Stunde des Löwen, der Besinnung und der höchsten Vollendung.


Die Neun ist eine wichtige Zahl der Transformation. Welche neun Hölzer effektiv im Bündel vorkommen, spielt keine Rolle. Die Holzwahl variiert je nach regionaler Kultur, derer Riten, der Herbalmagie und der Beschaffenheit der jeweiligen Flora. Ich persönlich lasse mich am liebsten von meiner Intuition leiten und finde es äusserst spannend zu beobachten, was einem da so ruft. Jedes Holz hat seinen Charakter und kann mit seinem Wesen unser Leben unterstützen:


Esche: Besitzt ein tiefes Wissen über die Seelengewässer und deren Seelengründe. Sie fliesst tief in die Seelenebenen ein und vermag die an den falschen Stellen gebundenen Knoten zu lösen, um ein zyklisches, harmonisches Band des Lebens zu erstellen. Die Esche verbindet uns mit der Menschenseele und lehrt uns bei der wahrhaftigen Menschwerdung. Das heisst, sie zeigt uns, was es bedeutet, Mensch zu sein. Dadurch verhilft sie uns zu besonnenen Einsichten und Taten.


Eibe: Das Holz fördert den Ahnenkontakt und die Transformation. Der Tod wird zum Lehrmeister des Lebens. Die Eibe unterstützt somit das Sterben und Loslassen alter Dinge und lässt so die Essenz des Lebens klar hervortreten. Begleitet die Visionen und stärkt das innere Wissen um die Lehre aller Dinge. Vor der Kraft der Eibe, hat kein Zauber/Trugbild bestand.


Fichte/Tanne: Das Holz hilft, uns zu erden, um wieder zur inneren Ruhe und Ausgeglichenheit zu kommen. Das Wachstum, die Lebenskraft, die Entschlossenheit und die Ehrlichkeit werden gefestigt, um stürmische Zeiten besser zu bewältigen. Die Tanne hilft beim Erkennen des eigenen Lichtes und der individuellen Einzigartigkeit. Das Durchlichten, das Empfangen und das Umsetzen des Lebensplanes. So weist uns ihr Wesen den richtigen Weg und gibt Klarheit bei verirrenden, verwirrenden Verstrickungen und Abhängigkeiten.


Hasel: Die Hasel lässt uns auch in der winterlichen Zeit nicht erstarren und fordert auf, uns dem Fluss des Lebens hinzugeben. Die Quelle der Inspiration, der Intuition nicht gefrieren zu lassen, die Tore der Ebenen am Leben zu erhalten und ein besseres Verständnis zur eigenen Traumwelt zu entwickeln. Flexibilität, Beweglichkeit, Leichtigkeit und die Fröhlichkeit sind der Hasel eigen.


Birke: Durch den äusseren und inneren Tanz vertreibt sie die negativen Gedanken und die Winterdepression. Sie verweist uns auf die positiven Aspekte des Lebens. Ihr inneres Kind löst Blockaden in körperlicher und seelischer Hinsicht. Auf das wir beschwingt und mit Energie unsere neuen Taten angehen können.


Eiche: Die Eiche ist ein Sinnbild für Stärke, Mut, Härte und Kraft. Die Wiederstandfähigkeit, das Durchhaltevermögen, die Charakterstärke und der Gerechtigkeitssinn der Eiche wirken aufbauend und anregend auf Geist und Seele. Dadurch steigert sich auch die eigene Konfliktfähigkeit, die Bodenständigkeit sowie die besonnene Friedfertigkeit, um fruchtende Gedankengänge zu vollziehen.


Ahorn: Der lichterne, luftige Charakter ist individuell, fröhlich und voller Leichtigkeit. Das Wesen des Ahorns bestärkt unseren Idealismus, die Freiheitsliebe, die Eigenständigkeit, die Selbstfindung und die Gelassenheit. Der Ahorn erhöht unsere Toleranz gegenüber der Vielseitigkeit. Aber auch unseren kommunikativen, nicht selbstbezogenen Ausdruck für den Ausgleich und die Harmonie.


Buche: Sie desillusioniert, bewegt uns ins Hier und Jetzt und verschafft Abstand vom verkrampften Denken. Sie macht uns geduldiger und ausdauernder beim Annehmen von dem, was ist. Sie erhöht die Toleranz und hilft uns zu akzeptieren, dass wir Andere nicht ändern können und lernen müssen uns selbst so anzunehmen, wie wir sind.


Erle: Das Wesen der Erle steht in sinnlicher Verbindung zu den Emotionen. Das Erlenwesen lehrt uns Standhaftigkeit, Schutz, Verteidigung, innere Stärke und Selbstvertrauen. Sie ist ein schützender Schild, der uns stark und doch gefühlvoll und intuitiv sein lässt. Um den Widrigkeiten des Lebens offen und eigenverantwortlich begegnen zu können. Ein Schild, der dennoch die eigenen Ansichten verteidigt und keine Grenzüberschreitungen zulässt.


 


Steven Wolf hat schon als Kind von seiner -Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt in Escholzmatt, wo er zusammen mit seiner -Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für -inte-ressierte Menschen durchführt. Im Lochweidli steht dafür eine eigens gebaute Schuljurte.


Der Efeu ist ein immergrüner Meisterkletterer. Er steht für Halt und Kraft. Besonders hilfreich ist seine Heilkraft bei bronchialen Infekten und Schilddrüsenerkrankungen.




Das Wesen des Efeus ist die Verbindung von Dunkelheit und Licht – die Wurzeln wuchern unbändig in der Dunkelheit, die immergrünen Blätter vermehren sich durch Ausläufer, die über dem Boden ein dichtes Netz bilden und so dem Licht entgegenwachsen. Diese Verbindung von Dunkelheit und Licht verkörpert eine immense, lebensfördernde Kraft. Der starke Bezug zur Wurzelenergie stärkt unsere innere Verbindung zum Boden und stellt das tiefe Vertrauen in die Verbindung zur grossen Mutter Erde wieder her. Deshalb ist der Efeu eine kraftvolle Heilpflanze bei Mangelzuständen, Ängsten und vermindertem Selbstwertgefühl. Der Efeu verfügt zwar über einen starken Halt, ist jedoch nicht an einen festen Standort gebunden. Er hat diesen überwunden. Das rankende Wesen des Efeus verkörpert die Planetenenergie des Merkurs. Sein vibrierendes Vorwärtsschreiten steht für Bewegung und Vitalität. Er sucht sich kriechend, verwurzelnd und vernetzend seinen Weg entlang des dunklen Waldbodens in Richtung des Lichtes. Dies ist eine Einladung für uns, unseren Weg konsequent zu gehen, und uns nicht in Details zu verstricken. Sollte dies passieren, führt uns die Efeuenergie durch ihre hohe Standortflexibilität aus den verfahrensten Situationen heraus, wieder auf neue Pfade.


Gibt Halt und Verwurzelung

Efeu ist ein Tonikum zur Anregung der Geisteskräfte. Er wirkt gegen auszehrende und abbauende Zustände, die unsere Lebenskraft bedrohen. Als immergrüne Pflanze verwende ich das Efeuöl bei Vitalitätsverlust. Bei Muskel- und Gelenksrheumatismus, Gicht und Ischiasschmerzen. Die alles verbindende Kraft des Efeus wirkt aber auch auf den Stoffwechsel und das Hormonsystem. Efeu stimuliert die Ausschüttung von Nebennierenrinden-Hormonen. Diese hemmen Entzündungen und beseitigen Ablagerungen in den Gelenken, damit man weiterhin frei und beweglich bleiben kann. Efeu eignet sich auch zur Hormon-Menstruationsregulierung. Er kann als Tinktur bei zu schwacher Menstruation mit einem zuvor scharfen, wundmachenden Ausfluss helfen. Ebenso bei Schilddrüsenunterfunktionen.


Der Efeu ist der einzige einheimische Wurzelkletterer Mitteleuropas. Trifft er auf ein Kletterhindernis, zum Beispiel einen Baum, schmiegt er sich an dessen Stamm und beginnt, sich windend, über seine Schattenseite an ihm hochzuwachsen. Diese, teilweise über hundert Jahre andauernde Partnerschaft zwischen Efeu und Baum ist ein Zeugnis der Verbundenheit und der Treue. Die Jungtriebe übernehmen mit ihren Haftwurzeln eine statische Wuchssicherung. Nicht nur auf groben Baumrinden, sondern auch auf glatten Oberflächen wie Fensterscheiben oder Hauswänden. Auch hier widerspiegeln sich die Themen Halt und Verwurzelung. Der Efeu erinnert uns daran, dass wir in Zeiten der Veränderung nicht an äusseren Sicherheiten wie ein Zuhause, Geld, Versicherungen oder einer Partnerschaft festhalten sollten. Nicht klammern, zetern oder jammern. Sondern loslassen, sich mit den Ängsten konfrontieren und mutig vorwärtsschreiten.


Der aufwärts schlängelnde Stamm von alten Efeuranken erinnert an Blutbahnen, Adern, Venen und den Darm. Das zeigt, dass Efeu stabilisiert, entschlackt und den Sauerstofftransport im Blut steigert. Allgemein fördert er die Durchblutung und die Durchlässigkeit der Blutgefässe. Er ist ein hervorragendes Venentonikum bei Krampfadern, fördert die Durchblutung der Arterien bei Arteriosklerose und stärkt das Altersherz. Desweiteren kann bei Magen-Darmentzündungen, ständigem Heisshunger, Appetitlosigkeit oder aufgeblähtem Magen an Efeutinktur gedacht werden.


«Der Efeu ist der einzige einheimische Wurzelkletterer.»

Im stillen Dialog mit dem Efeu

Die Botschaft, die mir der Efeu während meiner Meditation gibt, ist das Geben und Nehmen. Es geht um den Ausgleich, um das Naturgesetz des Schenkens und Empfangens. In der Regel wird bei uns Menschen das Geben und Schenken höher bewertet als das Empfangen. Beschenkt zu werden ist uns unangenehm: «Ich bin ein Wanderer und gebe an allen Orten, wo ich vorbeikomme, etwas ab von meiner Substanz. Gleichzeitig nehme ich etwas von der Substanz der jeweiligen Orte in mich auf. Ich beherberge das winterliche Licht der Gastfreundschaft, die Grosszügigkeit und den Schutz vor dem Geiz. Ich bin das Geschenk, die Einheit der Schenkenden und das Schenken um des Schenken Willens. Ein Geschenk ist keine Belohnung. Man kann es sich weder verdienen noch erarbeiten. Um dies zu verstehen, reicht die Fähigkeit deines Verstandes nicht aus. Als Mensch musst du dies erfahren, erst dann wird der Weg zum Gesetz. Entfessle die wandernde Seite in dir und befreie dich von den unnötigen Fesseln der belastenden materiellen Lebenseinstellung. Beginne mit dem freien Aufstieg nach den Geistesgesetzen. Das bedeutet nicht, in Armut zu Leben. Wenn du auf deinem Herzensweg bleibst, oder anfängst ihn zu beschreiten, werden sich die materiellen Bedienungen für das tägliche Leben von selbst einstellen. Es kommt auf dich zu. So öffne ich deinen Geist, damit du wachsamer deinen Weg beschreitest und erkennst, was du zu empfangen und was du zu geben hast». Vielleicht hast du Lust, das Märchen vom Hans im Glück mal wieder zu lesen. Auch diese Geschichte weiht uns ein in die Gesetze des Gebens und Nehmens.



Die aufwärts schlängelnden Efeuranken erinnern an Blutbahnen.


Efeu als Hustenlöser

Das wohl bekannteste Einsatzgebiet des Efeus ist die Heilwirkung auf die oberen Atemwege. Dies aufgrund seiner entzündungshemmenden, antibakteriellen, antiviralen Eigenschaften. Efeu zeigt sich in der äusseren Betrachtung als ein starkes Blattwesen. Dies weist auf ein kraftvolles Wirken im mittleren Pol des Menschen hin, der sich im Brustraum und der Herzgegend befindet. Efeu hat somit einen Bezug zur Atmung und Blutkreislauf. In alten Zeiten wurde das Efeublatt für psychsomatische Herzbeschwerden eingesetzt, um verkrampfte Atemwege und die Bronchialmuskulatur zu erweitern. Es erleichtert die Sauerstoffzufuhr zur Lunge und kann die Atemwege von Entzündungen und Verschleimung befreien. Die Tinktur eignet sich deshalb zur Behandlung von grippalen Infekten mit starker Verschleimung. Sämtliche Bronchialerkrankungen, Asthma, krampfartiger Reizhusten und Rachenentzündungen können gelindert werden. Der säuerliche, bittersüsse Geschmack des Blattes verweist auf die Bereiche Leber, Verdauung, Herz und Milz. Die drei bis fünf dreikantigen, nierenförmigen Samen machen eine Verbindung zur Niere und Gallenblase. Der Efeu kann somit auch die Verdauung unterstützen und den Gallenfluss fördern.


Nach acht bis zehn Jahren des Erklimmens und der Ausprägung der Altersform. Erscheinen zwischen September und November die, in Dolden angeordneten unscheinbaren gelbgrünen Blüten. Sie verströmen einen süsslichen Fäulnisduft, der viele Insekten anlockt, um noch die letzte Blütennahrung vor dem Winter zu verschenken. Die erbsengrossen Früchte reifen über den Winter. Gegen Februar/März hin werden die zuerst grünen Beeren dunkelbraun-blau, später fast schwarz und giftig. Schwarze Beeren symbolisieren unter anderem die Augen, den Blick. Ich verwende Efeublätterwaschungen, sprich Kompressen bei Augenentzündungenreizungen. Die in Dolden angeordneten Beeren erinnern mich an ein Insektenauge. Eine Menge an Augen die eins ergeben. Es ist ein klares Zeichen für den Kugelblick, das heisst, die Fähigkeit zu entwickeln, Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Das hilft, neue Haltungen einnehmen zu können und Lösungen zu finden.


Efeu wirkt heilend auf die oberen Atemwege.

 

Efeu-Kreislauföl herstellen


In hoher Dosierung sind alle Teile des Efeus giftig und dürfen nicht eingenommen werden. Deshalb wird Efeu nicht als Tee, sondern fast nur in Form von fertigen Arzneien angeboten. Unbedenklich ist hingegen die äussere Anwendung als Kompressen oder Öl. Die Herstellung des Efeu-Kreislauföles geht so:

Man benötigt eine gute Handvoll frische oder getrocknete Efeublätter. Die Blätter in kleinere Stücke zupfen, in ein Schraubglas geben und mit kaltgepresstem Olivenöl übergiesen. Das Olivenöl wird bis 5 Millimeter unter den Rand des Schraubglases gefüllt und verschlossen. Den Ölauszug für mindestens drei Wochen an einem warmen Ort ziehen lassen und täglich schwenken. Am Schluss absieben und in dunkle Flaschen füllen. Der Ölauszug ist für die äusserliche Anwendung, zur Massage und für Einreibungen bestimmt. Das Öl kann mit passenden, ätherischen Ölen ergänzt werden werden.


 


Steven Wolf hat schon als Kind von seiner Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt in Escholzmatt, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt. Im Lochweidli steht dafür eine eigens gebaute Schuljurte.

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Belladonna, die giftige Heilpflanze mit ihrer bewusstseinserweiternden Wirkung ist die Hüterin der Schwelle zwischen Sommer und Winter. Sie verschafft mit ihrer Präsenz eine klare Sicht im Hier und Jetzt.




Wir bewegen uns in Richtung Sommerende. Nun beginnt die Zeit der Zwischenzustände. Wir stehen an den Nahtstellen zu den Anderswelten und begleiten den Wechsel von der Reife der Natur hin zum winterlichen «Sterben» der Pflanzenwelt. An diesem Schwellenfest nutze ich die Möglichkeit der Reflektion im Sinne einer Waage. Es ist die Zeit zum Abwägen, die Zeit, um nach Vorne und zurück zu schauen, aber auch das Hier und Jetzt zu prüfen. Wo stehe ich? Was ist von den Samen der Inspiration, die ich im Frühling gesät habe, bereits so ausgereift das es geerntet werden möchte?


Eine der abwägenden Hilfen für diese Zeit ist die dreifaltige Kraft der Nornen. Das sind weibliche Energien, die das mysteriöse Wirken des Schicksals lenken. Die dreifaltige Kraft besteht im abendländischen Sinne aus Urd, Verdani und Skuld. Die weisse Kraft Urd, die Spinnerin, ist die jüngste der Dreien. Sie blickt zurück, symbolisiert die nahe Vergangenheit, wie auch die Karmischen Energien und die Wirkung der Ahnenreihen. Die rote Kraft Verdani, die Weberin, ist die Erwachsene. Ihr Blick ist nach vorne gerichtet und symbolisiert die «Seiende», die Gegenwart. Die schwarze Kraft Skuld, die Schnitterin, ist die Greisin. Ihr Blick richtet sich in die entgegengesetzte Richtung von Urd. Sie ist die werdende Kraft dessen, was uns in der Zukunft erwartet. Das, was es in der Zukunft zu ernten gilt. Die Weisheit der Nornen lautet: Lebe die Kraft von Verdani, der Gegenwart und kümmere dich nicht um die Vergangenheit. Auch nicht um die Zukunft, den das Göttliche findest du einzig im «Hier und Jetzt» der Gegenwart.



Tollkirschen sind zwar giftig, können aber auch heilend wirken.


Das Wesen der Belladonna

Eines der Pflanzenwesen, das mir in dieser Schwellenzeit helfend zur Seite steht, ist die Belladonna, auch Nornenkraut genannt. Ihr offensichtliches äusseres Zeichen für das Wirken der Nornen ist der Hauptstängel der sich aufteilt und sich der Trinität hingibt. Die Belladonna ist ein Wesen der Übergänge. Sie liebt das zwielichtige Grenzgebiet, in dem sich Tag und Nacht begegnen. Das ist deutlich erkennbar an ihren Standorten. Sie wächst gern auf Störfeldern wie Wasseradern, liebt Waldlichtungen, Wegränder, den Halbschatten und ab und zu auch lichtere Orte. Ihre bezaubernden Blüten meiden die direkte Sonne und suchen den Schutz unter den gebildeten Blättern. Die Blüten verströmen um Mitternacht, pünktlich zur Geisterstunde, einen starken, sinnlichen Blütenduft.


In meinem meditativen Dialog mit der Pflanze, fühle ich folgende Kräfte: «In mir wirken Licht und Schatten, Leben und Tod zugleich. Mit meiner Kraft kann ich Materie zerstören. Doch ich bin weit mehr als die Kraft der schwarzen Greisin Skuld, denn in mir verborgen hüte ich das Licht der Erkenntnis. Es ist mein Bestreben, dass ich dir helfe aufzuwachen, den Blick zu schärfen und in vielen Variationen dein inneres und äusseres Erleben zu betrachten. Ich helfe dir, aus der Dualität raus, in die Einheit zu treten. Ich lasse den Schleier deiner Illusionen und deinen konditionierten Denkmustern, Matrix, fallen, damit du die wahre Wirklichkeit erkennen kannst. Ich helfe dir, deine Sinne aus der körperlichen Tätigkeit in die Sphäre der Wahrheit zu erheben. Es ist vergleichbar mit dem Zustand, wenn du morgens beim Aufwachen zwischen Traum und Wirklichkeit schwebst. Zunächst überwiegt die sinnliche, innere Wahrnehmung, dann schaltet sich nach und nach das Ego ein. Die Gedanken beginnen die Sinne zu vernebeln und du schreitest über die Schwelle ins Tagesbewusstsein. Du vergisst den sinnlichen Zustand des nächtlichen Traumes und die Ebene der Zwischenwelt. Die Wesenszüge meiner Giftigkeit werden diesem Prozess Dauerhaftigkeit verleihen. Du wirst erwachen, ohne zu vergessen. Doch es braucht grosse Reife in deiner eigenen Entwicklung, um mich auch richtig zu nutzen. Handle weise, im richtigen Mass und zur richtigen Zeit. Sonst läufst du Gefahr, fundamental zu Erschüttern. Doch zuerst befreie ich dich von all den Formen der überschüssigen Hitze des Krieges, des Hasses und des Zorns und lasse sie Wandeln in die übertragende Kraft der Herzenswärme. Auf dass deine Seele sich nährt und wiegend in der Ruhe der Geborgenheit verweilt. Auch wenn alles um dich herum zusammenbricht.»



Die unspektakuläre Blüten der Belladonna stehen im Kontrast zu ihren intensivdunklen Früchten.


Hüter der Tollkirsche

Ein traditioneller Tor- oder Schwellenhüter der Tollkirsche ist der Wolf. Sein gruseliges Wesen soll Unbefugte davon abhalten, sich in ihr Reich zu begeben. Zur eigenen Sicherheit solltest du nicht aus reiner Neugier die heilige Welt der Belladonna betreten. Beobachte die Pflanze zuerst aus der Ferne, formuliere innerlich eine klare Absicht und warte, bis du eingeladen wirst, den einzutreten in ihr Reich. Der Wolf als Schwellenhüter prüft zuerst die Reinheit des Herzens, gleich dem ägyptischen Totengott Anubis. Genau wie die Hunde sind auch die Wölfe äusserst sensitiv. Unsere Ängste widerspiegeln die Erscheinungsformen des Hüters der Schwelle. Je nach Reinheit unseres Herzens können einem aber auch Dämonenwesen, Drachen, Schlangen, Fratzen, schillernde Elfen und verführerische schöne Frauen begegnen. Aber keine Angst, mit einem reinen Herzen haben wir auch den göttlichen Mut, unseren Dämonen zu begegnen.


Belladonna ist eine Meisterpflanze. Man soll der «Schönen des Waldes» nur mit Umsicht und Ehrfurcht begegnen. Die schwarzen Beeren, die in den fünf-zackigen Stern eingebettet sind, lassen Bewusstwerdung erkennen. Mehr als das: Die giftige Tollkirsche wirkt stark bewusstseinserweiternd, und führt zu einem psychodelischen Rausch. Es ist gefährlich, Beeren oder sonstige Teile einzunehmen, weil die bewusstseinserweiternde Wirkung nicht kontrollierbar ist und zu stark verwirrenden Zuständen führen kann. Im schlimmsten Falle hinterlässt die Beere irreparable Schäden an Körper und Psyche. Eine sichere Anwendung besteht bei der Einnahme von homöopathischen und spagyrischen Heilmitteln. In dieser Form wirkt sie als eine der grossen Allrounderinnen der Pflanzenmedizin.



Die Belladonna kann bei Entzündungen, Sonnenbrand und Verbrennungen helfen.


Belladonna als Heilpflanze

Gleiches mit Gleichem heilen, heisst es in der Homöopathie. Entsprechend verweisen die Vergiftungssymptome der Tollkirsche auf Krankheitszeichen, die sich ähnlich äussern. Belladonna kann als homöopathisches Heilmittel dort helfen, wo Krankheiten plötzlich beginnen, einen heftigen Verlauf zeigen oder sich langsam entwickeln und dann immer stärker werden. Zum Beispiel bei grippalen Infekten oder Kinderkrankheiten. Bei Entzündungen hilft Belladonna im Anfangsstadium, wo Rötung und pulsierende Schmerzen im Vordergrund stehen. Eine typische Belladonna-Anwendung sind Erkältungen als Folge von nassen Haaren oder kaltem Wind. Auch als Folge von zu viel Sonne, kann Belladonna bei einem Sonnenstich, bei Sonnenbrand und Verbrennungen helfen. Ebenso bei heftigen, pochenden Schmerzen, nach Erschütterung und bei Menschen, die von starken Emotionen wie zum Beispiel Wut überrollt werden und diese nicht unter Kontrolle bringen können.


Belladonna kann auch helfen starken Ängsten wie Angst vor der Dunkelheit, Krankheit und dem Tod zu begegnen. Insbesondere die Angst vor Hunden und anderen Tieren. Die Personen, welche Belladonna benötigen sind schreckhaft und neigen zu Neurosen oder Hysterie. Auch bei unruhigem Schlaf, Alpträumen, angstvollem Aufschrecken oder Zähneknirschen kann an Belladonna gedacht werden. Die Tollkirsche ist zudem eine der wichtigsten Heilpflanzen für die Augen. Selbst bei schon herrschendem Glaukom (grüner Star) kann die Belladonna helfen. Atropin, der Hauptwirkstoff der Belladonna, kommt in der Schulmedizin in schwachen Dosierungen in Augentropfen oder als Injektion zum Einsatz. Doch auch in der Homöopathie bleibt die heilsame Wirkung auf die Augen erhalten. Zum Beispiel bei stark geröteten Augen, Bindehautentzündungen, schmerzenden Augenbewegungen, ausgeprägter Lichtempfindlichkeit oder starren, trockenen Augen. Ihre Wirkung ist so vielfältig, dass sie in jeder homöopathischen Hausapotheke einen festen Platz finden sollte.

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